Pressearchiv 2014
10.01.2014
Skandal: Tierversuche sollen weniger kontrolliert werden
Charité und Berliner Senatsverwaltung wollen Kontrollbehörde unter Druck setzen
Tierexperimentatoren der Berliner Charité nehmen gezielt Einfluss auf die Genehmigungs- und Kontrollbehörde LAGESO, um einfacher ihre tierexperimentellen Interessen zu verwirklichen. Das geht aus einem internen Dokument hervor, das der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zugespielt wurde. Als „handfesten Skandal“ bezeichnet der Verein die aktive Beteiligung der Senatsverwaltung am Lobbyismus für eine laxere Genehmigung von Tierversuchen.
In einer Umfrage an alle Tierexperimentatoren und Tierversuchsbeauftragten in Berlin wirbt ein Mitarbeiter der Charité wörtlich für eine „serviceorientierte Umsetzung des Tierschutzgesetzes im Sinne der Berliner Forschung". In dem Schreiben wird der Genehmigungsbehörde mögliche Inkompetenz beispielsweise durch „nicht fachgerechte oder ungerechtfertigt viele Rückfragen“ oder „ungerechtfertigt restriktive Prüfung von Haltungsbedingungen“ unterstellt.
Die Tierversuchslobbyisten fühlen sich durch eine „restriktive Genehmigungspraxis" beeinträchtigt und wollen versuchen, „auf politischem Weg eine Änderung der behördlichen Praxis in Gang zu bringen“. Aktive Unterstützung darin, gegen die Maßgaben der Genehmigungspraxis bei Tierversuchen vorzugehen, erhalten sie von Mitarbeitern einer Berliner Senatsverwaltung. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die gezielte Einflussnahme der Berliner Experimentatoren als unseriöse Machenschaft mit Erpressungscharakter und prangert die Landespolitik aufs Schärfste an, sich daran zu beteiligen.
Die grüne Berliner Abgeordnete Claudia Hämmerling geht der Angelegenheit in einer Anfrage an die Senatsverwaltung nach und fordert eine lückenlose Aufklärung der Verstrickungen.
In Berlin leiden und sterben jedes Jahr rund 440.000 Tiere in Tierversuchen. Eine Anfrage von Hämmerling hat jedoch ergeben, dass die tatsächliche Tierzahl mindestens dreifach höher liegt als in der offiziellen Statistik angegeben. An der Charité finden grausame und unsinnige Tierversuche statt. So wird schwangeren Ratten die als giftig bekannte und in manchen Ländern verbotene Chemikalie TPT verabreicht. Das Ergebnis sind totgeborene und missgebildete Junge. Bei Mäusen wird mit einem Faden eine Hirnarterie verstopft, was einen Schlaganfall simulieren soll.
Der Verein ist bestürzt darüber, dass die Tierversuchsbefürworter die ohnehin laxen Vorgaben noch weiter untergraben wollen. Denn mit dem neuen Tierschutzgesetz und der Tierversuchsverordnung, die der Umsetzung der EU-Vorgaben dienen, sind wirksame Einschränkungen von Tierversuchen noch weniger möglich als bisher, da durch die Einflussnahme der milliardenschweren Tierversuchslobby jede noch so kleine Verbesserung im Sinne der Tiere verwässert oder ganz gestrichen wurde. Ein juristisches Expertengutachten belegt, dass das aktuelle Tierschutzrecht in einigen Bereichen den Maßgaben der EU widerspricht und das Staatsziel Tierschutz missachtet wird.
Weitere Information:
EU-Tierversuchsrichtlinie – Hintergrundinfos >>
Protest gegen neues Tierversuchslabor des Max-Delbrück-Centrums Berlin >>
Tierversuche in Berlin (PDF) >>
30.01.2014
Deutsches Primatenzentrum Göttingen will noch mehr Affen quälen
Altertümliche und grausame Tierversuche müssen aufhören
Das Deutsche Primatenzentrum (DPZ) in Göttingen ist nach Aussage des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche ein Tierqualzentrum, in dem Affen im Namen der Forschung für abstruse und grausame Versuche missbraucht werden. Dem nicht genug, will das DPZ diesen unethischen und wissenschaftlich unsinnigen Zweig erheblich ausweiten. Der Ärzteverein kritisiert die Subventionierung dieser grausamen Forschung scharf und fordert die Umwidmung der Gelder in eine rein tierversuchsfreie Wissenschaft.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die einen großen Teil ihres Etats vom Steuerzahler bezieht, fördert mit 3,5 Millionen Euro ein Projekt, in dem an Affen die Informationsverarbeitung im Gehirn beim Greifen untersucht werden soll. Beteiligt sind Experimentatoren aus Tübingen, Göttingen, Frankfurt und Marburg - Städte in denen noch immer ungehindert solch schweres Leid verursachende Experimente praktiziert werden. Die Genehmigungsbehörden in Berlin und München versagten dagegen aus ethischen Gründen Hirnversuche an Affen. Dass die Erkenntnisse aus der Hirnforschung an Affen vollkommen irrelevant für die Medizin des Menschen sind, ist seit Langem bekannt und liegt auf der Hand. So hat das Affenhirn keine Bereiche für Sprache, Lesen oder Musik. Die Schädigung eines bestimmten Bereichs des motorischen Systems verursacht beim Menschen einen kompletten Ausfall von Sprache und Muskelbewegungen, beim Affen führt sie nur zu einer geringen Beeinträchtigung.
Neben der Erweiterung der Hirnexperimente plant das DPZ auch jeweils eine Abteilung für Altersforschung und für Bildgebungstechnik. Darüber, dass die Altersforschung an Tieren nicht auf die Situation des Menschen übertragbar ist, gibt es zahlreiche Studien. Der Ärzteverein kritisiert, dass trotzdem Affen für unsinnige Versuche herhalten sollen.
Am DPZ wird bereits Hirn- und Infektionsforschung an Affen betrieben, in denen die Tiere unermessliche Qualen erleiden. Weißbüscheläffchen werden mit Orthopoxviren infiziert, die ein Potential für Bioterrorismus haben. Um zu der banalen Erkenntnis zu gelangen, dass ältere Tiere gelassener auf Stress reagieren als junge, wird Spitzhörnchen ein Gerät zur Messung der Körpertemperatur in die Bauchhöhle eingepflanzt. Die Tiere werden dann täglich sozialem Stress ausgesetzt, in dem die Trennwand zum Nachbarkäfig entfernt wird, in dem sich ein dominantes Männchen befindet, das das unterlegende Tier attackiert.
„Die Übertragung der Ergebnisse vom Tier auf den Menschen gleicht einem Glückspiel mit oft fatalen Folgen, wie Arzneimittelkatastrophen immer wieder beweisen“, erläutert Dipl.-Biol. Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung. Auch das Beispiel AIDS zeigt, wie die tierexperimentelle Forschung in die Irre führt. Da Affen die menschliche AIDS-Krankheit nicht bekommen, werden sie im Primatenzentrum mit SIV, so genanntem Affen-AIDS infiziert, was jedoch nichts mit der menschlichen Erkrankung zu tun hat. Fortschritte in der AIDS-Forschung beruhen nicht auf Tierversuchen, sondern auf Erkenntnissen aus der Infektions- und Seuchenlehre, auf der klinischen Beobachtung von Patienten sowie auf Studien mit Zellkulturen.
Der Ärzteverein tritt seit Jahrzehnten für ein Ende aller Tierversuche zugunsten ethischer, innovativer Methoden ohne die Verwendung von Tieren ein. Im Gegensatz zu Tierversuchen lassen sich mit ausgefeilten Computersimulationen, Mikrochips und Tests an menschlichen Zellsystemen für den Menschen aussagekräftige Ergebnisse gewinnen.
Weitere Information
Tierversuche an Affen >>
04.02.2014
Bundesverwaltungsgericht erlaubt Tierquälerei
Bremer Affen müssen weiter leiden
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich bestürzt darüber, dass das Bundesverwaltungsgericht die grausame Hirnforschung des Bremer Experimentators Kreiter an Affen erlaubt. Die Ärztevereinigung wirft dem Gericht einen Kniefall vor der einflussreichen Tierversuchslobby vor.
„Für den Tierschutz ist das Urteil niederschmetternd. Das Staatsziel Tierschutz wird in der Praxis nicht adäquat angewandt, wohingegen der Forschungsfreiheit selbst bei derart grausamer Neugierforschung Tür und Tor geöffnet ist“, kritisiert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin der Ärztevereinigung.
Die Bremer Genehmigungsbehörde versagte dem Bremer Hirnforscher Andreas Kreiter erstmals im Jahr 2008 die Erlaubnis zur Durchführung der Affenversuche. Der Experimentator klagte gegen den Ablehnungsbescheid. Im Dezember 2012 hatte das Oberverwaltungsgericht Bremen entschieden, die an der Universität Bremen praktizierten Affenhirnversuche seien zulässig. Die Richter folgten unter anderem einem Gutachten des Deutschen Primatenzentrums, der größten deutschen „Zucht- und Liefereinrichtung" für Affen, wonach die Tiere „allenfalls mäßigen Belastungen“ ausgesetzt seien, die nicht so gewichtig sind, dass die Forschungsfreiheit dahinter zurückstehen müsste. Das Gericht ließ darüber hinaus keine Revision zu. Die Behörde legte Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht ein, welche jedoch aktuell zurückgewiesen wurde.
Wie in Bremen, lehnten im Jahr 2006 in München und 2007 in Berlin die Genehmigungsbehörden vergleichbare Hirnversuche an Affen ab, da sie das Leid der Tiere als zu hoch und den medizinischen Nutzen als nicht gegeben sahen. Die Affen werden stundenlang bewegungsunfähig fixiert, ihr Hirn wird aufgebohrt um Messelektroden einzuführen und sie werden durch Flüssigkeitsentzug dazu gezwungen, zu tun, was der Forscher verlangt. Die in Berlin zuständige Behörde machte in ihrem Ablehnungsbescheid deutlich: „Um einem lebensbedrohlichen Leiden (Durst) zu entrinnen, fügt sich das Tier in ein anderes erhebliches Leiden (Kopffixierung im Primatenstuhl).“
Nach Aussage der Ärztevereinigung ist es eine fatale Fehlentscheidung der deutschen Justiz, das Quälen von Tieren zum reinen Erkenntnisgewinn einzelner Forscher als rechtmäßig zu beurteilen. In Deutschland wird seit über 30 Jahren Hirnforschung an Affen betrieben, vorgeblich, um damit Krankheiten wie Epilepsie oder Parkinson verstehen zu können - Therapien für menschliche Erkrankungen resultieren daraus jedoch keine.
Dagegen kommt moderne und klinisch relevante Hirnforschung ganz ohne Tierleid dem Menschen zu Gute. An der britischen Universität Durham beispielsweise wird mittels Transkranieller Magnetstimulation Wahrnehmung, Lern- und Gedächtnisverhalten an Probanden gefahrlos erforscht. Neben der ethischen Vertretbarkeit ist von Vorteil, dass für den Menschen relevante Ergebnisse erzielt werden, was am Affenhirn naturgemäß nicht möglich ist, da sich Affenhirn und Menschenhirn maßgeblich unterscheiden.
Der Verein fordert eine sofortige Kehrtwende zu moderner, tierversuchsfreie Forschung, um so ein Wissenschaftssystem aufzubauen, das Ethik und gute Wissenschaft in Einklang bringt.
Weitere Information
Der Fall Bremen >>
Hirnforschung mit Sinn und Verstand – ohne Affen >>
Parkinsonforschung ohne Tierleid >>
11.02.2014
Durch Durst gefügig gemacht
Mahnwache für Tübingens leidende Affen
Anlässlich des Kampagnenstarts „Stoppt Affenqual in Tübingen“ vor fünf Jahren gegen die Tübinger Hirnversuche an Primaten lädt der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche gemeinsam mit Tübingen für Tiere e.V. am Samstag, 15. Februar 2014 von 11 bis 13 Uhr zum Infostand und zur Mahnwache auf dem Holzmarkt ein.
Die Vereine kritisieren die extrem grausame Forschung an hochsensiblen Tieren, die genau wie der Mensch Freude, Angst und Schmerz empfinden. Den Primaten werden Geräte auf dem Kopf installiert und Messelektroden in das Gehirn eingeführt, weil sich die Forscher dafür interessieren, wie ein Affe zählt oder auf bestimmte Gesichter reagiert. Hierfür werden die Tiere gezwungen, mit angeschraubtem Kopf täglich stundenlang im Primatenstuhl zu sitzen und Aufgaben am Bildschirm nach dem Willen der Experimentatoren zu erfüllen. Die Tiere werden durch Flüssigkeitsentzug gefügig gemacht, so dass sie in ihrer lebensbedrohlichen Situation alles tun, was der Experimentator verlangt. Einen Nutzen für kranke Menschen gibt es nicht, da ein Affenhirn sich maßgeblich von einem Menschenhirn unterscheidet. Um Aufschlüsse über das menschliche Gehirn zu bekommen, sind Methoden wie die Computertomographie in Kombination mit Zellforschung nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche medizinisch sinnvoller.
Die vor fünf Jahren ins Leben gerufene Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen“ steht stellvertretend für alle Tiere, die zu Versuchszwecken missbraucht werden. Sie möchte damit unter anderem die seelischen und körperlichen Qualen, die den Affen hinter verschlossenen Labortüren angetan werden, in den Blick der Öffentlichkeit rücken. Die Ärzte gegen Tierversuche und Tübingen für Tiere fordern von der Landespolitik, endlich dem Willen der Mehrzahl der Bürger und Wähler gerecht zu werden und den Primatenhirnversuchen umgehend einen Riegel vorzuschieben. In Baden-Württemberg wird an mehreren Tübinger Instituten am Hirn von Rhesusaffen experimentiert. Während in Berlin und München vergleichbare Versuche aus ethischen Gründen und wegen fehlender klinischer Relevanz untersagt wurden, wird dieser grausame Forschungszweig in Tübingen sogar noch ausgebaut. Zwar hatte die grüne Regierungspartei vor der Landtagswahl 2011 versprochen, die Hirnforschung an Primaten abschaffen zu wollen, tatsächlich jedoch leiden die Tiere noch immer unverändert für die reine Stillung der Neugier der Experimentatoren.
Fototermin
Samstag, 15. Februar 2014, 11 - 13 Uhr Mahnwache und Infostand auf dem Holzmarkt, Tübingen
Weitere Information
Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ >>
Tübingen für Tiere >>
27.02.2014
Erforschung der Multiplen Sklerose
Tierversuche taugen nichts
Tierversuche zur Erforschung der Multiplen Sklerose (MS) taugen nichts. Dies geht laut bundesweitem Verein Ärzte gegen Tierversuche aus einer aktuellen Studie der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) hervor, die im Fachmagazin PLOS ONE veröffentlicht wurde. Bereits innerhalb unterschiedlicher Tier“modelle“ der Multiplen Sklerose zeigt sich eine mangelnde Übertragbarkeit und im Vergleich zum Menschen reagieren diese komplett entgegengesetzt. Die Autoren stellen die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die Situation beim Menschen in Frage.
Wissenschaftler der TiHo Hannover haben in Datenbanken verfügbare Daten von menschlichen Patienten sowie aus tierexperimenteller Forschung unter die Lupe genommen. Analysiert wurden Veröffentlichungen zu drei gängigen Tier“modellen“, bei denen die MS auf unterschiedliche Weise hervorgerufen wird. Bei der Experimentellen autoimmunen Enzephalomyelitis (EAE) werden Mäusen oder Ratten Proteine aus den die Nervenfasern umgebenden Myelinscheiden injiziert, wodurch das Immunsystem die Nervenzellen des eigenen Körpers attackiert. In einem weiteren „Modell“ wird bei Mäusen eine Virusinfektion des Zentralnervensystems verursacht. Im dritten Fall werden Mäuse so genmanipuliert, dass es zu einer Überproduktion eines Signalstoffs kommt, der bei Entzündungsreaktionen eine zentrale Rolle spielt. Mittels statistischer Methoden haben die Forscher zudem ermittelt, wie viele der rund 20.000 Gene ein unterschiedliches Expressionsmuster (sog. differentiell exprimierte Gene) zeigen, wenn man die Daten von erkrankten und gesunden Menschen bzw. Tieren untersucht.
Wie die Auswertung ergab, gelingt es in Tierversuchen nicht, auf der Ebene einzelner Gene eine nennenswerte Übereinstimmung zur menschlichen Erkrankung nachzuweisen. Beim Menschen geht man bei MS von knapp 5000 differentiell exprimierten Genen aus. Im Vergleich zu den drei Tier“modellen“ konnten jedoch lediglich zwölf übereinstimmende Gene gefunden werden, zudem verhielten diese sich komplett gegensätzlich. Alle zwölf Gene waren bei an MS erkrankten Menschen herunter-, in den Tiermodellen jedoch hochreguliert. Selbst zwischen den drei Tier“modellen“ konnten nur 40 übereinstimmende Gene identifiziert werden.
Bei der Multiplen Sklerose handelt es sich um eine unheilbare Erkrankung des zentralen Nervensystems, bei der körpereigene Abwehrzellen die Myelinscheiden der Nervenfasern angreifen und in Folge Entzündungen im Gehirn und Rückenmark entstehen. „Tiere erkranken von Natur als nicht an MS. Im Tierversuch werden also lediglich auf künstliche Weise ähnliche Symptome hervorgerufen, die mit der menschlichen Erkrankung nichts zu tun haben. Es verwundert nicht, dass auch nach rund 100 Jahren tierexperimenteller MS-Forschung die Ursachen der Erkrankung des Menschen noch weitgehend verborgen sind“, erläutert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin der Ärztevereinigung.
Der Verein spricht sich für eine auf den Menschen bezogene Forschung aus, bei der mittels Tests an menschlichen Zellen und Patientenstudien relevante Erkenntnisse über Erkrankungen des Menschen gewonnen werden. Der Tierversuch ist unethisch und führt wissenschaftlich vollkommen in die Irre, so die Ärztevereinigung.
Weitere Information
Zusammenfassung der Studie >>
Barbara B. R. Raddatz et al.: Transcriptomic Meta-Analysis of Multiple Sclerosis and Its Experimental Models. PLOS ONE 2014: 9, e86643 (pdf) >>
04.03.2014
Hunde- und Katzenwelpen zu Tode experimentiert
Verdeckte Recherche in England offenbart extremes Leid
Eine aktuelle verdeckte Recherche unseres britischen Partnervereins BUAV offenbart erneut die schockierende Grausamkeit, die tägliche Realität für Tiere in Versuchslabors in aller Welt ist. Gefilmt wurde heimlich in einem britischen Labor für Tierimpfstoffe der Firma Merck, Sharp und Dome (MSD) Animal Health, die an Hunde- und Katzenwelpen sowie anderen Tieren experimentiert.
Über acht Monate hinweg wurde in dem Labor dokumentiert, was den Tieren widerfährt. Das Leid der Tiere fängt schon lange vor den eigentlichen Versuchen an. Zu den körperlichen Qualen kommt das seelische Leid. So ist dokumentiert, dass schwangere Hundeweibchen angeliefert und die Hundewelpen viel zu früh ihren Müttern weggenommen wurden, um schließlich in Impfstofftests zu Tode zu kommen. Acht Wochen alte Katzenbabys wurden in das britische Labor importiert und erlitten durch die Versuche starken Gewichtsverlust, hohes Fieber und Geschwüre. In dem Video ist auch zu sehen, welch würdelosen Umgang fühlende Wesen hinter verschlossenen Labortüren erleben müssen. Ein Mitarbeiter sagte zu einem Katzenbaby: „Du bist fertig, Du kannst in den Mülleimer“.
