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Pressearchiv

Pressearchiv 2015


13.01.2015

Affenhirnforschung: Ärzte gegen Tierversuche stellen Strafanzeige gegen Tübinger Max-Planck-Institut

Stopp der Versuche gefordert

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche hat bei der Staatsanwaltschaft Tübingen Strafanzeige gegen Forscher des Max-Planck-Instituts für Biologische Kybernetik in Tübingen (MPI) eingereicht. Sie sieht in den Tierversuchen, bei denen Affen Durstqualen und massive Bewegungseinschränkungen erleiden müssen, einen klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und den Straftatbestand der fortgesetzten Tierquälerei erfüllt. Der Verein fordert einen sofortigen Stopp der gesetzeswidrigen Versuche.

Dr. Eisenhart von Loeper, renommierter Tierschutzanwalt und Träger des Bundesverdienstkreuzes für seine Verdienste zur Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz, hat im Auftrag der Ärzte gegen Tierversuche sowie der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz und der Menschen für Tierrechte Baden-Württemberg Strafanzeige bei der Tübinger Staatsanwaltschaft gestellt und sich in einem Schreiben an das für die Genehmigung der Versuche zuständige Regierungspräsidium gewandt. Darin wird gefordert, die Genehmigung aufzuheben, da unter anderem behördliche Auflagen des Genehmigungsbescheids nicht eingehalten werden und zudem die beantragten Versuche vor dem Tierschutzgesetz nicht genehmigungsfähig sind, da eine „ethische Vertretbarkeit“ und eine „hervorragende Bedeutung“ nicht gegeben sind.

Aktueller Hintergrund sind die kürzlich in Stern TV veröffentlichten vom Verein Soko Tierschutz gemeinsam mit der britischen Partnerorganisation des Ärztevereins, BUAV, verdeckt gemachten Filmaufnahmen, die die grausamen Zustände am MPI dokumentieren. Sechs Monate lang hatte ein Tierpfleger die Torturen festgehalten, die die Tiere abgeschottet von der Öffentlichkeit erleiden. Affen werden gewaltsam in den Affenstuhl gezwungen und ihr Kopf wird bewegungslos fixiert. Obwohl vom MPI bestritten, beweisen die Aufnahmen, dass ein Affe betäubt im Primatenstuhl fixiert wird und beim Aufwachen in Panik gerät, sich jedoch in der ausweglosen Situation nicht wehren kann. Die Tiere werden durch Durst gefügig gemacht, so dass sie nach Wunsch des Experimentators Aufgaben am Bildschirm lösen und sich ihre lebensnotwendige Flüssigkeit zwangsweise erarbeiten.

In der 10-seitigen Strafanzeige wird ausgeführt, dass auf Grundlage der gesetzlich geforderten „Nutzen-Schaden-Abwägung“ die Affenhirnversuche nie hätten genehmigt werden dürfen, da schwere und mittelgradige Belastungen der Affen „kein messbarer Nutzen gegenübersteht“.

„Der Verfassungsrang des ethischen Tierschutzes, für den eine große Bürgerbewegung mit meiner Initiative und nachhaltigen Förderung zwölf Jahre bis 2002 erfolgreich gekämpft hat, darf jetzt nicht länger ignoriert und das Leben der Affen darf nicht länger auf uns beschämende Weise qualvoll gebrochen werden“, heißt es in dem Schreiben von Dr. Eisenhart von Loeper an das Regierungspräsidium.

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche hatte bereits 2009 eine Kampagne gegen die Hirnforschung am MPI und weiteren Tübinger Instituten gestartet und über die bis dahin der Öffentlichkeit unbekannten Versuche die politische Diskussion entfacht. Die grün-rote Landesregierung zeigt sich jedoch wenig engagiert, um zu einem Ende der Hirnversuche beizutragen. Bereits bei der Übergabe von über 60.000 Unterschriften durch den Ärzteverein Ende 2011 fand der für Tierschutz zuständige grüne Minister, Alexander Bonde, keine Zeit für die Belange des Tierschutzes. Ein aufgrund der Brisanz unlängst angefragter weiterer Termin des Ärztevereins bei den baden-württembergischen Wissenschafts- und Landwirtschaftsministerien blieb bislang ohne Antwort.

Weitere Information:
Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ >>

Strafanzeige als PDF >>

Pressemitteilung der Erna-Graff-Stiftung >>

 


19.01.2015

1.300 Affen bleibt Tortur im Tierversuchslabor erspart

Israelische Zucht geschlossen

Die berüchtigte Zucht- und Exporteinrichtung Mazor der Firma BFC in Israel muss ihre Tore schließen und 1.300 für Versuchszwecke vorgesehene Affen freigeben. Ein israelischer Multimillionär, der auch eine Katzen- und Hundeauffangstation gegründet hat, hat aktuell dem Betreiber der Affenzucht die Tiere für zwei Millionen Dollar abgekauft. Tierschützer und Tierversuchsgegner hatten zuvor über 20 Jahre lang unermüdlich die Schließung der Affenzucht eingefordert und so maßgeblich diesen Erfolg herbeigeführt. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich hocherfreut und bezeichnet dies als "großartigen Erfolg".

Kurz vor Schließung der Zucht sollten 560 Affen in ein Tierversuchslabor in den USA exportiert werden und auch bei den anderen Tieren stand zur Diskussion, diese an Labors zu verkaufen, was nun gerade noch abgewendet werden konnte. Die Zuchteinrichtung Mazor bei Tel Aviv wurde seit Anfang der 1990er Jahre betrieben. Die über 1.000 Affen stammten teilweise aus Wildfängen aus Mauritius und wurden unter anderem für Medikamententests missbraucht oder an Tierversuchslabors in aller Welt verkauft.

Erst vor gut einem Jahr hatte die staatliche israelische Fluglinie EL Al erfolgreich vor Gericht erreichen können, dass sie keine Affenexporte für Mazor mehr durchführen muss. Der Oberste Gerichtshof Israels bestätigte die Begründung der Fluggesellschaft, dass bereits zahlreiche Fluglinien weltweit keine Affen mehr zur Versorgung der Tierversuchslabors transportieren und somit allein schon deshalb die Weigerung gerechtfertigt sei. Ferner ist seit 2015 in Israel der Export von Wildtieren zu Versuchszwecken verboten.

Die Tatsache, dass die Affen mit Geld freigekauft werden konnten, zeigt wieder einmal, dass es um nichts als Profit geht - auf Kosten der Tiere und letztlich der Menschen, denen vorgegaukelt wird, die Tierversuche würden dem medizinischen Fortschritt dienen.

Die Bewegung „Shut Down Mazor Farm“ und andere Gruppen kämpfen seit Langem für die Schließung der Einrichtung und konnten damit die Voraussetzung schaffen, dass die Affen nicht im Labor zu Tode geforscht werden. Die Affen können leider nicht in die Freiheit entlassen werden. Daher wird nun mit Hilfe von Spendengeldern ein neues Zuhause ohne Leid für sie gebaut. Bis die Tiere in ihr Refugium einziehen können, müssen sie allerdings noch in der Mazor-Farm bleiben. Die Ärzte gegen Tierversuche hatten die Spendenaktion unterstützt.

Die jetzt erfolgte Schließung war letztlich nur durch jahre- und jahrzehntelange weltweite Protestwellen möglich. Vielen Dank an alle, die sich an den Aktionen beteiligt haben. Die Ärzte gegen Tierversuche appellieren nun an die Bürger: Helfen Sie mit, auch den grausamen Affenhandel auf Mauritius zu beenden!

Weitere Information:
Rettet die Affen von Mauritius >>


22.01.2015

Bundesländervergleich zu Tierversuchen

Nordrhein-Westfalen bleibt Spitzenreiter im Negativ-Ranking

Nordrhein-Westfalen bleibt weiterhin „Spitzenreiter in Sachen rückständiger, unethischer Forschung“, gefolgt von Baden-Württemberg und Berlin. Das zeigt die aktuelle Auswertung der Ländertierversuchsstatistiken der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche. In ihrer Deutschlandübersicht zeigt sie, welcher Anteil der Tierversuche auf das Konto der jeweiligen Bundesländer geht.

Im Jahr 2013 mussten laut Ärzteverein in nordrhein-westfälischen Labors über eine halbe Million Tiere (580.978) ihr Leben für fragwürdige Experimente lassen, was fast 20 % der Gesamttierzahl von bundesweit rund 3 Millionen Tieren entspricht. Baden-Württemberg hat mit 495.339 Tieren über 16 % aller in Deutschland verforschten Tiere zu verantworten, gefolgt von Berlin mit über 422.000 Tieren (14 %), so die Ärzte gegen Tierversuche.

In der nordrhein-westfälischen Tierversuchshochburg Düsseldorf müssen nach Information des Vereins Hunde für zahnmedizinische Experimente herhalten. Ratten dienen als „Modell“ für die Depressionsforschung. Das Tier muss in einem Wassergefäß, aus dem es nicht entkommen kann, schwimmen. Wenn die Ratte aufhört zu schwimmen, gilt sie als depressiv. Laut Ärzteverein sind solche Experimente abstrus und für die Entwicklung von Therapien für kranke Menschen irrelevant.

In Baden-Württemberg werden an mehreren Tübinger Instituten noch immer Hirnversuche an Affen durchgeführt, wie sie von den Behörden in anderen Bundesländern aus ethischen Gründen und mangels medizinischen Nutzens nicht gestattet werden. In Berlin entstehen am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) und der Berliner Charité für insgesamt 61 Millionen Euro riesige neue Tierversuchslabors für über 100.000 Mäuse sowie andere Tiere, an denen zweckfreie Grundlagenforschung betrieben werden soll.

Einen großen Anteil an den für Tierversuche getöteten Tieren hat auch Bayern mit 371.000 Tieren (12,4 %). An der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) finden noch immer Xenotransplantationsversuche statt, bei denen das Herz genmanipulierter Schweine in Affen verpflanzt wird. Nach Vorgabe der EU-Tierversuchsrichtlinie sind auch in Deutschland solche Versuche nicht mehr genehmigungsfähig, die Bundesregierung widersetzt sich dieser jedoch. Niedersachsen liegt mit fast 288.000 Tieren (9,6 %) auf Platz 5 der Negativ-Statistik. So wird beispielsweise am Friedrich-Löffler-Institut in Braunschweig die Auswirkung des Klimawandels auf die Ernährung von Schafen untersucht, wofür die Tiere in sogenannten Stoffwechselkäfigen ausharren müssen.

Der Ärzteverein setzt sich seit über 35 Jahren für eine Medizin und Wissenschaft ein, die im Sinne von Mensch und Tier auf moderne, tierversuchsfreie Testverfahren setzt. Die Forschung an menschlichen Zellkulturen, Computersimulationen, Biochips und bildgebenden Verfahren liefern im Gegensatz zum Tierversuch aussagekräftige Ergebnisse für die Humanmedizin.

Weitere Information:
Bundesländervergleich - Negativ-Rangliste zu Tierversuchen >>


19.02.2015

Göttingen - Zentrum des Affenleids

Platz drei der Tierversuchshochburgen Deutschlands

Mit ihrer Faltblatt-Serie „Tierversuche im Brennpunkt“ informiert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche jetzt auch über tierexperimentelle Forschung in Göttingen. Göttingen ist durch den Standort des Deutschen Primatenzentrums (DPZ) nicht nur ein Brennpunkt hinsichtlich der Affenversuche, sondern belegt nach einer Auswertung des Ärztevereins Platz 3 der Tierversuchshochburgen Deutschlands.

Das DPZ führt seit den 70er Jahren Experimente an Affen durch, besonders in den Bereichen der neurologischen Forschung sowie Infektionsforschung wie AIDS- und Hepatitis-Forschung. Die Einrichtung hält rund 1.300 Primaten acht verschiedener Arten vor, u.a. Rhesusaffen, Weißbüscheläffchen und Paviane. Es importiert zum Teil Affen aus ihren Heimatländern, zum Teil züchtet es Affen für eigene Experimente und andere Versuchslabore selbst.

Am DPZ werden ähnliche Affenhirnversuche durchgeführt, wie sie in Bremen und Tübingen justiziabel geworden sind: In sogenannte Primatenstühle fixierte Tiere müssen mit unbeweglich angeschraubtem Kopf Aufgaben am Bildschirm erledigen, während durch ein Bohrloch im Schädel in das Hirngewebe eingeführte Elektroden Hirnströme messen. Durst zwingt die intelligenten Primaten zum Mitmachen. „Die Qual der Tiere kann Jahre dauern, der Nutzen für kranke Menschen ist gleich null“, so Dr. med. Katharina Kühner, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche.

Um einen Impfstoff gegen AIDS zu entwickeln, werden Rhesusaffen mit SIV, dem Affen-Aids-Virus, infiziert. Dazu bekommen die Tiere so lange einmal wöchentlich SIV-Dosen in den Mastdarm eingeführt, bis Viren im Blut nachweisbar sind. Affen-AIDS ist aber nicht mit der menschlichen Immunschwäche-Krankheit zu vergleichen. Obwohl seit Jahren bekannt ist, dass die menschliche AIDS-Form bei Primaten nicht ausbricht, werden weiterhin zahllose unserer nächsten Verwandten in sinnlosen Experimenten missbraucht.

Affen sind jedoch nicht die einzig geplagte Spezies. An der Göttinger Georg-August-Universität wird z. B. versucht, mit Mäusen Alzheimer nachzuahmen. Im Rahmen von „Gedächtnistests“ werden Mäuse gleichzeitig Stromstößen und einem Ton ausgesetzt. Die Tiere schreien und springen auf. Wenn der Ton später erneut erklingt, erstarren die Tiere vor Angst. Genmanipulierte Mäuse zeigen dabei weniger Angst, da sie sich den Zusammenhang von Ton und Schmerz nicht gemerkt haben.

„Bei Mäusen werden künstlich Symptome konstruiert, die mit der Alzheimer-Erkrankung beim Menschen nichts gemein haben“, so Kühner weiter, „Amerikanische Experten publizierten unlängst Studienergebnisse*, die zeigen, dass Alzheimer-Tierversuche nicht auf den Menschen übertragbar sind. Auf diese Weise entwickelte Behandlungsmethoden versagen beim Menschen auf ganzer Linie, heißt es in dem Artikel. Hingegen wird betont, dass Untersuchungen an menschlichen Nervenzellen zielführend sind.“

Die Ärzte gegen Tierversuche fordern eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die Menschen vor Schaden und Tiere vor einem unsinnigen Labortod bewahrt. Die Städte-Infoblatt-Serie mit bereits über 20 Schriften ist ein Beitrag, um Tierversuche aus dem Verborgenen zu holen, und um die Überfälligkeit des Paradigmenwechsels zu einer tierversuchsfreien Forschung zu verdeutlichen. Alle genannten Versuche und etwa 4.500 weitere hat die Ärztevereinigung detailliert dokumentiert in der weltweit einmaligen www.datenbank-tierversuche.de. Göttingen belegt in der Statistik der Datenbank nach München und Berlin den traurigen dritten Platz der Tierversuchshochburgen Deutschlands.

* Quelle: Sarah E. Cavanaugh, John J. Pippin, Neal D. Barnard: Animal Models of Alzheimer Disease: Historical pitfalls and a path forward. ALTEX 2014: 31(3), 279-302

Weitere Informationen:

Infoblatt „Tierversuche im Brennpunkt“, Teil 23: Göttingen als PDF herunterladen >>
oder im Shop bestellen >>
Datenbank Tierversuche >>


27.02.2015

EU akzeptiert weniger Tieropfer für Chemikalientests

Ärzteverein drängt auf vollständig tierfreie Methoden

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) freut sich gemeinsam mit seinem europäischen Dachverband ECEAE über die Änderung der EU-Chemikalienverordnung REACH, welche nun zur Prüfung auf Schädlichkeit von Substanzen für die Fortpflanzungsfähigkeit pro Test rund 1.200 Ratten vor einem Labortod bewahrt. Der Ärzteverein rügt jedoch aufs Schärfste, dass die Verantwortlichen noch immer am unzuverlässigen Tierversuch festhalten und damit nicht nur Tieren, sondern auch Menschen schaden.

