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Ärzteverein setzt alles daran, Tierversuche zu verhindern

Das EU-Chemikalien-Testprogramm REACH geht in die zweite Runde. Bis zum 1. Juni 2013 mussten Chemie-Firmen alle Chemikalien registrieren, die in Mengen von 100 bis zu 1000 Tonnen pro Jahr verwendet werden. Von den 2.923 Substanzen soll voraussichtlich ein Viertel in Tierversuchen getestet werden, was schätzungsweise 500.000 Tieren das Leben kosten wird. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche sucht mit seinen Experten nach schon vorhandenen Daten, um so Tierversuche zu verhindern.

Die im Juni 2007 in Kraft getretene REACH-Verordnung sieht vor, dass Zigtausende Chemikalien wie Diesel, Klebstoffe, Industrieöle, Asphalt, Flammschutzmittel, Lacke und Farben, die zum Teil schon seit Jahrzehnten auf dem Markt sind, auf ihre Gefährlichkeit erneut getestet werden. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche hatte sich im Vorfeld jahrelang für ein ganz tierversuchsfreies REACH stark gemacht, nicht nur aus Tierschutzgründen, sondern auch, weil die Ergebnisse aus Tierversuchen die Risiken für den Menschen nicht vorhersagen können.

Bis Dezember 2010 mussten alle Chemikalien mit einer jährlichen Produktionsmenge von über 1.000 Tonnen bei der EU-Chemikalienbehörde ECHA registriert werden. Beantragte Tierversuche werden von der ECHA 45 Tage lang veröffentlicht, so dass Dritte nach bereits vorhandenen Daten oder anderen Gründen suchen können, weshalb die Tierversuche nicht durchgeführt werden müssen. Die Ärzte gegen Tierversuche sind in Zusammenarbeit mit ihrem Dachverband, der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE), europaweit die einzigen Verbände, die diese hochkomplexe Aufgabe wahrnehmen.

Bis zur ersten REACH-Deadline wurden von der Chemie-Industrie 817 Tierversuchsanträge für 480 Substanzen eingereicht. Die Toxikologie-Experten konnten die Anträge für rund die Hälfte dieser Substanzen kommentieren. Wie viele Tiere dadurch vor einem qualvollen Vergiftungstod gerettet werden konnten, lässt sich nicht exakt beziffern, Schätzungen gehen von mindestens 13.000 Ratten, Kaninchen und Fischen aus. Darüber hinaus wurden mehr als 40 Prozent der Tierversuchsanträge aus nicht genau bekannten Gründen von den Herstellern zurückgezogen.

»Da die zweite, jetzt zu Ende gegangene Anmeldefrist fast ebenso viele Chemikalien wie die erste umfasst, ist in den nächsten zwei Jahren mit Hunderten von Tierversuchsanträgen zu rechnen«, sagt Dr. med. Wolfgang Stengel, Toxikologe bei Ärzte gegen Tierversuche. »Eine Riesen-Herausforderung – aber wir werden alles daran setzen, um möglichst viele Tierversuche zu verhindern«.

Bei den in Frage stehenden Tierversuchen werden Chemikalien Kaninchen oder schwangeren Ratten mit einem Schlauch in den Magen gepumpt oder als Stäube der Atemluft zugegeben – jeden Tag, oft über mehrere Wochen, oder die Substanzen werden dem Wasser von Fischen zugesetzt.

Das REACH-Projekt der Ärzte gegen Tierversuche wird unter anderem vom Verein animal 2000 finanziell unterstützt.

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