Allein während der Recherchearbeiten wurden 92 Beaglewelpen, 10 stillende Beaglemütter, mindestens 15 Katzenbabys sowie Kaninchen, Kälber und Hühner für eine fragwürdige Forschung geopfert.
Die aus hermetisch abgeriegelten Laboren an die Öffentlichkeit gebrachten Aufnahmen bestätigen erneut die Tatsache, dass Tierversuche unglaublich grausam sind und Tiere wie Wegwerfartikel behandelt werden. Zudem stellt sich einmal mehr die Frage nach der angeblichen Wissenschaftlichkeit des Tierversuchs. Ergebnisse, die auf Todesqualen basieren, können und dürfen in unserer modernen Gesellschaft nicht als gute Wissenschaft gelten.
Video "Our best friends born to die" (Englisch) >>
13.03.2014
Alarmierender Anstieg des Handels mit Primaten aus Mauritius
Deutschlands Tierversuchsindustrie ist einer der Hauptabnehmer
Im Jahr 2013 wurden von den über 6.000 aus Mauritius exportierten Langschwanzmakaken 3.372 in Tierversuchslabors in der EU gebracht, wovon wiederum 752 Tiere auf das Konto der deutschen Tierversuchsindustrie gehen. Das geht aus dem Primaten-Exportbericht des Ministeriums für Agro-Industrie und Ernährungssicherheit Mauritus hervor. Damit ist Deutschland hinter Großbritannien und Frankreich der dritt stärkste Abnehmer von Primaten. Die Tiere werden laut bundesweitem Verein Ärzte gegen Tierversuche überwiegend in Giftigkeitsversuchen zu Tode gequält.
Das Leid der Tiere fängt lange vor den Versuchen an. „Die Affen werden mit Schlagstöcken aus den Bäumen gejagt, Familien werden auseinander gerissen. Die gefangenen Primaten werden in Zuchtfarmen als Gebärmaschinen missbraucht. Ihre Nachkommen werden in kleine Holzkisten gezwängt und als Ladung in Passagierflugzeugen um die Welt geflogen“, erläutert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin des Ärztevereins. Aufgrund der Proteste von Tierschützern weltweit beteiligen sich nur noch wenige Fluggesellschaften an dem grausamen Transportgeschäft. Air France ist die letzte europäische Fluglinie, die Affen transportiert und noch nicht aus dem lukrativen Geschäft auf Kosten der Tiere ausgestiegen ist.
Die Urlaubsinsel Mauritius ist nach China der größte Exporteur von Affen fürs Versuchslabor. Im Jahr 2012 wurden 175 Primaten von Mauritus nach Deutschland exportiert, 2013 hat sich die Zahl fast vervierfacht. Als geradezu grotesk bezeichnet der Ärzteverein, dass der Inselstaat versucht, das blutige Geschäft schön zu reden, indem ein Teil des Profits in den Naturschutz fließt.
In Deutschland waren von den im Jahr 2012 über drei Millionen in Tierversuchen verwendeten Tieren 1.686 Affen. Mehr als die Hälfte, nämlich 972, von ihnen mussten für Giftigkeitsprüfungen herhalten, bei denen zum Beispiel Chemikalien mit einem Schlauch in den Magen gepumpt werden. Auf das Konto des Auftragslabor Covance in Münster geht ein Großteil solcher Versuche. In Bremen, Magdeburg, Marburg, Göttingen und Tübingen müssen Affen in Hirnexperimenten leiden, für die sie mittels Flüssigkeitsentzug gefügig gemacht werden. In einem Primatenstuhl bewegungslos fixiert müssen sie Aufgaben am Bildschirm erfüllen, während über in ihr Gehirn eingeführte Elektroden Messungen durchgeführt werden. In München werden bei der Xenotransplantationsforschung Organe von genmanipulierten Schweinen in Affen verpflanzt.
Der Verein Ärzte gegen Tierversuche setzt sich für ein Ende des grausamen Primatenhandels der Tierversuchsindustrie sowie für eine Umorientierung hin zu einer vollständig tierversuchsfreien Forschung ein, die nicht nur Tieren, sondern auch Menschen zugute kommt.
Weitere Information:
Rettet die Affen von Mauritius >>
19.03.2014
Presseeinladung
Unterschriftenübergabe gegen neues Tierversuchslabor in Berlin
Am 26. März 2014 überreicht der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche vor dem Roten Rathaus in Berlin gemeinsam mit den Tierversuchsgegnern Berlin und Brandenburg 38.000 Unterschriften gegen einen Laborneubau am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC). Unterstützt werden die Tierversuchsgegner von der Berliner Abgeordneten Claudia Hämmerling, die sich für eine ethische und moderne tierversuchsfreie Forschungspolitik stark macht.
Nach Recherchen der Ärztevereinigung ist das MDC schon jetzt Deutschlands größtes Tierversuchslabor. Es hat Kapazitäten für über 52.000 Mäuse und 2.000 Ratten. Mit dem 24 Millionen Euro teuren, aus öffentlichen Geldern finanzierten In-vivo-Pathophysiologie-Labor (IPL) entsteht in Berlin-Buch ein weiteres riesiges neues Tierversuchslabor. In den nächsten Jahren sind dort Versuche an durchschnittlich über 100.000 Tieren pro Jahr geplant.
Am MDC wird beispielsweise der Mechanismus des Juckreizes bei Mäusen und Nacktmullen untersucht. Den Tieren wird Histamin in die Haut zwischen den Schulterblättern gespritzt und beobachtet, wie oft sich die Tiere dort kratzen. Das Ergebnis der Studie ist, dass sich Mäuse nach Histamininjektion oft kratzen, Nacktmulle nicht.
„Wir Menschen sind die am höchsten entwickelte Spezies auf unserem Planeten. Daher tragen wir die Verantwortung für die Natur und alle Lebewesen. Wenn wir unsere Ressourcen einseitig für die Tierversuchsforschung einsetzen, ist das unethisch und führt in die Sackgasse, da Ergebnisse von Tierversuchen oft nicht auf den menschlichen Organismus übertragbar sind. Es gilt, die tierversuchsfreie Forschung zu fördern, um den Teufelskreis der Tierversuche zu durchbrechen“, erklärt die Berliner Abgeordnete Claudia Hämmerling.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, lehnte es bereits im Vorfeld ab, sich seiner Verantwortung zu stellen und persönlich die Unterschriften der Bürger entgegenzunehmen, die von ihm eine klare Politik hin zu moderner, tierversuchsfreier Forschung fordern. Die Unterschriften werden von einer Vertreterin der Senatskanzlei des Bürgermeisters von Berlin entgegengenommen. Der Ärzteverein und die Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg kritisieren die Ignoranz gegenüber den Interessen von 38.000 Menschen. „Öffentliche Gelder dürfen nicht länger in eine ethisch inakzeptable und medizinisch unsinnige Forschung fließen. Eine tierversuchsfreie Forschung mit menschlichen Zellkulturen, Mikrochips und Bevölkerungsstudien muss ausgebaut werden, so wie es auch im Koalitionsvertrag des Landes Berlin vereinbart wurde, fordert Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche abschließend.
Unterschriftenübergabe gegen neues Tierversuchslabor in Berlin und Fototermin
Wann: 26.3.2014, 14 Uhr
Wo: auf der Treppe des Roten Rathauses
Weitere Information:
Stellungnahme zum Neubau des Tierversuchslabors des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin >>
Initiativen der Abgeordneten Hämmerling zum Thema Tierversuche >>
26.03.2014
54.697 Unterschriften gegen neues Tierversuchslabor in Berlin
Heute Nachmittag hat der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche gemeinsam mit den Tierversuchsgegnern Berlin und Brandenburg vor dem Roten Rathaus der Berliner Politik 54.697 Unterschriften gegen einen Laborneubau am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) überreicht. Die Vereine fordern ein Ende der grausamen und wissenschaftlich unsinnigen Tierversuche zugunsten einer ethischen und modernen Forschung. Unterstützt wurden sie von Claudia Hämmerling, grünes Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses.
In ihrer Ansprache verwiesen die Tierversuchsgegner auf den Koalitionsvertrag des Landes Berlin, der den Ausbau einer tierversuchsfreien Forschung vorsieht. Anstatt jedoch endlich die Kehrtwende einzuleiten, setzt das Land Berlin weiterhin auf grausame Tierversuche und baut mit dem zum MDC gehörenden In-vivo-Pathophysiologie-Labor (IPL) in Berlin-Buch diesen Forschungszweig weiter aus. In den nächsten Jahren sollen dort jedes Jahr über 100.000 Tiere, vor allem Mäuse und Ratten, in Experimenten zu Tode kommen.
Berlin belegt im Bundesländervergleich den dritten Platz der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen. Über 14 % bzw. rund 440.000 der bundesweit jedes Jahr über 3 Millionen in Tierversuchen getöteten Tiere hat das Bundesland Berlin zu verantworten. Die Tierversuchsgegner befürchten durch den Neubau eine weitere Explosion der Tierversuchszahlen.
Aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen halten die Ärzte gegen Tierversuche und Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg eine sofortige Abkehr vom System Tierversuch für erforderlich. Mit der Kombination aus ausgeklügelten Computersimulationen, Bevölkerungsstudien und Zellmethoden lassen sich ihrer Ansicht nach für den Menschen relevante Ergebnisse erzielen, wohingegen Tierversuche in die Irre führen, wie wissenschaftliche Studien immer wieder aufs Neue belegen. Kenntnisse über den Mechanismus des Juckreizes bei Mäusen und Nacktmullen, wie er am MDC erforscht wird, würden zudem keinen Beitrag zum medizinischen Fortschritt leisten und seien reine Neugierforschung.
Die Vereine kritisieren die Ignoranz von Teilen der Landespolitik gegenüber den Interessen von Bürgern, die sich für die Belange wehrloser Tiere einsetzen. So hatte der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit von vornherein kein Interesse, die Unterschriften persönlich entgegenzunehmen. Sie wurden von einer Vertreterin der Senatskanzlei des Bürgermeisters entgegengenommen.
Foto zur freien Verwendung
Weitere Information:
Pressemitteilung vom 19. März 2014 >>
27.03.2014
Risiko Tierversuch
Gefälschte Studien in der Biomedizin gaukeln Nutzen vor
Die meisten Substanzen, die in Tests an Mäusen wirken, helfen Menschen nicht. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie. Bei der Begutachtung einer Versuchsreihe an Mäusen zur Testung eines Medikamentes zur Behandlung von Schlaganfall offenbarte sich zudem, dass wichtige Ergebnisse unter den Tisch fallen. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche sieht darin erneut die Notwendigkeit bestätigt, im Sinne von Mensch und Tier auf schnellstem Wege das System Tierversuch abzuschaffen.
An 20 Mäusen wurde ein potentielles Schlaganfall-Medikament getestet. 10 Tiere erhielten die Substanz und 10 ein Placebo. Die Studie kam zum Ergebnis, dass die Substanz wirkt und ein Erfolg ist. Der Neurologe Prof. Ulrich Dirnagl, Leiter des Zentrums für experimentelle Schlaganfallforschung an der Berliner Charité, hatte diese Studie überprüft und festgestellt, dass von den 10 Mäusen, die die Substanz erhielten, im Abschlussbericht nur noch 7 erwähnt werden. Auf Nachfrage erfuhr er, dass die 3 Mäuse frühzeitig an Hirnschlag starben und in der Auswertung nicht weiter berücksichtigt wurden. Hätten sie darin Eingang gefunden, hätte sich gezeigt, dass die Substanz mehr Schaden anrichtet als nützt, so das Fazit der Begutachtung. Die Art der Tierversuchsforschung bezeichnet Dirnagl als steinzeitlich.
Zahlreiche Forscher beklagen den mangelnden Nutzen von Tierversuchen. Prof. Malcolm Macleod von der Universität Edinburgh sichtete im Jahr 2004 Tierversuchsstudien zur Hirnschlag-Forschung. 603 Substanzen waren an Mäusen getestet worden, wovon 374 als wirksam eingestuft wurden. 97 davon wurden am Menschen getestet, wo jedoch nur eine einzige Substanz wirkte. Und diese hatte man nur ausgewählt, weil sie zuvor beim Menschen bei Herzschlag geholfen hatte.
Ähnlich untauglich zeigten sich Tierversuche zur Testung eines Medikaments gegen Amyotrophe Lateralsklerose, eine Erkrankung des motorischen Nervensystems. Alle 70 Substanzen, die sich an Mäusen bewährt hatten, versagten beim Menschen. Die Ärztevereinigung warnt seit langem vor den Gefahren des Tierversuchs. So ergab eine Studie der amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA), dass 92% der potentiellen Medikamente, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen haben, nicht durch die klinische Prüfung kommen, weil sie gar nicht oder anders wirken oder aber schädlich für den Menschen sind.
Eine tierversuchfreie, auf den Menschen bezogene Forschung mittels Tests an menschlichen Zellen, Computersimulationen, Bevölkerungsstudien und Biochips ist nach Ansicht des Vereins unabdingbar, um zu klinisch relevanten und zuverlässigen Ergebnissen zu kommen.
Weitere Information:
Jennifer Couzin-Frankel: When mice mislead. Science 2013: 342; 922-925 (Zusammenfassung) >>
Wissenschaftliche Studien >>
13.04.2014
Aloe vera-Saft an Ratten getestet
Herbalife gibt grausame Tierversuche in Auftrag
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) ist entsetzt darüber, dass Herbalife, Hersteller sogenannter Gesundheitsprodukte, an grausamen Tierversuchen beteiligt ist. Nach Angaben des Vereins wurde die mögliche Schädlichkeit von Aloe vera-Saft an Ratten getestet. Die Tests fanden in dem besonders umstrittenen, britischen Auftragslabor Huntington Life Science (HLS) statt. Die Tierversuchsgegner haben aktuell die Firma aufgefordert, keine Tierversuche mehr zu unterstützen.
Nach Kenntnis des Ärztevereins wurden für eine Studie (*) zur Untersuchung, ob Aloe vera-Saft schädlich ist, 106 ingezüchtete Albinoratten, die vom „Versuchs"tierzüchter Charles River in Deutschland stammten, herangezogen. Je nach Gruppe bekamen die Tiere 13 Wochen lang über das Trinkwasser Aloe vera-Saft in verschiedenen Konzentrationen verabreicht. Die Ratten mussten verschiedene Torturen über sich ergehen lassen wie beispielsweise die Blutentnahme aus einer Vene unterhalb der Zunge unter Isofluran-Betäubung oder das Ausharren in einem sogenannten Stoffwechselkäfig ohne Futter und Wasser über einen Zeitraum von mehr als 14 Stunden. Nach 13 Wochen wurden die Ratten mit CO2 betäubt und durch Entbluten getötet.
Dieser Tierversuch fand in Großbritannien statt und wurde von Herbalife International of America Inc. und Huntingdon Life Sciences Ltd., einem der berüchtigtsten Auftragstierversuchslabors, durchgeführt und von Herbalife International finanziert.
Umfragen zufolge lehnt der Großteil der Bürger Tierversuche schon allein aus ethischen Gründen ab. Herbalife wirbt für ein gesundes Leben und vertreibt Produkte, welche in Einklang mit einer ausgewogenen Ernährung stehen sollen. Der Ärzteverein ist sich sicher, dass kein Käufer ahnt, auf welch Grausamkeiten gegenüber Tieren manche Produkte von Herbalife basieren.
Die Ärztevereinigung hat das Unternehmen in einem Schreiben aufgefordert, ab sofort keine Tierversuche mehr durchzuführen, in Auftrag zu geben oder zu finanzieren. Gleichzeitig kündigt der Verein eine Protestaktion an, sollte die Firma nicht verbindlich erklären, ihre Produkte künftig ohne Tierquälerei herzustellen.
(*) A. Shao et al.: Safety of purified decolorized (low anthraquinone) whole leaf Aloe vera (L) Burm. f. juice in a 3-month drinking water toxicity study in F344 rats. Food and Chemical Toxicology, 2013: 57, 21-31.
Ergänzung vom 9.4.2018Herbalife bat am 4.4.2018 um Veröffentlichung folgender Stellungnahme: „Herbalife führt für seine Produkte und Inhaltsstoffe weder Tierversuche durch, noch engagieren wir Dritte, um diese Tests für uns durchführen zu lassen, insofern diese nicht ausdrücklich durch Behörden für die Zulassung unserer Produkte angeordnet sind.“ Unser Kommentar zur Stellungnahme von Herbalife: Mit der Stellungnahme bestätigt Herbalife, Tierversuche zu machen bzw. in Auftrag zu geben. Eine behördliche Anordnung entbindet die Firma nicht von der Verantwortung. Zudem kann es durchaus Möglichkeiten geben, behördlich angeordnete Tierversuche zu umgehen. Unsere Pressemitteilung vom 13.4.2014 bezieht sich auf eine konkrete Tierversuchsstudie, die in einer Fachpublikation dokumentiert und belegt ist. Herbalife wird darin als Auftraggeber und Sponsor der Tierversuchsstudie genannt. |
04.04.2014
Ärzteverein zieht Bilanz
18.000 Tiere vor Chemikalientod bewahrt
Tierversuche an mindestens 18.000 Ratten, Mäusen, Kaninchen, Vögeln und Fischen wurden dank des Einsatzes von Tierversuchsgegnern nicht durchgeführt. Dem bundesweiten Verein Ärzte gegen Tierversuche gelang es in gemeinsamer Arbeit mit der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) diese Tiere vor einem qualvollen Gifttod zu bewahren.
Im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH müssen Firmen ihre Chemikalien auf Giftigkeit testen, was größtenteils in Tierversuchen geschieht. Die Toxikologen der Ärztevereinigung und ihres europäischen Dachverbandes ECEAE hatten Testvorschläge kommentiert und Firmen beraten, um Chemikalientierversuche zu verhindern. Das Ergebnis aus der ersten REACH-Phase, bei der bis Dezember 2010 Chemikalien mit einer Produktionsmenge von über 1.000 Tonnen registriert werden mussten, zeigt, dass dadurch mindestens 17 Tierversuchsreihen an über 18.000 Tieren, verhindert werden konnten.
Dabei handelt es sich um Tests, bei denen Ratten täglich 90 Tage lang Substanzen in den Magen gepumpt werden, um die Giftigkeit bei wiederholter Einnahme zu testen oder bei denen schwangeren Ratten Stoffe eingegeben werden, um die Auswirkung auf die ungeborenen Babys zu studieren sowie um Zwei-Generationen-Studien, bei denen die Chemikalien Rattenmüttern, ihren Jungen und Enkeln verabreicht werden.
In den meisten Fällen wurden die geplanten Tierversuche nicht durchgeführt, weil die Firmen aufgrund der Kommentare ihre Tierversuchsvorschläge zurückzogen. Durch Unterstützung einer Firma mit Gutachten bei deren Beschwerde, einen Inhalationsversuch an 120 Kaninchen durchführen zu müssen, konnten die Vereine ebenfalls großes und unsinniges Tierleid abwenden.
Die Ergebnisse der Arbeit der Vereine sind in einem wissenschaftlichen Artikel der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Altex erschienen. Der Ärzteverein spricht von einem „großartigen Erfolg im Kampf gegen Tierversuche“. Gleichzeitig gibt er zu bedenken, dass eine ethische und zeitgemäße Forschung und Wissenschaft erst dann erreicht ist, wenn kein Tier mehr für Versuchszwecke sterben muss. Die Ärztevereinigung setzt sich seit Jahrzehnten für eine tierversuchsfreie Forschung ein, welche nicht nur Tieren Leid erspart, sondern auch, im Gegensatz zum Tierversuch, den Menschen vor Gefahren schützt.