Die Chemikalienverordnung REACH gibt Vorgaben zur Testung von Chemikalien. Diese beinhalten zahlreiche Tierversuche wie unter anderem die Zwei-Generationen-Studie zur Prüfung auf Entwicklungsschäden. Hierfür werden Ratten während der Schwangerschaft und Stillzeit Chemikalien per Schlundsonde zwangsverabreicht, ebenso deren Nachkommen und wiederum deren Nachkommen. Die Tiere erleiden häufig Durchfall, Lähmungen, Krämpfe oder andere Vergiftungssymptome. Für jeden Chemikalientest müssen mindestens 2.200 Tiere sterben. Aktuell hat die Europäische Kommission den sogenannten erweiterten Ein-Generationen-Test als Ersatz anerkannt. Dabei wird auf die Testung an der zweiten Generation verzichtet, so dass künftig schätzungsweise nur noch 960 Tiere pro Testsubstanz sterben müssen.

Der erweiterte Ein-Generationen-Test wurde in den USA bereits 2006 von der Pflanzenschutzmittelindustrie vorgeschlagen, 2011 international anerkannt und weitere vier Jahre später nun von der EU-Kommission auch für die Testung von Chemikalien nach der REACH-Verordnung akzeptiert. Der Ärzteverein begrüßt zwar jedes Tierleben, das nicht für Tierversuche herhalten muss, kritisiert jedoch, dass das bloße Reduzieren der Tierzahl nach wie vor ethisch nicht zu vertreten ist und zudem keinerlei Sicherheit vor schädlichen Chemikalienwirkungen bietet. Denn die Übertragung von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen sei immer ein Lotteriespiel, da Mensch und Tier auf ein und dieselbe Substanz ganz unterschiedlich reagieren können. Zudem mussten Tierversuche nie ihre wissenschaftliche Aussagekraft beweisen, sondern wurden ungeprüft in Testvorschriften aufgenommen.

Gemeinsam mit der ECEAE betreibt ÄgT das REACH-Projekt, welches durch Kommentierung von Testvorschlägen und Beratung von Firmen darauf abzielt, Tierversuche zu verhindern. Bislang konnten so mindestens 18.000 Tiere vor einem Chemikalientod bewahrt werden. Dass die EU nun endlich den Ein-Generationen-Test in die REACH-Verordnung aufgenommen hat, sieht der Ärzteverein als Schritt in die richtige Richtung, drängt jedoch auf eine vollständig tierversuchsfreie Testung zum Schutz der Tiere und der Verbraucher.

Weitere Information:
Hintergrundinformationen zur Chemikalienverordnung REACH >>
REACH-Projekt >>


11.03.2015

„Clean up Cruelty“

Ende der Tierversuche für Haushaltsprodukte gefordert

Die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), bei der Ärzte gegen Tierversuche e.V. Mitglied ist, fordert das Ende von Tierversuchen für Reinigungsmittel. Genau vor einem Jahr trat das Einfuhrverbot für an Tieren getestete Kosmetikprodukte und -inhaltsstoffe in Kraft. Die ECEAE hatte die Kampagne vor 20 Jahren gestartet und zum erfolgreichen Abschluss gebracht. An diesem Jahrestag forderten Tierversuchsgegner aus 21 Ländern heute vor dem Houses of Parliament in London von den europäischen Entscheidungsträgern, den nächsten Schritt zu tun und dem weltweit wegweisenden Verbot der Kosmetik-Tierversuche eines im Bereich Haushaltsmittel folgen zu lassen.

Die ECEAE ist ein Bündnis aus führenden, europäischen Tierversuchsgegnerorganisationen, das gegründet wurde, ein Verbot von Tierversuchen in ganz Europa durchzusetzen. Die ECEAE-Mitglieder organisierten eine Aufsehen erregende Aktion mit Bodenwischern und Staubwedeln auf dem Parliament Square in Westminster und zeigten der EU eine 'schmutzige' Karte, um auf die Missstände aufmerksam zu machen und tierversuchsfreie Reinigungsprodukte zu fordern.

Im März 2013 erließ die EU endlich ein Verbot des Imports von an Tieren getesteten Kosmetika, nachdem die ECEAE über 20 Jahre lang dafür gekämpft hatte. Unter anderem führte sie eine groß angelegte Kampagne durch, die europäische Politiker und Verbraucher für das Thema sensibilisierte und eine große Welle der Unterstützung auslöste.

Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche, war bei der Aktion in London dabei: „Das Verbot von Kosmetik-Tierversuchen in der EU ist ein echter Meilenstein und wir sind stolz auf die führende Rolle der ECEAE bei der Erreichung dieses Ziels. Europa muss jetzt den nächsten Schritt tun und Tierversuche auch für Haushaltsprodukte verbieten.“ Nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche erhalten unzählige Kaninchen, Hamster, Ratten und Mäuse Injektionen oder werden vergast, zwangsernährt und getötet, um die Inhaltsstoffe zu testen, die in Haushaltsprodukten für den täglichen Gebrauch enthalten sind, wie z. B. Geschirrspülmittel, Lufterfrischer und Spülmaschinen-Tabs.

In den letzten 20 Jahren hat die ECEAE im Rahmen der Kampagne für das Verbot der Kosmetik-Tierversuche enorme Unterstützung erhalten, auch von einflussreichen Prominenten wie Paul McCartney, Chrissie Hynde und Sienna Miller. Verbraucher, denen das Wohl der Tiere am Herzen liegt, können anhand des Logos mit dem springenden Kaninchen (Leaping Bunny) sicherstellen, dass ihre Kosmetikprodukte ohne Tierversuche hergestellt wurden. Über 600 Unternehmen sind bereits zertifiziert.

Bild zur freien Verwendung (Quelle Ärzte gegen Tierversuche e.V.)
Ende der Tierversuche für Haushaltsprodukte gefordert

Weitere Information:
Kosmetik und Tierversuche >>


16.03.2015

Vortragsreihe in Tübingen

Experten beleuchten Affenhirnversuche in Tübingen

Unter dem Titel „Wer profitiert von meinem Leid?“ laden die bundesweite Organisation Ärzte gegen Tierversuche und der Tübinger Verein Act for Animals ab dem 26. März zu einer Vortragsreihe in Tübingen ein, im Rahmen derer renommierte Experten einer interessierten Öffentlichkeit medizinische, wissenschaftliche, ethische und rechtliche Aspekte der im Brennpunkt stehenden Affenhirnforschung näherbringen.

Gleich an mehreren Tübinger Instituten werden Rhesusaffen durch Durst gefügig gemacht, damit sie mit angeschraubtem Kopf und Elektroden im Gehirn nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm erledigen. Der Ärzteverein fordert seit sechs Jahren mit seiner Kampagne ein Ende dieser grausamen und wissenschaftlich unsinnigen Versuche. Zuletzt in die Kritik geraten war das Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen (MPI). Verdeckt gemachte Filmaufnahmen offenbarten das unermessliche Leid der Tiere sowie offensichtliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Nach Strafanzeigen durch den Ärzteverein und andere Tierschutzorganisationen ermittelt die Staatsanwaltschaft derzeit, hat kürzlich die Räume des MPI durchsucht und Dokumente beschlagnahmt.

Mit ihrer Vortragsreihe wollen die Vereine Ärzte gegen Tierversuche und Act for Animals erneut die Notwendigkeit eines sofortigen Endes der Affenhirnforschung betonen. Mit hochkarätiger Besetzung informieren sie über medizinische, wissenschaftliche, ethische und rechtliche Aspekte. Zudem wird ein Dokumentarfilm gezeigt, welcher die Vorzüge der tierversuchsfreien Forschung anhand konkreter Projekte aufzeigt, sowie eine preisgekrönte Reportage über die Resozialisierung von Schimpansen nach 30 Jahren Isolation im Labor.

Zum Auftakt der Vortragsreihe referiert am 26.3. Dr. med. Rolf Simon, leitender Oberarzt der Hochschulambulanz an der Universität Heidelberg, über die Kritik des Tierversuchs als Erkenntnismodell in der Humanmedizin. Ferner erläutert Dr. med. vet. Hiltrud Straßer, Tierärztin für Kleintiere und Pferde, ethische und wissenschaftliche Hintergründe der medizinischen Grundlagenforschung. Zudem konnte Dr. jur. Eisenhart von Loeper, renommierter Tierschutzanwalt und Träger des Bundesverdienstkreuzes für seine Verdienste zur Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz, als Referent gewonnen werden. Er geht der Frage nach, ob Affenexperimente ein strafbarer Rechtsbruch oder zulässige Wissenschaft sind. Der Rechtsexperte stellte für Ärzte gegen Tierversuche die Strafanzeige gegen die Tierexperimentatoren des MPI.

Alle Interessierten sind eingeladen. Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei.

Vortagsreihe „Wer profitiert von meinem Leid?“

Do, 26.3.2015, 19 Uhr
Vortrag Dr. med. Rolf Simon
Leitender Oberarzt Hochschulambulanz Universität Heidelberg
„Allgemeine Kritik des Tierversuchs als Erkenntnismodell in der Humanmedizin“
Neue Aula, HS 2, Geschwister Scholl Platz 1, 72074 Tübingen

Mi, 22.4.2015, 19 Uhr
Vortrag Dr. jur. Eisenhart von Loeper
Rechtsanwalt und Vorsitzender der Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz, Berlin
„Affenexperimente - strafbarer Rechtsbruch oder zulässige Wissenschaft?
Was bedeuten uns die Mitlebewesen und die Menschenwürde?“
Kupferbau, HS 24, Hölderlinstr. 5, 72074 Tübingen

Mi, 20.5.2015, 19 Uhr
Vortrag Dr. med. vet. Hiltrud Straßer
Tierärztin für Kleintiere und Pferde, Tübingen
„Wissenschaftlichkeit von Tierversuchen und die Frage nach dem vernünftigen Grund“
und Film: „Woran soll man denn sonst testen?“
Kupferbau, HS 24, Hölderlinstr. 5, 72074 Tübingen

Di, 16.6.2015, 19 Uhr
Filmvorführung
„UNTER MENSCHEN - Wiedergutmachung unmöglich“
Preisgekrönte Reportage über die Resozialisierung von Schimpansen nach 30 Jahren Isolation im Versuchslabor.
Ein Film über Wahrheit, Verantwortung und Hoffnung.
Kupferbau, HS 23, Hölderlinstr. 5, 72074 Tübingen

Weitere Information:

Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“

Pressemitteilung vom 13. Januar 2015 >>

www.tuebingen.aerzte-gegen-tierversuche.de

www.act-for-animals.de


25.03.2015

Tierversuche hinter den Kulissen

Ärzteverein präsentiert Buchneuauflage

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuch präsentiert die 3. Neuauflage des Buches „Was Sie schon immer über Tierversuche wissen wollten“. Das Taschenbuch gibt fundiert und verständlich einen Blick hinter die Kulissen des Systems Tierversuch und beantwortet die zentralen Fragen dieses Brennpunktthemas.

Die Hauptautorin Dr. med. vet. Corina Gericke, Tierärztin und stellvertretende Vorsitzende des Ärztevereins, erläutert in dem nun in dritter Auflage erschienenen Buch die brennenden Fragen rund um das kontrovers diskutierte Thema Tierversuch. Sachlich und mit Quellen belegt erhält der Leser Antworten auf 80 zentrale Fragen wie „Warum werden Tierversuche gemacht? oder „Können ohne Tierversuche überhaupt neue Medikamente gefunden werden?“

Für die Neuauflage wurden die wichtigsten Informationen neu recherchiert und übersichtlich zusammengetragen. Der Leser kann sich schrittweise in die Hintergründe einlesen oder ausgewählte Fragen nachschlagen. Mit dem Mythos von der Notwendigkeit des Tierversuchs wird aufgeräumt, indem gut recherchierte Fakten dargelegt werden, welche die Unzulänglichkeit der tierexperimentellen Forschung verdeutlichen. So wird erläutert, warum Versuche am Tier nicht geeignet sind, zum Verständnis und zur Heilung menschlicher Krankheiten beizutragen, im Gegenteil, sogar mehr Schaden als Nutzen verursachen und inwiefern das Kosmetik-Tierversuchsverbot lückenhaft ist.

Das Buch richtet sich an alle, die sich erstmals mit dem Thema befassen oder aber ihre Argumentationsgrundlage weiter festigen möchten. Es ist im Buchhandel oder im Online-Shop des Vereins erhältlich.

Buch: Corina Gericke: Was Sie schon immer über Tierversuche wissen wollten – Ein Blick hinter die Kulissen. Komplett aktualisierte und überarbeitete 3. Auflage des Diskussions- und Argumentationsbuches. Echo-Verlag Göttingen 2015, 128 Seiten, 9,80 €

Buch im Shop bestellen >>


10.04.2015

Mausmobil der Ärzte gegen Tierversuche

Ärzte gegen Tierversuche mit dem Mausmobil auf Info-Tour durch Deutschland

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche e.V. tourt derzeit mit einem speziell gestalteten Fahrzeug, dem „Mausmobil“, durch Deutschland, um die Öffentlichkeit über Tierversuche, deren Folgen für Mensch und Tier sowie über tierversuchsfreie Methoden zu informieren.

Man sieht sie schon von weitem, die riesige weiße Maus auf dem Dach des Transporters. Die auflackierte Botschaft auf dem Fahrzeug macht deutlich, worum es geht. „Sorry, aber wir sind einfach zu verschieden“, steht in einer Sprechblase über der Maus Bertha, darunter die Erklärung, was sie damit meint: „Tierversuche sind schlechte Wissenschaft, da die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragen werden können“. Mit dem „Mausmobil“ genannten Fahrzeug tourt der Verein Ärzte gegen Tierversuche seit Ostersamstag durch Bayern und besucht bis September 2015 auch alle anderen Bundesländer. Dadurch will die Ärztevereinigung ihre Argumente gegen Tierversuche direkt vor Ort, von Mensch zu Mensch, näherbringen und einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen. Neben den Hinguckern auf dem Dach und auf der Seitenwand werden auf einem großen Fernseher im Heck des Fahrzeugs Filme gezeigt, und an einem Infostand daneben informiert der Neurobiologe Christian Ott über die Gefahren des Tierversuchs.

„Mäuse sind die Hauptleidtragenden bei Tierversuchen. Etwa 2,2 Millionen der insgesamt drei Millionen Tiere, die jährlich in deutschen Laboren getötet werden, sind Mäuse. Bei ihnen werden Krebs, Alzheimer, Schlaganfall, Diabetes oder andere menschliche Leiden künstlich hervorgerufen – oft durch Genmanipulation“, erklärt Ott. „Die geschädigten Tiere versucht man im Labor zu ‚heilen‘ – was oft sogar funktioniert. Für die Heilung menschlicher Erkrankungen sind Tierversuche jedoch irrelevant und irreführend. Menschen sind nun einmal keine Mäuse.“

So fallen laut der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA 92% der potenziellen Medikamente, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen haben, beim Test am Menschen durch, entweder weil sie nicht die erhoffte Wirkung haben oder sogar Schaden anrichten.

„Tierversuche geschehen noch immer im Verborgenen und die Grausamkeiten sowie fatalen Folgen für Tiere und Menschen sind kaum bekannt. Zudem blockiert das Festhalten am System Tierversuch die leistungsstarke tierversuchsfreie Forschung“, so Ott. Die Ärzte gegen Tierversuche – bei dem auch Nicht-Ärzte Fördermitglied werden können – lehnen Tierversuche aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen ab und engagieren sich für eine moderne, humane Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die sich am Menschen orientiert und bei der Ursachenforschung und Vorbeugung von Krankheiten sowie der Einsatz tierversuchsfreier Forschungsmethoden im Vordergrund stehen.

Infoseite des Projektes: www.mausmobil.info


16.04.2015

Gemeinsame Pressemitteilung
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
TASSO e.V.

Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche

3 Millionen Tiere leiden in deutschen Laboren

Zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche am 24. April fordern die bundesweiten Organisationen Ärzte gegen Tierversuche, Bund gegen Missbrauch der Tiere und TASSO von der Politik, nicht länger Milliarden Steuergelder in Tierversuche zu investieren. Im Sinne von Mensch und Tier ist eine Kehrtwende hin zu einer ethischen und sinnvollen Forschung ohne Tierleid einzuleiten.

