Pressearchiv 2011 - 20.04.2011 Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche
20.04.2011
Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche
Ärztevereinigung fordert rein tierversuchsfreie Wissenschaft
Zum diesjährigen Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche am 24. April prangert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche an, dass die Tierversuchszahlen von Jahr zu Jahr steigen, die in Aussicht gestellte Heilung zahlreicher Krankheiten jedoch nicht in Sicht ist. Ein ausnahmsloses Verbot von Tierversuchen zugunsten einer modernen tierversuchsfreien Forschung hält der Verein für unabdingbar, um Tiere vor einem sinnlosen Labortod zu bewahren und eine für den Menschen best mögliche Medizin zu etablieren.
Die Ärzte gegen Tierversuche verweisen auf die aktuelle Statistik der Bundesregierung. So wurden in Deutschland im Jahr 2009 fast 2,8 Millionen Tiere für Versuche verwendet, Tendenz stark steigend. »Die Politik kommt ihren Zusagen nicht nach. Denn trotz aller Ankündigungen, Tierversuche wenigstens reduzieren zu wollen, werden in tierexperimentelle Forschung immense Summen investiert«, moniert Diplombiologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche. So werden nach Aussage des Vereins einzelne Tierversuchslabors mit öffentlichen Geldern in Millionenhöhe bezuschusst. Dagegen wird die ethische und wissenschaftlich viel bessere tierversuchsfreie Forschung bundesweit mit jährlich nur rund 4,5 Millionen abgespeist.
Neben seiner generellen Überzeugung von der Notwendigkeit eines Verbots für Tierversuche, rückt der Ärzteverein konkrete Missstände in den Blick der Öffentlichkeit, so die Tierversuche für das Antifaltenmittel ‚Botox’. »Mäuse müssen für dieses im Trend liegende Schönheitsmittel einen Erstickungstod sterben, nur damit manche Menschen sich für kurze Zeit ihre Gesichtsfalten glätten lassen können«, so die Ärzte gegen Tierversuche. Je größer die Nachfrage nach Botox, desto mehr Tiere werden getötet, da jede einzelne Produktionseinheit im sogenannten LD 50-Test geprüft wird. Hierbei wird die Dosis ermittelt, bei der die Hälfte der Tiere stirbt. In Wissenschaftskreisen wird dieser Test als besonders qualvoll und unzuverlässig kritisiert. Zudem erlaubt das Europäische Arzneibuch für die Testung von Botox-Produkten drei sogenannte Alternativen, sofern die Hersteller diese für ihr Produkt anerkennen lassen. Die Ärzte gegen Tierversuche kritisieren den fehlenden politischen Willen, die Hersteller zur verbindlichen Anwendung einer verfügbaren tierversuchsfreien Methode zu bewegen.
Im Hamburger Labor für Pharmakologie und Toxikologie werden eigenen Angaben zufolge Mäuse, Ratten, Kaninchen, Hunde, Katzen, Schweine, Fische, Vögel und Affen vergiftet. Unter anderen wird beim LPT das Nervengift Xeomin, ein Botox-ähnliches Präparat, der Frankfurter Firma Merz getestet. Das LPT ist eines der größten Auftragslabors in Deutschland für die Pharma- und Chemie-Industrie und betreibt im niedersächsischen Neu-Wulmstorf Mienenbüttel ein ‚Sammellager für Versuchstiere’.
Um die Botox-Versuche in die Öffentlichkeit zu bringen, den Druck auf die Politik und die Hersteller zu erhöhen und um aller im Labor gequälten und getöteten Tiere zu gedenken, veranstaltet die Ärztevereinigung gemeinsam mit der Lobby pro Tier Mienenbüttel (Bürgerinitiative gegen Tierversuche des LPT) und dem Verein Bürger gegen Tierversuche am 30. April 2011 in Hamburg eine Großdemo mit umfangreichem Rahmenprogramm.
Anlässlich des Internationalen Tags zur Abschaffung der Tierversuche am 24. April wird weltweit auf das Leid der Tiere in den Labors aufmerksam gemacht. Der Gedenk- und Aktionstag wurde erstmals 1979 begangen und geht auf den Geburtstag von Lord Hugh Dowding zurück, der sich im Britischen Oberhaus für den Tierschutz einsetzte.
Weitere Informationen:
Großdemo gegen Tierversuche am 30. April in Hamburg >>
Hintergrundinformationen zu Botox >>