Derzeit läuft die zweite REACH-Phase für Chemikalien, die in Mengen von 100 bis 1.000 Tonnen hergestellt werden. Mehr als 500 Testanträge werden erwartet. Die Tierversuchsgegner werden durch ihre Facharbeit ihr Möglichstes tun, um zahlreiche weitere Tierversuche zu verhindern.
Weitere Information:
REACH-Projekt >>
Originalstudie (englisch): Katy Taylor, Wolfgang Stengel, Carlotta Casalegno und David Andrew: Experiences of the REACH testing proposals system to reduce animal testing. Altex, March 10, 2014 >>
08.04.2014
Affenqual in Bremen
16 Organisationen kritisieren vorsitzenden Richter am Bundesverwaltungsgericht
Das Bundesverwaltungsgericht fällt durch tierschutzfeindliche Urteile und Aussagen auf. Zuständig ist der vorsitzende Richter Dieter Kley, der unter anderem das Staatsziel Tierschutz als „kleines Steinchen" bezeichnet. 16 Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen, darunter die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche, sowie mehr als 25.000 Einzelpersonen fordern das Präsidium des Gerichts auf, die Zuständigkeit für das Tierschutzrecht einem unvoreingenommenen Richter anzuvertrauen.
Im Jahr 2006 sorgte Richter Kley zum ersten Mal für Aufsehen, als er im sogenannten „Schächt-Prozess" unter anderem das in Artikel 20a Grundgesetz festgeschriebene Staatsziel Tierschutz als „kleines Steinchen" bezeichnete und darüber hinaus die tierschutzfreundlichen Stellungnahmen zweier Bundestagsabgeordneter, die an der Formulierung des „Schächt-Paragraphen" beteiligt waren, mit den Worten „Was die sagen, interessiert uns nicht" vom Tisch wischte. Es wurde ein Befangenheitsantrag gestellt, über den nie entschieden wurde, weil Richter Kley die Zuständigkeit für das Tierschutzrecht zeitweise entzogen wurde.
Inzwischen wurde dem Richter die Zuständigkeit für das Tierschutzrecht wieder zugewiesen. Der erste Tierschutzfall von Richter Kley bestätigte die schlimmsten Erwartungen der Tierschützer: Die Affenversuche in Bremen wurden nach jahrelangem Rechtsstreit endgültig zugelassen. Hätte der Richter dem Staatsziel Tierschutz auch nur eine ansatzweise angemessene Bedeutung zukommen lassen, dann hätte er ein Revisionsverfahren zulassen müssen. Stattdessen lehnte er die Revision ab und erklärte die Tierversuchskommissionen und die Genehmigungspraxis für bedeutungslos, da sie aus seiner Sicht ohnehin allen Tierversuchsanträgen zustimmen müssen.
Auf Initiative der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt nahmen das 16 Tierschutzorganisationen zum Anlass, sich zusammenzuschließen und sich in einem öffentlichen Appell an das Präsidium des Bundesverwaltungsgerichts zu wenden. Diesen Appell haben bereits mehr als 25.000 Personen unterzeichnet. Das Präsidium hat bislang nur geantwortet, dass voraussichtlich über eine Neuverteilung der Geschäfte entschieden werden muss, wenn der Bundespräsident einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin des Bundesverwaltungsgerichts ernennt. Dieser Schritt steht demnächst an.
Weitere Information:
Appell an das Präsidium des Bundesverwaltungsgericht >>
Der Fall Bremen >>
11.04.2014
Pharmamulti BAYER soll auf tierversuchsfreie Forschung umsteigen
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) und die Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) prangern anlässlich der Hauptversammlung der BAYER AG den Chemie- und Pharmamulti für seine unethische Forschung an. Diese basiere auf großem Tierleid und setze Menschen unkalkulierbaren Risiken aus. Die Verbände organisieren am 29. April vor und in den Kölner Messehallen eine Protestaktion. Sie fordern den Konzern auf, aus dem grausamen System Tierversuch auszusteigen und stattdessen seinen Einfluss für die Stärkung einer modernen, tierversuchsfreien Wissenschaft zu nutzen.
„Im Jahr 2012 mussten in den Laboren von BAYER 147.315 Mäuse, Ratten, Hunde, Katzen und andere Tiere ihr Leben für eine fragwürdige Forschung lassen. Damit werden in Deutschland rund fünf Prozent der bundesweit jährlich 3,1 Millionen Tiere in den Laboren von BAYER zu Tode geforscht“, kritisiert Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Hinzu kommen 23.282 Tiere, die für BAYER in externen Auftragslaboren sterben. Die CBG und ÄgT finden es besonders verwerflich, dass BAYER wiederholt mit umstrittenen Tierversuchslaboren wie Professional Laboratory and Research Services (PLRS) und Huntingdon Life Sciences (HLS), die für tierquälerische Methoden bekannt sind, kooperiert hat.
In Redebeiträgen auf der Hauptversammlung am 29. April werden die Vereine den Konzern für sein unethisches Geschäftsgebaren kritisieren. Tierversuche dienen dem reinen Profitstreben, wofür nicht nur die Tiere, sondern häufig auch Menschen mit dem Leben bezahlen müssen. Wie in der Branche üblich, verschweigt BAYER gern schädliche Nebenwirkungen seiner Pharmaprodukte. So kam es beim als Schwangerschaftstest eingesetzten Hormonpräparat Duogynon des Berliner Unternehmens Schering, das heute zu BAYER gehört, verstärkt zu Fehlgeburten und schweren Missbildungen von Kindern. Aus internen Dokumenten geht hervor, dass dem Unternehmen die fatalen Nebenwirkungen bereits seit 1967 bekannt waren. Das Bundesgesundheitsministerium sprach erst 1978 eine offizielle Warnung aus, das Medikament wurde bis 1980 verkauft.
Beim Gerinnungshemmer Xarelto von der Firma BAYER registrierte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im vergangenen Jahr rund 1400 Meldungen über schwere Nebenwirkungen wie Blutungen oder Leberschäden sowie 133 Todesfälle. Der Pharmariese hatte in den eingereichten Dokumenten mindestens zwei Todesfälle verschwiegen. Tierversuche haben auch in diesem Fall nicht zur Sicherheit des Präparats beigetragen.
In Deutschland gehen pro Jahr mindestens 58.000 Todesfälle auf das Konto von Arzneimittelnebenwirkungen. Zuvor durchgeführte Tierversuche können die Gefahren für den Menschen nicht vorhersagen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren und Ärzte gegen Tierversuche fordern daher ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen und appellieren an Konzerne wie BAYER, ihren politischen Einfluss dahingehend zu nutzen, eine moderne, tierversuchsfreie Forschung zu etablieren, um damit Menschen bestmöglich vor schädlichen Chemikalien und Medikamentenskandalen zu schützen.
Im Gegensatz zum Tierversuch liefere die Forschung mit menschlichen Zellsystemen, Biochips und Computersimulationen für den Menschen relevante Ergebnisse. „Dem Profit des Konzerns würde ein Verbot von Tierversuchen keinen Abbruch tun, da tierversuchsfreie Methoden nicht nur zuverlässiger, sondern auch schneller und kostengünstiger sind als Tierversuche“, so Silke Bitz, Sprecherin von Ärzte gegen Tierversuche. Das Problem liegt einzig in der Überwindung des veralteten, politisch festgefahrenen Systems Tierversuch zugunsten einer Forschung, die dem heutigen Zeitalter entspricht, sind sich die Vereine sicher.
Weitere Information:
Coordination gegen BAYER-Gefahren >>
22.04.2014
Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche
Ärzteverein ruft zu bundesweitem Aktionstag auf
Zum Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche lädt die deutschlandweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche am 26. April 2014 zu einem Aktionstag ein, an dem die Arbeitsgruppen des Vereins sowie zahlreiche weitere Gruppen im ganzen Bundesgebiet auf das Leid der Tiere und die wissenschaftliche Unsinnigkeit des Tierversuchs aufmerksam machen. Der Verein tritt aus ethischen und wissenschaftlichen Gründen für eine tierversuchsfreie Forschung ein. In 29 Städten finden 34 Demos, Infostände, Menschenketten und andere Aktionen statt.
Tierversuche sind ein Lotteriespiel, denn die Ergebnisse können nicht zuverlässig vom Tier auf den Menschen übertragen werden, wie zahlreiche wissenschaftliche Studien und Medikamentenskandale beweisen, so die Botschaft der Ärztevereinigung. So gehen in Deutschland jährlich mindestens 58.000 Todesfälle auf das Konto von Arzneinebenwirkungen. Die zuvor durchgeführten Tierversuche konnten die fatalen Folgen nicht vorhersagen.
Zudem seien Tierversuche aufgrund ihrer Grausamkeit nicht hinnehmbar. Jedes Jahr leiden und sterben in deutschen Labors über drei Millionen Mäuse, Ratten, Fische, Kaninchen, Schweine, Frösche und weitere Tiere. Sie werden vergiftet, genmanipuliert, verbrüht, verstrahlt, mit Krankheitserregern infiziert, ihr Gehirn wird aufgebohrt oder ihre Augen werden entfernt oder zugenäht. Das Repertoire an Grausamkeiten, das Tieren im Labor angetan wird, ist laut Ärzteverein schier unerschöpflich. So werden Mäuse durch Elektroschocks dazu gebracht, beim Ertönen eines Signals über eine Wand zu springen. Kätzchen werden unter stroboskopischem Flackerlicht aufgezogen, weil Experimentatoren die Entwicklung der für das Sehen zuständigen Gehirnbereiche ergründen wollen. Affen werden Schweineorgane eingepflanzt; die Tiere sterben qualvoll an der Abstoßungsreaktion.
Solche Versuche sind klinisch irrelevant, sie dienen der reinen Stillung der Forscherneugier, wofür wehrlose Tiere unvorstellbare Qualen ertragen müssen. Mit dem bundesweiten Aktionstag rückt die Ärztevereinigung das Leid der Tiere und die wissenschaftliche Unsinnigkeit von Tierversuchen in den Blick der Öffentlichkeit. Der Verein tritt für eine umgehende Abkehr vom tierexperimentellen System zu Gunsten einer ethischen Wissenschaft, die mittels Computersimulationen, Forschung an menschlichen Zellen, Biochips sowie mittels Bevölkerungsstudien zu klinisch relevanten Ergebnissen kommt.
Der Internationale Tag zur Abschaffung der Tierversuche geht auf den Geburtstag von Lord Hugh Dowding zurück, der sich im Britischen Oberhaus für den Tierschutz einsetzte und wird in diesem Jahr zum 35. Mal begangen. Tierrechtler weltweit machen aus diesem Anlass auf das Leid der Tiere in den Labors aufmerksam.
Aktionen finden in folgenden Städten statt:
Aschaffenburg, Bayreuth, Braunschweig, Bremen, Dortmund, Düsseldorf, Eichstätt, Erlangen, Essen, Ettlingen, Frankfurt, Freiburg, Gütersloh, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kassel, Köln, München, Münster, Rosenheim, Regensburg, Saarbrücken, Straubing, Stuttgart, Werne a.d. Lippe, Tübingen, Würzburg, Wuppertal.
Weitere Informationen und bundesweite Veranstaltungen im Überblick www.tag-zur-abschaffung-der-tierversuche >>
24.04.2014
Erfolg für die EU-Bürgerinitiative gegen Tierversuche!
Eine Million Unterschriften bestätigt
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich hoch erfreut über das soeben bekannt gewordene Ergebnis der Stimmenauszählung der Bürgerinitiative „Stopp Tierversuche in der EU“. Die Europäische Kommission hat bestätigt, dass eine Million gültige Unterschriften von Bürgern aus Europa zusammengekommen sind.
Auf Grundlage des § 11 des Vertrags von Lissabon ist es Bürgern seit April 2012 möglich, wichtige Anliegen an die Europäische Kommission heranzutragen, die per Gesetz geregelt werden sollen. Dafür sind EU-weit eine Million Unterschriften nötig.
Der Verein Ärzte gegen Tierversuche hatte die Bürgerinitiative www.stopvivisection.eu unterstützt. Diese zielt darauf ab, die neue Tierversuchsrichtlinie – die vollends die Handschrift der Nutznießer von Tierversuchen trägt – komplett zu überarbeiten und die Anwendung tierversuchsfreier Verfahren anstelle von Tierversuchen verbindlich vorzuschreiben.
Innerhalb eines Jahres wurden bis November 2013 europaweit 1.126.005 Unterschriften gesammelt, davon allein in Deutschland 159.000. Die Behörden der EU-Mitgliedstaaten mussten die Unterschriften auf ihre Gültigkeit überprüfen und ungültige aussortieren.
Die nun offiziell bestätigten über einer Million Stimmen sind nach Ansicht des Ärztevereins ein wichtiges Ergebnis, um der Politik den dringenden Handlungsbedarf hinsichtlich des Ausstiegs aus dem grausamen und wissenschaftlich unsinnigen System Tierversuch aufzuzeigen. Im September 2014 findet eine öffentliche Anhörung vor dem neu gewählten EU-Parlament statt. Nun gilt es, darauf zu dringen, dass dieses klare Signal Europas Bürger für ein Ende der Tierversuche politisch umgesetzt wird.
Weitere Informationen
www.stopvivisection.eu/de
Bürgerinitiative „Stoppt Tierversuche in der EU“ >>
05.05.2014
Europawahl 2014:
Wie stehen die Parteien zu Tierversuchen?
Anlässlich der bevorstehenden Wahl des Europäischen Parlamentes am 25. Mai 2014 hat der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche Parteien zu ihren Vorhaben in Richtung Ausstieg aus der tierexperimentellen Forschung befragt und deren Aussagen in einer Übersichtstabelle veröffentlicht. Darin zeigt sich deutlich, welchen Parteien es ein Anliegen ist, das Leid der Tiere in Europas Labors zu beenden und eine moderne und sinnvolle Wissenschaft ohne Tierversuche zu etablieren und welchen Parteien der Tierschutz eher gleichgültig zu sein scheint.
Gemeinsam mit der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), bei der der Ärzteverein Mitglied ist, hat der Verein Kernfragen ausgearbeitet, um die Positionen der Parteien europaweit einheitlich darstellen zu können. Die Parteien sollten sich dazu äußern, ob sie sich für ein Verbot von Tierversuchen für Haushaltsprodukte und deren Inhaltsstoffe sowie von Versuchen, die schweres Leid verursachen einsetzen. Weiter haben die Tierversuchsgegner gefragt, ob die Parteien sich für einen höheren Förderetat für tierversuchsfreie Forschung, die Einschränkung der zweckfreien Grundlagenforschung, sowie für die Reduzierung und letztlich Abschaffung der Tierversuche in Europa einsetzen.
Die Ärztevereinigung hat aktuell eine Übersicht über die Kernaussagen der Parteien auf Ihrer Internetseite veröffentlicht. Die Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa (FDP), die Alternative für Deutschland (AFD) und die Freien Wähler (FW) antworteten erst gar nicht auf den Fragenkatalog der Ärztevereinigung und auch in ihren Wahlprogrammen war das Thema Tierversuche nicht zu finden, was auf mangelndes Interesse schließen lässt.
Die Europäische Volkspartei (CDU/CSU) will zwar pauschal Tierversuche reduzieren, hält es aber nicht für notwendig, Versuche abzuschaffen, die schweres Leid verursachen und die Grundlagenforschung einzuschränken oder die tierversuchsfreie Forschung prioritär zu fördern. Nicht wesentlich anders positioniert sich die Sozialdemokratische Partei Europas (SPD), die in ihren Aussagen eher unverbindlich bleibt. Die Europäische Grüne Partei (EGP), die Europäische Linke (EL) und die Piratenpartei äußern sich positiv gegenüber der Zielsetzung, Tierversuche abzuschaffen, bekennen sich bei einigen Fragen jedoch nicht in aller Konsequenz dazu. Die Partei Mensch, Umwelt, Tierschutz (Tierschutzpartei) sowie die Ökologisch Demokratische Partei (ÖDP) stimmen als einzige der befragten Parteien mit den Forderungen und Zielsetzungen des Ärztevereins überein.
Der Verein appelliert an die Bürger, die nur alle fünf Jahre stattfindende Europawahl zu nutzen, um mit ihrer Stimme einen Baustein auf dem Weg zu einem zumindest tierfreundlichern Europa beizutragen. Nur wenn Parteien ins Parlament gewählt werden, die der chronischen Blockadehaltung der meisten im jetzigen Parlament vertretenden Parteien ein wenig entgegenwirken können, ist es möglich, der Abschaffung der Tierversuche schrittweise näher zu kommen, so die Ärztevereinigung abschließend.
16.05.2014
Verschwiegene Tieropfer im Versuchslabor
4,6 Millionen Tiere als „Überschuss“ getötet
Aufgrund der „Vorrats“haltung und „Ausschussproduktion“ leiden und sterben mindestens 2,5-mal so viele Tiere im Labor als offiziell angegeben. Eine aktuelle Auswertung des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche offenbart, dass die Politik das tatsächliche Ausmaß der tierexperimentellen Forschung verschleiert und kein Interesse zeigt, für Transparenz zu sorgen.
Die Tierversuchsstatistik der Bundesregierung umfasst mit den rund 3,1 Millionen Tieren nur einen Teil der tatsächlichen Opfer der Tierversuchsindustrie. Tiere, die bei Genmanipulationen als „Ausschuss“ geboren werden und solche, die von den Experimentatoren auf „Vorrat“ gehalten oder Mangels „Bedarf“ getötet werden, tauchen in der Statistik gar nicht erst auf.
Der Ärzteverein hat mit der Zielsetzung, das verschwiegene Leid der Tiere öffentlich zu machen, einige Bundesländer um Offenlegung der echten Zahlen gebeten. Mangels Mitteilungswillen des Großteils der Politik basiert die Hochrechnung auf einzelnen gesicherten Daten. So ist in Berlin die Zahl der Tiere im Labor über dreimal höher als offiziell angegeben, wenn man die auf „Vorrat“ gezüchteten Tiere berücksichtigt. Da die Maschinerie in anderen Bundesländern nach dem gleichen Prinzip funktioniert, sind auch dort vergleichbare Relationen anzunehmen. An der Universität Gießen beispielsweise werden im Labor mindestens 2,5-mal mehr Tiere gehalten, als in Tierversuchen verwendet werden. Ähnlich in den Niederlanden, wo es doppelt so viele sind. Anders als in Deutschland wird die Zahl dort jedoch nicht geheim gehalten. Unter Einbezug einer angenommenen „Vorrats“tierhaltung um das 2,5fache ergeben sich in deutschen Labors nach Angaben der Ärztevereinigung rund 7,7 Millionen Tieropfer.
Hinzu kommen Tiere, die als „Ausschuss“ bei Genmanipulationen entstehen. Um ein einziges transgenes Tier zu erhalten, müssen bis zu 54 Tiere sterben, da sie nicht die gewünschte Genveränderung aufweisen. Diese „Ausschuss“quote von bis zu 98 % unterstreicht laut Ärzteverein, wie respekt- und würdelos mit Tieren umgegangen wird und sie lediglich zu Wegwerfartikeln degradiert werden. Bestätigt wird dies durch die Aussage der hessischen Universitäten, wonach die genveränderten Tiere, die nicht dem Forscherwunsch entsprechen, „gemäß Betriebsanweisung unschädlich zu inaktivieren und keiner anderen Verwendung zuführbar sind“.