Nach Aussage der Vereine gleichen Tierversuche einem Lotteriespiel mit immensem Risiko, da Ergebnisse nicht zuverlässig vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. So gehen in Deutschland jährlich mindestens 58.000 Todesfälle auf das Konto von Arzneinebenwirkungen. Trotz oder gerade aufgrund der zuvor durchgeführten Tierversuche konnten die fatalen Folgen nicht erkannt werden. Der amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) zufolge versagen am Menschen 92 % der zuvor am Tier getesteten Medikamente.

Neben der wissenschaftlichen Unzulänglichkeit des tierexperimentellen Systems führen die Tierversuchsgegner ethische Aspekte ins Feld. In deutschen Laboren sterben Jahr für Jahr mindestens drei Millionen Mäuse, Ratten, Kaninchen, Fische, Hunde, Affen und viele andere Tiere unter dem Deckmantel des medizinischen Fortschritts. Vielfach jedoch geht es um das Ausleben fragwürdiger Forscherinteressen. So wird untersucht, was im Gehirn von genmanipulierten Mäusen passiert, wenn sie beim Geruch von Fuchskot vor Angst erstarren. Ratten werden gezwungen, bis zur Erschöpfung zu schwimmen, um eine Depression zu attestieren, wenn das Tier aufgibt. Affen werden Elektroden in das Gehirn getrieben, um zu studieren, wie das Tier nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm erledigt.

Tierversuche werden jährlich mit Milliarden Euro aus öffentlichen Geldern finanziert, wohingegen die tierversuchsfreie Forschung mit nur rund vier Millionen Euro gefördert wird. Zum Vergleich: In München entstehen derzeit drei neue Labore für 190 Millionen Euro, das Labor des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems kostet rund 300 Millionen und das neue des Max-Delbrück-Centrums in Berlin etwa 61 Millionen Euro.

Die Vereine fordern die Abschaffung des Systems Tierversuch zugunsten einer ethisch verantwortbaren Wissenschaft, die beispielsweise mittels Computersimulationen, Forschung an menschlichen Zellen, Biochips sowie Bevölkerungsstudien zu klinisch relevanten Ergebnissen kommt und gleichzeitig Tierleid vermeidet. Eine Umwidmung der für Tierversuche verschwendeten Steuermilliarden in tierversuchsfreie Verfahren sei ein erster sinnvoller Schritt.

Der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche geht auf den Geburtstag von Lord Hugh Dowding zurück (24.4.1882 -15.02.1970), der sich im Britischen Oberhaus für den Tierschutz einsetzte. Tierrechtler weltweit begehen diesen Tag mit Aktionen, um auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen. So finden am 18. April auch im ganzen Bundesgebiet zahlreiche Veranstaltungen statt.

Weitere Informationen:
www.tag-zur-abschaffung-der-tierversuche.de
www.bmt-tierschutz.de
www.tasso.net


20.04.2015

Trotz Verbot von Kosmetik-Tierversuche

150.000 Tiere müssen für Botox-Tierversuche qualvoll sterben

Recherchen des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche zufolge wurden 2014 Tierversuche an 150.000 Mäusen für die Testung von Botox-Produkten genehmigt. Die Antwort auf eine jetzt veröffentlichte Kleine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Nicole Maisch (Bündnis 90/Die Grünen) ergab, dass die Bundesregierung keine Handlungsmöglichkeit sieht, und das obwohl Tierversuche für Kosmetika in der EU verboten sind.

Seit November 2014 muss die Bundesregierung sogenannte Nicht-technische Zusammenfassungen zu genehmigten Tierversuchsvorhaben in der Datenbank AnimalTestInfo veröffentlichen. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche fand darin fünf Tierversuchsprojekte zur Testung von Botulinumtoxin – bekannt unter dem Handelsnamen „Botox“ - mit insgesamt 150.000 Mäusen. Das Nervengift wird unter anderem zur Behandlung von Schiefhals eingesetzt, aber auch zur Glättung von Gesichtsfalten.

Bei diesem sogenannten LD50-Test wird eine Probe jeder einzelnen Produktionseinheit der Substanz Gruppen von Mäusen in verschiedenen Dosierungen in die Bauchhöhle gespritzt, um die Dosis zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere einer Gruppe stirbt. Da das Gift die Nerven lahm legt, leiden die Tiere unter Lähmungen der Beine und des Atemmuskels und ersticken schließlich qualvoll bei vollem Bewusstsein. Der Todeskampf kann einige Tage dauern.

Im Jahr 2011 erhielt der Marktführer, die amerikanische Firma Allergan, die Zulassung für eine selbst entwickelte tierversuchsfreie Testmethode mit menschlichen Nervenzellen. Die Frankfurter Firma Merz hat ein solches tierleidfreies System eigenen Angaben zufolge entwickelt und erwartet eine behördliche Anerkennung bis Ende 2015.

„Wozu werden dann noch Tierversuche an so vielen Tieren genehmigt?“, fragt sich Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche. „Besonders erschreckend ist, dass Tierversuche an 60.000 der 150.000 Mäuse auf das Konto der japanischen Firma Eisai gehen“, erklärt Gericke. Diese Firma stellt Botulinumtoxin Typ B her, für das bislang noch kein tierversuchsfreier Test in Sicht ist.

Auch die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Bundestagabgeordneten Nicole Maisch zeigt, dass sich die Bundesregierung mit den Tierversuchen für den Typ B noch nicht auseinandergesetzt hat. Eine Expertengruppe will sich erst Ende 2015 damit beschäftigen. Sowohl Merz als auch Eisai geben die Tests beim Hamburger Auftragslabor LPT in Auftrag.

„Es darf nicht sein, dass es den einzelnen Herstellern überlassen bleibt, wann und wie sie tierversuchsfreie Verfahren entwickeln. Die Bundesregierung ist hier in der Pflicht, Druck auszuüben“, so Tierärztin Gericke. „Botox-Tierversuche sind weder mit dem Tierschutzgesetz, noch dem Tierschutz im Grundgesetz, noch der Kosmetikrichtlinie, die Tierversuche für Kosmetika und deren Rohstoffe verbietet, vereinbar.“

Der Verein fordert gemeinsam mit Maisch, Botox-Tierversuche umgehend zu beenden – wegen ihrer extremen Grausamkeit und weil die Produkte zum großen Teil zu kosmetischen Zwecken eingesetzt werden.

Weitere Information:
Kleine Anfrage >>


04.05.2015

Affenhirnforschung in Tübingen wankt

Ärzteverein begrüßt ersten Etappensieg

Der Tübinger Hirnforscher Nikos Logothetis vom Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik (MPI) will aktuellen Meldungen zufolge die viel kritisierten Affenversuche auslaufen lassen. Die bundesweite Organisation Ärzte gegen Tierversuche begrüßt diesen Schritt und fordert die Einstellung sämtlicher Tierversuche am MPI.

„Dass ein Hirnforscher die jahrelang betriebene Affenhirnforschung einstellt, macht einmal mehr deutlich, dass diese qualvollen Versuche entbehrlich sind. Das MPI sollte endlich den Tatsachen ins Auge sehen und im Sinne von Mensch und Tier die tierversuchsfreie Forschung voranbringen“, so Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche. Nach Aussage des Ärztevereins sind Hirnversuche an Ratten, wie Logothetis sie nun plant, wissenschaftlich unsinnig und ethisch nicht zu rechtfertigen. Hirnforschung direkt am Menschen – natürlich ohne diesen zu schaden – zum Beispiel mit modernen, Bild gebenden Verfahren, ist im Gegensatz zum Tierversuch sinnvoll und medizinisch relevant.

Seit Langem stehen die Affenversuche in der Kritik. Gleich an mehreren Tübinger Instituten werden Rhesusaffen durch Durst gefügig gemacht, damit sie mit angeschraubtem Kopf und Elektroden im Gehirn nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm erledigen. Der Ärzteverein fordert seit sechs Jahren mit seiner Kampagne ein Ende dieser grausamen und wissenschaftlich unsinnigen Versuche und hat die bis dato der Öffentlichkeit unbekannten Missstände ans Licht gebracht. In der Landesregierung haben die Ärzte gegen Tierversuche die Primatenhirnforschung zu einem politischen Thema gemacht, was unter anderem in einer Landtagsdebatte mit Beteiligung der Ärztevereinigung mündete.

Zuletzt stand das Tübinger Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik im Fokus. Dortige, verdeckt gemachte Filmaufnahmen offenbarten das unermessliche Leid der Tiere sowie offensichtliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz. Nach Strafanzeigen durch den Ärzteverein und andere Tierschutzorganisationen ermittelt seit Jahresbeginn die Staatsanwaltschaft. Seither sind die Ärzte gegen Tierversuche mit dem lokalen Verein Act for Animals auch mit einer Vortragsreihe in Tübingen aktiv. Hochkarätige Experten informieren über medizinische, wissenschaftliche, ethische und rechtliche Aspekte zu Tierversuchen. Die Vereine wollen damit verstärkt die Notwendigkeit eines sofortigen Endes der Affenhirnforschung betonen.

Weitere Information:
Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ >>
Pressemitteilung vom 13. Januar 2015 >>

www.tuebingen.aerzte-gegen-tierversuche.de


Bürgerschaftswahl in Bremen

So stehen die Parteien zu Tierversuchen

Anlässlich der am 10. Mai anstehenden Bürgerschaftswahl in Bremen hat der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche Parteien zu Tierversuchen befragt, und kritisiert deren im Ergebnis großteils tierfeindliche Einstellung.

Die Ärztevereinigung hat als Hilfe für die Wahlentscheidung Informationen zusammengestellt, wie die Parteien im Landtag von Bremen zu Tierversuchen stehen. Eine Übersicht mit den wesentlichen Aussagen kann als pdf auf der Internetseite des Vereins heruntergeladen werden.

Weder die SPD noch die CDU sehen sich veranlasst, einen Ausstieg aus dem Tierversuch voranzutreiben, Steuergelder umzuwidmen oder das unzureichende Tierschutzgesetz zu überarbeiten. Die SPD spricht sich immerhin für ein Tierschutzverbandsklagerecht auf Bundesebene und ein Ende der seit Jahren strittigen Bremer Affenhirnforschung aus. Die Bremer Grünen und die Partei Mensch Umwelt Tierschutz fahren einen klaren Kurs in Richtung einer ethischen und modernen Forschung. So lehnen beide Parteien neben den Affenversuchen die Genmanipulation und Patentierung von Tieren ab, treten für eine Novellierung des Tierschutzgesetzes und eine stärkere Förderung tierversuchsfreier Verfahren ein und verfolgen letztlich das Ziel, Tierversuche abzuschaffen. Die Linke unterstützt alle Forderungen zur Stärkung der tierversuchsfreien Forschung, spricht sich jedoch nicht explizit für ein vollständiges Verbot der Tierversuche aus.

Die FDP antworte erst gar nicht auf die Anfrage der Ärztevereinigung. Ebenso die Bürger in Wut und Piraten, jedoch ist bei letzteren beiden jeweils in den Wahlprogrammen unter anderem ein klares Votum für ein Ende der Affenhirnforschung in Bremen enthalten.

„Die Antworten mancher Parteien sowie das teilweise fehlende Interesse, sich mit Fragen zu Tierversuchen zu befassen, führen deutlich vor Augen, welch Defizite in der Politik großenteils vorherrschen, wenn es darum geht, das Grundrecht Tierschutz adäquat in ihr Handeln einzubeziehen“, resümiert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin der Ärztevereinigung. Der Weg zur Etablierung einer Politik, die den gesellschaftlich hohen Stellenwert des Tierschutzes endlich berücksichtigt, ist noch sehr lang und bedarf weiterhin umfassender Aufklärungs- und Lobbyarbeit, so die Ärztevereinigung abschließend.


07.05.2015

Schritt in die richtige Richtung

Baden-Württemberg führt Tierschutzverbandsklage ein

Die bundesweiten Vereine Bund gegen Missbrauch der Tiere und Ärzte gegen Tierversuche begrüßen das aktuell vom Landtag Baden-Württemberg verabschiedete Gesetz der Tierschutzverbandsklage, kritisieren jedoch insbesondere, dass im Bereich der Tierversuche nur die weniger wirkungsvolle Feststellungsklage verankert wurde.

Das Gesetz räumt anerkannten Tierschutzverbänden künftig ein Mitwirkungs- und Klagerecht ein, um tierschutzrelevante Behördenentscheidungen erforderlichenfalls gerichtlich überprüfen zu lassen. Bislang war es nur Tiernutzern möglich, ihre Rechte vor Gericht einzuklagen, nun können anerkannte Tierschutzvereine stellvertretend für die Tiere Rechte einfordern.

Allerdings hat das Gesetz deutliche Schwächen und Beschränkungen. So hatten die Vereine Bund gegen Missbrauch der Tiere und Ärzte gegen Tierversuche auch für den Bereich der Tierversuche das Rechtsmittel der Anfechtungs- und Verpflichtungsklage eingefordert. Das Gesetz sieht bei Tierversuchen jedoch nur die Feststellungsklage vor und ermöglicht das Eingreifen erst nachdem die Genehmigung bereits erteilt ist, ein Tierversuch also nicht mehr verhindert werden kann. Beide Verbände kritisieren, dass rechtswidrige Behördenentscheidungen somit nicht unmittelbar durch das gerichtliche Urteil korrigiert werden können.

Diese erhebliche rechtliche Einschränkung exklusiv für den Bereich Tierversuche erfolgte nicht zuletzt auf Druck des grünen Wissenschaftsministeriums. So stellte Wissenschaftsministerin Bauer kürzlich in einer Sitzung des Wissenschaftsausschusses in Frage, ob die Verbandsklage überhaupt vereinbar sei mit den Interessen der Wissenschaftler. Forschende Institutionen hätten zahlreiche Wünsche an sie herangetragen, wofür nun Regelungen gefunden worden seien, unter anderem durch Reduktion des Klagerechts auf die Feststellungsklage. Die Ministerin betonte, dass dieser Weg wissenschaftsfreundlich ist, da Versuche ohne Verunsicherung und zeitliche Verzögerung durchgeführt werden können und man sich den Forschungsstandort Baden-Württemberg nicht in Misskredit bringen lasse. Das Gesetz würde einen sicheren Rechtsrahmen für die Forscher setzen. Der Bund gegen Missbrauch der Tiere und die Ärzte gegen Tierversuche sind entsetzt, dass die grüne Ministerin den Forschern nach dem Mund redet.

Eine weitere deutliche Einschränkung gibt es bei Vorhaben zur Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren. Hier gelten die Mitwirkungs- und Informationsrechte nur bei sehr großen Tierplatzzahlen, so dass für die allermeisten Vorhaben in der Landwirtschaft die Tierschutzverbände weiterhin keine Mitwirkungsrechte haben.

Bundesweit einmalig ist, dass die anerkannten Tierschutzverbände in Baden-Württemberg ein gemeinsames Büro einrichten müssen, um als zentraler Ansprechpartner den Behörden die Umsetzung der gesetzlichen Verpflichtung zur Beteiligung der Vereine zu erleichtern.

Nach Ansicht der Vereine ist das Tierschutzverbandsklagegesetz zwar ein Schritt in die richtige Richtung, wird jedoch dem sowohl in der Landesverfassung als auch im Grundgesetz verankerten Tierschutz bei Weitem nicht gerecht, da nach wie vor den Interessen der Tiernutzer mehr Gewicht gegeben wird.


12.05.2015

1,15 Millionen Unterschriften gegen Tierversuche

Nach Anhörung in Brüssel muss Kommission Entscheidung treffen

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche begrüßt, dass sich die Europäische Kommission und das Parlament gestern in einer Anhörung mit der Forderung der Bürgerinitiative „Stop Vivisection“ nach einer tierversuchsfreien Forschung befasst haben. Die Initiative, die innerhalb eines Jahres 1,15 Millionen Unterschriften gesammelt hatte, bezweckt im Interesse der menschlichen Gesundheit, Tierversuche zu beenden und durch effektive wissenschaftliche biomedizinische Forschungsmethoden zu ersetzen. Bis Anfang Juni muss die EU-Kommission nun begründen, ob und welchen Handlungsbedarf sie sieht.

