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Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg sind bei Tierversuchen unrühmliche Spitzenreiter

Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg belegen die ersten drei Plätze auf der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen für das Jahr 2023, die vom bundesweiten Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) erstellt wurde (1). Insgesamt wurden 2023 bundesweit 3.501.693 Tiere in Tierversuchen oder für wissenschaftliche Zwecke verwendet. Trotz eines leichten Rückgangs bleiben die Zahlen somit alarmierend hoch.

Nordrhein-Westfalen führt die Negativ-Rangliste mit 646.513 Tieren an, was 18,46 % der bundesweiten Gesamtzahl entspricht. Bayern folgt knapp dahinter mit 645.381 Tieren (18,43 %), während Baden-Württemberg mit 513.032 Tieren (14,65 %) den dritten Platz einnimmt. Damit wurden über 50 % der in der Bundesstatistik erfassten Tiere in diesen drei Bundesländern „verbraucht“. Die drei Spitzenreiter sind keine Unbekannten und führten auch im Vorjahr die Negativ-Liste an. Zudem stehen sie seit Langem für ethisch und wissenschaftlich fragwürdige Tierversuche in der Kritik.

So ist Nordrhein-Westfalen deutschlandweit der Hauptverbraucher von Affen in Tierversuchen. Von insgesamt 1.733 im Jahr 2023 eingesetzten Affen litten 1.479 in Laboren in Nordrhein-Westfalen. Der Großteil dieser Affen wurde für regulatorische Zwecke, wie etwa Giftigkeitsprüfungen, verwendet. Es ist daher davon auszugehen, dass ein großer Teil dieser Versuche in dem Labor des amerikanischen Unternehmens Labcorp (ehemals Covance) in Münster durchgeführt wurde (3).

In Bayern werden nach wie vor grausame Xenotransplantationsversuche durchgeführt, bei denen Pavianen Herzen von gentechnisch manipulierten Schweinen implantiert werden (4). Im vergangenen Jahr geriet die Universität Regensburg ebenfalls in die Kritik aufgrund grausamer Experimente an Mäusen. Diese Versuche, bei denen die Nager mit Elektroschocks gequält wurden, erhielt von ÄgT den Negativpreis „Absurdester Tierversuch des Jahres 2024“ (5).

In Baden-Württemberg wird weiterhin Hirnforschung an Affen durchgeführt, obwohl Studien zeigen, dass sich das Gehirn von Affen erheblich vom menschlichen Gehirn unterscheidet (6).

2023 wurden bundesweit 3.501.693 Tiere für Versuchszwecke verwendet. Davon starben 2.128.520 in Tierversuchen oder für wissenschaftliche Zwecke wie zur Organentnahme. Zusätzlich wurden 1.373.173 Tiere erfasst, die mangels Verwendungszwecks aus wirtschaftlichen Gründen als „Überschuss“ getötet wurden (7). Auffallend ist der Rückgang dieser sogenannten „Überschusstiere“ um 22 % im Vergleich zum Vorjahr. Dennoch bleibt die Zahl der Tiere, die gezüchtet, aber nicht verwendet wurden, alarmierend hoch. In Berlin wurden mit 205.292 Tieren sogar mehr Tiere als „Überschuss“ getötet, als in Versuchen und für wissenschaftliche Zwecke zusammen verwendet wurden.

Unklar bleibt, worauf der Rückgang der Zahl der „Überschusstiere“ zurückzuführen ist. Möglich wäre eine Verbesserung einer zuvor unzureichenden Zuchtplanung. Es ist jedoch auch denkbar, dass ein Teil der „Überschusstiere“ lediglich nicht mehr in den Statistiken erfasst wird, etwa durch die Verlagerung der Zucht in nicht meldepflichtige Bereiche.

Die nach wie vor hohen Tierversuchszahlen belegen, dass trotz der Verfügbarkeit moderner, tierversuchsfreier Methoden (8) weiterhin auf wissenschaftlich überholte und ethisch nicht vertretbare Verfahren gesetzt wird.

Grundlage für die Zahlen ist die Tierversuchsstatistik der Bundesländer, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Dezember 2024 veröffentlichte (2).

Quellen

  1. Bundesländervergleich - Negativ-Rangliste zu Tierversuchen, Ärzte gegen Tierversuche, 16.01.2025 >> 
  2. Anzahl der Versuchstiere in Deutschland im Jahr 2023: Aufschlüsselung nach Bundesländern, BfR, 12.12.2024 >> 
  3. Lapcorp (Covance) – das größte Affenlabor Deutschlands, Ärzte gegen Tierversuche, 15.08.2024 >> 
  4. Stellungnahme zu Xenotransplantation, Ärzte gegen Tierversuche, 27.02.2013 >> 
  5. Uni Regensburg erhält Preis für absurdesten Tierversuch 2024, Ärzte gegen Tierversuche, 20.03.2024 >> 
  6. Affenhirnforschung – Großes Leid für Affen, kein Nutzen für Menschen, Ärzte gegen Tierversuche, 16.12.2024 >> 
  7. Bundeslandwirtschaftsministerium legitimiert Tötung von Überschusstieren, Ärzte gegen Tierversuche, 03.06.2024 >> 
  8. NAT-Database >>