Das Tierschutzgesetz schreibt für die Tötung eines Tieres einen sogenannten vernünftigen Grund vor, zudem ist der Schutz der Tiere im Grundgesetz verankert. Nach Ansicht des Ärztevereins verstößt es daher gegen geltendes Tierschutzrecht, wenn „unerwünschte“ Tiere einfach getötet werden. Die angefragten Landesregierungen weisen jedoch jede Verantwortung lapidar zurück. Vorgebliches Nichtwissen, Verschleierungstaktik, Verweise auf den Datenschutz und Ignoranz sind die gängigen Abwehrstrategien, wenn es um die Belange wehrloser Tiere geht, so die Erfahrung der Ärztevereinigung.
Die tatsächliche Dimension der Tierversuche ist mangels Transparenz nur zu erahnen. Der Ärzteverein setzt sich für ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen ein. Solange es noch Tierversuche gibt, fordert er eine vollständige Erfassung aller Tiere und die Veröffentlichung der Daten. Es könne nicht angehen, dass der Steuerzahler das grausame Geschäft mit Tierversuchen jedes Jahr mit Milliarden Euro subventioniert und die Politik mit Informationen hinter dem Berg hält. Es gehe um Millionen fühlende Lebewesen, die mit Rückendeckung der Politik für die einflussreiche Tierversuchslobby sinnlos leiden und sterben müssen.
Weitere Information:
Tierversuchsstatistik >>
Ausführliche Stellungnahme >>
06.06.2014
Sinnloses Tierleid in Hannovers Versuchslabors
Ärztevereinigung macht publik, was keiner wissen soll
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche veröffentlicht in einem Faltblatt Details über Tierversuche in Hannover und erläutert, weshalb eine Abkehr von dem unethischen und zudem gefährlichen System dringend geboten ist. Tiere würden gequält und der medizinische Fortschritt blockiert werden.
Von den bundesweit in Deutschland pro Jahr über 3 Millionen in Tierversuchen getöteten Tieren gehen rund 300.000 auf das Konto von Niedersachsen, woran Hannover als Hochburg mit seinen Instituten der Medizinischen Hochschule (MHH), der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) sowie der Universität, dem Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Aerosolforschung und verschiedenen Pharmakonzernen einen großen Teil zu verantworten hat, heißt es in dem Infoblatt.
Mit dem Ende 2012 eröffneten über 55 Millionen Euro teuren „Boehringer Ingelheim Veterinary Research Center (BIVRC)“ entstand trotz massiver Proteste in Hannover ein weiteres Tierqualzentrum. Der Konzern entwickelt dort Impfstoffe für Schweine und Rinder. Nach Aussage der Ärzte gegen Tierversuche dienen Tierversuche im Bereich der „Nutz“tierhaltung jedoch vorrangig dazu, die tierquälerische Massentierhaltung noch wirtschaftlicher zu machen und Tiere daran anzupassen.
So werden zur Klärung der Frage, warum manche „Lege“hennen anfälliger für eine Viruserkrankung (Infektiöse Bursitis) sind als „Mast“hühner, an der Geflügelklinik der TiHo Gruppen von Hühnern unterschiedlich stark krank machende (virulente) Viren in die Augen getropft. „Lege“hennen, die besonders virulente Viren erhalten, leiden an Muskelblutungen und Entzündungen der Bursa, einem für die Immunabwehr wichtigen Organ an der Kloake von Vögeln. Mit aufgeplustertem Gefieder sitzen sie geschwächt und zusammengekauert da, bis alle innerhalb von sieben Tagen sterben.
An der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der MHH wird bei Mäusen unter Narkose ein künstlicher Herzinfarkt herbeigeführt. Hierfür wird der Brustkorb aufgeschnitten und die linke Herzkranzarterie für 30 Minuten abgeklemmt. Bei anderen Mäusen wird die Abschnürung dauerhaft belassen. Die überlebenden Tiere werden nach sieben Tagen getötet. Die Ärzte gegen Tierversuche kritisieren die bloße Nachahmung von Symptomen menschlicher Erkrankungen am Tier als banal und realitätsfern. Beim Herzinfarkt des Menschen spielen zahlreiche Faktoren wie Stress, Ernährung, Bewegungsmangel und Rauchen eine entscheidende Rolle, so dass die Ergebnisse aus Studien an künstlich geschädigten Tieren keinesfalls mit dem Menschen vergleichbar sind. Wissenschaftliche Studien beweisen, dass aus der tierexperimentellen Forschung keine klinisch relevanten Ergebnisse resultieren.
Die Ärztevereinigung warnt seit Jahren vor den Gefahren des Tierversuchs mangels Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen und fordert daher im Interesse von Mensch und Tier eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche. Obwohl Tierversuche größtenteils durch Steuergelder finanziert werden, werden Informationen darüber unter Verschluss gehalten. In seiner Internetdatenbank dokumentiert der Verein über 4.000 in Deutschland durchgeführte Tierversuche und macht damit publik, was die Öffentlichkeit nicht wissen soll. Infoblätter über Tierversuche in bestimmten Städten gibt es außer für Hannover auch für Berlin, Bochum, Bonn, Braunschweig, Düsseldorf, Erlangen, Freiburg, Hamburg, Hannover, Homburg/Saar, Jena, Köln, Magdeburg, Mannheim, München, Münster, Regensburg, Würzburg sowie Tübingen.
Weitere Informationen:
Infoblatt „Tierversuche im Brennpunkt. Teil 4: Hannover“ als PDF >>
Weitere Ausgaben der Schriftreihe „Tierversuche im Brennpunkt“ >>
Datenbank Tierversuche >>
11.06.2014
EU-Bericht über Chemikalien-Tierversuche:
REACH hat 700.000 Tieren das Leben gekostet
Mindestens 700.000 Tiere wie Ratten, Mäuse, Kaninchen und Fische wurden bislang infolge der Anwendung der Chemikalienverordnung REACH in Tierversuchen getötet. Das ist das Ergebnis einer Analyse des aktuellen REACH-Berichts der Chemikalienbehörde ECHA. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche gibt zudem bekannt, Tierversuche an wenigstens 18.000 Tieren verhindert zu haben.
Die EU-Chemikalienbehörde ECHA nennt in ihrem aktuellen Bericht zum „Einsatz von Alternativen zum Tierversuche für REACH“ 4.887 neue Tierversuchsreihen, die für die Testung alter Chemikalien von 2011-2013 durchgeführt worden sind. Im letzten, 2011 veröffentlichten Bericht waren es 1.849 Tierversuchsreihen seit 2009.
Die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), bei der der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche Mitglied ist, geht von insgesamt mindestens 700.000 Tieren aus, die für REACH bislang vergiftet worden sind, etwa 230.000 für den vorhergehenden Berichtszeitraum und 460.000 für den aktuellen. „Die hohen Tierzahlen sind vor allem auf die Zweigenerationen-Studien zurückzuführen, bei denen die Testsubstanz schwangeren Ratten und ihren Nachkommen in zwei Generationen verabreicht wird, und die so besonders viele Tieropfer fordern – über 2.000 pro Test“, erläutert Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche.
Die EU verlangt in der 2007 in Kraft getretenen REACH-Verordnung, dass Europas Chemie-Industrie im Laufe von 11 Jahren alle ihre Chemikalien registrieren und ggf. nachtesten lassen muss. Bislang wurden 38.000 Dossiers bei der ECHA eingereicht.
Tierversuchsgegnerverbände hatten jahrelang für ein ganz tierversuchsfreies REACH gekämpft. Immerhin konnte erreicht werden, dass Dritte Kommentare zu bei der ECHA beantragten Tierversuchsvorschlägen einreichen können. Da es sich zum großen Teil um Substanzen handelt, die seit mehreren Jahrzehnten auf dem Markt sind, ist vieles über deren mögliche Giftigkeit längst bekannt. „Neue Tierversuche für Benzin, Weichmacher oder Schmieröl durchzuführen, ist weder ethisch noch wissenschaftlich zu rechtfertigen“, empört sich Gericke. Experten der Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche und ihrer Partner bei der ECEAE recherchieren daher, ob die geforderten Daten schon vorhanden sind, oder die Tierversuche aus anderen anerkannten Gründen nicht durchgeführt werden brauchen. Mindestens 17 Tierversuchsreihen an über 18.000 Ratten. Mäusen, Fischen und Vögeln konnten auf diese Weise bereits verhindert werden.
Besonders entsetzt zeigt sich der Ärzteverband über die hohe Anzahl von Haut- und Augenreizungstests, obwohl es hierfür längst tierversuchsfreie Testmöglichkeiten z.B. mit Zellkulturen gibt. Dem ECHA-Bericht zufolge wurden 188 neue Haut- und 363 Augenreizungstests vorgenommen. Dabei wird die Testsubstanz Kaninchen auf die geschorene Rückenhaut gerieben bzw. in die Augen geträufelt, um nach einigen Tagen den Verätzungsgrad zu beurteilen.
Die ECHA konstatiert weiter, dass die Firmen sich verstärkt austauschen, um Testunterlagen zu einem Stoff gemeinsam einzureichen oder dass Substanzen in Kategorien zusammengefasst werden, um so Tierversuche einzusparen. Zudem wurden bei 3.052 Versuchsreihen In-vitro-Methoden, d.h. Reagenzglas-Tests, eingesetzt. Die Behörde erkennt die Beträge Dritter an und bestätigt in ihrem Bericht, dass tierversuchsfreie Methoden in Zukunft weiter gefördert werden müssen. Für die Ärzte gegen Tierversuche ist das ein Schritt in die richtige Richtung, aber nicht genug. „REACH soll Menschen vor schädlichen Chemikalien schützen, doch mit Tierversuchen ist das nicht möglich, da die Ergebnisse vom Tier auf den Menschen nicht übertragbar sind“, so die Tierärztin abschließend.
Weitere Informationen:
ECHA report: The Use of Alternatives to Testing on Animals for the REACH Regulation (PDF) >>
REACH-Projekt der Ärzte gegen Tierversuche >>
13.06.2014
Aktuelle Studie belegt
Kein Nachweis über angeblichen Nutzen von Tierversuchen
Einer Ende Mai in der medizinischen Fachzeitschrift British Medical Journal veröffentlichten Studie zufolge fehlt der Nachweis über den Nutzen von Tierversuchen und Gelder, die in die tierexperimentelle Forschung investiert werden, bleiben einer für Mediziner und Patienten sinnvolleren Forschung vorenthalten. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche sieht darin einen weiteren Beleg für das Versagen des tierexperimentellen Systems und fordert eine moderne, tierversuchsfreie Forschung, die Tieren Leid erspart und für Patienten hilfreich ist.
Die Autoren durchforsteten Literatur nach Hinweisen für den klinischen Nutzen von Tierversuchen. Es zeigte sich, dass sich nur 25 Übersichtsarbeiten die These untermauern, dass die tierexperimentelle Forschung eine medizinische Relevanz hat und selbst diese wenigen Veröffentlichungen ließen Zweifel an der Qualität und Aussagekraft aufkommen. Hingegen würden sich Belege häufen, dass mit Tierversuchen, wenn überhaupt, nur sehr dürftig Vorhersagen für den Menschen getroffen werden können.
Die Studie führt eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen an, die den Nutzen von Tierversuchen auf den Prüfstand stellen. So lassen zahlreiche Studien den Rückschluss zu, dass selbst Ansätze, die im Tierversuch zunächst vielversprechend erscheinen, in der klinischen Studie am Menschen versagen und keine praktische Anwendung daraus resultiert. So folgte aus jahrzehntelanger Schlaganfallforschung keine einzige Therapie für den Menschen. Ähnlich bei Versuchen an einem „etablierten Mausmodell“ zur amyotrophen Lateralsklerose (Erkrankung des motorischen Nervensystems), bei denen sich von über 100 Medikamenten keines als nützlich für Patienten erwiesen hatte.
Weiter zeigte sich, dass die Qualität bei der Durchführung von Tierversuche häufig mangelhaft ist. Nur bei 12 % der tierexperimentellen Arbeiten wurden anerkannte Methoden des Studiendesigns angewendet.
Ein Projekt an einer englischen Universitätsklinik zielte darauf ab, mit einer besseren Schulung der Experimentatoren die Übertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen zu verbessern. Allerdings zeigte sich, dass die Motivation der Grundlagenforscher vielmehr in der wissenschaftlichen Entdeckungslust begründet lag als in der Absicht, klinisch anwendbare Erkenntnisse zu erlangen.
„Die aktuelle Studie belegt erneut, dass der von manchen Kreisen gebetsmühlenartig behauptete Nutzen von Tierversuchen keinerlei Fundament hat und zeigt darüber hinaus die stümperhafte und dem reinen Eigeninteresse dienenden Vorgehensweise im tierexperimentellen System“, resümiert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin der Ärzte gegen Tierversuche.
Die Autoren der Studie bezeichnen die bestehende Situation als unethisch und kritisieren, dass methodische Ungenauigkeit bei vorklinischen Tests dazu führen, dass darauffolgende klinische Studien am Menschen versagen, Probanden potentiellen Risiken ausgesetzt werden und uns nützliche Therapien möglicherweise vorenthalten bleiben. Zudem sei es ethisch nicht zu rechtfertigen, Tieren hierfür Leid zuzufügen.
Die Ärztevereinigung warnt schon lange vor den Gefahren des Tierversuchs und setzt sich für eine zielgerichtete Forschung ein, die mittels Bevölkerungsstudien, Zellforschung, Computersimulationen und Biochips zu relevanten medizinischen Erkenntnissen gelangt.
Weitere Informationen
Originalveröffentlichung:
Pandora Pound, Michael B. Bracken: How predictive and productive is animal research? BMJ 2014; 348:g3719 (PDF) >>
Wissenschaftliche Studien >>
17.06.2014
Europaweiter Aktionstag gegen Botox-Tierversuche
Proteste in Braunschweig, Hamburg, Köln und München
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ruft am Samstag, 21. Juni 2014 gemeinsam mit ihren Partnern bei der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen zu Protestaktionen gegen Botox-Tierversuche auf. Hintergrund ist, dass die Frankfurter Firma Merz und der britische Hersteller Ipsen ihre Produkte an Mäusen testen, obwohl eine tierversuchsfreie Methode vorhanden ist. Europaweit protestieren an diesem Tag Tierversuchsgegner dagegen. In Deutschland finden Aktionen in Braunschweig, Hamburg, Köln und München statt.
Bereits vor drei Jahren hat die amerikanische Firma Allergan, Marktführer der Herstellung von Botulinumtoxinprodukten (Botox), in den USA und Europa eine behördliche Anerkennung für ihren tierversuchsfreien Test mit menschlichen Zellkulturen erhalten. Ipsen und Merz testen jedoch jede Produktionseinheit ihrer Botulinumtoxinprodukte noch immer an Mäusen. Merz lässt seine Tierversuche am Labor für Pharmakologie und Toxikologie (LPT) in Hamburg durchführen. Die Substanz wird Gruppen von Mäusen in verschiedenen Dosierungen in die Bauchhöhle gespritzt, um die Dosis zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. Für die Tiere bedeutet das einen oft tagelangen Todeskampf. Das Nervengift führt zu Atemlähmungen, bis die Mäuse bei vollem Bewusstsein ersticken.
Die Tierversuchsgegner rufen nun im dritten Jahr zum europaweiten Aktionstag gegen Botox-Tierversuche auf, um die beiden Hersteller dazu zu bewegen, die Tierversuche umgehend zu beenden und auf eine tierversuchsfreie Testung umzustellen. Aktuell hat Merz gegenüber der Ärztevereinigung geäußert, Ende 2014 einen gemeinsam mit Ipsen entwickelten Test international zur Zulassung einzureichen. Die Unternehmen rechnen damit, im Laufe von 2015 von den ersten Behörden eine Anerkennung zu erhalten.
Der Ärzteverein sieht es zwar als positiven Schritt, dass die Firmen aufgrund des großen öffentlichen Drucks eine tierversuchsfreie Methode entwickeln, fordert die beiden Hersteller jedoch auf, die Tierversuche sofort einzustellen, auch wenn damit die Botulinumtoxinproduktion bis zur Anerkennung des tierversuchsfreien Tests zum Erliegen kommen würde.
Der Verein kritisiert zudem aufs Schärfste, dass das Kosmetiktestverbot umgangen wird, da Botox als Arzneimittel gilt, obwohl es zum überwiegenden Teil für kosmetische Zwecke angewandt wird. Zudem gibt der Verein zu bedenken, dass der Mäuse-Test wissenschaftlich aufgrund seiner Ungenauigkeit wertlos sei und somit nicht nur Tieren das Leben kostet, sondern auch Menschen einer potentiellen Gefahr aussetzte.
Offizielle Angaben über die Zahl der Tiere, die für die Botox-Testung leiden und sterben, werden unter Verschluss gehalten. Nach Informationen der Ärztevereinigung hat Merz jährlich mindestens 34.000 Mäuse zu verantworten, Ipsen über 74.000 – je mehr von dem Nervengift verkauft wird, desto mehr Tiere müssen sterben, da jede Produktionseinheit getestet wird.
Die Ärzte gegen Tierversuche wollen mit ihren Aktionen die Öffentlichkeit auf das Leid der Tiere aufmerksam machen und über moderne, tierversuchsfreie Forschungsmöglichkeiten informieren. 2012 hatte der Ärzteverein über 60.000 Unterschriften an die Hamburger Behörde übergeben, die die Tierversuche der Firma Merz genehmigt. Die Behörde wie auch die Politik zeigen jedoch bis dato keinen Handlungswillen, um die Botox-Tierversuche zu unterbinden.
Weitere Informationen
Kampagne „Stoppt Botox-Tierversuche“ >>
02.07.2014
Gentechnik: Trend zu immer mehr Tierversuchen stoppen!
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt soll ethische Grenzen stärken
In einem offenen Brief fordert ein Bündnis von Organisationen Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt auf, gegen den Anstieg von Tierversuchen im Bereich Gentechnik aktiv zu werden. Die Organisationen Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt, Ärzte gegen Tierversuche e. V., Gen-ethisches Netzwerk, Gesellschaft für ökologische Forschung, Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner, Kein Patent auf Leben!, TASSO e. V., Testbiotech und Wild Chimpanzee Foundation beziehen sich dabei auf die offiziellen Statistiken des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Demnach ist die Anzahl verbrauchter transgener Tiere im Jahr 2012 auf fast eine Million gestiegen. Das entspricht einer Erhöhung um 78 % innerhalb von nur fünf Jahren.
Seit Jahren beobachten wir eine Entwicklung im Bereich der Gentechnik, die zu einem immer höheren Verbrauch an Tieren führt. Dies steht im Gegensatz zu den in Deutschland und der EU geltenden gesetzlichen Zielsetzungen, künftig weniger Tiere für wissenschaftliche Zwecke einzusetzen“, sagt Christiane Baumgartl von Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner. „Minister Schmidt darf nicht wie seine Vorgänger einfach nur tatenlos zusehen. Wir brauchen hier viel strengere Regeln.“
ie Organisationen warnen davor, dass die neuen Methoden der Synthetischen Gentechnik zusätzlich dazu führen, dass Tiere in immer kürzerer Zeit gentechnisch manipuliert werden können. Die Synthetische Gentechnik arbeitet mit sogenannten Gen-Scheren und künstlich synthetisierter DNA und erlaubt radikale Veränderungen am Erbgut von Tier und Mensch.
