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Baden-Württemberg setzt noch immer auf tierquälerische Affenhirnforschung

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) und sein Tübinger Partnerverein Act for Animals plakatieren in Tübingen mit einer deutlichen Botschaft: „Tierversuche sind unmenschlich – humanbasierte Hightech-Forschung ist erfolgreich und tierversuchsfrei“. Die 42 City-Light-Plakate sind vom 15. – 22.11. in der Stadt zu sehen und gehören zu einer Öffentlichkeitsoffensive des Ärztevereins. Die Bürger sollen aufgerüttelt und insbesondere das schwerste Leid der Affen in der Tübinger Hirnforschung in den Fokus gerückt werden. Kürzlich war es dem Ärzteverein gelungen, von den Behörden unter Verschluss gehaltene Dokumente in die Öffentlichkeit zu bringen. Zahlreiche Bohrlöcher und Stichverletzungen im Gehirn von Affen sind nur ein Teil der schwersten Leiden, die amtliche Untersucher festgestellt haben.

Tierversuche geschehen noch immer im Verborgenen und die Grausamkeiten sowie fatalen Folgen für Tiere und Menschen sind kaum bekannt. Zudem blockiert das Festhalten am System Tierversuch die leistungsstarke tierversuchsfreie Forschung, kritisieren Ärzte gegen Tierversuche und Act for Animals.

13 Jahre lang war es dem baden-württembergischen Ministerium für ländlichen Raum, der Tierversuchs-Genehmigungsbehörde sowie weiteren Mitverantwortlichen gelungen, den amtlichen Sektionsbericht aus 2009, der schwerste Affenqual am Tübinger Max-Planck-Institut* offenbart, unter Verschluss zu halten. Kürzlich erlangte ÄgT davon Kenntnis und sorgte dafür, dass die Öffentlichkeit von diesen tiefen Abgründen tierexperimenteller Forschung erfährt. Auch die Grünen in Baden-Württemberg, die noch vor der Landtagswahl 2011 die Affenhirnforschung beenden wollten, haben all die Jahre in Regierungsmitverantwortung und mit einem grünen Ministerpräsidenten an der Spitze offensichtlich trotz der skandalösen Missstände kein Interesse mehr an der Beendigung dieser Versuche gehabt.

Das Schicksal der Äffin Jara, deren Todesursache „chronisch schweres Schädel-Hirntrauma, neurogener Schock mit Minderdurchblutung des Gehirns unter anzunehmenden schwersten Schmerzen“ war und die von den Experimentatoren zuvor lediglich in eine „mehrmonatige Urlaubs- und Regenerationsphase“ hätte geschickt werden sollen, rief nach Ausstrahlung in der ZDF-Sendung „Frontal“ bundesweit große Bestürzung in der Bevölkerung hervor.

Nach Überzeugung der Vereine steht das vom 'Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart' dokumentierte Leid stellvertretend für die unmenschlichen Torturen, die die Affen in der Hirnforschung in drei Tübinger Instituten sowie an weiteren Standorten in Deutschland ertragen müssen und ist unvereinbar mit dem Tierschutzgesetz.

„Die nachweislich klinisch nutzlose Affenhirnforschung muss endlich aufhören und dem modernen Zeitgeist entsprechend ein Ausstieg aus dem System Tierversuch herbeigeführt werden“, findet Dipl.-Biol. Silke Strittmatter von Ärzte gegen Tierversuche. „Die Zeit für den Forschungswandel ist überfällig. Weltweit boomt die tierversuchsfreie Forschung mit brillanten humanrelevanten Methoden und muss auch hierzulande endlich den Status der Spitzenforschung erhalten“, ergänzt Julia Schnurr von Act for Animals. Wie innovativ solche Forschungen bereits sind, dokumentiert ÄgT durch seine NAT-Datenbank, einer weltweit einzigartigen Datenbank für tierversuchsfreie Forschungsmethoden mit über 1.500 Einträgen, zahlreiche auch zur Hirnforschung.

Tübingen ist die 7. von insgesamt 8 Städten, in der die Plakat-Kampagne dieses Jahr stattfindet. Die Orte und Termine gibt Ärzte gegen Tierversuche jeweils kurz vorher bekannt und können eingesehen werden unter www.tierversuche-sind-unmenschlich.de

  • Das Max-Planck-Institut für Biologische Kybernetik in Tübingen hat 2017 die Primatenhirnforschung eingestellt. Das hat jedoch nichts mit den erschütternden Sektionsergebnissen zu tun, sondern erfolgte aufgrund des öffentlichen Drucks, der sich aus 2014 veröffentlichten verdeckten Filmaufnahmen und der seit 2009 von Ärzte gegen Tierversuche geführten Kampagne gegen die Affenqual in Tübingen ergab. An drei anderen Tübinger Instituten findet die Affenhirnforschung noch statt.

Dipl. Biol. Silke Strittmatter


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