Die Ärzte gegen Tierversuche hatten die Bürgerinitiative unterstützt. Europaweit hatten sich über 1,15 Millionen Bürger daran beteiligt, aus Deutschland rund 159.000. Ziel der Bürgerinitiative ist, die EU-Tierversuchsrichtlinie, die erst 2010 verabschiedet wurde, aber vollends die Handschrift der Nutznießer von Tierversuchen trägt, dahingehend zu novellieren, dass Tierversuche abgeschafft und stattdessen Methoden angewandt werden, die eine direkte Relevanz für den Menschen haben.

Auf Grundlage des § 11 des Vertrags von Lissabon ist es Bürgern seit April 2012 möglich, wichtige Anliegen an die Europäische Kommission heranzutragen, die per Gesetz geregelt werden sollen. Die hierfür erforderliche eine Million Unterschriften europäischer Bürger kam innerhalb nur eines Jahres zustande, so dass die Brüsseler Politik sich mit dem Thema auseinandersetzen muss.

Die Initiatoren der Bürgerinitiative, der Zoologe und Tierarzt Dr. André Ménache aus Großbritannien, der Physiker und Zellbiologe Dr. Claude Reiss aus Frankreich und der Biologe Gianni Tamino aus Italien legten während der Anhörung dar, warum tierversuchsfreie Testmethoden im Gegensatz zum Tierversuch verlässliche, für den Menschen relevante Ergebnisse liefern und daher das tierexperimentelle System abgeschafft werden muss.

Im Vorfeld waren die Europa-Abgeordneten mit Protestmails von Seiten der Forscher bombardiert worden, die den Untergang der medizinischen Forschung prophezeiten, sollten Tierversuche eingeschränkt werden.

Der Ärzteverein appelliert an die Entscheidungsträger sich nicht von der Tierversuchslobby beeinflussen zu lassen, sondern die weichgespülte Tierversuchsrichtlinie dahingehend zu überarbeiten, dass einer modernen und ethischen Wissenschaft ohne Tierversuche Vorschub geleistet wird.

Die EU-Kommission muss bis zum 3. Juni entscheiden, ob und welche Maßnahmen Sie bezüglich des Bürgerbegehrens ergreifen wird.

Weitere Information:

Internetseite der Bürgerinitiative >>

EU-Tierversuchsrichtlinie - Hintergrundinfos >>


21.05.2015

Tierversuche in Köln

Mäusehirne in der Mikrowelle gegart

In einem aktuell erschienenen Faltblatt veröffentlicht die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche grausame Fakten über die tierexperimentelle Forschung in Köln, die sich hinter verschlossenen Labortüren abspielt. Der Verein fordert eine Kehrtwende hin zu einer ethischen Forschung ohne Tierleid, die mittels moderner Testmethoden zu klinisch relevanten Ergebnissen gelangt.

Über eine halbe Million Tiere (580.978) werden jährlich in nordrhein-westfälischen Labors zu Tode geforscht, was fast 20 % der bundesweiten Gesamttierzahl von rund drei Millionen Tieren entspricht.

In Köln-Hürth befindet sich die deutsche Niederlassung der amerikanischen Firma Taconic, einer der weltgrößten Züchter für „Versuchstiere“. Der Konzern bietet 4.000 genmanipulierten Ratten- und Mäuselinien an. Die Tiere werden per Katalog feilgeboten und der Kunde kann sich sogar nach Wunsch spezielle „Mausmodelle“ designen lassen. Der Ärzteverein kritisiert, dass Tiere wie Messinstrumente behandelt werden, die nach Gebrauch entsorgt werden, nur damit Experimentatoren sich in realitätsferner und grausamer Forschung ausleben können.

So wird am Zentrum für Anatomie der Medizinischen Fakultät der Universität Köln an einem genmanipulierten „Mausmodell“ Alzheimer simuliert. Tiere verschiedenen Alters werden getötet. Die Gehirne werden zu Untersuchungszwecken entnommen und in einer Mikrowelle aufgebrüht.

An der zu den Kliniken der Stadt Köln gehörenden Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin wird an Schweinen die Auswirkung und Behandlung einer Ecstasy-Vergiftung untersucht. Es werden Schweine verwendet, die durch einen Gendefekt sehr stressanfällig sind und bei der kleinsten Aufregung Herzrasen und besonders leicht eine maligne Hyperthermie, eine lebensbedrohliche Komplikation bei der Narkose, entwickeln. Bei den meisten Schweinen kommt es zu solch schwerwiegenden Symptomen.

An der Deutschen Sporthochschule Köln wird an Ratten erforscht, wie sich das Wachstum während der Kindheit und Jugend auf das Knie und die Schienbeinknochen auswirkt. Die Tiere werden im Alter von 7 oder 13 Wochen getötet und die Schienbeine für Untersuchungszwecke entnommen. Am neuen Cologne Excellence Cluster on Cellular Stress Responses in Aging-Associated Diseases (CECAD) werden Fischen die Schwanzflossen abgeschnitten, um das Regenerationsvermögen zu untersuchen.

Die Aussagekraft solcher Erkenntnisse für die klinische Situation des Menschen ist nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche schon allein aufgrund der Tatsache nicht gegeben, dass Ratten im Gegensatz zum Menschen auf vier Beinen laufen und die Gelenke ganz anderen Beanspruchungen ausgesetzt sind und Menschen anders als Fischen keine Körperteile nachwachsen können. Alzheimer entsteht beim Menschen nicht durch Genmanipulation, sondern die Ursachen sind zum Teil auf die Lebensweise zurückzuführen, zum Teil sind sie noch unklar. Entsprechend erfolglos beim Patienten sind Behandlungsansätze, die auf Erkenntnissen aus Versuchen mit genmanipulierten Mäusen basieren.

Die Ärztevereinigung warnt seit Jahren vor den Gefahren des Tierversuchs mangels Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen und fordert daher im Interesse von Mensch und Tier eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche. Obwohl die Finanzierung von Tierversuchen weitgehend durch Steuergelder erfolgt, werden Informationen darüber unter Verschluss gehalten. In seiner Internetdatenbank dokumentiert der Verein beispielhaft Tausende in Deutschland durchgeführte Tierversuche. Infoblätter über Tierversuche in ausgewählten Städten gibt es außer für Köln in 21 weiteren Orten.

Weitere Informationen:
Infoblatt „Tierversuche im Brennpunkt. Teil 13: Köln“ als PDF >>
Weitere Ausgaben der Schriftreihe „Tierversuche im Brennpunkt“ >>
Datenbank Tierversuche >>


29.05.2015

Stille Protestaktion in Tübingen

Internationale Tierversuchsgegner fordern Freilassung der MPI-Affen

Gemeinsam mit seinen französischen und englischen Partnervereinen One Voice und BUAV macht die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche am 2. Juni 2015 ab 15 Uhr auf dem Tübinger Marktplatz in einem „Stillen Kreis“ symbolisch auf das verborgene Leid der Affen in Tübinger Versuchslaboren aufmerksam. Dazu werden mehr als 80.000 von den Tierversuchsgegnern gesammelte Unterschriften präsentiert.

Die Vereine fordern vom Max-Planck-Institut (MPI) die Herausgabe von sieben aus Frankreich stammenden Affen. Bei den von One Voice genannten Tieren Léa, Hugo, Tom, Lisa, Max, Mila und Lucie wurden noch keine Vorrichtungen auf dem Schädel implantiert. Die drei Vereine sind Mitglied in der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), einem Zusammenschluss Europas führender Tierversuchsgegnerorganisationen. Über 80.000 Bürger haben mit ihrer Unterschrift die Forderung nach dem Ausstieg aus der Affenhirnforschung unterstützt.

„Silent Circle“ ist eine Aktionsform, bei der Aktivisten als Zeichen des Respekts und, um das stille Leid der Tiere zu symbolisieren, schweigend über einen längeren Zeitraum verharren.

An mehreren Tübinger Instituten werden Rhesusaffen durch Durst gefügig gemacht, damit sie mit angeschraubtem Kopf und Elektroden im Gehirn nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm erledigen. Zuletzt in die Kritik geraten war das MPI durch verdeckt gemachte Filmaufnahmen der SOKO Tierschutz und BUAV, die das unermessliche Leid der Tiere sowie Verstöße gegen das Tierschutzgesetz offenbarten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach Eingang mehrerer Strafanzeigen, auch von der Ärztevereinigung, bereits seit Januar.

Die Ärzte gegen Tierversuche fordern nicht nur die Freigabe der sieben französischen Makakenaffen, sondern die Freilassung aller am MPI gefangen gehaltenen Tiere – insbesondere vor dem Hintergrund der Ankündigung des Abteilungsleiters, die Affenhirnforschung in einigen Jahren auslaufen zu lassen. „Es gibt keine Rechtfertigung, die Tiere weitere zwei oder drei Jahre zu quälen. Wir fordern die Verantwortlichen auf, die Zeichen der Zeit zu erkennen und das MPI in ein Exzellenz-Zentrum für innovative, humane Forschung ohne Tierversuche umzuwandeln“, erläutert Dr. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende des Ärztevereins, die bei der Aktion dabei ist.

Bereits 2012 hatte der Ärzteverein über 60.000 Unterschriften an das zuständige grüne Landwirtschaftsministerium überreicht, verbunden mit der Forderung, das Versprechen, die Hirnforschung beenden zu wollen, einzulösen. Taten sind nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche indes nicht gefolgt. Vielmehr sei ein aufgrund der aktuellen Geschehnisse mehrfach angefragter Termin bei den baden-württembergischen Wissenschafts- und Landwirtschaftsministerien bislang ohne Reaktion geblieben.

Fototermin:
„Stiller Kreis“ für die Tübinger Affen: Dienstag, 2. Juni 2015, 15-16.30 Uhr, Tübingen Am Markt

Weitere Information:
Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ >>


04.06.2015

Trotz 1,1 Millionen Unterschriften der Bürgerinitiative Stop Vivisection

EU-Kommission will Tierversuche nicht verbieten

Die EU-Bürgerinitiative Stop Vivisection hatte innerhalb eines Jahres 1,17 Millionen Unterschriften gesammelt, mit dem Ziel, die aktuelle Tierversuchsrichtlinie zu erneuern und Tierversuche zu verbieten. Die EU-Kommission lehnte dieses Ersuchen nun ab. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich enttäuscht.

Die EU-Kommission sei überzeugt, dass alle Tierversuche in Europa beendet werden sollen, heißt es in ihrer Pressmitteilung, allerdings noch nicht jetzt. Als Reaktion auf die Bürgerinitiative will die EU-Kommission „eine Reihe von Maßnahmen einleiten, um die Aufnahme und Anwendung alternativer Methoden zu beschleunigen“, heißt es in der Meldung weiter.

Für die Ärzte gegen Tierversuche sind das Lippenbekenntnisse. „Die derzeitige EU-Tierversuchsrichtlinie verwaltet Tierversuche, ist aber weit davon entfernt, sie zu verhindern“, erläutert Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärztevereinigung. „Es bestand die Hoffnung, dass die Richtlinie aufgrund der Bürgerinitiative wenigstens etwas im Sinne der Tiere nachgebessert wird“, so die Tierärztin weiter. Die Ärzte gegen Tierversuche werden die Kommission beim Wort nehmen und auf die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen drängen.

Pressemitteilung der EU-Kommission, 3.6.2015 >>

Pressemitteilung der ÄgT zur Anhörung vor dem EU-Parlament, 12.5.2015 >>


15.06.2015

Gemeinsame Pressemitteilung
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Testbiotech e.V.

Anzahl der Tierversuche mit gentechnisch veränderten Tieren innerhalb von zehn Jahren verdreifacht

Bundesregierung sieht dennoch keinen Anlass für Maßnahmen

Die Bundesregierung hat auf Anfrage der Grünen-Abgeordneten Nicole Maisch bestätigt, dass die Anzahl der Versuche mit gentechnisch veränderten Tieren in den letzten zehn Jahren stark angestiegen ist. Dazu legte sie erstmals Zahlen über einen längeren Zeitraum vor: seit 2004 stieg demnach die Anzahl der Tiere von 317.777 auf 947.019 im Jahr 2013. Besonders betroffen sind Mäuse (Anstieg von 302.143 auf 900.433 Tiere) und Fische (1483 auf 39.019). Die meisten Tiere wurden in der Grundlagenforschung eingesetzt. Diese Zahlen erfassen längst nicht alle gentechnisch veränderten Versuchstiere. So wurden bisher insbesondere die Nachkommen der Tiere kaum oder gar nicht erfasst. Eine entsprechende Nachweispflicht gilt erst seit 2014.

„Der Trend zu immer mehr genmanipulierten Tieren ist auch aus medizinischer Sicht problematisch“, sagt Dr. med. vet. Corina Gericke von Ärzte gegen Tierversuche. „Mäuse und andere Tiere werden genmanipuliert, um menschliche Krankheiten nachzuahmen. Doch diese Krankheiten haben vielfältige Ursachen und sind eben nicht durch das Ein- oder Ausschalten eines einzelnen Gens bedingt“, so Gericke weiter.

Der Antwort der Bundesregierung auf die Anfrage der Grünen-Abgeordneten ist zu entnehmen, dass bislang keinerlei Maßnahmen geplant sind, um den Schutz der Tiere zu verbessern. Auch in der Erteilung von Patenten auf Tiere, die zu einem kommerziellen Anreiz für Tierversuche führen können, sieht das Ministerium des zuständigen Bundesministers Christian Schmidt kein Problem.

„Wie man auch immer häufiger auf Fachkongressen hört, bringen genmanipulierte Tiere für die Humanmedizin nicht den erwarteten Nutzen. Die Zukunft liegt vielmehr in Chipsystemen, die den menschlichen Organismus genauer simulieren können als jedes gentechnisch veränderte Tier. Diese Chips können für die Entwicklung wirksamer Therapien eine entscheidende Hilfe werden. Um den Ausstieg aus dieser Spirale von immer mehr Tierleid zu schaffen, muss der Ausbau dieser Chipsysteme massiv gefördert werden“, so Dr. Christiane Hohensee vom Bundesverband Menschen für Tierrechte.

Der Trend zu immer mehr Versuchen mit gentechnisch veränderten Tieren ist nicht allein auf Deutschland beschränkt. So stellt auch die EU-Kommission in ihrem Tierschutzbericht 2013 fest, dass es hier in den letzten Jahren einen starken Anstieg gegeben hat. In England liegt die Zahl der Versuche mit gentechnisch veränderten Tieren zum Beispiel bei über zwei Millionen pro Jahr. Erst letzte Woche hatte Testbiotech einen Bericht veröffentlicht, in dem gezeigt wird, dass die Zunahme auch durch Geschäftsinteressen bedingt ist: Der Handel mit gentechnisch veränderten Versuchstieren ist längst zu einem lukrativen Geschäft geworden. Diese Entwicklung ist auch Thema der Tagung „Der patentierte Affe“, die am 17. Juni in Berlin stattfindet.

Weitere Informationen:

Link zur Antwort der Bundesregierung und zur Anfrage der Grünen: www.testbiotech.org/en/node/1275

Der Bericht von Testbiotech: www.testbiotech.org/node/1265


Europaweiter Aktionstag gegen Botox-Tierversuche

Proteste in Bonn, Braunschweig, Düsseldorf, Kassel, Karlsruhe und Köln

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ruft für Samstag, 20. Juni 2015 gemeinsam mit ihren EU-weiten Partnern bei der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen zu Protestaktionen gegen Botox-Tierversuche auf. Denn noch immer wird das Antifaltenmittel in qualvollen Mäuseversuchen getestet, obwohl eine tierversuchsfreie Methode vorhanden ist. Im Fokus der Kritik stehen insbesondere die Frankfurter Firma Merz, der britische Hersteller Ipsen und die japanische Firma Eisai. In Deutschland finden am 20.6. Aktionen in Bonn, Braunschweig, Düsseldorf, Kassel und Karlsruhe statt, in Köln eine Woche später am 27. Juni.

