Ratten ganzes Hinterbein abgeschnitten
- Pressemitteilung
So leiden Tiere in Freiburgs Laboren
Ratten wird ein Hinterbein amputiert und auf andere Ratten transplantiert, Schafen werden Löcher von 2,4 cm Durchmesser in das Gesicht gebohrt, und bei Mäusen wird eine Hirnarterie mithilfe eines Farbstoffs verstopft. In einer neuen Informationsschrift prangert der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche die Grausamkeit und Unsinnigkeit dieser in Freiburger Laboren durchgeführten Tierversuche an. Der Verein fordert den ausschließlichen Einsatz humanrelevanter Forschungsmethoden.
In der Informationsschrift des Vereins Ärzte gegen Tierversuche werden fünf Beispiele beschrieben, die in Freiburg stattgefunden haben. Der Verein greift bei der Auswahl auf seine öffentlich zugängliche Internet-Datenbank zurück, in der mehr als 5.600 Beschreibungen von Tierversuchen aus Deutschland gelistet sind. Diese beruhen auf Veröffentlichungen in Fachzeitschriften der Experimentatoren selbst.
In Freiburg ist es hauptsächlich das Universitätsklinikum, an dem Tierversuche durchgeführt werden. So wird an der Klinik für Plastische und Handchirurgie Ratten ein Bein abgeschnitten, um es auf andere Ratten anstelle ihres eigenen Beins zu transplantieren. Dadurch sollen großflächige Gewebeübertragungen beim menschlichen Patienten, z.B. im Gesicht, simuliert werden. Es kommt bei den Tieren zu Abstoßungsreaktionen bis zum Absterben des Gewebes. Bei anderen Ratten wird eines der Beine abgeschnitten und anschließend wieder angenäht. Nach spätestens 11 Tagen werden die Tiere getötet.
Aus der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie stammt ein Versuch, bei dem Schafen große Löcher in den Gesichtsknochen gebohrt werden, so groß, dass sie nicht von allein zuheilen würden. Ziel der Studie sei es, ein „Modell“ für Knochendefekte im Gesicht des Menschen zu entwickeln.
„Wegen der Unterschiedlichkeit zwischen dem Menschen und den verschiedenen Tierarten - auch in der Knochenstruktur – macht es keinen Sinn, Knochenheilung am Schaf zu untersuchen“, kritisiert Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Auch Immunsystem und Wundheilung sind bei Ratten ganz anders als beim Menschen, weswegen die Versuche mit den abgeschnittenen Rattenbeinen keinen Wert für kranke Menschen haben.“
In zwei weiteren genannten Beispielen wird versucht, menschliche Krankheiten in abwegigen Versuchsanordnungen zu simulieren. So wird mit einem Farbstoff ein Blutgefäß im Gehirn von Mäusen verstopft, um einen Schlaganfall zu simulieren. Und Mäusen werden Haut- und Darmkrebszellen unter die Haut gepflanzt, um das Tumorwachstum zu beobachten. „Diese künstlich ausgelösten Symptome haben nichts mit der komplexen Situation beim menschlichen Patienten zu tun“, moniert Gericke.
Neben der Universität Freiburg, die zahlreiche tierexperimentelle Institute und Kliniken umfasst, gibt es nach Angaben des Ärztevereins in Freiburg außerdem das IMITATE (Institute for Disease Modeling and Targeted Medicine), eine Niederlassung der US-amerikanischen Zuchtfirma Charles River, das Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik sowie die Unternehmen Genovac und Reaction Biology, die Tierversuche durchführen.
Im Infoblatt wird ein Versuchsbeispiel aus dem IMITATE angeführt, bei dem Zeitrafferaufnahmen der Kloakenentwicklung von Zebrafischembryonen gemacht werden – angeblich, um Erkenntnisse über eine seltene, beim Menschen vorkommende Nieren-Erbkrankheit zu gewinnen. „Ein besonders absurdes Beispiel der zweckfreien Grundlagenforschung“, kommentiert Gericke abschließend.
Der Verein setzt sich für eine moderne, rein am Menschen orientierte Forschung, etwa mit aus menschlichen Zellen gezüchteten Miniorganen ein.
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