Die Manipulation von Tieren hat inzwischen eine neue Dimension erreicht. Dabei stehen keineswegs immer drängende medizinische Probleme im Vordergrund. Vielmehr geht es oft um wirtschaftliche Ziele oder schlicht darum, die Grenzen der Machbarkeit systematisch auszuweiten“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Wir müssen die ethischen Grenzen stärken, um die genetische Integrität und die Identität der Tiere zu schützen.“
In ihrem Brief an Minister Schmidt formulieren die Organisationen einen Katalog von zehn Fragen und fordern konkrete Maßnahmen. Notwendig sind unter anderem gesetzliche Vorgaben zum Schutz der genetischen Integrität von Tieren sowie kurzfristig wirksame Maßnahmen, um den Verbrauch an Versuchstieren einzudämmen.
Gefordert wird auch ein Verbot der Patentierung von Tieren, da über Patente ein Anreiz geschaffen wird, Tierversuche auch aus rein wirtschaftlichen Motiven durchzuführen. Das Europäische Patentamt hat bereits mehr als 1500 Patente auf Tiere erteilt, unter anderem sogar auf Schimpansen, die mit synthetischen Genen manipuliert wurden.
Kontakt:
Christoph Then, Testbiotech, Tel: 0151 54638040, info@testbiotech.org
Unterstützende Organisationen:
www.albert-schweitzer-stiftung.de
www.aerzte-gegen-tierversuche.de
www.bmt-tierschutz.de
www.gen-ethisches-netzwerk.de
www.keinpatent.de
www.oekologische-forschung.de
www.tasso.net
www.tierrechte.de
www.janegoodall.de
www.testbiotech.org
www.wildchimps.org
Hier unterschreiben gegen Patente auf Schimpansen:
www.testbiotech.org/investors_chimpanzees
07.07.2014
„Woran soll man denn sonst testen?“
Ein Film über moderne Forschungsmethoden ohne Tierversuche
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche stellt heute seine neue Filmproduktion im Internet vor. Der halbstündige Film zeigt anhand von Beispielen die Möglichkeiten und Vorteile der tierversuchsfreien Forschung auf, aber auch die Schwierigkeiten, mit denen sie zu kämpfen hat.
In den letzten Jahrzehnten mussten immer wieder im Tierversuch geprüfte Medikamente vom Markt genommen werden, weil bei Patienten nicht vorhergesehene Nebenwirkungen, zum Teil mit Todesfolge, auftraten. Allein in Deutschland sterben jährlich etwa 58.000 Patienten durch Nebenwirkungen von Medikamenten und weitere Zigtausende tragen schwere Schäden davon – durch Arzneimittel, die zuvor ausgiebig an Tieren getestet wurden.
Obwohl Tierversuche Medikamente keineswegs sicher machen, gelten sie immer noch als „Goldstandard“ in der Forschung. Tierversuchsprojekte werden pro Jahr mit Milliarden öffentlicher Gelder subventioniert, während moderne, tierversuchsfreie Studien kaum unterstützt werden.
Doch trotz mangelhafter finanzieller Förderung hat die In-vitro-Forschung enorme Fortschritte erzielt. Diese modernen Systeme sind nicht nur ethisch unproblematisch, sondern haben auch aus wissenschaftlicher Sicht unschlagbare Vorteile gegenüber Tierversuchen. So bringen Studien mit menschlichen Zell- und Gewebekulturen sowie Computersimulationen, die auf menschlichen Daten basieren, gut wiederholbare und eindeutige Ergebnisse, denn das Problem der Übertragbarkeit zwischen Tier und Mensch entfällt.
Immer mehr Forschungseinrichtungen erkennen diese Vorteile und entwickeln fundierte In-vitro-Methoden, um die Auswirkungen von Substanzen auf den menschlichen Organismus zu testen. Selbst komplexe Organsysteme lassen sich im Reagenzglas lebensecht nachahmen.
Der von „friendshipfilm production“ im Auftrag von Ärzte gegen Tierversuche produzierte Film lässt In-vitro-Forscher und andere Experten zu Wort kommen und zeigt auf, dass eine Abschaffung aller Tierversuche, wie der Ärzteverein und immer mehr Experten sie fordern, nicht nur möglich, sondern auch nötig ist.
YouTube-Link >>
21.07.2014
Uni Mainz baut Tierversuchsforschung aus
Tiere müssen in Hirnversuchen leiden
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche kritisiert den Neubau eines weiteren 42 Millionen teuren Tierversuchslabors an der Universität Mainz. Tausende Mäuse und Ratten sollen hier unter anderem als „Modell“ menschlicher Schizophrenie herhalten. Der Ärzteverein fordert von Bund und Land, Steuermittel in moderne, sinnvolle Forschung ohne Tierversuche zu investieren.
Auf dem Campus der Universität Mainz entsteht derzeit das Forschungszentrum Translationale Neurowissenschaften (FTN) im Biomedizinischen Forschungszentrum (BMZ). Hier sollen molekulare und zelluläre Abläufe im Gehirn und Strategien zur Stärkung der psychischen Gesundheit und Krankheiten wie Depression, Schizophrenie und Multiple Sklerose erforscht werden. „Was den Bürgern als heilsversprechende Wissenschaft verkauft wird, bedeutet in Wirklichkeit unvorstellbare Torturen für Tiere und unerfüllte Hoffnungen kranker Menschen, wovon jedoch in den Medien nichts zu lesen ist“, erläutert Dr. med. Lucie Braun, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie und Vorsitzende des Vereins.
Eine Nachfrage der Ärztevereinigung beim Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur in Rheinland-Pfalz ergab, dass in der neuen Versuchseinrichtung eine Haltungskapazität für 6.000 Mäuse in 2.000 Käfigen sowie 300-400 Ratten in 100 Käfigen geschaffen werden soll. Da die Käfige mehrmals im Jahr neu besetzt werden, ist die tatsächliche Tierzahl höher. An den Tieren sind im Rahmen der per Definition zweckfreien Grundlagenforschung unter anderem Versuche zur Elektrophysiologie und Neuroanatomie geplant. Solche Versuche sind laut Ärztevereinigung in der Regel mit großem Leid verbunden. So werden Ratten Messelektroden in das Gehirn implantiert, um Rückschlüsse zur menschlichen Schizophrenie zu ziehen. In der Depressionsforschung werden Ratten oder Mäuse gezwungen, bis zur Erschöpfung zu schwimmen oder sie werden mit Elektroschocks traktiert. Tiere, die aufhören zu Schwimmen oder die Elektroschocks ohne Reaktion über sich ergehen lassen, gelten als depressiv.
Der Ärzteverein kritisiert solche Versuche als realitätsfremd. „Es ist abwegig zu glauben, damit zu Erkenntnissen über die komplexe Psyche des Menschen oder Erkrankungen des Gehirns und Nervensystems zu gelangen, was auch wissenschaftliche Studien belegen“, so Braun weiter. Ein 2012 in der medizinischen Fachzeitschrift Psychiatric Times erschienener Artikel nimmt Tierversuche in der Psychiatrie unter die Lupe und resümiert, dass diese nicht geeignet sind, um psychische Erkrankungen des Menschen zu erforschen. Eine 2014 von der TiHo Hannover veröffentlichte Studie attestiert der tierexperimentellen Multiple Sklerose-Forschung eine mangelnde Übertragbarkeit selbst innerhalb verschiedener Tier“modelle“.
Als grundlegendes Manko der tierexperimentellen Forschung sieht der Verein, dass diese keine zuverlässige Aussage für den Menschen ermöglicht. So erkranken Tiere von Natur aus nicht an den meisten menschlichen Erkrankungen und es werden lediglich ähnliche Symptome im Labor nachgeahmt. Damit würde der medizinische Fortschritt blockiert, da die Tierversuchsergebnisse irrelevant hinsichtlich der Anwendbarkeit beim Menschen sind.
Finanziert werden das BMZ und damit das Tierversuchslabor mit 42 Millionen Euro jeweils zur Hälfte vom Land Rheinland-Pfalz und vom Bund, also aus Steuermitteln. Neben der ethischen Unvertretbarkeit und der wissenschaftlichen Unsinnigkeit der Tierversuche kritisiert der Ärzteverein, dass einzelne Tierversuchslabors mit zweistelligen Millionenbeträgen finanziert werden, während bundesweit die tierversuchsfreie Forschung mit einem Almosen von rund 4 Millionen Euro pro Jahr abgespeist wird.
Weitere Informationen
Wissenschaftliche Studien >>
25.07.2014
Tierversuchshochburg Münster
Ärzteverein veröffentlicht Infoblatt
In einem aktuell erschienenen Faltblatt informiert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche über tierexperimentelle Forschung in Münster und bringt damit grausame Fakten ans Licht, die nach dem Willen der Experimentatoren der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollen. Der Verein fordert eine Kehrtwende hin zu einer ethischen Forschung ohne Tierleid, die mittels moderner Testmethoden zu klinisch relevanten Ergebnissen gelangt.
Covance, eines der größten Affenlabore in Deutschland mit Sitz in Münster, führt im Auftrag der Pharma- und Chemieindustrie Tierversuche durch. Hier leiden und sterben Langschwanzmakaken unter anderem in Giftigkeitstests, um Substanzen auf Gefahren für den Nachwuchs oder erbgutschädigende Wirkungen zu untersuchen. Meist mehrmals täglich werden die Stoffe schwangeren Affen mit einem Schlauch in den Magen gepumpt oder in die Blutbahn injiziert. Die Folge können starke Schmerzen sowie Totgeburten oder Missbildungen sein. Die Tiere stammen aus Ländern wie Mauritius, China oder Vietnam, wo sie mit brutalen Methoden aus der freien Wildbahn gefangen und unter unsäglichen Bedingungen gezüchtet werden. Als Ladung im Rumpf von Passagiermaschinen werden sie quer über den Globus geflogen, um Tierversuchslabore wie Covance zu beliefern. Air France ist weltweit die letzte große Fluggesellschaft, die sich noch an diesem grausamen Geschäft beteiligt.
An zahlreichen weiteren Einrichtungen in Münster müssen laut Ärztevereinigung Tiere für fragwürdige Experimente mit ihrem Leben bezahlen. Am Institut für Klinische Radiologie des Universitätsklinikums werden Nacktmäusen Krebszellen unter die Haut an der Brust injiziert oder in die Schilddrüse implantiert. Dann werden Substanzen in die Schwanzvene gespritzt, die sich im Tumorgewebe anreichern. An der Klinik für Innere Medizin, Nephrologie und Rheumatologie wird Ratten eine Niere ganz und die andere zu Zweidritteln entfernt, um eine chronische Nierenschädigung des Menschen nachzuahmen. An der Klinik für Anästhesiologie, Notfall- und Schmerzmedizin werden Mäuse mit zu hohem Druck beatmet, um einen akuten Lungenschaden auszulösen.
Die Ärzte gegen Tierversuche kritisieren die Versuche als irrelevant. „Es wird versucht, komplexe menschliche Krankheiten wie Krebs, chronisches Nierenversagen und akute Lungenschädigung auf simple Weise bei Nagetieren nachzuahmen. Doch diese Art der Forschung ist abwegig und vollkommen ungeeignet, die Krankheiten des Menschen zu erforschen und zu heilen“, heißt es der Informationsschrift. „Tierversuche sind ein unkalkulierbares Risiko für den Menschen, da die Ergebnisse nicht übertragbar sind. So sterben allein in Deutschland jedes Jahr mindestens 58.000 Menschen durch Nebenwirkungen tiererprobter Arzneimittel und 92% der tiergetesteten neuen Medikamente versagen, wenn sie am Menschen ausprobiert werden“, erläutert Dr. Kristina Bee, Vorstandsmitglied der Ärztevereinigung und Ärztin aus Münster. „Tiere im Labor werden häufig von Krebs und anderen Krankheiten geheilt, beim Menschen funktionieren diese Therapien aber nicht."
Der Verein fordert seit Jahrzehnten eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, die Menschen vor Schaden und Tiere vor einem unsinnigen Labortod bewahrt. Obwohl Tierversuche weitgehend durch Steuergelder finanziert werden, werden Informationen darüber unter Verschluss gehalten. In ihrer Internetdatenbank greifen die Ärzte gegen Tierversuche Fachpublikationen auf und dokumentieren für Laien verständlich, was hinter verschlossenen Türen mit den Tieren geschieht. Infoblätter über Tierversuche in ausgewählten Städten gibt es außer für Münster in 19 weiteren Orten.
Weitere Informationen:
Infoblatt „Tierversuche im Brennpunkt. Teil 14: Münster“ als PDF herunterladen >> oder im Shop bestellen >>Datenbank Tierversuche >>
NEIN zu Air France - Kampagne gegen Affentransporte durch Air France >>
28.07.2014
Gemeinsame Pressemitteilung
Ärzte gegen Tierversuche e.V. und Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Baden-Württemberg setzt auf noch mehr Tierversuche
Uni Hohenheim will zwei neue Labore
Die bundesweiten Vereine Ärzte gegen Tierversuche und Bund gegen Missbrauch der Tiere zeigen sich entsetzt über die ihnen bekannt gewordenen Pläne der Universität Hohenheim, zwei neue Tierversuchslabore zu errichten. Sie kritisieren den Bau immer weiterer tierexperimenteller Einrichtungen, von denen der Steuerzahler nichts erfahren soll, diese jedoch bezahlen muss.
Wie aus Dokumenten hervorgeht, die der Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche anonym zugeleitet worden sind, ist an der Fakultät für Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim unter der Bezeichnung „Neuordnung Tierwissenschaften“ der Neubau von Tierversuchslaboren geplant.
Nach Kenntnis der Vereine liegt für den Bau der neuen Tierversuchslabore noch keine Genehmigung vor. Den Dokumenten nach sollen ein „Laborgebäude mit Kleintieren (Standort 1, Microbiotaforschung südlich der Biologie)“ sowie eine „Einrichtung mit Tötungsmöglichkeiten für Großtiere (Standort 2, Meiereihof)“ entstehen. Beteiligt sind das Institut für Tierernährung, das Institut für Tierhaltung und –züchtung, das Institut für Umwelt- und Tierhygiene/Tiermedizin und das Institut für Tierproduktion in den Tropen und Subtropen. Es sollen Haltungskapazitäten für über 1.000 Mäuse, 150 Geflügeltiere, bis zu 115 Schweine, 18 Schafe und 6 Rinder geschaffen werden, die unter anderem für Infektionsversuche herhalten sollen. Üblicherweise werden freie Tierplätze mehrmals im Jahr neu besetzt, so dass davon auszugehen ist, dass die Tierzahl höher sein wird. Für die Tierhaltung ist kein Tageslicht vorgesehen.
Um Klarheit über den aktuellen Sachstand zu bekommen, haben die Ärzte gegen Tierversuche und der Bund gegen Missbrauch der Tiere den in Baden-Württemberg für Tierschutz zuständigen Minister, Alexander Bonde, angeschrieben und detailliert um Auskunft gebeten. Die Vereine wollen unter anderem wissen, ob das Vorhaben bereits zur Genehmigung eingereicht wurde, welche konkreten Tierversuche vorgesehen sind und welche Summe an Steuergeldern das Land Baden-Württemberg bereitstellt.
Nach Aussage der Vereine werden an der Universität Hohenheim bereits zahlreiche grausame und wissenschaftlich unsinnige Experimente an Tieren durchgeführt. So wird an Mäusen untersucht, ob Zimt vor alkoholbedingter Leberverfettung schützt. Den Mäusen wird eine alkoholische Zimtlösung 4 Tage lang in das Trinkwasser gegeben. Am 5. Tag wird ihnen eine hohe Dosis Alkohol mit einer Schlundsonde in den Magen verabreicht. Zwölf Stunden später werden die Tiere getötet. Tiere zu missbrauchen, um ein Gegenmittel zu übermäßigem Konsum von Suchtmitteln zu suchen, bezeichnen die Vereine als ethisch untragbar. Zudem werde im Tierversuch ausgeblendet, dass die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind. Bevölkerungsstudien sowie Computermodelle oder Biochips, die Aussagen über den Stoffwechsel ermöglichen, würden hingegen klinisch relevante Erkenntnisse liefern.
Die Ärzte gegen Tierversuche und der Bund gegen Missbrauch der Tiere fordern, dass öffentliche Gelder, die in die neuen Labore der Uni Hohenheim investiert werden sollen, stattdessen für moderne, tierversuchsfreie Forschungsvorhaben bereitgestellt werden.
Weitere Information:
Stellungnahme zum geplanten Neubau von Tierversuchslaboren an der Universität Hohenheim >>
06.08.2014
Internationaler Katzentag:
Viele Stubentiger leiden im Tierversuchslabor
Der Internationale Katzentag, der jedes Jahr am 8. August gefeiert wird, ist laut bundesweiter Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche für viele Katzen kein Tag, an dem sie besonders verwöhnt werden, sondern ein Tag voller Angst, Leid und Schmerz in einem ausweglosen Dasein in deutschen Versuchslabors.
In Deutschland leiden und sterben jedes Jahr rund 900 Katzen in Tierversuchen. Im Vergleich zu den 2,7 Millionen Mäusen und Ratten, 166.000 Fischen oder 97.000 Kaninchen erscheint laut Ärztevereinigung die Zahl der für Tierversuche missbrauchten Katzen zwar unbedeutend. Der Verein betont jedoch, dass es um das Leid jedes einzelnen Tieres geht.
Das Repertoire an Grausamkeiten, das Tiere für fragwürdige Forscherinteressen ertragen müssen, ist nahezu unerschöpflich. So werden am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt Katzenbabys zur Untersuchung der unterschiedlichen Entwicklung bestimmter für beide Augen zuständigen Hirnbereiche unter Flackerlicht wie in einer Diskothek aufgezogen, wodurch die Tiere keine normalen Bewegungen wahrnehmen können. Bei einer Katze wird unter Narkose ein Auge mit einer schwarzen Kontaktlinse und einem schwarzen Klebeband verschlossen. Nach Erwachen wird eine Markierungssubstanz in eine Vorderbeinvene injiziert. Dann muss das Tier 45 Minuten lang im Labor herumlaufen, um mit dem einen Auge viele optische Reize aufzunehmen. Anschließend wird die Katze getötet. (Dok.-ID 4022)
In einem Versuch an der Universität Osnabrück werden Katzen Kameras auf den Kopf geschnallt und in einem Wald laufen gelassen, so dass die Umgebung aus der Katzenperspektive gefilmt wird. Dann wird unter Narkose ein Loch in den Schädelknochen über der Sehrinde der Tiere gebohrt und eine Stahlkammer auf dem Schädel verankert. Den Katzen werden auf einem Bildschirm die zuvor gemachten Filme oder über den Bildschirm wandernde Streifenmuster gezeigt. Es wird ein Farbstoff auf das Hirngewebe gegeben, der aktive Nervenzellen anders anfärbt als inaktive. Mit einer speziellen Kamera werden Aufnahmen von der Hirnrinde gemacht, um festzustellen, in welchen Hirnbereichen die Nerven aktiv sind. (Dok.-ID 4288)
Im Friedrich-Loeffler-Institut in Greifswald werden Katzen mit dem Vogelgrippevirus H5N1 infiziert, indem eine Virenlösung in Augen, Nase und Rachen geträufelt wird. Die Tiere entwickeln schwere Symptome wie hohes Fieber und Atembeschwerden. Zwei Katzen werden wegen der Schwere der Symptome nach wenigen Tagen getötet, die anderen nach drei Wochen. (Dok.-ID 3994)
Der Weltkatzentag wird seit einigen Jahren jedes Jahr am 8. August begangen. Damit sollen das Bewusstsein für die Bedürfnisse der Katze geschärft und der Vernachlässigung oder Misshandlung der Tiere vorgebeugt werden. Die Ärzte gegen Tierversuche fordern ein Ende aller Tierversuche, ob an Katzen, Hunden, Schafen, Mäusen oder Meerschweinchen, um den Weg frei zu machen für eine ethische und fortschrittliche Medizin und Wissenschaft.