Recherchen der Ärzte gegen Tierversuche zufolge wurden 2014 allein in Deutschland Tierversuche an 150.000 Mäusen für die Testung von Botulinumtoxin-Produkten (kurz: „Botox“) genehmigt, davon 90.000 von der Firma Merz und 50.000 von der Firma Eisai. Beide Konzerne lassen ihre Tierversuche im Auftragslabor LPT in Hamburg durchführen. Dabei wird jede Produktionseinheit der Substanz getestet, indem sie Gruppen von Mäusen in verschiedenen Dosierungen in die Bauchhöhle gespritzt wird, um die Dosis zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. Für die Tiere bedeutet das einen oft tagelangen Todeskampf. Das Nervengift führt zu Atemlähmungen, bis die Mäuse bei vollem Bewusstsein ersticken.

2011 erhielt der Marktführer von Botox-Produkten, die amerikanische Firma Allergan, die Zulassung für eine selbst entwickelte tierversuchsfreie Testmethode mit menschlichen Nervenzellen. Merz hat eigenen Angaben zufolge ein Zellsystem entwickelt und erwartet eine behördliche Anerkennung bis Ende 2015.

„Die Tierversuche sind so qualvoll, dass wir die Firmen auffordern, sie bis zur Anerkennung ihrer In-vitro-Methoden einzustellen“, so Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche, „Zudem ist der Mäuse-Test wissenschaftlich ungenau, so dass auch Menschen einer potenziellen Gefahr ausgesetzt werden.“ Dies sind nicht nur Menschen mit Anti-Falten-Wunsch, denn Botox gilt als Arzneimittel, auch wenn es größtenteils für kosmetische Zwecke angewandt wird.

Der Verein kritisiert aufs Schärfste die Tatenlosigkeit der Bundesregierung. Denn Botox-Tierversuche seien weder mit dem Tierschutzgesetz, noch dem Tierschutz im Grundgesetz, noch der EU-Kosmetikrichtlinie, die Tierversuche für Kosmetika und deren Rohstoffe verbietet, vereinbar. Er sieht die Politik in der Pflicht, auf Hersteller einzuwirken und Anerkennungsverfahren zu beschleunigen.

EU-weit rufen die Tierversuchsgegner bereits im vierten Jahr zum Aktionstag gegen Botox-Tierversuche auf – um die Öffentlichkeit zu informieren und die Hersteller dazu zu bewegen, die Tierversuche umgehend zu beenden und auf eine tierversuchsfreie Testung umzustellen.

Weitere Informationen:

Kampagne: www.botox-tierversuche.de


15.07.2015

Affenhandel auf Mauritius schadet Tourismus

Umfrage: Europäer wollen keinen Urlaub machen, wo Affen fürs Versuchslabor gezüchtet werden

Einer heute veröffentlichten Umfrage* unter 3.346 Personen in fünf europäischen Ländern zufolge wissen 92 % der Touristen, die Mauritius besucht haben oder besuchen wollen, nicht, dass das Land Affen für die Tierversuchsindustrie züchtet und exportiert. Für 53 % der Befragten ist dies ein Grund, die Insel nicht oder nicht wieder zu besuchen.

Mauritius, der Inselstaat im Indischen Ozean, ist bei europäischen Touristen beliebt dank des tropischen Klimas, seiner herrlichen Strände, des kulturellen Erbes und der außergewöhnlichen Tierwelt. Doch das Urlaubsparadies hat eine Schattenseite. Zehntausende Langschwanzmakaken werden in zahlreichen Farmen gefangen gehalten; viele der Tiere stammen aus der Wildnis. Aus ihrer Dschungelheimat und ihren Familienverbänden gerissen, müssen sie ihr Leben als Zuchtmaschinen hinter Gittern verbringen. Ihre Jungen werden an die Tierversuchsindustrie in den USA und Europa verkauft. Eingepfercht in kleine Kisten werden sie um den Globus geflogen, um im Tierversuchslabor zu Tode gequält zu werden. Air France ist die einzige Passagierfluglinie, die sich noch an diesem schmutzigen Geschäft beteiligt.

Eine von der internationalen Organisation Cruelty Free International (früher BUAV) in Auftrag gegebene Meinungsumfrage hat nun ergeben, dass 92 % der 3.346 befragten Mauritiusurlauber nichts von dem Affenhandel wussten. Nachdem sie davon erfahren haben, würden 53 % von ihnen ihren Urlaub lieber woanders verbringen. 2014 besuchten über eine Million Touristen die Urlaubsinsel, die vor allem bei Franzosen, Briten und Deutschen beliebt ist. Die Tourismusbehörden von Mauritius arbeiten verstärkt daran, ein grünes Image für ethisch denkende Touristen zu vermitteln.

Doch dieses umweltfreundliche Image wird überschattet durch die Rolle, die der Inselstaat für die internationale Tierversuchsindustrie spielt. Mauritius ist nach China der zweitgrößte Exporteur von Langschwanzmakaken. Im Jahr 2014 exportierte Mauritius 8.991 Affen, davon 1.882 nach Frankreich, 1.154 nach Großbritannien, 1.077 nach Spanien und 373 nach Deutschland. Dennoch ist der Affenhandel wirtschaftlich unbedeutend; er macht nur 2 % des Umsatzvolumens der Tourismusindustrie des Landes aus.

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass ethische Kriterien bei der Wahl des Urlaubsziels eine wichtige Rolle spielen. Ein Land, das seine wildlebenden Affen brutal ausbeutet, muss mit Tourismus-Einbußen rechnen. Mehr als die Hälfte (57 %) der Befragten würde ein solches Land nicht unterstützen und fordert ein Ende des Affenhandels. Jeder Siebte (14 %) denkt, dass man mit der Wahl seines Urlaubsziels ein Signal gegen das grausame Geschäft auf Mauritius setzen kann.

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche fordert Mauritius auf, den Handel mit Affen zu verbieten und die Farmen zu schließen. „Primaten für den Tod im Labor zu züchten, ist nicht nur ethisch falsch, sondern auch wirtschaftlich ein Eigentor, wenn die Touristen deswegen wegbleiben“, ist Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende des Vereins überzeugt. „Mauritius soll ein Paradies für alle werden – auch für die Affen.“

Der Ärzteverein unterstützt die Online-Petition von Cruelty Free International an den Tourismusminister von Mauritius, Hon. Charles Gaëtan Xavier-Luc Duval.

* Die Umfrage wurden von Cruelty Free International in Auftrag gegeben und zwischen dem 7. und 12. Mai 2015 durch Censuswide in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und der Schweiz durchgeführt.

Weitere Informationen

Aktionsseite „Rettet die Affen von Mauritius“ >>

Aktionsseite „Air France fliegt Affen ins Labor“ >>


17.07.2015

Affenhirnforschung unethisch und medizinisch nutzlos

Ärztevereinigung entkräftet Pauschalbehauptungen Tübinger Experimentatoren

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche hat aktuell eine Stellungnahme veröffentlicht, in der sie die vom Tübinger Max-Planck-Institut (MPI) vorgeschobenen Argumente für die Affenhirnforschung fundiert widerlegt.

Am Tübinger MPI sowie an weiteren Instituten werden Rhesusaffen durch Durst gefügig gemacht, damit sie mit angeschraubtem Kopf und Elektroden im Gehirn nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm erledigen. Seit über sechs Jahren fordert die Ärztevereinigung den Ausstieg der aus der ihrer Ansicht nach wissenschaftlich unsinnigen und unethischen Grundlagenforschung am Affenhirn. Im September letzten Jahres hatten von BUAV und Soko Tierschutz verdeckt gemachte Filmaufnahmen erneut für Aufsehen gesorgt, welche das unermessliche Leid der Tiere sowie offensichtliche Verstöße gegen das Tierschutzgesetz offenbarten. Ärzte gegen Tierversuche und andere Vereine stellten Strafanzeige.

Während die Staatsanwaltschaft noch ermittelt, versucht das MPI nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche mit fadenscheinigen Argumenten seine qualvolle Affenhirnforschung pauschal zu rechtfertigen. Basierend auf einer wissenschaftlichen Ausarbeitung ihres britischen Partnervereins BUAV hat die Ärztevereinigung diese entkräftet, irreführende Behauptungen widerlegt und die Notwendigkeit eines sofortigen Ausstiegs aus den Versuchen im Detail fundiert dargelegt.

So heißt es in der Stellungnahme, dass die Bedeutung der Erkenntnisse aus der ethisch vertretbaren Forschung am Menschen von Affenexperimentatoren unterbewertet und der angebliche Nutzen der Affenhirnforschung überbewertet wird. Die Funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) etwa wurde bereits in den 1980er Jahren durch zwei unabhängige Forschergruppen in den USA ohne den Einsatz von Affenversuchen entwickelt und wird in der Klinik eingesetzt. Insofern hat die Affenhirnforschung des MPI an dieser Entwicklung keinen Anteil und es fehlt jeder Nachweis, dass medizinische Durchbrüche auf Primatenforschung zurückzuführen sind, wie pauschal von Experimentatoren angeführt. Zur Rechtfertigung der Affenexperimente werden standardmäßig auch die Behandlung von Alzheimer und Parkinson vorgebracht. Tatsächlich, so hält der Ärzteverein dagegen, ist es höchst spekulativ, ob die im reinen Grundlagenforschungsbereich angesiedelten Fragestellungen, wie Affen Gesichter, Farben oder Klänge verarbeiten, jemals zu einer Anwendung in der Humanmedizin beitragen.

Im Gegensatz zu Hirnversuchen an Affen haben Fallstudien von Patienten mit Hirnverletzungen zum Verständnis der Hirnfunktion wesentlich beigetragen. Kopfelektroden sowie die fMRT finden Verwendung, um die Hirnaktivität wacher Freiwilliger zu untersuchen. Elektrische Stimulation und invasivere Ableitung von Hirnaktivität können auch während hirnchirurgischer Eingriffe durchgeführt werden. Diese Verfahren haben menschenspezifische Zusammenhänge zwischen Hirnstruktur, Funktion, Verhalten und Schäden aufgedeckt.

„Bezogen auf Tierversuche generell, führen Studien zufolge Resultate aus der tierexperimentellen Grundlagenforschung zu fast 100% zu keinem anwendbaren Ergebnis in der Humanmedizin“, so Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin des Ärztevereins. Die Stellungnahme schließt mit dem Fazit, dass die Affenhirnforschung eine ausgesprochen schlechte Kosten-Nutzen-Bilanz hat, d.h. das hohe Tierleid einem nicht vorhandenen Nutzen für die Humanmedizin gegenübersteht. Gemäß der Tierversuchsrichtlinie 2010/63/EU dürfen solche Tierversuche nicht genehmigt werden - insbesondere wenn diese Forschung sinnvoll und schmerzfrei an Menschen durchgeführt werden kann und parallel auch schon durchgeführt wird.

Weitere Information:

Stellungnahme als PDF


27.07.2015

Tierrechtler fordern Tierversuchsverbot für Putzmittel

EU-weiter Kampagnenstart

Der europäische Dachverband ECEAE des deutschlandweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche gibt heute den Startschuss für seine EU-weite Kampagne CleanUpCruelty mit dem Ziel, den Tierversuchen für Haushaltsprodukte ein Ende zu setzen.

Die ECEAE, die die führenden europäischen Tierversuchsgegnerorganisationen vereint und für ein vollständig tierversuchsfreies Europa eintritt, will mit ihrer aktuellen Kampagne die Politik in Brüssel dazu bewegen, ein Verbot für Tierversuche zur Testung von Haushaltsprodukten wie Spülmittel, Lufterfrischer, Möbelpolitur oder Badreiniger auf den Weg zu bringen. Dank des unermüdlichen Einsatzes der ECEAE konnte nach 25 Jahre langem Ringen im März 2013 die Einfuhr von an Tieren getesteten Kosmetikinhaltsstoffen als Meilenstein erreicht werden. Die heute in 15 Ländern gestartete Kampagne ist die konsequente Fortführung dieses Erfolges. Ein Mittel zur Unterstützung seitens der EU-Bürger ist eine Online-Petition* an Martin Schulz, den Präsidenten des Europäischen Parlaments.

Analog den Kosmetika zeigen zahlreiche Firmen wie beispielsweise Ecover oder Marks and Spencer schon lange, dass es möglich ist, sichere Haushaltsprodukte ohne Tierleid herzustellen. Die ECEAE vergibt an solche Firmen das Siegel des springenden Kaninchens.

Dennoch müssen in ganz Europa noch immer Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Ratten und Mäuse zur Testung von Putzmitteln sterben. Um die Giftigkeit einer Substanz zu untersuchen, wird diese den Tieren beispielsweise über unterschiedliche Zeiträume zwangsgefüttert oder sie müssen sie inhalieren. Häufig führt dies zu schweren Symptomen wie Erbrechen, inneren Blutungen und Organschäden, bis am Ende letztlich alle Tiere getötet werden.

Nach Ansicht der Ärztevereinigung ist es weder aus ethischer noch aus wissenschaftlicher Sicht tragbar, dass Tiere in Versuchen leiden und sterben müssen. Produkte würden dadurch weder sicher für Verbraucher, noch entspreche dies dem Wunsch des Großteil der Bevölkerung, der keine Waren will, die auf Tierleid basieren.


*Übersetzung des Petitionstextes: Wir, die Unterzeichner, sind schockiert, dass Tierversuche für Haushaltsprodukte in der EU noch erlaubt sind. Wir fordern die Europäische Union auf, ein umfassendes Tierversuchsverbot für Haushaltsprodukte einschließlich ihrer Inhaltsstoffe zu schaffen, dergestalt, wie sie es mit Tierversuchen für die Kosmetik getan hat.

Schluss mit Tierversuchen für Haushaltsprodukte


29.07.2015

Affenhirnforschung: Ärzteverein wirft grün-roter Landesregierung Klientelpolitik vor

Grüne Ministerien hüllen sich in Schweigen

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich enttäuscht von den grünen Wissenschafts- und Landwirtschaftsministerien in Baden-Württemberg, die entgegen aller Versprechen die Hirnforschung an Affen nicht beenden wollen und den Dialog mit der Tierschutzseite nicht wünschen. Der Verein wirft der Landespolitik Klientelpolitik vor, da mit dem Festhalten an der Affenforschung rein elitären Forscherinteressen entsprochen und letztlich der medizinische Fortschritt blockiert würde.

Während im Wahlprogramm der baden-württembergischen Grünen 2011 noch zu lesen war, man wolle die „grausame Hirnforschung an Affen“ im Land beenden, wollen die beiden grünen Landwirtschafts- und Wissenschaftsministerien ¬¬– kaum waren sie an der Regierung – offensichtlich von ihrem Versprechen nichts mehr wissen. Wiederholte Anfragen der Ärzte gegen Tierversuche für einen Gesprächstermin und zur Übergabe von mehr als 40.000 Unterschriften blieben auch nach einem Dreivierteljahr unbeantwortet. Dagegen findet seitens Wissenschaftsministerin Bauer ein reger Austausch mit den Tierexperimentatoren statt. Deren Pauschalbehauptungen der angeblichen medizinischen Notwendigkeit der Affenversuche machte sich die Ministerin nach ausgiebigen Besichtigungen, für die sie sich Zeit nahm, zu eigen. Auch der für Tierschutz zuständige Minister Bonde zeigte von Beginn an kein Interesse an den Belangen der Tierschützer – so fand er bereits 2011 keine Zeit, die damals über 60.000 gesammelten Unterschriften entgegenzunehmen.

„Das Verhalten der beiden Ministerien lässt die Schlussfolgerung zu, dass hier eine ethische und fortschrittliche Medizin und Wissenschaft, die nicht nur Tieren Leid erspart, sondern kranken Menschen hilft, offenbar nicht gewollt ist“, kommentiert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin der Ärzte gegen Tierversuche. Die Ärztevereinigung hat kürzlich eine wissenschaftliche Stellungnahme* veröffentlicht, die belegt, dass die seit Jahrzehnten praktizierte Hirnforschung an Affen keinerlei medizinische Relevanz hat. So wird standardmäßig die Behandlung der Erforschung von Alzheimer und Parkinson als Rechtfertigung der Tierversuche vorgebracht. Tatsächlich ist es höchst spekulativ, ob die im reinen Grundlagenforschungsbereich angesiedelten Fragestellungen, wie Affen Gesichter, Farben oder Klänge verarbeiten, jemals zu einer Anwendung in der Humanmedizin beitragen.

