Neue In-vitro-Haut ermöglicht schnelle Tests ohne Tierversuche
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Revolution in der Kosmetik- und Chemikalienforschung
Das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in Stuttgart hat ein neuartiges Hautmodell entwickelt, die „Reporterhaut“. Diese künstliche Haut macht es erstmals möglich, die Reaktionen auf Inhaltsstoffe in Echtzeit zu beobachten – und das ohne Tierversuche. Gerade für die Kosmetik-, Chemie- und Pharmaindustrie bedeutet das eine präzise, humanrelevante Möglichkeit zur Testung ihrer Produkte.
Für die Risikobewertung chemischer Stoffe werden immer noch viele Tierversuche durchgeführt, auch wenn die EU möglichst tierversuchsfreie Methoden vorschreibt. Genau hier setzt die Reporterhaut an: Dieses dreidimensionale Hautmodell zeigt, wie menschliche Hautzellen auf bestimmte Substanzen reagieren, direkt und ohne Verzögerung. Ein großer Vorteil ist, dass die Zellen für dieses Modell aus realen Hautproben gewonnen werden und damit die echte menschliche Haut nachahmen. Die Hautzellen sind mit einem speziellen Signalgeber, einem sogenannten Reporter, ausgestattet, der die Reaktion der Hautzellen durch einen einfachen Farbwechsel sichtbar macht – und das in kürzester Zeit.
Ob Kosmetika, Biozide oder andere chemische Substanzen: Die Reporterhaut kann vielfältige Produkte auf ihre Verträglichkeit prüfen. Dabei hilft der eingebaute Signalgeber, selbst kleine Veränderungen zu erkennen, die auf Hautreizungen oder allergische Reaktionen hinweisen könnten. Dies gelingt ohne aufwendige Labortechnik oder das Mikroskopieren von Proben, da das Hautmodell die Reaktionen von selbst anzeigt.
Die dreidimensionale Struktur der Reporterhaut sorgt dafür, dass sie wie natürliche Haut auch eine Barriere hat, die vor äußeren Einflüssen schützt. Das Modell eignet sich deshalb besonders gut, um reale Bedingungen nachzuahmen. Es kann sogar feste Substanzen wie Textilien oder Lebensmittelbestandteile testen, die auf üblichen Zellmodellen nicht untersucht werden könnten.
Mit der Reporterhaut lassen sich verschiedene Reaktionen auf einmal prüfen, wie z. B., ob eine Substanz Zellen schädigt, Entzündungen verursacht oder die Haut reizt. Bisher mussten für solche Tests oft viele Hautproben gleichzeitig präpariert und aufwendig untersucht werden – dies entfällt mit dem neuen Modell.
Das Fraunhofer-IGB zeigt mit seiner Reporterhaut, wie moderne humanrelevante Sicherheitstestungen funktionieren. Die Anwendung ist nicht nur präzise und schnell, sondern bietet auch Herstellerinnen und Herstellern eine kostengünstigere und ethisch vertretbare Möglichkeit, ihre Produkte zu testen. Die Forscherinnen und Forscher am Fraunhofer-IGB planen bereits, das Modell weiterzuentwickeln und möglicherweise auch auf andere Organe zu übertragen.
Dieser Fortschritt macht deutlich, dass tierversuchsfreie Tests die Zukunft in der Forschung sind und so schnell wie möglich die veraltete und schlechte Methode Tierversuch ablösen müssen. Die Reporterhaut ist nicht nur ein technischer, sondern auch ein ethischer Schritt in eine neue Richtung – weg von Tierversuchen, hin zu menschenähnlichen und verlässlicheren Testmethoden.