Die genannten Tierversuche mit Quellenangabe können mittels der Dokumenten-ID in der Datenbank Tierversuche des Vereins recherchiert und nachgelesen werden. Dabei handelt es sich um Zusammenfassungen von in Fachzeitschriften erschienenen Artikeln. Der Ärzteverein hat in der Datenbank seit 1995 bereits Tausende in Deutschland durchgeführte Tierversuche dokumentiert, um der Öffentlichkeit ein authentisches Bild der tierexperimentellen Forschung zu vermitteln.
Weitere Informationen:
Faltblatt „Versuche an Katzen - Grausam und sinnlos“ >>
Datenbank Tierversuche >>
21.08.2014
Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche
35 Jahre Engagement für eine tierversuchsfreie Forschung
Vor genau 35 Jahren wurde die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche gegründet. Treibende Kraft ist bis heute die Überzeugung, dass das tierexperimentelle System ein fataler Irrweg ist, der nicht nur Tieren das Leben kostet, sondern auch Menschen. Der Verein tritt für eine ethisch vertretbare Wissenschaft und Medizin ohne Tierversuche ein, um anwendbare Ergebnisse zu erzielen.
Die Gründung der Ärzte gegen Tierversuche im Jahr 1979 geht auf das inzwischen verstorbene Ärztepaar Margot und Herbert Stiller aus Hannover zurück. Für die beiden Fachärzte für Neurologie und Psychiatrie war die mangelnde Übertragbarkeit von Tierversuchsergebnissen auf die Situation beim Menschen ausschlaggebend.
Fundament der Arbeit der Ärzte gegen Tierversuche ist auch heute die belegte Nutzlosigkeit von Tierversuchen. Wissenschaftliche Fachveröffentlichungen führen immer wieder vor Augen, dass Tierversuche die Medizin in eine Sackgasse geführt haben. So kommen amerikanische Experten in einer aktuellen Studie zu dem Schluss, dass Alzheimer-Tierversuche nicht auf den Menschen übertragen werden können und Untersuchungen an menschlichen Nervenzellen sinnvoller sind. In der Multiple Sklerose-Forschung an Mäusen zeigt sich schon innerhalb unterschiedlicher Tier“modelle“ ein mangelnde Übertragbarkeit und im Vergleich zum Menschen reagieren diese sogar vollkommen anders. Die angekündigten Durchbrüche in der Heilung menschlicher Krankheiten wie Alzheimer, Krebs und Multiple Sklerose lassen also weiter auf sich warten und können mit Tierversuchen keinesfalls erreicht werden.
Mit seinen bundesweiten Arbeitsgruppen trägt der Verein Argumente für eine Forschung und Medizin ohne Tierversuche in die Öffentlichkeit und klärt seine Mitmenschen über die Hintergründe des tierexperimentellen Systems auf. Die Ärztevereinigung initiiert zudem zielgerichtete Kampagnen gegen Tierversuche, um auf die Missstände hinzuweisen und die Politik in die Pflicht zu nehmen, endlich den Ausstieg aus dem verheerenden System einzuleiten. Im Jahr 2007 startete der Ärzteverein eine Kampagne für die Abschaffung der Botox-Tierversuche, die er gemeinsam mit seinem Dachverband ECEAE auf EU-Ebene ausweitete. Ein erster Etappensieg war 2011 die Anerkennung eines tierversuchsfreien Tests für die Produkte von Allergan, Markführer von Botoxprodukten, was nun zahlreiche Mäuse vor einem qualvollen Tod für den Faltenglätter bewahrt. In Osteuropa unterstützt der Verein Hochschulen, die auf tierversuchsfreie Lehrmethoden im Studium umsteigen wollen, was jedes Jahr rund 47.000 Tieren das Leben rettet. Mit seinem REACH-Projekt trägt er wesentlich zur Verhinderung von Chemikalien-Tierversuchen bei. Die Toxikologen der Ärztevereinigung und der ECEAE hatten Testvorschläge kommentiert und Firmen beraten. Bislang konnte mindestens 18.000 Tieren ein Labortod erspart werden.
Die Ärzte gegen Tierversuche wird zurzeit von rund 1.400 Mitgliedern unterstützt, davon die Hälfte Ärzte, Tierärzte sowie im medizinischen Bereich tätige Naturwissenschaftler und Psychologen. Jeder Bürger kann bei der Ärztevereinigung Fördermitglied werden und die wertvolle Arbeit für die Abschaffung der Tierversuche zugunsten einer zielgerichteten, modernen und ethischen Medizin unterstützen.
Weitere Informationen:
Wissenschaftliche Studien >>
Aktiv werden >>
26.08.2014
Warum die Ice Bucket Challenge nicht cool ist
Ärzteverein warnt vor Unterstützung grausamer Tierversuche der ALS-Forschung
Promis, Politiker und auch ganz normale Leute – alle schütten sich derzeit Eiswasser über den Kopf und spenden für eine Organisation in den USA, die die Erforschung einer seltenen Nervenkrankheit unterstützt. Den wenigsten dürfte bekannt sein, dass sie damit grausame und sinnlose Tierversuche finanzieren. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche bittet alle Eiswassernominierten, nicht an die ALS Association zu spenden.
Bis vor wenigen Tagen den meisten Menschen sicherlich noch völlig unbekannt, ist die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) dank des originellen und sich lauffeuerartig im Netz verbreitenden Spendenaufrufs derzeit in aller Munde. Ist man nominiert, muss man sich entweder einen Eimer Eiswasser über den Kopf schütten oder an die ALS Association spenden. Viele Promis lassen sich nicht lumpen und tun beides – für den vermeintlich guten Zweck. Mittlerweile sind 80 Millionen Dollar Spendengelder zusammen gekommen, und täglich werden es mehr.
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche mit ihren rund 1.400 Mitgliedern warnt, dass mit der gut gemeinten Aktion grausame und sinnlose Tierversuche finanziert werden.
„Die ALS-Gesellschaft macht keinen Hehl daraus, bei ihren Forschungen auf „Tiermodelle“ zu setzen, wie es im lebensverachtenden Jargon der Tierexperimentatoren heißt“, weiß Dr. med. vet. Corina Gericke, Vorstandsmitglied der Ärzte gegen Tierversuche. Hauptsächlich werden genmanipulierte Mäuse und Ratten verwendet, die durch Ausschalten eines Gens ähnliche Symptome aufweisen wie ALS-Patienten. Die Tiere leiden an fortschreitenden Lähmungen und sterben qualvoll.
„Dabei ist seit Jahren bekannt, dass Tierversuche für die ALS-Forschung ein völliger Fehlgriff sind“, erklärt Tierärztin Gericke.
Trotz jahrelanger Tierversuchsforschung sind bislang nur ein Dutzend Wirkstoffe, die bei Mäusen die Symptome linderten, in klinischen Studien am Menschen getestet worden. Alle – bis auf einen – versagten vollständig, und der eine Wirkstoff hat für ALS-Patienten nur einen marginalen Nutzen. Beispielsweise verlängert Lithium die Überlebenszeit von SOD1-Mäusen, einer häufig verwendeten Linie, um 30 Tage. Bei drei separaten klinischen Studien mit Hunderten Patienten und Kosten von 100 Millionen Dollar kam heraus, dass Lithium keinerlei therapeutischen Effekt hatte.
Die Ärztevereinigung warnt seit langem vor den Gefahren des Tierversuchs, denn schon gesunde Tiere und Menschen unterscheiden sich in ihrer Reaktion auf Substanzen wesentlich. Bei der ALS-Forschung werden künstlich durch Genmanipulation geschädigte Tiere verwendet, die das komplexe Krankheitsbild beim Menschen nicht abbilden können. So stirbt die häufig verwendete Maus-Mutante TDP 43 an Darmverschluss, weil ihr Darm gelähmt wird und nicht an Muskelschwund wie die menschlichen Patienten. „Die Übertragung von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen ist reine Spekulation“, ist sich die Tierärztin sicher.
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA zufolge 92 % der potentiellen Medikamente, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen haben, durch die klinische Prüfung fallen, weil sie gar nicht oder anders wirken oder aber schädlich für den Menschen sind.
Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche fordert alle Eiswassernominierten auf, nicht an die ALS Association zu spenden, um sich nicht mitschuldig zu machen an deren leidvollen und unsinnigen Tierversuchen. Gleichzeitig fordert sie den ALS-Verband auf, die Forschung an Tieren umgehend einzustellen und die Spendengelder für tierversuchsfreie Tests mit menschlichen Zellen, Computersimulationen und Biochips einzusetzen. Nur so kann die ALS-Forschung zu Fortschritten kommen.
Ausführliche Stellungnahme mit Quellenangaben: Tierversuche in der ALS-Forschung
01.09.2014
Landtagswahl in Thüringen und Brandenburg
So stehen die Parteien zu Tierversuchen
Anlässlich der am 14. September anstehenden Landtagswahl in Thüringen und Brandenburg hat der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche Parteien zu Tierversuchen befragt und kritisiert deren im Ergebnis großteils tierfeindliche Einstellung.
Die Ärztevereinigung hat als Hilfe für die Wahlentscheidung Informationen zusammengestellt, wie die Parteien in Thüringen und Brandenburg zu Tierversuchen stehen. Eine Übersicht mit den wesentlichen Aussagen kann als pdf auf der Internetseite des Vereins heruntergeladen werden.
Die Brandenburger CDU lehnt ausnahmslos jedes Zugeständnis zum Tierschutz ab. Die FDP zeigt sich lediglich offen gegenüber mehr Transparenz und der umfassenderen statistischen Erfassung der für Tierversuche getöteten Tiere. Sie bezeichnet es gegenüber der Ärztevereinigung jedoch wörtlich „nicht als Aufgabe der Politik, rechtstreue Brandenburger Forscher zu bevormunden. Die Freiheit der Forschung ist ein hohes Gut, das wir verteidigen werden.“ Von der SPD wird die Genmanipulation und Patentierung von Tieren abgelehnt, die konsequente Abwehr von Verbesserungen zugunsten des Tierschutzes zieht sich jedoch durch alle Antworten hindurch, angefangen von Plänen zur Abschaffung der Tierversuche bis hin zur Tierschutzverbandsklage. Auch die Linke sieht keine Notwendigkeit zum Ausstieg aus dem Tierversuch, befürwortet jedoch die Verbandsklage und die Novellierung des unzureichenden Tierschutzrechts. Als einzige Partei lassen die Grünen umfassende Ziele zur Stärkung der tierversuchsfreien Forschung erkennen, beispielsweise durch Umwidmung von Steuergeldern und die Zielsetzung des Ersatzes von Tierversuchen. Die AFD und Piraten antworteten erst gar nicht auf die Fragen des Ärztevereins.
In Thüringen verfolgt keine Partei eine klare Linie vollständig weg vom Tierversuch. Die Linke sieht es zwar als notwendig an, das Tierschutzrecht zu überarbeiten und setzt sich für die Umwidmung von Steuergeldern zugunsten der tierversuchsfreien Forschung sowie für die Verbandsklage ein, bezüglich der Frage nach Plänen zum Ausstieg aus dem Tierversuch bleibt sie aber unverbindlich. CDU, FDP und SPD halten vehement am Tierversuch fest, lediglich einer statistischen Erfassung aller für Tierversuche getöteten Tiere verschließt sich die CDU nicht und die SPD befürwortet die Verbandsklage. Eine Antwort der AFD, Piraten und Grünen ging beim Ärzteverein nicht ein.
„Die Antworten der Parteien sowie das teilweise fehlende Interesse, sich mit Fragen zu Tierversuchen zu befassen, führen deutlich vor Augen, welch Defizite in der Politik vorherrschen, wenn es darum geht, das Grundrecht Tierschutz adäquat in ihr Handeln einzubeziehen“, resümiert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin der Ärztevereinigung. Der Weg zur Etablierung einer Politik, die den gesellschaftlich hohen Stellenwert des Tierschutzes endlich berücksichtigt, ist noch sehr lang und bedarf weiterhin umfassender Aufklärungs- und Lobbyarbeit, so die Ärztevereinigung abschließend.
11.09.2014
Verdeckte Aufnahmen offenbaren grausame Affenhirnforschung
Ärzteverein fordert sofortiges Ende
Wie in der gestrigen Sendung Stern TV exklusiv gezeigte, verdeckt gedrehte Filmaufnahmen offenbaren, werden am Max-Planck-Institut (MPI) für Biologische Kybernetik in Tübingen Rhesusaffen in grausamen Hirnversuchen „gequält und getötet“. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche hat bereits 2009 eine Kampagne gegen die Hirnforschung an mehreren Tübinger Instituten ins Leben gerufen und damit die politische Diskussion entfacht.
Ein Tierpfleger hatte in Zusammenarbeit mit SOKO Tierschutz und der britischen Organisation BUAV ein halbes Jahr lang die Zustände im MPI mit versteckter Kamera dokumentiert. Zu sehen sind Affen, die gewaltsam in den Affenstuhl gezwungen werden, wo ihr Kopf bewegungslos fixiert wird sowie Affen, die gravierende Verhaltensstörungen zeigen. Obwohl vom MPI bestritten, ist in den Aufnahmen zu sehen, dass ein Affe betäubt im Primatenstuhl fixiert wird, da wache Tiere sich wehren. Das Tier gerät beim Aufwachen in Panik, kann sich jedoch nicht aus der ausweglosen Situation befreien. Dokumentiert ist auch, dass Affen über mehrere Tage nichts zu Trinken bekommen und quälenden Durst erleiden. Ein frisch operierter Affe versucht sich das Implantat vom Kopf zu reißen und eine Äffin ist durch eine Infektion des Implantats halbseitig gelähmt.
Im Tübinger MPI werden seit Jahren Rhesusaffen durch Durst gezwungen, jeden Tag stundenlang mit angeschraubtem Kopf Aufgaben am Bildschirm zu erfüllen. Über ein Bohrloch im Schädel werden Elektroden in das Gehirn eingeführt. Die Experimentatoren bezwecken damit, das Gehirn von Affen bei Gedächtnisleistung oder bei der Betrachtung von Gesichtsausdrücken zu erforschen. Der Ärzteverein kritisiert die Versuche als zweckfreie Grundlagenforschung ohne jede klinische Relevanz. In Berlin hatte die zuständige Genehmigungsbehörde vergleichbare Versuche nicht genehmigt. In ihrem Bescheid begründete sie die Ablehnung unter anderem mit der Aussage: „Um einem lebensbedrohlichen Leiden (Durst) zu entrinnen, fügt sich das Tier in ein anderes erhebliches Leiden (Kopffixierung im Primatenstuhl).“
Wie sinnvolle Hirnforschung aussehen kann, zeigen Forschergruppen der Universität Gießen. Am dortigen Zentrum für Psychiatrie werden zur Erforschung verschiedener Erkrankungen im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Neurowissenschaft das Denken und Erleben des Menschen und dessen neuronale Grundlagen bei Patienten und gesunden Menschen erforscht. „Dabei konnten bereits viele klinisch wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden, die kranken Menschen zu Gute kommen“, erläutert Ärztin Katharina Kühner, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche, die in einer der Gießener Forschungsgruppen ihre Dissertation absolvierte.
„Eine auf reiner Neugier basierende Tierversuchsforschung ist ethisch nicht zu rechtfertigen, blockiert den medizinischen Fortschritt und ist eine immense Verschwendung an Steuergeldern“, so Kühner weiter. Der Verein fordert von der grün-roten Landesregierung, sich nicht weiter aus der Verantwortung zu ziehen, sondern endlich den Ausstieg aus der nachweislich höchst leidvollen und medizinisch irrelevanten Primatenhirnforschung zu erklären. Stattdessen solle in tierversuchfreie Forschungsmethoden investiert werden. Im Gegensatz zu Tierversuchen können mittels bildgebender Verfahren, Patientenstudien und Computersimulationen Krankheiten und Funktionen des menschlichen Gehirns sinnvoll untersucht werden, so der Ärzteverein abschließend.
Weitere Informationen
Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen“ >>
Hintergrundinfos >>Arbeitsgruppe Kognitive Neurowissenschaften am Zentrum für Psychiatrie der Universität Gießen >>
15.09.2014
Baden-Württemberg beschönigt Ausmaß der Tierversuche
Uni Hohenheim baut neue Labore
Die bundesweiten Vereine Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) und Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) bezeichnen es als Augenwischerei, dass der für den Tierschutz zuständige baden-württembergische Minister Alexander Bonde die Tierversuchszahlen im Land schönredet, während in Hohenheim aus Steuermitteln neue Tierversuchslabore geplant sind, worüber die Öffentlichkeit nichts erfahren soll.
Vollmundig verkündete der für den Tierschutz zuständige Minister für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, kürzlich auf einer Landespressekonferenz, die Zahl der Tierversuche in Baden-Württemberg habe sich verringert. Zu dem aktuellen Vorhaben, die tierexperimentelle Forschung mit Laborneubauten an der Universität Hohenheim auszubauen, schweigt er sich indes aus. Vor über sechs Wochen hatten die Ärzte gegen Tierversuche und der Bund gegen Missbrauch der Tiere ihn mit der Bitte um Auskunft angeschrieben. Die Anfrage wurde jedoch lapidar mit dem Verweis der Weiterleitung an das der Tierversuchslobby zugeneigte grüne Wissenschaftsministerium abgehandelt. Eine Antwort erhielten die Vereine bis dato nicht. Dem Ärzteverein waren anonym Dokumente zugeleitet worden, die konkrete Pläne enthalten, in Hohenheim unter der Bezeichnung „Neuordnung Tierwissenschaften“ Tierversuchslabore zu errichten. Es sollen Haltungskapazitäten für über 1.000 Mäuse, 150 Geflügeltiere, bis zu 115 Schweine, 18 Schafe und 6 Rinder geschaffen werden, die unter anderem für Infektionsversuche herhalten sollen.
„Dass es mit der Ernsthaftigkeit der im Koalitionsvertrag der grün-roten Landesregierung geplanten Reduzierung der Tierversuche nicht weit her ist, zeigt auch die Ausweitung der besonders leidvollen Hirnversuche an Primaten“, kritisiert Karsten Plücker, Vorsitzender des bmt. An mehreren Tübinger Instituten werden Affen durch Durst gezwungen, jeden Tag stundenlang mit angeschraubtem Kopf Aufgaben am Bildschirm zu erfüllen. „Über ein Bohrloch im Schädel werden Messelektroden in das Gehirn eingeführt, um zu untersuchen, wie ein Affe zählt oder auf Gesichter reagiert. Einen medizinischen Nutzen gibt es nachweislich nicht, die Experimente dienen rein der Befriedung der Forscherneugier“, erläutert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin des Ärztevereins. Erst vor wenigen Tagen hatte eine auf Stern TV ausgestrahlte verdeckte Recherche am Tübinger Max-Planck-Institut gezeigt, mit welch kruden Methoden Primaten zu unvorstellbar qualvollen Hirnexperimenten gezwungen werden.
Baden-Württemberg steht gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen im Bundesländervergleich an der Spitze, wenn es um grausame und rückschrittliche Forschung geht. Von den bundesweit offiziell jährlich 3,1 Millionen für Tierversuche getöteten Tieren hat allein Baden-Württemberg rund eine halbe Million zu verantworten. Die Ärzte gegen Tierversuche und der Bund gegen Missbrauch der Tiere kritisieren die Landesregierung für ihre Schönfärberei und fordern von ihr, endlich aus der unethischen und altertümlichen Tierversuchsforschung auszusteigen und modernen Methoden wie Computersimulationen, komplexen Zellkulturmodellen und Patientenstudien den Vorrang zu geben, um zu klinisch relevanten Erkenntnissen zu gelangen.