Dennoch werden auch unter der grün-roten Landesregierung in der per Definition zweckfreien Grundlagenforschung am Tübinger Max-Planck-Institut (MPI) sowie an weiteren Instituten Rhesusaffen durch Durst gefügig gemacht, damit sie mit angeschraubtem Kopf und Elektroden im Gehirn nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm erledigen. Seit über sechs Jahren fordert die Ärztevereinigung den Ausstieg aus den Versuchen. Von den Organisationen BUAV und Soko Tierschutz am MPI verdeckt gemachte Filmaufnahmen legten vor wenigen Monaten den Verdacht rechtswidrigen Verhaltens nahe, die Staatsanwaltschaft hatte Dokumente beschlagnahmt und ermittelt derzeit noch.

In ihrer Begründung für die Forderung nach einem sofortigen Verbot der Affenversuche verweist die Ärztevereinigung auch auf die Einschätzung der Genehmigungsbehörden anderer Bundesländer, die derartige Projekte nicht mehr genehmigt haben, da das Leid der Affen als zu hoch und der medizinische Nutzen als nicht gegeben erkannt wurden. In seinem Ablehnungsbescheid legte beispielsweise das in Berlin zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales dar: „Um einem lebensbedrohlichen Leiden (Durst) zu entrinnen, fügt sich das Tier in ein anderes erhebliches Leiden (Kopffixierung im Primatenstuhl)“.

Weitere Information:

*wissenschaftliche Stellungnahme der Ärzte gegen Tierversuche >>

Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ >>


05.08.2015

Neue Erfolge beim Osteuropa-Projekt „Tiere retten mit Computern“

50.000 Tieren bleibt jährlich Tod für die Uni erspart

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche freut sich, konnte sie trotz des Kriegs in der Ukraine im ersten Halbjahr 2015 vier neue universitäre Institute in der Ukraine – jeweils zwei in Kiew und Rivne – mit tierversuchsfreien Lehrmethoden bestücken. Durch das Spenden finanzierte Projekt kann der Ärzteverein nun bereits jährlich über 50.000 Tiere vor dem Tod für die studentische Ausbildung bewahren.

Mit dem Osteuropa-Projekt bestückt Ärzte gegen Tierversuche Universitäten in der Ukraine mit tierleidfreien Lehrmethoden wie Laptops, Beamern, Computerprogrammen, Filmen und Modellen. Die entsprechenden Institutsleiter verpflichten sich per Vertrag, auf Tierversuche dauerhaft zu verzichten. Seit Start des Projekts in 2008 wurden bisher in 16 Städten der Ukraine Verträge mit 46 Instituten geschlossen. Auch in Kirgisien und Usbekistan gibt es erste Einsteiger. Das Projekt ist eine der wenigen Möglichkeiten, Tierversuche zu verhindern und so direkt Tierleben zu retten. Insgesamt sind es jetzt rund 53.000 Tiere (Wirbeltiere wie Ratten, Frösche, Kaninchen, Hunde und Katzen sowie Wirbellose wie Insekten und Krebse) pro Jahr, die nicht mehr getötet bzw. gar nicht erst geboren werden, um qualvoll zu sterben.

Die vier neuen Institute sind: in Kiew die Fakultät für Biomedizinische Technologien an der Offenen Internationalen Universität für die Entwicklung des Menschen und das Institut für Pathophysiologie der Nationalen Medizinischen Universität, in Rivne das Institut für Gesundheit und Physiotherapie an der Nationalen Universität für Wassermanagement sowie das Institut für Biologie der Staatlichen Humanitären Universität.*

„In der Ukraine treffen wir auf starkes Interesse, sowohl bei den Dozenten als auch bei den Studierenden. Das freut und motiviert uns sehr. Die Hochschullehrer sind den modernen tierversuchsfreien Lehrmaterialien gegenüber viel aufgeschlossener als bei uns. Sie wissen nur nicht, wie es ohne Tierversuche geht und haben auch kein Geld. Bei beidem helfen wir ihnen. Ein echter Gewinn für alle Seiten – vor allem für die Tiere“, so Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende bei Ärzte gegen Tierversuche.

Die Ausstattung eines Instituts in der Ukraine mit modernen, tierversuchsfreien Lehrmaterialien kostet durchschnittlich 2.000 Euro. Dieses lebensrettende Projekt wird durch finanzielle Unterstützung Vieler ermöglicht.

In Deutschland funktioniert das Projekt bisher nicht, da es laut Erfahrung der Ärzte gegen Tierversuche zwar nicht am Geld, aber am guten Willen der Hochschulprofessoren mangelt. Der Ärzteverein erklärt sich das Festhalten an tierverbrauchenden Übungen mit einem gewollten Abstumpfungsprozess: Die Studierenden sollen in einem „Initiationsritus“ in die Welt der Wissenschaft eingeweiht werden, in der Tierversuche integraler Bestandteil sind. Sind sie durch Überwindung, Tiere aufzuschneiden, erst einmal Teil dieser Welt, werden sie die Forschungspraktiken später kaum noch in Frage stellen.

Weitere Information:

*Einzelheiten zu den vier neuen Instituten >>

Übersicht über das Gesamtprojekt >>

Dreisprachige Webseite www.ukraine-projekt.de


11.08.2015

Kriminelle Machenschaften auf Kosten schwangerer Kühe

Betrug bei Vermarktung von fötalem Kälberserum

In ihrer heutigen Ausgabe beleuchtet die Süddeutsche Zeitung die kriminellen Machenschaften bei der Vermarktung von sogenanntem fötalem Kälberserum (FKS). Als Nährmedium dient FKS Zellen zum Wachstum im Reagenzglas, was beispielsweise die Testung von Chemikalien oder Medikamenten erlaubt. Mehrere Firmen stehen in Verdacht, in größerem Stil betrogen zu haben: Um das FKS noch gewinnbringender verkaufen zu können, sollen sie billiges FKS beispielsweise aus Südamerika eingekauft, die Herkunftszertifikate gefälscht und schließlich wesentlich teurer als französisches oder kanadisches Serum verkauft haben. In Deutschland hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche nimmt dies zum Anlass, um über FKS, dessen brutale Gewinnungsmethode und tierleidfreie Nährmedien zu informieren.

Was den wenigsten bekannt ist und wohl auch nicht Bestandteil der rechtlichen Auseinandersetzung ist, ist die Tatsache, dass die Gewinnung von FKS mit ungeheurer Tierqual verbunden ist. Bei schwangeren Kühen wird dem noch lebenden Kalb eine dicke Nadel in das schlagende Herz gestoßen, um das Blut solange abzusaugen, bis das Tier blutleer ist und letztlich stirbt. Schätzungen zufolge müssen so weltweit bis zu 2 Millionen Rinderföten qualvoll sterben.

Aus Sicht unserer Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ist diese Tortur weder ethisch noch wissenschaftlich zu rechtfertigen. Das Angebot an tierleidfreien Nährmedien ist riesig. Die britische Organisation Dr. Hadwen Trust etwa listet einige Hundert Nährmedien aus Salzen, Aminosäuren, Zucker, Vitaminen und Pflanzenstoffen für eine Vielzahl von Zelllinien, die kommerziell angeboten werden. Leider kommen diese Möglichkeiten im SZ-Artikel nicht in der Form zur Sprache.

Dass Forschung sehr gut ohne tierische Nährmedien funktioniert, zeigen zahlreiche Wissenschaftler. So hatte unser Verein 2011 Wissenschaftspreise an zwei Forschergruppen als Kiel und Karlsruhe für die tierversuchsfreie Krebsforschung mit menschlichen Zellen ohne die Verwendung tierischer Nährmedien vergeben. Derartige Forschung ist nicht nur ethisch vertretbar, sondern lässt sich aufgrund der Nutzung von humanem Material, das beispielsweise bei Operationen anfällt, sehr gut auf den Patienten übertragen. Bezogen auf die Nährmedien ist ein weiterer Vorteil, dass keine tierischen Krankheitserreger in die Zellkulturen eingebracht werden, wie das vor allem im Bereich der Stammzellforschung gefürchtet ist.

Artikel in der Süddeutschen Zeitung lesen (online nur Zusammenfassung lesbar; vollständiger Beitrag in der gedruckten Ausgabe, dort kommt auch ÄgT kurz zu Wort) >>

Weitere Information:

Zellkultur-Nährmedien ohne Kälberserum >>

Wissenschaftspreise ohne Tierversuche >>


13.08.2015

Ice Bucket Challenge

Grausame und sinnlose Tierversuche mit Millionen Spendengeldern finanziert

Mit den Millionen Spendengeldern, die die amerikanische ALS-Gesellschaft durch die Eiswasser-Welle vor einem Jahr eingenommen hat, wurden grausame und sinnlose Tierversuche finanziert. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche ist sich sicher, dass die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) nicht durch Tierversuche erforscht und geheilt werden kann und ruft zu einer Briefaktion an die ALS Association auf: „Ich spende nicht für Tierversuche“.

Vor einem Jahr ging eine Welle um die Welt, bei der sich Menschen Eiswasser über den Kopf schütteten und für die ALS-Forschung spendeten. Bei dem Initiator der Kampagne, der amerikanischen ALS Association, kamen so 115 Millionen US-Dollar (105 Mio. €) zusammen, von denen 77 Millionen (70 Mio. €) für die Forschung ausgegeben wurden.

„Ein Forschungsschwerpunkt ist die Entwicklung von „ALS-Tiermodellen“, wie es im lebensverachtenden Jargon der Tierexperimentatoren heißt“, weiß Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche. Hauptsächlich werden genmanipulierte Mäuse und Ratten verwendet, die durch Ausschalten eines Gens ähnliche Symptome aufweisen wie ALS-Patienten. Die Tiere leiden an fortschreitenden Lähmungen und sterben qualvoll.

In 2015 veröffentlichten, von der ALS-Gesellschaft finanzierten Studien wurde zum Beispiel genmanipulierten Ratten der Schädel aufgesägt und ein Gewicht auf das Gehirn fallengelassen, um den Zusammenhang zwischen Hirntrauma und ALS-Entstehung zu untersuchen. Bestimmte Zellen des Zentralnervensystems von ALS-Patienten wurden genmanipulierten Mäusen in das Rückenmark injiziert. Die Tiere entwickelten Lähmungserscheinungen und wurden spätestens nach neun Monaten getötet. In einer anderen Studie ging es um die Erstellung eines weiteren „Mausmodells“, d.h. Mäuse wurden so genverändert, dass sie ALS-ähnliche Symptome wie Nervenzellenschwund, Lähmungen sowie ängstliches und asoziales Verhalten aufwiesen.

„ALS-Forschung an Tieren ist nicht nur ethisch nicht zu rechtfertigen, sondern auch wissenschaftlich ein völliger Fehlgriff“, erklärt Tierärztin Gericke. ALS-Medikamente, die anhand von Tierversuchen entwickelt wurden, wirken zwar bei Mäusen, aber nicht beim Patienten.

Derzeit versucht die ALS Association eine Neuauflage des Hypes in Gang zu setzen. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ruft dazu auf, nicht an diese Organisation zu spenden, solange sie leidvolle und unsinnige Tierversuche finanziert. Stattdessen soll der ALS-Verband aufgefordert werden, die Forschung an Tieren umgehend einzustellen und die Spendengelder für tierversuchsfreie Tests mit menschlichen Zellen, Computersimulationen, Biochips sowie Patientenstudien einzusetzen. Nur so kann die ALS-Forschung zu Fortschritten kommen. Der Ärzteverein stellt dazu einen Musterbrief auf Englisch auf seiner Internetseite bereit.

Weitere Informationen

Aktion „Ich spende nicht für Tierversuche“ >>

Ausführliche Stellungnahme zur Ice Bucket Challenge vom 28.8.2014 >>

Verwendung der Ice Bucket-Dollars >>


24.08.2015

110.771 Unterschriften gegen Affenhirnforschung

Ärzteverein erinnert Landesregierung an Wahlversprechen

Presseeinladung

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche überreicht am 27.8.2015 dem baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium 110.771 Unterschriften von Bürgern, die die Einlösung des grünen Wahlversprechens fordern, die Affenhirnversuche in Tübingen abzuschaffen. Der Verein hatte im Rahmen seiner Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen“ 2011 bereits rund 60.000 Unterschriften übergeben, nun kommen über 50.000 weitere hinzu.

Trotz jahrelanger öffentlicher Proteste und klarer Wahlversprechen zeigt die Landesregierung kein Interesse, am Status quo etwas zu ändern. Erst nach dreifacher schriftlicher Anfrage an die grünen Landwirtschafts- und Wissenschaftsministerien (MLR und MWK) hat das MLR nach einem drei viertel Jahr den Ärzten gegen Tierversuche nun einen Termin zur Übermittlung der Unterschriften eingeräumt. Kurz zuvor hatte der Ärzteverein der grün-roten Landesregierung öffentlich Klientelpolitik und Ignoranz gegenüber Tierschutzbelangen vorgeworfen.

„Offensichtlich haben weder Tierschutzminister Alexander Bonde noch Wissenschafts- und Kunstministerin Theresia Bauer etwas mit Tierschutz und fortschrittlicher Forschung am Hut“, moniert Dipl. Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin der Ärzte gegen Tierversuche. So finden beide keine Zeit, die über 50.000 neu gesammelten Unterschriften ihrer Bürger und Wähler entgegenzunehmen und sich entsprechend ihrer Amtsaufgabe deren Wünschen und Forderungen zu stellen. Stattdessen nimmt der Leiter der Abteilung Verbraucherschutz gemeinsam mit der Tierschutzbeauftragten das Bürgerbegehren entgegen. Minister Bonde hatte bereits 2011, kurz nach seiner Wahl, kein Interesse, sich seinem eigenen Wahlversprechen zu widmen, die „Versuche an Primaten innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens zu beenden“, wie es sich die Grünen auf ihre Fahnen geschrieben hatten, und die bis dahin gesammelten 60.000 Unterschriften entgegenzunehmen. Ministerin Bauer bleibt der Ärztevereinigung gegenüber bis dato jede Antwort schuldig und räumt dieser folglich keinen Gesprächstermin ein. Dagegen steht sie in intensivem Kontakt mit den Tierexperimentatoren und stellt sich vollends auf deren Seite. Jüngst verdeutlichte sie in einer Sitzung zum Tierschutzverbandsklagerecht, dass die Tierversuchsseite zahlreiche Wünsche an sie herangetragen habe, für welche Regelungen gefunden wurden und man sich den Forschungsstandort nicht in Misskredit bringen lasse, was ausdrücklich die Affenhirnforschung einschließt.

Der Ärzteverein kritisiert die grün-rote Regierung als Politik der Ignoranz gegenüber ethischer und moderner Forschung, die kranken Menschen zugutekommen würde und bezeichnet sie als Interessensvertreter der finanzstarken Tierversuchslobby, die ihr den Takt vorgibt. „Die Landtagswahl im kommenden Frühjahr wird zeigen, ob Grün-Rot weiter auf die Wählergunst derer bauen kann, die insbesondere Grün im Vertrauen gewählt haben, ihr Versprechen zur Beendigung der Tierversuche einzulösen, nun jedoch vollends verraten und verkauft wurden“, kommentiert Strittmatter. „Es ist unfassbar, dass unter der Schirmherrschaft von Grün-Rot Affen aus rein elitärer Neugierforschung gequält und neue Tierversuchslabore aus Steuergeldern gebaut werden.“ Vor wenigen Monaten hatte die Ärztevereinigung die geheimen Neubaupläne eines Tierversuchslabors an der Uni Hohenheim publik gemacht und die Landesregierung zur Stellungnahme aufgefordert. Doch diese bleibt jede Antwort schuldig.

Die Ärzte gegen Tierversuche werden die Landtagswahl zum Anlass nehmen, auf die schwerwiegenden Defizite der aktuellen Landesregierung hinzuweisen und ihre Kampagne solange fortführen, bis auch Baden-Württemberg sich einer ethischen und medizinisch sinnvollen Forschung öffnet und damit den Fortschritt für kranke Menschen nicht weiter zugunsten rein wirtschaftlicher und machtgeleiteter Interessen blockiert.

