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Flughafen Brüssel als Drehkreuz für weltweiten Affenhandel – auch nach Deutschland

Eine aktuelle Untersuchung der niederländisch-belgischen Organisation Animal Rights enthüllt schockierende Mängel im Transport von Langschwanzmakaken, die weltweit an Forschungslabore geliefert werden. Der Flughafen Brüssel spielt dabei eine zentrale Rolle als Knotenpunkt im internationalen Handel mit Affen fürs Labor. Gemeinsam mit weiteren Tierschutzorganisationen fordert der Verein Ärzte gegen Tierversuche das Ende der Importe von Affen nach Europa sowie eine endgültige Abkehr der biomedizinischen Forschung an unseren nächsten Verwandten zugunsten humanrelevanter Methoden.

Animal Rights analysierte Inspektionsberichte, die Transporte von 2023 bis August 2024 dokumentieren (1). Einsicht in die Dokumente erhielt der Verein durch Anfragen über das Informationsfreiheitsgesetz. Die Berichte decken auf, dass die als vom Aussterben bedroht eingestuften Langschwanzmakaken unter inakzeptablen Bedingungen transportiert werden (2). Von Mauritius und Vietnam kommend, durchlaufen die Tiere teils tagelange Reisen nach Europa und Nordamerika. Für diesen Zeitraum konnten die Transporte von 2.761 Affen ausgewertet werden. Über Brüssel geht es per Flug oder Lkw weiter in Labore in Großbritannien, Frankreich, Spanien oder in die USA. 88 der aus Vietnam stammenden Tiere wurden nach Deutschland verschickt.

Fotos und Inspektionsberichte belegen nun das erschreckende Leid der Affen, die allein in kleine Holzkisten gesperrt, bei Temperaturen von teils nur 10°C, ohne ausreichende Versorgung transportiert wurden. Im Mai 2024 erteilten die Behörden Erlaubnis für den Weitertransport eines Affen, obwohl er einen Analprolaps hatte. Im Juli 2024 verstarb ein Affe während des Flugs nach New York, vermutlich aufgrund stressbedingter Reaktion auf Beruhigungsmittel.

„Die Langschwanzmakaken erleben nicht nur in Versuchslaboren unvorstellbares Leid, sondern bereits auf dem Weg dorthin. Zudem gefährdet der Einsatz der Affen in der biomedizinischen Forschung das Überleben der Art“, erklärt Dr. Melanie Seiler, Primatologin und Geschäftsführerin für Öffentlichkeitsarbeit bei Ärzte gegen Tierversuche.

Zusätzlich belegt eine Undercover-Recherche der Organisation One Voice, dass viele Makaken illegal aus der Wildnis gefangen werden und in sogenannten Zuchtstationen unter katastrophalen Zuständen gehalten werden (3). Allein zwischen 2020 und 2023 wurden laut CITES-Daten über 90.000 Langschwanzmakaken für wissenschaftliche Zwecke exportiert – auch nach Deutschland (4). Obwohl nach EU-Recht nur Nachkommen von in Gefangenschaft geborenen Tieren für die Forschung verwendet werden dürfen, dokumentieren Undercover-Recherchen immer wieder Wildfänge. Dies stellt eine ernsthafte Bedrohung für den Bestand dieser bereits gefährdeten Art dar (5).

Im Jahr 2022 wurden laut offizieller Statistik über 2.200 Affen in deutschen Laboren in Tierversuchen genutzt, die meisten davon für Giftigkeitsprüfungen. Hauptsächlich verbraucht das Unternehmen Labcorp (ehemals Covance) in Münster diese Tiere, wobei auch schwangeren Affen giftige Substanzen verabreicht werden.

Ärzte gegen Tierversuche fordert gemeinsam mit weiteren Tierschutzorganisationen ein sofortiges Importverbot von Laboraffen nach Europa sowie das Ende der Transporte über den Flughafen Brüssel. „Tierversuchsfreie Methoden, wie die ‚Organ-on-a-Chip‘-Technologie, bieten tierleidfreie und für Menschen relevante Möglichkeiten, die Forschung voranzubringen und Patienten zu helfen“, betont Dr. Seiler.

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