Weitere Information:
Stellungnahme zu dem Laborneubau an der Uni Hohenheim >>
Bundesländervergleich - Negativ-Rangliste zu Tierversuchen >>
Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ >>
18.09.2014
Tierversuche für Ebola
Ärzteverein warnt vor Forschung in die falsche Richtung
Auch über sieben Monate nach dem Ausbruch von Ebola ist keine wirksame Eindämmung der Erkrankung in Sicht, geschweige denn eine sinnvolle Therapie verfügbar. Trotz weitreichender Tierversuche konnte bislang kein zuverlässiger Wirkstoff entwickelt werden. Infizierte Affen wurden mit dem Mittel ZMapp geheilt, beim Menschen brachte es nicht den gewünschten Therapieerfolg. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche appelliert bereits seit Jahrzehnten an die weltweite Forschergemeinschaft und die Politik, endlich von der veralteten Methode Tierversuch Abstand zu nehmen und sich patientenspezifischen, tierversuchsfreien Forschungsmethoden zuzuwenden.
Bislang starben laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO über 2.300 Menschen an der Erkrankung. Die Dunkelziffer wird noch weit höher geschätzt. Laut aktuellen Hochrechnungen der WHO liegt die Sterblichkeitsrate für Menschen, die an dem in Westafrika vorkommenden Ebolavirusstamm erkrankt sind, derzeit bei 58 %.
Das an Affen zuvor erfolgreich erprobte Mittel ZMapp, das alle 18 infizierten Tiere in verschiedenen Krankheitsstadien heilen konnte, führte in der Anwendung beim Menschen nicht zum gleichen Erfolg. Mehrere Menschen starben trotz der Behandlung. Eva Katharina Kühner, Ärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche hält die Übertragung von Tierversuchsergebnissen auf den Menschen für russisches Roulette. „Menschen können genauso wie Tiere auf Substanzen oder Behandlungsmethoden reagieren oder auch nicht“, erklärt Kühner. „Tierversuche sind wegen ihrer mangelnden Aussagekraft gerade auch in solchen Notsituationen reine Zeit- und Geldverschwendung auf Kosten kranker Menschen.“ Laut Ärzte gegen Tierversuche sind die Ebola-Tierversuche ein weiteres Beispiel für eine ineffektive, fehlgeleitete medizinische Forschung. So versagen nach Angaben der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA 92 % der im Tier für wirksam befundenen Medikamente beim Menschen, weil sie nicht die gewünschte Wirkung haben oder Schaden anrichten. Dennoch hält sich das Forschungssystem Tierversuch weiter hartnäckig. „Ein Paradigmenwechsel weg vom völlig veralteten und ineffektiven System Tierversuch ist dringend geboten. Die Lösung ist zum Greifen nahe“, ist sich die Ärztin sicher.
Wie sinnvolle Forschung aussehen kann, zeigen verschiedenste tierversuchsfreie Forschungsmethoden, die in den letzten Jahren wesentlich weiterentwickelt werden konnten. So wurden im Bereich Zellkulturen und Mikrochips sowie Computersimulationen beträchtliche Fortschritte hinsichtlich der Effizienz, Sicherheit und Verlässlichkeit erzielt. „Mögliche sinnvolle Therapien bleiben den Patienten verborgen oder werden ihnen vorenthalten, da sie durch Tierversuche ausgeschlossen werden“, so Kühner weiter. Der Verein fordert von der Bundesregierung, sich nicht weiter aus der Verantwortung zu ziehen, sondern endlich den Ausstieg aus der nachweislich höchst leidvollen und medizinisch irrelevanten Tierversuchsforschung zu erklären. Stattdessen sollen Forschungsgelder in sinnvolle Methoden investiert werden. Im Gegensatz zu Tierversuchen sind In-vitro Verfahren aussagekräftiger, schneller und auch kostengünstiger, sobald sie einmal etabliert sind. Krankheiten, auch schwere und aggressiv verlaufende Virusinfektionen wie Ebola, und allgemeine Funktionen des menschlichen Körpers können auf diese Weise zielgerichtet untersucht werden, so der Ärzteverein abschließend.
Weitere Informationen
Tierversuchsfreie Forschung >>
23.09.2014
Krähen mit Steckdose auf dem Kopf
Absurde Grundlagenforschung in Tübingen
Am Institut für Neurobiologie der Universität Tübingen müssen laut bundesweitem Verein Ärzte gegen Tierversuche nicht nur Affen in der Hirnforschung leiden, sondern auch Krähen, wie aus einer aktuellen Fachveröffentlichung hervorgeht. Der Ärzteverein kritisiert die Versuche als „krude Auslebung der Forschung zum Selbstzweck“ und fordert deren Ende.
Um die Gedächtnisleistung von Krähen zu erforschen, wird auf dem Kopf der Tiere eine Steckdose installiert, über die das Tier im Versuch verkabelt wird. Über einem Bohrloch im Schädel werden Antriebsgeräte mit Elektroden platziert. Mit der Vorrichtung können die Elektroden in das Hirngewebe eingelassen werden, um die Aktivität von Nervenzellen zu messen. Die Tiere müssen lernen, Fotos auf einem Bildschirm wiederzuerkennen und durch Anpicken mit dem Schnabel ein Bild auszuwählen.
Erst vor zwei Wochen hatte die Veröffentlichung von schockierenden, mit versteckter Kamera gemachten Aufnahmen für einen öffentlichen Aufschrei gesorgt. Die Bilder zeigten brutal misshandelte, kranke und verletzte Affen am Max-Planck-Institut für Tübingen und lösten erneut eine Debatte über Sinn und Zweck der tierexperimentellen Grundlagenforschung aus. Die Ärzte gegen Tierversuche hatten bereits 2009 einen Stopp dieser Experimente gefordert.
„Dem Ausleben beliebiger Forscherideen muss endlich ein Riegel vorgeschoben werden. Seit zwölf Jahren steht der Tierschutz im Grundgesetz, aber noch immer werden Tiere aus reinem Eigeninteresse einzelner Forscher zu Messinstrumenten degradiert und grausam zu Tode geforscht“, kritisiert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin der Ärzte gegen Tierversuche. Die Aufnahme des Tierschutzes in das Grundgesetz hätte ein Gegengewicht zu dem Grundrecht der Forschungsfreiheit bilden sollen. Doch für den Bereich der Tierversuche hat es bislang so gut wie keine Auswirkungen gehabt.
Der Ärzteverein fordert, dass Tiere nicht mehr der Forscherneugier zum Opfer fallen dürfen. Forschung soll stattdessen kranken Menschen zu Gute kommen. Mit der Transkraniellen Magnetstimulation (TMS) etwa können Wahrnehmung, Lern- und Gedächtnisverhalten unschädlich direkt am gesunden Menschen erforscht werden. An der Universität Durham in Großbritannien wird seit Jahren in diesem Bereich geforscht. Die TMS wurde bereits vor gut zwei Jahrzehnten entwickelt und wird in der neurowissenschaftlichen Forschung sowie der Diagnostik und Behandlung von neurologischen Krankheiten eingesetzt.
Die Ärzte gegen Tierversuche kritisieren aufs Schärfste, dass in Baden-Württemberg die Forschung zum Selbstzweck ohne jeden Bezug zur klinischen Relevanz für Menschen durch Unterstützung des grünen Wissenschaftsministeriums einen besonderen Schutzstatus genießt. Der Verein fordert eine richtungweisende Politik hin zu tierversuchsfreien, ethisch vertretbaren Forschungsmethoden wie Patientenstudien und auf menschlichen Daten basierenden Computersimulationen.
Weitere Informationen:
Tierversuchsfreie Hirnforschung >>
Originalpublikation:
Lena Veit, Konstantin Hartmann, Andreas Nieder: Neuronal correlates of visual working memory in the corvid endbrain. The Journal of Neuroscience 2014: 34 (23), 7778-7786
29.09.2014
Tierversuche in Ulm
Mäusen Löcher in den Darm gestochen
In einem aktuell erschienenen Faltblatt veröffentlicht die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche grausame Fakten über die tierexperimentelle Forschung in Ulm, die sich hinter verschlossenen Labortüren abspielt. Der Verein fordert eine Kehrtwende hin zu einer ethischen Forschung ohne Tierleid, die mittels moderner Testmethoden zu klinisch relevanten Ergebnissen gelangt.
Mehr als drei Millionen Mäuse, Ratten, Affen, Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen und andere Tiere werden offiziellen Angaben zufolge jedes Jahr in deutschen Laboren zu Tode geforscht, davon rund 18 % in Baden-Württemberg mit seinen Tierversuchshochburgen in Heidelberg, Mannheim, Tübingen, Freiburg und Ulm, heißt es in dem Infoblatt.
So müssen an zahlreichen Einrichtungen in Ulm laut Ärztevereinigung Tiere für fragwürdige Experimente mit ihrem Leben bezahlen. An der Klinik für Trauma-, Hand- plastische und Wiederherstellungschirurgie wird Mäusen mit einem gezielten Luftstoß ein stumpfes Brustkorbtrauma mit Lungenquetschung zugefügt. Am nächsten Tag wird der Bauch aufgeschnitten. Der Blinddarm wird abgeschnürt und es werden zwei Löcher hinein gestochen. Der Bauch wird wieder zugenäht. Durch die Löcher tritt Darminhalt mit Bakterien in die Bauchhöhle und verursacht eine schmerzhafte Bauchfellentzündung mit Blutvergiftung. Nach 12 oder 24 Stunden werden die überlebenden Tiere getötet. „Es ist nicht hinnehmbar, dass Tieren absichtlich solch schwere Schmerzen zugefügt werden. Zudem sind die Ergebnisse für die Behandlung kranker Menschen unbrauchbar, denn Mäuse vertragen eine Million Mal mehr Bakterien als der Mensch, bevor es bei ihnen zu einer Blutvergiftung kommt“, erläutert Tierärztin Dr. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende des Ärztevereins.
Am Zentrum für Muskuloskelettale Forschung, Institut für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik werden zum Vergleich von verschiedenen Hydrogel-Implantaten zur Behandlung von Bandscheibenschäden Merinoschafe verwendet. Aus den Bandscheiben wird Gewebe entnommen und stattdessen ein Hydrogel-Implantat eingebracht. Nach ein paar Wochen werden die Tiere getötet. Ungeachtet der Tatsache, dass Menschen im Gegensatz zu Schafen auf zwei Beinen laufen und die Bandscheiben dadurch ganz anderen Belastungen ausgesetzt sind, behaupten die Experimentatoren, dass Schafe aufgrund ihrer „dem Menschen ähnlichen Anatomie“ gut geeignet für Untersuchungen an der Wirbelsäule seien.
„Menschliche Krankheiten werden am Tier ohne Realitätsbezug nachgeahmt. Es verwundert nicht, dass die tierexperimentelle Forschung keine klinisch relevanten Erkenntnisse hervorbringt“, so Gericke weiter. Die Ärztevereinigung warnt seit Jahren vor den Gefahren des Tierversuchs mangels Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen und fordert daher im Interesse von Mensch und Tier eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche. Obwohl Tierversuche weitgehend durch Steuergelder finanziert werden, werden Informationen darüber unter Verschluss gehalten. In seiner Internetdatenbank dokumentiert der Verein beispielhaft Tausende in Deutschland durchgeführte Tierversuche. Infoblätter über Tierversuche in ausgewählten Städten gibt es außer für Ulm in 21 weiteren Orten.
Weitere Informationen:
Infoblatt „Tierversuche im Brennpunkt. Teil 22: Ulm“ als PDF >>
Weitere Ausgaben der Schriftreihe „Tierversuche im Brennpunkt“ >>
Datenbank Tierversuche >>
07.10.2014
Nobelpreis für Tierquälerei
Ärzteverein verurteilt „Neugierforschung auf Kosten von Tieren"
Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht an ein norwegisches Forscherpaar, das die räumliche Orientierung von Ratten und Mäusen erforscht. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche verurteilt die Arbeit als „reine Neugierforschung auf Kosten von Tieren“ und fordert, den Nobelpreis nur noch an tierversuchsfreie Forschung zu vergeben.
May-Britt und Edward Moser schrauben Ratten und Mäusen ein oder zwei Antriebsgeräte auf den Kopf. Über ein Bohrloch im Schädel treiben die Geräte am unbetäubten Tier Elektroden in das Gehirn, um Nervenströme zu messen. So erforschen die Norweger, welche Zellen im Gehirn aktiviert werden, während sich die Tiere in einer Box orientieren.
„Es mag wissenschaftlich interessant sein, herauszufinden, welche Hirnbereiche für die räumliche Orientierung von Ratten, die ein Gerät auf dem Kopf haben, zuständig sind. Die wissenschaftliche Neugier darf aber kein Rechtfertigungsgrund für grausame Tierversuche sein“, so Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Zudem erlauben diese Ergebnisse keine Aussage für Menschen ohne Bohrloch im Schädel und Gerät auf dem Kopf.“
Die norwegische Partnerorganisation der Ärzte gegen Tierversuche, Dyrevernalliansen, geht seit Jahren gegen die Tierversuche der Mosers vor und macht die Grausamkeiten öffentlich. So dokumentierte der Verein Experimente, bei denen Tieren Teile des Gehirns zerstört wurden, und es kamen Tests zum Einsatz, bei denen Tiere schwimmen mussten, bis sie kurz vorm Ertrinken waren.
„Wenn Tiere und Menschen einander ähnlich sind, verbieten sich solche Versuche aus ethischen Gründen, wenn sie sich nicht ähnlich sind, machen sie wissenschaftlich keinen Sinn“, erklärt Tierärztin Gericke.
„Dass die höchste Auszeichnung in der Medizin wieder einmal an Tierexperimentatoren vergeben wurde, ist erschreckend und enttäuschend“, so Gericke weiter. Dies bedeute aber keineswegs, dass Tierversuche nobelpreiswürdig seien, sondern sei nur ein Zeichen dafür, wie tief verankert diese archaische Methode der Erkenntnisgewinnung in der medizinischen Forschung ist. Der Ärzteverein fordert seit Jahren die Abkehr vom tierexperimentellen System, bei dem Tiere zu Messinstrumenten degradiert werden. Die Zukunft gehört der tierversuchsfreien Forschung, etwa mit menschlichen Zellkulturen und Biochips. Das menschliche Gehirn kann sehr viel besser mit modernen bildgebenden Verfahren direkt am Menschen untersucht werden. Diese ethisch einwandfreien Forschungsmethoden müssten gerade auch bei der Vergabe des Nobelpreises berücksichtigt werden.
Weitere Informationen:
Stellungnahme von Dr. med. Karen Gellner, Mitglied bei Ärzte gegen Tierversuche >>
16.10.2014
OB-Wahl in Tübingen - So stehen die Kandidaten zur Affenhirnforschung
Anlässlich der am kommenden Sonntag stattfindenden Oberbürgermeisterwahl in Tübingen appelliert der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche an die Wähler, bei ihrer Stimmvergabe zu berücksichtigen, ob die Kandidaten sich gegen die „qualvolle Affenhirnforschung“ positionieren.
Der Tübinger Verein Act for Animals hat die vier Kandidaten zu ihrer Einstellung gegenüber der Primatenhirnforschung gefragt, die an mehreren Instituten in Tübingen noch immer praktiziert wird. Erst kürzlich sorgten am Tübinger Max-Planck-Institut von dem Verein SOKO-Tierschutz mit versteckter Kamera gemachte Aufnahmen für einen Aufschrei in der Bevölkerung. Zu sehen ist das alltägliche Leid der Affen, unter anderem wie sie brutal aus ihren kargen Käfigen gezerrt und gewaltsam in Affenstühle gezwungen werden, in denen sie sich kaum bewegen können. Die Ärzte gegen Tierversuche hatten bereits vor sechs Jahren eine Kampagne gegen die Primatenhirnforschung an mehreren Tübinger Instituten ins Leben gerufen.
Der amtierende Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer führt in seiner Antwort gebetsmühlenartig die angebliche Notwendigkeit der Affenhirnforschung an, die zu 100% der Position der Tierversuchslobby entspricht. Kandidatin Beatrice Soltys umgeht eine konkrete Beantwortung und spricht sich nicht für ein Ende der Grundlagenforschung am Affenhirn aus. Marcus Vogt bekennt sich zum grünen Wahlprogramm, in dem explizit ein Ausstieg aus diesen Versuchen angestrebt war. Hermann Sassmannshausen fordert ein sofortiges Ende der Primatenhirnforschung, da er sie für Tierquälerei hält.
Die Ärztevereinigung kritisiert die Tübinger Primatenhirnforschung als besonders grausame und klinisch irrelevante Forschung, die nur dem Ausleben der Forscherneugier dient. Den Primaten werden Geräte auf dem Kopf installiert und Messelektroden in das Gehirn eingeführt, weil sich die Experimentatoren dafür interessieren, wie ein Affe zählt oder auf bestimmte Gesichter reagiert. Hierfür werden die Tiere durch Durst gefügig gemacht und gezwungen, mit angeschraubtem Kopf täglich stundenlang im Primatenstuhl zu sitzen und Aufgaben am Bildschirm zu erfüllen.
Der Verein hatte 2011 der Landesregierung über 60.000 Unterschriften von Bürgern überreicht, die eine Abkehr von der unethischen Primatenhirnforschung fordern. Er ermuntert die Bürger Tübingens, mit ihrer Stimme auch der Kommunalpolitik zu signalisieren, dass sie sich von ihr ein klares Bekenntnis zu einer vollständig tierversuchsfreien Forschung wünschen.
Weitere Informationen:
Kampagne „Stoppt Affenqual in Tübingen!“ >>
Wahlprüfsteine von Act for Animals zur OB-Wahl in Tübingen >>
12.11.2014
Weltdiabetestag
Tierversuche bieten keine Medikamentensicherheit
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) warnt anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November vor den Gefahren tierversuchserprobter Arzneimittel für den Menschen. Zahlreiche Diabetesmedikamente mussten bereits vom Markt genommen werden, weil sie bei Patienten Schaden anrichten.
2011 wurde in Deutschland die Zulassung für das Diabetesmedikament Actos wegen Krebsverdacht auf bestimmte Patientengruppen beschränkt. Das Mittel steigert das Risiko für Blasenkrebs um 40 Prozent, wenn es mindestens ein Jahr lang eingenommen wird. Ein Jahr zuvor musste Avandia wegen schwerwiegender Nebenwirkungen wie Herzinfarkten vom Markt genommen werden. Avandia wird seit langem in der Risikoliste der Ärzte gegen Tierversuche geführt. Die Aufstellung listet Medikamente, die im Tierversuch für sicher befunden wurden, aber bei menschlichen Patienten zu gravierenden unerwünschten Wirkungen geführt haben.
Die Ärztevereinigung kritisiert, dass Tierversuche oft damit gerechtfertigt werden, die Sicherheit von Medikamenten gegen menschliche Krankheiten zu gewährleisten. Tatsächlich geht es in der Pharmaindustrie nur um den Profit. So machte Avandia-Hersteller GlaxoSmithKline 2009 mit dem Mittel einen Umsatz von 1,2 Milliarden Dollar. „Schwerwiegende Risiken eines Medikamentes wie im Fall des Avandia-Wirkstoffs Rosiglitazon versucht die Pharmaindustrie zu vertuschen, um Medikamente so lange wie möglich auf dem Markt zu halten und Gewinne einzufahren“, so Katharina Kühner, Ärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. Das Schicksal der betroffenen Patienten spiele für die Pharmamultis offensichtlich keine Rolle. Einem Bericht des US-Senats zufolge hat GlaxoSmithKline bereits vor 2007 von möglichen Nebenwirkungen gewusst.