Unterschriftenübergabe „Stoppt Affenqual in Tübingen!“:
Do., 27. August 11 Uhr, Innenministerium in Stuttgart, Willy-Brandt-Straße 41, Raum 1.419
Bitte an der Pforte anmelden.

Weitere Information:
Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ >>
Affenhirnforschung unethisch und medizinisch nutzlos >>


01.09.2015

Minimensch auf einem Biochip

Moderne Forschung ohne Tierversuche - Stellungnahme Ärzte gegen Tierversuche

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) hat aktuell eine Stellungnahme veröffentlicht, in der er exemplarisch für die tierversuchsfreien Forschungsmöglichkeiten das Potential und die Vorzüge moderner Biochips, die wie ein „Minimensch“ funktionieren, erläutert. Im Gegensatz zum Tierversuch würden solche Methoden auf den Menschen übertragbare Erkenntnisse liefern und so den medizinischen Fortschritt vorantreiben.

Mit fundierten Fakten, welche die unschlagbaren Vorteile von Biochips belegen, entgegnet der Verein in seiner Schrift der vielfach geäußerten Pauschalaussage von Tierexperimentatoren, man brauche Tierversuche, um an einem ganzen Organismus Medikamente oder Chemikalien zu testen und um die Stoffwechselvorgänge zu untersuchen und Rückschlüsse über die Wirkweise ziehen zu können. Anhand konkreter Beispiele für Biochips zeigt er die unschlagbaren Vorteile solch moderner Forschung auf.

Bei Tierversuchen wird zwar am gesamten Organismus geforscht, aufgrund der Unterschiede in Stoffwechsel und Körperbau gleicht die Übertragung der am Tier gefundenen Erkenntnisse auf den menschlichen Körper jedoch einem reinen Zufallsfund, heißt es in der Stellungnahme. „Biochips kann man sich wie einen Minimenschen auf kleinster Fläche vorstellen. Menschliche Zellen aus verschiedenen Organen werden in kleinen Kompartimenten angesiedelt und wie im echten Kreislauf miteinander verbunden“, erläutert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter von Ärzte gegen die Tierversuche.

Die Auswahl der Zellen erlaubt nach Aussage des Vereins sogar alters- und geschlechtsspezifische Untersuchungen, was im Tierversuch standardmäßig unbeachtet bleibt. Mit solchen Systemen lassen sich eine Vielzahl von Stoffwechselfunktionen des menschlichen Körpers abbilden und patientenspezifisch Therapien finden, was im Tierversuch naturgemäß nicht möglich ist. „Was für das Tier unschädlich ist, kann beim Menschen schwere Reaktionen hervorrufen oder auch umgekehrt. Mit Biochips lassen sich gezielt Untersuchungen vornehmen, was zuverlässige Rückschlüsse über die Wirkweise einer Substanz im menschlichen Körper erlaubt“, so Strittmatter weiter.

Ein Darm-Chip beispielsweise besteht aus kleinen Schläuchen, die innen mit menschlichen Dünndarmzellen ausgekleidet werden. Außen fließt eine Flüssigkeit vorbei, die das Blut in den kleinen Blutgefäßen des Darms simuliert. So kann der Übergang von Substanzen aus dem Blut in den Darm studiert werden. In einem Multi-Organchip lassen sich Zellen aus unter anderem Leber, Verdauungstrakt, Gefäßsystem, Haut, neuronalem Gewebe, Niere und Haarfollikel ansiedeln. Die menschlichen Organe werden um den Faktor 100.000 verkleinert und mit dem Blutkreislauf in die richtige Relation gesetzt, so dass eine systemische Beobachtung toxischer Wirkungen an einem menschlichen Modell möglich ist.

So ziehen die Ärzte gegen Tierversuche den Schluss, dass das Festhalten am Tierversuch verantwortungslos gegenüber leidensfähigen Tieren und ebenso gegenüber Menschen ist, da mit Tierversuchen irreführende Ergebnisse produziert werden, die letztlich den medizinischen Fortschritt aufhalten. Im Sinne einer humanen Forschung und Wissenschaft fordern sie, dass Verfahren wie Biochips mit höchster Priorität vorangetrieben werden, um krankheits- und patientenspezifische Erkenntnisse gewinnen zu können. Dies sei die Grundlage für eine effektive und moderne Medizin.

Weitere Information:

Stellungnahme >>


15.09.2015

Medikamenten-Durchfallquote 95%

Versagen des Tierversuchs heute noch größer als vor 10 Jahren

Aktuelle Studien kommen zu dem Ergebnis , dass 95 % der in Tierversuchen für sicher und wirksam befundenen Arzneien beim Test an Menschen (Klinische Prüfung) versagen. 2004 waren es gemäß einer zentralen Studie der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA 92 % - die Präparate wirkten nicht, anders oder schädigten den Menschen. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche sieht die Notwendigkeit des Ausstiegs aus dem Tierversuch erneut für dringend geboten.

So belegen aktuelle Publikationen, dass der Tierversuch in der Übertragung auf den Menschen heute sogar noch stärker versagt als vor 10 Jahren (*):
- Eine Studie aus 2014 zeigt, dass von 4.451 Medikamenten, die zwischen 2003 und 2011 von 835 Firmen entwickelt wurden, nur 7,5 % auf den Markt kamen. Somit kamen 92,5 % nicht durch die klinische Prüfung am Menschen. Als besonders schlecht erwiesen sich Medikamente zur Behandlung von Krebs, Herzleiden und psychischen Erkrankungen.
- Eine Auswertung aus 2012 mit zwischen 2006 und 2008 gesammelten Daten von 14 Arzneimittelherstellern offenbart ein Versagen des Tierversuchs von 95 %.
- Eine weitere Auswertung aus 2012, die Daten von 13 großen Arzneimittelherstellern aus den Jahren 2007 bis 2011 analysiert, kommt ebenfalls zu einer Durchfallquote von 95 %.

„Dass trotz zunehmender tierexperimenteller Forschung sich noch mehr Substanzen als Niete erweisen, zeigt, dass auch noch so viele Tierversuche unsere Medikamente nicht sicher und wirksam machen“, so Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin von Ärzte gegen die Tierversuche.

Der Ärzteverein betont, dass diese hohe Versagensquote in den klinischen Studien aber keinerlei Sicherheitskriterium für die Menschen darstelle. Denn von den Medikamenten, die es doch auf den Markt schaffen, werden 20 bis 50 % später zurückgerufen oder mit Warnhinweisen versehen, da sie beim Menschen Nebenwirkungen hervorrufen, die im Tierversuch nicht erkannt wurden. Potentiell nützliche Medikamente hingegen blieben Patienten vorenthalten, weil sie wegen des Irrwegs Tierversuch aussortiert werden.

„Wir werden nicht nachlassen, Belege zum Russisch Roulette Tierversuch vorzubringen. Denn der Ausstieg aus der Uraltmethode ist mehr als überfällig, aus ethischen, medizinischen und wissenschaftlichen Gründen“, so Strittmatter.

(*)Basierend auf einer Zusammenstellung von Cruelty Free International (CFI), britischer Partnerverein der Ärzte gegen Tierversuche.

Weitere Informationen und Quellenangaben >>


21.09.2015

„Tierversuche müssen draußen bleiben“

Erstes tierversuchsfreies Medizinjournal

Tierversuche müssen draußen bleiben – damit stellt sich ein medizinisches Fachjournal gegen das Establishment, bei dem Tierversuche immer noch Standard sind. The Turkish Journal of Gastroenterology veröffentlicht ausschließlich klinische und In-vitro-Studien und verweigert Artikel mit tierexperimentellem Inhalt. In einem jetzt erschienenen Editorial geht die Chefredaktion in die Offensive und fordert andere Fachzeitschriften heraus, auch „cruelty-free“ zu werden. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche lobt dies als mutigen und wegweisenden Schritt hin zu einer tierversuchsfreien Forschungskultur.

Das Veröffentlichen von Artikeln in medizinischen Fachzeitschriften ist der Hauptmotor in der Forschung. Karriere, Gelder und damit weitere Forschungen hängen von der Länge der Publikationsliste eines Wissenschaftlers und den sogenannten Impactfaktoren ab, die das Ansehen eines Journals bezeichnen. „Ergebnisse aus Tierversuchen in Fachblättern mit hohem Impactfaktor zu veröffentlichen, geht besonders leicht, denn es gibt hunderte zur Auswahl“, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke. „So können Forschungsgelder akquiriert und in neue Tierversuche gesteckt werden. Ein absurder Kreislauf, der sich selbst erhält“.

Jetzt durchbricht ein türkisches Medizinjournal diesen Teufelskreis, indem es Artikel mit tierexperimentellem Inhalt verweigert. In seinem Editorial* nennt Chefredakteur Hakan Sentürk die Gründe: „In Anbetracht der Defizite des Tiermodells führt die Veröffentlichung von Tierstudien zu weiterer nutzloser Forschung und gibt der Öffentlichkeit falsche Hoffnung. Das ist unethisch. The Turkish Journal of Gastroenterology ist frei von Grausamkeiten…und wir glauben, dass wir mit dieser Politik einen positiven Wandel im derzeitigen Forschungssystem und damit einen dringend erforderlichen medizinischen Fortschritt befördern können.“

Die Kritik am Tierversuch begründet Sertürk unter anderem mit einer inzwischen bei 95% liegenden Versagerquote von tiergeprüften neuen Arzneien. Das heißt, dass 19 von 20 neuen, ausgiebig an Tieren getesteten Wirkstoffkandidaten im Test am Menschen durchfallen. In manchen Bereichen liegt die Quote gar bei 100%. So kam kein einziges von 100 im Tierversuch vielversprechenden Schlaganfallmedikamenten durch die klinische Phase, d.h. Tests am Menschen. „Als Wissenschaftszeitschrift kommt uns eine besondere Rolle zu, zukünftige Entwicklungen in die richtige Richtung zu lenken“, schreibt Sertürk.

Die Ärzte gegen Tierversuche gratulieren dem türkischen Kollegen, der sich an den Verein gewandt hatte, zu dem wegweisenden Schritt. „Wir fordern die Redaktionen aller Fachjournale auf, endlich ebenfalls die Zeichen der Zeit zu erkennen und Tierversuchsarbeiten draußen zu lassen“, schließt Gericke.

* Hakan Sentürk: Moving beyond animal models. The Turkish Journal of Gastroenterology. Sep. 2015: 26(5); Editorial A-X


01.10.2015

„Tierversuchsfreie Forschung jetzt in Spitzenposition befördern!“

Forderung der Ärzte gegen Tierversuche zum Welttierschutztag

Zum Welttierschutztag am 4. Oktober bekräftigt die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ihre Forderung nach einem sofortigen Systemwechsel: Ausstieg aus dem Tierversuch zugunsten der tierversuchsfreien Forschung.

„Der Tierversuch stellt nicht nur eine grausame und unethische, sondern auch unwissenschaftliche Methode dar, die im Interesse von Mensch und Tier auf schnellstem Wege abgeschafft werden muss!“, so Dr. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzend der Ärzte gegen Tierversuche, „Immer mehr wissenschaftliche Studien kratzen am Goldstandard Tierversuch.“

So weisen Tierversuche z. B. im Bereich Medikamententestung heute eine noch stärkere Versagerquote auf als vor 10 Jahren: 95 % der in Tierversuchen für sicher und wirksam befundenen Arzneien fallen beim Test an Menschen (Klinische Prüfung)* durch. 2004 waren es laut der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA 92 %, d. h. die Präparate wirkten nicht, anders oder schädigten Menschen. Gleichsam bleiben potenziell nützliche Medikamente Patienten vorenthalten, weil sie wegen des Irrwegs Tierversuch aussortiert werden.

Vehement kritisiert der Verein die seit Jahren steigenden Tierversuchszahlen, und dass Deutschland im EU-Vergleich nach Frankreich die Spitze einnimmt. „Außerdem sind die tatsächlichen Zahlen noch viel höher, da die Statistik unvollständig ist. Und hinter jeder Zahl steht ein Tier – eines zu viel“, betont Gericke. Laut Bundesstatistik mussten 2013 rund 3 Millionen Tiere in den Versuch. Hinzu kommen die „Ausschuss“tiere aus Genmanipulationen und auf „Vorrat“ gezüchtete, die ungezählt getötet werden. Allein unter Einbezug der „Vorratshaltung“ sterben nach Berechnungen des Ärztevereins jährlich 8 Millionen Tiere.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt erklärte letzte Woche bei der Eröffnung des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren, kurzfristig „Alternativmethoden“ stärker fördern zu wollen. Das Zentrum erhält eine gerätetechnische Erstausstattung von sechs Millionen Euro und 1,5 Millionen pro Jahr. „Diese Summen sind ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man sich die Dimensionen der Tierversuchsförderung vor Augen führt, die in die Milliarden gehen“, moniert die Tierärztin. Allein das kürzlich in Betrieb genommene, neue Biomedizinische Zentrum in Martinsried mit Käfigen für 20.000 Mäuse und Ratten hat 144 Millionen Euro aus Steuermitteln gekostet.

„Die Einrichtung des neuen Zentrums für „Alternativen“ ist immerhin ein kleiner Schritt, aber die Maxime muss lauten: Tierversuchsfreie Forschung jetzt in Spitzenposition befördern!“, schließt Gericke. Als einen ersten Ansatz für die Umsetzung schlägt der Ärzteverein vor, die Milliardenbeträge für Tierversuchsprojekte umzuverteilen und in tierversuchsfreie Forschung zu investieren.

Der Welttierschutztag geht auf den Heiligen Franziskus von Assisi zurück, der das Tier als lebendiges Geschöpf Gottes und als Bruder des Menschen ansah. Zwei Jahre nach seinem Tod wurde er am 4. Oktober 1228 heilig gesprochen. An diesem Tag weisen jedes Jahr weltweit Tierschützer auf die Leiden der Tiere hin.

*Informationen und Quellenangaben >>

Millionen verschwiegene Tieropfer bei Tierversuchen >>


20.10.2015

Ärzte gegen Tierversuche weihen neue Geschäftsstelle ein

Das „Mausmobil“, das auffällige Infofahrzeug der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche, kommt erstmals nach Köln: Am Freitag, 23. Oktober wird es von 9-11Uhr anlässlich der Einweihung der neuen Geschäftsstelle des Vereins in Köln-Porz, Goethestraße 6-8, präsent sein und von 12-16 Uhr dann auf dem Neumarkt stehen, um über Tierversuche und tierversuchsfreie Methoden zu informieren.

„Wir laden Bürger und Medienvertreter herzlich ein, uns persönlich, unsere vielschichtige Kritik am System Tierversuch sowie zukunftsträchtige tierversuchsfreie Ansätze kennenzulernen“, so Claus Kronaus, Geschäftsführer der Ärzte gegen Tierversuche.

Die Ärztevereinigung hat seit Sommer dieses Jahres ihren Sitz von Braunschweig in die Metropole Köln, und damit in das Bundesland mit dem höchsten Tierverbrauch für Tierversuche, verlegt. Vor Braunschweig war München viele Jahre Standort. Standortunabhängig ist jedoch der Wirkungskreis, was 2015 noch durch das Projekt „Mausmobil“ ausgebaut wurde. Von Süd- bis Norddeutschland war das Infofahrzeug – das eine riesige weiße Maus namens „Bertha“ auf dem Dach ziert – von April bis heute in über 60 Städten präsent. Bereits seine Lackierung macht deutlich, worum es geht. „Sorry, aber wir sind einfach zu verschieden“, steht in einer Sprechblase über der Maus Bertha, darunter die Erklärung: „Tierversuche sind schlechte Wissenschaft, da die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragen werden können“.

„Wir haben die Maus als Symbol gewählt, da Mäuse die Hauptleidtragenden bei Tierversuchen sind. Etwa 2,2 Millionen der offiziell insgesamt drei Millionen Tiere, die jährlich in deutschen Laboren getötet werden, sind Mäuse. Bei ihnen werden Krebs, Alzheimer, Schlaganfall, Diabetes oder andere menschliche Leiden künstlich hervorgerufen – oft durch Genmanipulation“, erklärt Christian Ott, Neurobiologe und „Steuermann“ des Fahrzeugs. „Die geschädigten Tiere versucht man im Labor zu ‚heilen‘ – was oft sogar funktioniert. Für die Heilung menschlicher Erkrankungen sind Tierversuche jedoch irrelevant und irreführend. Menschen sind nun einmal keine Mäuse.“ So versagen aktuellen Studien zufolge in der Medikamentenforschung bei der klinischen Prüfung am Menschen 95% der Medikamente, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen haben; sie zeigen bei Menschen nicht die erhoffte Wirkung oder richten Schaden an. Gleichzeitig bleiben potenziell nützliche Medikamente Patienten vorenthalten, weil sie wegen des Irrwegs Tierversuch aussortiert werden.

„Doch noch immer wird starr am System Tierversuch festgehalten, was die leistungsstarke tierversuchsfreie Forschung blockiert“, so Ott. „Wir machen Tierversuche und Folgen transparent und bringen unsere Argumente vor Ort, von Mensch zu Mensch, näher. Besonders freue ich mich immer über den Besuch von Wissenschaftlern, die – noch – andere Ansichten vertreten.“

Infoseite des Projektes: www.mausmobil.info

Geschäftsstelle von Ärzte gegen Tierversuche

Claus Kronaus (li), Geschäftsführer der Ärzte gegen Tierversuche, und Roland Sasse, Mitarbeiter in der Geschäftsstelle, freuen sich auf viele interessierte Besucher.

 


05.11.2015

Treffen mit saarländischer Ministerpräsidentin

Unsere äußerst aktive AG Saarland unternimmt seit Jahren zahlreiche Aktivitäten, um die dortige Öffentlichkeit für das Thema Tierversuche zu sensibilisieren, aber auch, um die Politik zum Umdenken anzuregen, Schritte einzuleiten, die den „Standard-Weg“ Tierversuch verlassen und innovative, ethische Forschungsmöglichkeiten stärker berücksichtigen.

Auf Initiative unserer AG konnten wir gestern einen Termin bei der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Staatskanzlei wahrnehmen. Unser Verein bedankte sich bei der Ministerpräsidentin, dass sie sich die Zeit genommen hat, sich persönlich dem wichtigen Anliegen der Tierversuche zu widmen. Sie zeigte sich ernsthaft und spürbar interessiert an der Thematik und schenkte unseren Argumenten und Vorschlägen aufmerksam Gehör. So hatten wir die Kernproblematik angesprochen und darüber hinaus einige Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt, was die Landesregierung unternehmen kann, um zumindest Tierversuche zu reduzieren und die Vorzüge der tierversuchsfreien Forschung mehr in den Fokus zu rücken.

Die Ministerpräsidentin nahm einige Anregungen mit aus dem Gespräch und möchte Optionen prüfen. Wir Ärzte gegen Tierversuche bleiben am Ball und werden uns weiterhin darum bemühen, auch im Saarland den Weg in Richtung tierversuchsfreier Forschung zu ebnen und werden nach diesem Auftakt weiter das Gespräch suchen.

Austausch über Tierversuche mit saarländischer Ministerpräsidentin

Foto: Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (3. von links), Caroline Jung, Eva Dorscheid, Werner Wadle, Silke Strittmatter (alle Ärzte gegen Tierversuche), Tierschutzbeauftragter des Saarlandes Hans-Friedrich Willimzik (links)


18.11.2015

Aktuelle Tierversuchsstatistik

Noch immer Millionen Tieropfer für Tierversuche

Laut heute veröffentlichter Tierversuchsstatistik des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) mussten 2014 rund 2,8 Millionen Mäuse, Fische, Affen, Hunde und andere Tiere für Tierversuche leiden und sterben. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich entsetzt über die seit Jahren anhaltende hohe Zahl der angeblich zum Wohle des Menschen zu Tode geforschten Tiere und fordert im Sinne von Tier und Mensch eine vollständige Abkehr von der unethischen und wissenschaftlich sinnlosen Methode Tierversuch.

2.008.537 Tiere wurden direkt in Tierversuchen eingesetzt und weitere 789.926 im Rahmen von Tierversuchsprojekten zu wissenschaftlichen Zwecken wie beispielsweise Organentnahmen getötet. Hinzu kommen fast 563.600 Fischlarven, die dieses Jahr erstmals erfasst werden, in der Tabelle des Ministeriums jedoch nicht enthalten sind. Während Versuche an den Hauptleidtragenden, Mäusen und Ratten, um 13,5 % bzw. 3,5 % leicht rückläufig waren (Mäuse 2014: 1.901.985, 2013: 2.199.671; Ratten 2014: 362.530, 2013: 375.656), wurden unter anderem mehr Affen, Hunde, Fische, Katzen (Zunahme um fast 26 % auf 997 Tiere) und Schweine (Zunahme um fast 12 % auf 14.374 Tiere) für Versuchszwecke herangezogen.

Als besonders alarmierend bezeichnen die Ärzte gegen Tierversuche den Anstieg der Tierversuche an Hunden um mehr als 82 % von 2.542 im Jahr 2013 auf 4.636 in 2014. Bei Affen stieg die Tierzahl um 31 % von 2.165 Tieren im Jahr 2013 auf aktuell 2.842. Der Großteil der Affen und Hunde wurde für sogenannte regulatorische Zwecke verwendet, was unter anderem Giftigkeitstests umfasst. Affen werden nach Aussage des Ärztevereins zudem in der umstrittenen Hirnforschung und Hunde in zahnmedizinischen Untersuchungen gequält und getötet. Von den 272.925 Fischen (Zunahme um fast 35 %) mussten die meisten im Rahmen der Grundlagenforschung ihr Leben lassen. An Fischen wird beispielsweise der Prozess des Alterns beim Menschen untersucht, was nach Ansicht der Ärztevereinigung abgesehen von ethischen Aspekten auch hinsichtlich der wissenschaftlichen Aussagekraft höchst fragwürdig ist. Insgesamt gehen von den in Tierversuchen eingesetzten Tieren 43 % auf das Konto der Grundlagenforschung, die nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche zweckfrei ist und definitionsgemäß dem reinen Streben eines Forschers nach Erkenntnis dient.

Die bislang vom BMEL herausgegebenen Daten lassen noch keine zuverlässigen Rückschlüsse beispielsweise über die jeweilige Schwere des dem Tier zugefügten Leids, die diesmal aufgrund von EU-Vorgaben erstmals in die Statistik aufgenommen wird, oder die Anzahl transgener Tiere zu. Die Ärztevereinigung wird die Statistik im Detail auswerten, sobald verfügbar. Der Verein zeigt sich insgesamt enttäuscht von der Bundesregierung, die entgegen ihres Versprechens, Tierversuche reduzieren oder gar ersetzen zu wollen, keine nennenswerten Fortschritte vorzuweisen hat und fordert, den Worten nun endlich Taten folgen zu lassen und einer ethischen und wissenschaftlich sinnvollen Forschung ohne Tierversuche nicht weiter den Weg zu blockieren.

Weitere Information:

Tierversuchsstatistik >>


23.11.2015

Großer Erfolg bei „Botox“-Tierversuchen

25.000 Mäuse müssen nicht mehr leiden

Die Frankfurter Firma Merz hat eigenen Angaben zufolge eine behördliche Anerkennung für einen Zellkulturtest als Ersatz für die seit Jahren in Kritik stehenden „Botox“-Tierversuche an Mäusen bekommen. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche spricht von einem großen Erfolg seiner jahrelangen Kampagne gegen diese besonders grausamen Tierversuche.

Jede Produktionseinheit des als Faltenglätter „Botox“ bekannten Nervengiftes Botulinumtoxin wird im sogenannten LD50-Test an Mäusen getestet. Dabei wird Gruppen von Mäusen die Substanz in die Bauchhöhle gespritzt, um die Dosis zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. Die Mäuse sterben unter Qualen nach 3 bis 4 Tagen Todeskampf an Atemlähmung.

Die Firma Merz testet ihre Präparate Xeomin und Bocouture beim Hamburger Auftragslabor LPT und „verbraucht“ pro Jahr etwa 35.000 Mäuse. Jetzt gibt der Konzern bekannt, dass seine selbst entwickelte tierversuchsfreie Zellmethode für Europa behördlich anerkannt wurde. Für die USA bestand schon seit Anfang 2015 eine Zulassung. Wie Merz der Ärztevereinigung aktuell mitteilte, können die Mäuseversuche 2016 um 70 % auf 10.400 Tiere gesenkt werden und 2017 um 85% auf 5.400 Tiere.

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche gratuliert Merz zu dem wichtigen Schritt, kritisiert aber, dass immer noch Tausende von Mäusen in „Botox“-Versuchen leiden und sterben müssen und fordert, die Botulinumtoxinproduktion einzustellen, bis die tierversuchsfreie Methode für alle Testarten und für alle Länder anerkannt ist. Der amerikanische Hersteller Allergan testet bereits seit 2011 seine Botox-Produkte mit einem Zelltest. Die britische Firma Ipsen mit einer Filiale in Esslingen und der japanische Hersteller Eisai mit einer Zweigstelle in Frankfurt testen jedoch unvermindert an Mäusen. „Die Entwicklung einer Zellkulturmethode ist bei Ipsen und Eisai noch wesentlich weniger weit“, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche.

Mit der 2007 gestarteten Kampagne gegen Botox-Tierversuche brachte der Ärzteverein diese grausamen Tierversuche ans Licht der deutschen und europäischen Öffentlichkeit und übte so jahrelangen Druck auf die Hersteller aus, tierversuchsfreie Systeme zu entwickeln und zu validieren. „Mit der Anerkennung der Zellmethode von Merz ist nun ein weiterer großer Schritt getan – ein Erfolg, der ohne den durch unseren Verband ausgelösten Aufschrei der Öffentlichkeit nicht oder nur sehr viel langsamer erzielt worden wäre“, ist sich Tierärztin Gericke sicher.

Die Ärzte gegen Tierversuche werden die Hersteller, insbesondere Ipsen und Eisai, solange weiterhin unter Druck setzen, bis kein einziges Tier mehr für das Antifaltenmittel sterben muss.

Weitere Informationen: www.botox-tierversuche.de


22.12.2015

Pressemitteilung der Gründungsmitglieder des neuen Vereins „Gemeinsames Büro Tierschutzmitwirkungsrechte Baden-Württemberg e. V.“: Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Bund gegen den Missbrauch der Tiere e.V.
Landestierschutzverband Baden-Württemberg e. V.
Menschen für Tierrechte - Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V.
PETA Deutschland e.V.
sowie der Tierschutzvereine Heidenheim, Karlsruhe und Wangen

Tierschutzvereine gründen gemeinsames Büro zur Umsetzung der Tierschutzverbandsklage

Der erste Meilenstein ist gelegt - am Samstag trafen sich 8 Tierschutzvereine in Stuttgart, unterzeichneten eine gemeinsame Satzung und schafften in der Gründungsversammlung des Vereins „Gemeinsames Büro Tierschutzmitwirkungsrechte Baden-Württemberg e. V.“ die organisatorischen Voraussetzungen zur Umsetzung des TierSchMVG.

Bereits im Mai diesen Jahres wurde das Gesetz über Mitwirkungsrechte und das Verbandsklagerecht für anerkannte Tierschutzorganisationen (TierSchMVG) im baden-württembergischen Landtag verabschiedet. Mit dem Verein „Gemeinsames Büro Tierschutzmitwirkungsrechte Baden-Württemberg e. V.“ wird jetzt eine wichtige Voraussetzung geschaffen, um die Tierschutz-Verbandsklage in BaWü auch umsetzen zu können.

Dazu trafen sich am vergangenen Samstag acht Tierschutzvereine, von denen voraussichtlich fünf auch den Antrag auf Klageberechtigung stellen werden, in Stuttgart zur Gründungsversammlung des Vereins „Gemeinsames Büro Tierschutzmitwirkungsrechte Baden-Württemberg e. V.“ und verabschiedeten einstimmig die gemeinsame Satzung. Gründungsmitglieder sind „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“, der „Bund gegen den Missbrauch der Tiere e.V.“, der „Landestierschutzverband Baden-Württemberg e.V.“, „Menschen für Tierrechte - Tierversuchsgegner Baden-Württemberg e.V.“, „PETA Deutschland e.V.“ und die Tierschutzvereine Heidenheim, Karlsruhe und Wangen. Mit dem neuen Verein wurden die organisatorischen Voraussetzungen für das Gemeinsame Büro geschaffen. Jeweils einstimmig wurden Herbert Lawo (Landestierschutzverband) zum 1. Vorsitzenden, Torsten Schmidt (bmt) zum 2. Vorsitzenden, Stefan Hitzler (Landestierschutzverband) zum Schatzmeister und Dr. Tanja Breining (Menschen für Tierrechte) zur Schriftführerin gewählt. Sie wurden beauftragt, die Voraussetzungen zu schaffen, damit der Verein seine Tätigkeit aufnehmen kann.

„Der erste wichtige Schritt ist hiermit getan“, sind sich die Gründungsmitglieder einig, „jetzt kann das offizielle Anerkennungsverfahren folgen“. Die Anwesenden waren sich darüber einig, das gemeinsame Büro in der Landeshauptstadt einzurichten und die dazu notwendigen Schritte zügig einzuleiten. Erklärtes Ziel aller ordentlichen Vereinsmitglieder und Fördermitglieder ist, die neuen Möglichkeiten des TierSchMVG zeitnah nutzen zu können.

Das gesetzlich vorgeschriebene gemeinsame Büro hat die Aufgabe, im Auftrag der nach dem TierSchMVG anerkannten Tierschutzvereine die nach dem neuen Gesetz bekanntzugebenden Informationen und Verwaltungsakte entgegenzunehmen und diese unverzüglich an die Mitglieder weiterzuleiten. Im Weiteren bündelt das gemeinsame Büro dann die Stellungnahmen der Mitglieder und leitet sie fristgerecht an die zuständige Behörde weiter. Durch die so geschaffene einzige Anlaufstelle soll überflüssiger Mehraufwand für die Behörden vermieden werden.

Hintergrund
Durch die Verabschiedung des TierSchMVG im Mai 2015 wurde ein für Tierschützer wichtiger Punkt des Koalitionsvertrags der grün-roten Landesregierung umgesetzt. Bisher klaffte eine große Lücke zwischen dem rechtlichen Vorgaben zum Tierschutz und deren Umsetzung. Denn obwohl der Tierschutz schon lange sowohl im Grundgesetz als auch in der Landesverfassung fest verankert ist und es ein bundesweit geltendes Tierschutzgesetz gibt, war es Tierschützern bei Verstößen gegen bestehendes Tierschutzrecht bisher nicht möglich diese Tierschutzstandards notfalls auch vor Gericht einzufordern. Ganz im Gegensatz zu Tierhaltern, die ihre höchsteigenen Interessen - auch gegen den Tierschutz - jederzeit einklagen konnten.

Die Tierschutz-Verbandsklage schafft jetzt einen gewissen Ausgleich und ist ein zentrales Element zur Umsetzung der Staatsziele zum Tierschutz in Grundgesetz und Landesverfassung. Zweck des neuen TierSchMVG ist zum einen, anerkannten Tierschutzvereinen die Mitwirkung in bestimmten Verwaltungsverfahren zu ermöglichen (z.B. bei Genehmigungsverfahren von großen Nutztierställen), zum anderen sollen den anerkannten Tierschutzvereine künftig auch Überprüfungsmöglichkeiten durch Gerichte eröffnet werden, wenn bspw. bei behördlichen Entscheidungen bestehendes Tierschutzrecht nicht umgesetzt wird.

Hauptansprechpartner:
Landestierschutzverband BW e.V.
Unterfeldstr. 14 B
76149 Karlsruhe
Tel.: 0721-704573
E-Mail: landestierschutzverband-bw@t-online.de

Grüundungstreffen Gemeinsames Büro Tierschutzmitwirkungsrechte Baden-Württemberg e. V.
In der Mitte: Dipl.-Biol. Silke Strittmatter von Ärzte gegen Tierversuche

 

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