„Bei Krankheiten wie Diabetes spielt die Ernährung und Lebensweise eine wesentliche Rolle. Diabetes Typ 2 wird zum großen Teil durch zu fleisch- und fettreiche Ernährung sowie durch Rauchen und Bewegungsmangel gefördert“, so Ernährungsexpertin Kühner, die am Institut für alternative und nachhaltige Ernährung in Gießen tätig war. Der Verein fordert die Abkehr vom Tierversuch und die Stärkung innovativer Zell- und Computermodelle ohne Tierversuche sowie von Patientenstudien, um die bestmögliche Sicherheit für den Verbraucher zu gewährleisten und eine moderne, ethische Medizin und Wissenschaft zu etablieren.
Weitere Information
Liste der Risikomedikamente >>
13.11.2014
Tiere in Hessen rechtswidrig zu Tode geforscht
Experimentatoren kaufen sich mit Geld frei
An der hessischen Kerckhoff-Klinik wurden Mäuse bestrahlt, einer Knochenmarkstransplantation unterzogen und enormem Stress ausgesetzt – vollkommen illegal, da das Regierungspräsidium Darmstadt die Versuche nicht genehmigt hatte. Auch Schweine wurden rechtswidrig Versuchen ausgesetzt. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche bezeichnet es als Skandal, dass die Experimentatoren nicht verurteilt werden, sondern mit einer Geldbuße davonkommen.
Zwei Jahre lang wurde im Fall der illegalen Tierversuche ermittelt, ohne dass die Öffentlichkeit davon etwas mitbekommen hat. Gegen eine Geldstrafe von 72.000 Euro wurde das Verfahren jedoch aktuell eingestellt. Ein Skandal, findet die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche. „Dass Experimentatoren fast ungestraft gegen das Tierschutzgesetz verstoßen können, zeigt welch zahnloser Tiger die gesetzlichen Regelungen zu Tierversuchen sind“, so Dr. med. Katharina Kühner, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche.
Der Ärzteverein fordert aus ethischen Gründen und mangels Übertragbarkeit der Ergebnisse vom Tier auf den Menschen ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen. Er kritisiert überdies, dass Tierversuche – ob offiziell unter dem Deckmantel der medizinischen Forschung oder wie in diesem Fall illegal – vom Steuerzahler finanziert werden. So wird die Kerckhoff-Klinik vom Max-Planck-Institut und der Stadt Bad Nauheim sowie vom Land Hessen getragen.
Solange es noch Tierversuche gibt, fordert die Ärztevereinigung eine Verschärfung des Tierschutzgesetzes dahingehend, dass das illegale Durchführen von Tierversuchen nicht nur als Kavaliersdelikt geahndet wird, sondern der Staat Verstöße gegen die ohnehin schon viel zu laschen gesetzlichen Bestimmungen mit voller Härte verfolgt.
Weitere Information
Hintergrundinformationen zum Tierschutzgesetz >>
20.11.2014
Bürgerinitiative:
Übergabe von 1,1 Millionen Unterschriften gegen Tierversuche an EU-Kommission
Die Europäische Bürgerinitiative Stop Vivisection übergibt am 26.11. im EU-Parlament in Straßburg 1.170.326 Unterschriften an die EU-Kommission. Diese Anzahl Meinungsbekundungen europäischer Bürger war im Laufe eines Jahres gesammelt und die Gültigkeit durch die EU-Mitgliedsländer bestätigt worden. Die Bürgerinitiative fordert im Interesse der menschlichen Gesundheit, Tierversuche zu beenden und durch effektive wissenschaftliche biomedizinische Forschungsmethoden zu ersetzen.
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche hat die Bürgerinitiative unterstützt. Aus Deutschland haben sich im Rahmen dieser Petition rund 159.000 Menschen gegen Tierversuche ausgesprochen. Die Bürgerinitiative will erreichen, dass die EU-Tierversuchsrichtlinie, die erst 2010 verabschiedet wurde, aber vollends die Handschrift der Nutznießer von Tierversuchen trägt, dahingehend novelliert wird, dass die Anwendung tierversuchsfreier Verfahren anstelle von Tierversuchen verbindlich vorgeschrieben wird.
Auf Grundlage des § 11 des Vertrags von Lissabon ist es Bürgern seit April 2012 möglich, wichtige Anliegen an die Europäische Kommission heranzutragen, die per Gesetz geregelt werden sollen. Dafür sind EU-weit eine Million Unterschriften nötig.
Die Europaabgeordneten Fabio Massimo Castaldo aus Italien und Michèle Rivasi aus Frankreich laden am 26.11. im EU-Parlament in Straßburg zu einer Pressekonferenz ein, in deren Rahmen die Unterschriften an die EU-Kommission übergeben werden.
Die wissenschaftlichen Berater der Bürgerinitiative, der Zoologe und Tierarzt Dr. André Ménache aus Großbritannien, der Physiker und Zellbiologe Dr. Claude Reiss aus Frankreich und der Biologe Gianni Tamino aus Italien legen die Gründe dar, weshalb Tierversuche ersetzt werden müssen und tierversuchsfreie Testmethoden im Gegensatz zum Tierversuch verlässliche, für den Menschen relevante Ergebnisse liefern, die noch dazu schneller und billiger sind, und die so den medizinischen Fortschritt voranbringen können. Außerdem werden bei der Veranstaltung die weiteren Schritte der Bürgerinitiative erläutert.
Weitere Informationen: www.stopvivisection.eu
26.11.2014
So leiden Tiere in Leipzigs Laboren
Ärzte gegen Tierversuche stellen neues Infoblatt vor
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche veröffentlicht jetzt in einem neuen Faltblatt Details zu Experimenten aus Tierversuchslaboren in Leipzig. Die Beispiele holen Tierversuche aus der Anonymität und verdeutlichen das Leid der Tiere und den Irrweg der Methode Tierversuch.
Am Leipziger Translationszentrum für Regenerative Medizin wird Kaninchen der Glaskörper eines Auges entfernt, um das Eindringen von Zellen in Hirn- und Netzhaut zu untersuchen. Die Experimentatoren weisen in ihrem Artikel selbst auf die mangelhafte Übertragbarkeit ihrer Ergebnisse auf den Menschen hin, da das menschliche Auge anders reagiere. Auch Autoren eines Fachartikels vom Herzzentrum der Universität Leipzig betonen, dass ihr Herstellungsverfahren von Herzgewerbe, sogenanntes Tissue Engineering, mit Herzmuskelzellen von Rattenbabys nicht einmal auf größere Tiere übertragen werden könne. Dabei werden Herzzellen von getöteten Rattenbabys zu einem Ring geformt und anderen Ratten eingepflanzt. In einem weiteren aufgeführten Beispiel wird an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Leipzig bei Ratten ein künstlicher Schlaganfall ausgelöst, indem ein 45 mm langes Blutgerinnsel von der Halsschlagader aus in das Gehirn geschwemmt wird, wo es ein Blutgefäß verstopft.
„Schlaganfällen durch Hirnembolien beim Menschen können diverse Erkrankungen wie Diabetes oder Gerinnungsstörungen zugrunde liegen, zudem wird ihre Entstehung durch verschiedene Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Bewegungsmangel beeinflusst“, erklärt Dr. med. Katharina Kühner, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Das künstlich geschädigte Tier im Versuch hat mit diesem komplexen Krankheitsbild des Menschen überhaupt nichts gemein. Die Ergebnisse aus solchen Versuchen sind von vornherein wertlos“, warnt Kühner.
„Es verwundert daher nicht, dass 92% der tiergetesteten neuen Medikamente versagen, wenn sie am Menschen ausprobiert werden. Komplexe menschliche Erkrankungen mittels Mäusen und anderen Tieren erforschen und heilen zu wollen, ist ein schändlicher und schädlicher Irrweg“, rügt Ärztin Kühner.
Das Infoblatt zu Leipzig ist bereits die 21. Städte-Broschüre der Ärztevereinigung. Alle genannten Tierversuche und etwa 4.500 weitere hat sie detailliert dokumentiert in ihrer frei zugänglichen Datenbank unter www.datenbank-tierversuche.de
Die Ärzte gegen Tierversuche warnen seit Jahren vor den Gefahren des Tierversuchs mangels Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen. Sie fordern im Interesse von Mensch und Tier eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche. Obwohl Tierversuche größtenteils durch Steuergelder finanziert werden, erhält die Öffentlichkeit kaum Informationen darüber. Mit seiner Städte-Infoblatt-Serie und der Internetdatenbank will der Verein zur öffentlichen Aufklärung beitragen.
Weitere Informationen:
Infoblatt „Tierversuche im Brennpunkt. Teil 21:Leipzig als PDF herunterladen >>
oder im Shop bestellen >>
Datenbank Tierversuche >>
01.12.2014 – I
Tierversuchszahlen - Ärzte gegen Tierversuche sehen keine Trendwende
Versuchstierzahlen 2013
2.997.152 Tiere mussten 2013 in Experimenten leiden und sterben. 2.165 davon waren Affen, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung um 28 % entspricht. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die Schönfärberei der Bundesregierung, welche soeben die um 2,7 % gesunkene Tiergesamtzahl als Trendwende begrüßt. Der Ärzteverein sieht keineswegs einen Trend bestätigt, zumal die Veröffentlichung der umfassenden Versuchstierstatistik bislang nicht einmal erfolgt ist. Stark gestiegen sei auf jeden Fall neben den Affenversuchen auch die Zahl der für Versuchszwecke verwendeten Fische.
„Eine Analyse der umfassenden Statistik ist unumgänglich, um Bewertungen vornehmen zu können. Der leichte Gesamtrückgang darf nicht darüber hinweg täuschen, dass qualvolle Versuche in manchen Bereichen geklettert sein werden, wie schon der dramatische Anstieg bei den Affen zeigt. Außerdem weist Deutschland im EU-Vergleich nach Frankreich die zweithöchsten Tierversuchszahlen auf – es besteht also nach wie vor dringendster Handlungsbedarf“, so Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche. „Wir werden Minister Schmidt beim Wort nehmen, der jetzt verkündete, dass noch mehr sogenannte Alternativen entwickelt werden müssen. Bislang hat Deutschland den Tierschutz vehement torpediert. So empfiehlt die neue EU-Tierversuchsrichtlinie ein Verbot von Versuchen mit schwerem Leid sowie eine Einschränkung von Affenversuchen, was die Bundesregierung bei der Umsetzung in nationales Recht vollständig ignoriert hat und damit gegen das Staatsziel Tierschutz verstößt.“
Die Ärztevereinigung wird sich, sobald die Statistik der Tierversuchszahlen 2013 veröffentlicht ist, ausführlich zu den Zahlen äußern.
Grundsätzlich fordern die Ärzte gegen Tierversuche ein Ende des unethischen und wissenschaftlich fatalen Irrwegs Tierversuch. Stattdessen sollen moderne Forschungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen, da mittels Hightech-Verfahren sowie auch Bevölkerungsstudien aussagekräftige Erkenntnisse erlangt werden können. Die Bundesregierung ist aufgefordert, die gesetzlichen Vorgaben erneut zu überarbeiten und endlich den überfälligen Paradigmenwechsel hin zur tierversuchsfreien Forschung umzusetzen.
01.12.2014 – II
Tierversuchszahlen - System Tierversuch weiter manifestiert
Rund 3 Millionen Tiere sterben 2013 einen grausamen Labortod
2.997.152 Tiere mussten 2013 in deutschen Versuchslabors leiden und sterben, rund doppelt so viele wie 1997, als die Statistik ihren vorläufigen Tiefpunkt erreichte. Im EU-Vergleich weist Deutschland nach Frankreich die zweithöchsten Tierversuchszahlen auf. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche nennt die soeben vom Bundeslandwirtschaftsministerium veröffentlichte Jahresstatistik alarmierend und kann die von Bundesminister Christian Schmidt bekundete Trendwende nicht bestätigen.
Ein Anstieg der Tierversuche ist wie in den Vorjahren insbesondere im Bereich Gentechnik (allein gentechnisch veränderte Mäuse 2013: 900.433, 2012: 889.137, 2011: 838.003) zu verzeichnen. Die per Definition zweckfreie Grundlagenforschung hat 40 % aller getöteten Tiere zu verantworten (2013: 1.190.019; 2012: 1.138.508,2011: 1.017.935), so dass nach Aussage der Ärztevereinigung der Aufwärtstrend der reinen Neugierforschung anhält.
Einen leichten Rückgang gab es erneut im Bereich der Giftigkeitsprüfungen, von 166.716 Tieren im Jahr 2012 auf nun 154.011 Tiere. Diesen seit Jahren anhaltenden Trend führt der Ärzteverein, wie auch die Bundesregierung, auf den wirkungsvollen Einsatz tierversuchsfreier Testmethoden zurück.
„Bislang bleibt die Bundesregierung umfassende Maßnahmen für den Paradigmenwechsel zur tierversuchsfreien Forschung schuldig. Vielmehr hat sie erst 2013 Verbesserungsmöglichkeiten der neuen EU-Tierversuchsrichtlinie bei der Umsetzung in nationales Recht unterdrückt. Auch steckt sie immer noch jedes Jahr Milliardenbeträge an Steuergeldern in Tierexperimente, aber nur rund 4-5 Millionen Euro in die tierversuchsfreie Forschung. Minister Schmidt hat jetzt vollmundig von einer personellen und finanziellen Aufstockung von ZEBET* gesprochen. Das sehen wir nur als einen kleinen Teilaspekt auf einer langen überfälligen To-do-Liste“, so Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende der Ärzte gegen Tierversuche.
Tierversuchs-Opfer wurden im letzten Jahr 2.199.671 Millionen Mäuse, 375.656 Ratten, 202.685 Fische, 42.779 Vögel, 95.653 Kaninchen, 2.542 Hunde, 793 Katzen sowie zahlreiche andere Tiere. Als besonders dramatisch bezeichnet der Ärzteverein den Anstieg bei den Affen um 479 auf 2.165 Tiere.
„Hinter jeder dieser nüchternen Zahlen steht ein Tier – eines zu viel. Außerdem sind die tatsächlichen Zahlen noch viel höher, da die Statistik unvollständig ist.“, betont Gericke. Denn in der veröffentlichten Statistik fehlen Tiere, die die gewünschten Genveränderungen nicht aufweisen, Tiere, die durch Haltungsbedingungen zu Tode kommen sowie Tiere, die auf „Vorrat“ gezüchtet und bei Nichtbedarf getötet werden. Allein bei der „Vorrats“-Tierhaltung weisen Daten auf das 2,5fache hin, so dass diese bereits rund 8 Millionen Tieropfer zu verantworten hat.
Die Ärzte gegen Tierversuche fordern ein Ende des unethischen und wissenschaftlich fatalen Irrwegs Tierversuch. Stattdessen sollen moderne Forschungsmöglichkeiten zum Einsatz kommen, da mittels Hightech-Verfahren sowie auch Bevölkerungsstudien aussagekräftige Erkenntnisse erlangt werden können. Die Bundesregierung ist aufgefordert, die gesetzlichen Vorgaben erneut zu überarbeiten und endlich zumindest wirksame Einschränkungen von Tierversuchen zu erlassen und den Ausstieg aus dem tierexperimentellen System nicht weiter zu blockieren. Nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche verwaltet derzeit das Tierschutzgesetz Tierversuche nur, verhindert aber keine.
*ZEBET – Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch beim Bundesinstitut für Risikobewertung
Weitere Informationen:
Tierversuchsstatistik >>
1. Pressemitteilung zu den Tierversuchszahlen 2013 vom 01.12.2014 >>
08.12.2014
Öffentliche Datenbank zu Tierversuchen
Tierschützer kritisieren „Schönfärberei von Tierleid“
Die bundesweiten Vereine Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) und Bund gegen Missbrauch der Tiere (bmt) begrüßen die aktuell veröffentlichte Datenbank „AnimalTestInfo“, welche Informationen über durchgeführte Tierversuche bereitstellen muss. Die Vereine kritisieren diese jedoch als unzureichend und nicht neutral. Zudem sei mit dem überarbeiteten Tierversuchsrecht der notwendige Paradigmenwechsel zu einer modernen, tierversuchsfreien Wissenschaft vollkommen verfehlt und stattdessen das tierexperimentelle System verfestigt worden.
Bereits seit einem Jahr müssen Tierexperimentatoren aufgrund der 2013 in Kraft getretenen Tierschutzgesetzgebung zu Tierversuchen ihrem Antrag auf Genehmigung eines Tierversuchsvorhabens eine sogenannte Nichttechnische Projektzusammenfassung beifügen. Diese muss Angaben über Zweck des Versuchs, Art und Anzahl der Tiere, sowie den Nutzen und Schaden für diese bereitstellen. Nach Genehmigung des Tierversuchs übermittelt die Behörde die Daten an das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), welches diese innerhalb von zwölf Monaten in der Datenbank „AnimalTestInfo“ veröffentlicht. Allerdings gilt das nur für genehmigungspflichtige Tierversuche und nicht für solche, die der Behörde nur angezeigt werden. Zudem basieren die Informationen laut ÄgT und bmt rein auf den Angaben des Tierexperimentators. Damit seien der Schönfärberei von Tierversuchen Tür und Tor geöffnet. „Eine neutrale Abwägung zwischen dem Leid der Tiere und dem vorgeblichen Nutzen eines Tierversuchs, bevor die Tiere in Versuchen leiden und sterben, fehlt vollkommen. Die Notwendigkeit eines Versuchs wird gar nicht erst in Frage gestellt“, kritisiert Karsten Plücker, Vorsitzender des bmt.
Die Ärztevereinigung hat sich während des gesamten, Jahre dauernden Prozesses der Neuausrichtung des Tierversuchsrechts gemeinsam mit ihrem europäischen Dachverband ECEAE auf EU-Ebene für Verbesserungen im Sinne der Tiere eingesetzt, unter anderem mit einer EU-weiten Kampagne und Postkartenaktionen an Parlamentarier. Der bmt und die Ägt hatten zudem die Bundesregierung auf gravierende Defizite bei der Umsetzung hingewiesen und fundierte Stellungnahmen eingereicht. So stützen sich die Vereine auf ein juristisches Expertengutachten, das bestätigt, dass das Staatsziel Tierschutz missachtet wird.
Nach Aussage der Vereine suggeriert die Tierversuchsdatenbank des BfR Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit, was jedoch nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass auch diese nur ein Bestanteil eines Systems ist, das Tierversuche verwaltet, jedoch keinen einzigen verhindert. „Deutschland hat es versäumt, bei der Umsetzung der EU-Vorgaben in deutsches Recht wirksame Einschränkungen oder gar Maßnahmen zum Ausstieg aus dem Tierversuch festzulegen“, so Dipl.-Biol. Silke Bitz von Ärzte gegen Tierversuche. Vielmehr hat Deutschland sogar das tierexperimentelle System weiter gefestigt. So sind entgegen der klaren Empfehlung der EU in Deutschland Versuche mit schwerem Leid erlaubt und Experimente an Primaten nicht eingeschränkt.
Die ÄgT und der bmt fordern eine vollständige Überarbeitung der Regelungen dahingehend, im Sinne von Mensch und Tier den Weg zu ebnen für eine ethische und moderne Wissenschaft und Forschung ohne Tierversuche.
Weitere Information:
EU-Tierversuchsrichtlinie – Hintergrundinfos >>
Datenbank AnimalTestInfo >>