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Bayern, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg belegen die ersten drei Plätze auf der der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen im Bundesländervergleich 2022. Erst seit 2021 werden auch sogenannte Überschusstiere in der Statistik erfasst, weshalb die Gesamttierzahl deutlich höher ist als in den vergangenen Jahren. Aber auch ohne Berücksichtigung der Zahl der als „Überschuss“ getöteten Tiere ist kein Rückgang der Tierversuchszahlen erkennbar.

2022 wurden von den bundesweit insgesamt 4.207.231 Tieren 2.437.794 in Tierversuchen oder zur Organentnahme verwendet, starben also für Versuchszwecke. Diese setzen sich zusammen aus 1.725.855 in Tierversuchen verwendete Tiere und 711.939 zu „wissenschaftlichen Zwecken“ wie der Organentnahme getöteten Tieren. Hinzu kommen 1.769.437 Tiere, die mangels Verwendungszwecks als „Überschuss“ getötet wurden. Ausführliche Informationen dazu sowie eine nach Bundesländern aufgeschlüsselte Zahl der „Überschusstiere“ ist hier zu finden.

Die traurige Führungsposition der Negativ-Rangliste zu Tierversuchen im Bundesländervergleich hat aktuell Bayern mit 774.874 Tieren und damit 18,42% der deutschlandweiten Gesamtzahl von 4.207.231 Tieren eingenommen. Auf dem zweiten Platz liegt Nordrhein-Westfalen mit einem Anteil von 755.773 Tieren bzw. 17,96% , gefolgt von Baden-Württemberg mit 644.408 Tieren bzw. 15,32% . Hessen belegt mit 431.826 Tieren bzw. 10,26% Rang vier der Negativ-Statistik, dicht gefolgt von Berlin mit 429.872 Tieren (10,22%) , und Niedersachsen mit 298.725 Tieren (7,10% ).

Von den bundesweit 2.267 Affen mussten 1.970 in nordrhein-westfälischen Laboren leiden. Der Großteil der Affen (1.957) wurde für regulatorische Zwecke wie Giftigkeitsprüfungen verwendet. Die meisten Affen gehen auf das Konto von Covance, dem größten Affenverbraucher Deutschlands mit einer Filiale in Münster, Nordrhein-Westfalen. Obwohl an der Universität Bremen seit 1997 Affenhirnversuche stattfinden, sind in der Statistik für dieses Bundesland wie bereits in den Jahren zuvor keine Affen gelistet.

Bundesweit waren 918.276 der Tiere bzw. etwa 53 % gemessen an den 1.725.855 in Tierversuchen eingesetzten Tieren, gentechnisch verändert. Betroffen sind hauptsächlich Mäuse und Fische. Die Genmanipulation ist mit besonders hohem „Ausschuss“ an Tieren verbunden ist, da ein Großteil der Tiere nicht die vom Experimentator gewünschte Genveränderung trägt. Im Bundesländervergleich hatte 2019 Sachsen mit 83,5 % den größten Anteil an genmanipulierten Tieren, gefolgt von Thüringen mit 64 %. Ab 2020 hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das seither anstelle des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) für die Tierversuchsstatistik zuständig ist, hierzu auf unsere Anfrage keine nach Bundesländern aufgeschlüsselte Information über die Anzahl der genmanipulierten Tiere sowie weitere Aufschlüsselungen zur Verfügung gestellt.

Bundesweit wurden 62.377 Tiere (3,6 %) Versuchen mit dem Schweregrad „schwer“ zugeordnet. Dabei entfielen im Bereich Verwendung zu regulatorischen Zwecken und Routineproduktion 8,8 % auf die Kategorie „schwer“. Anzumerken ist, dass standardmäßig der Experimentator selbst den Schweregrad angibt und das Leid oft heruntergespielt wird. 

2022 wurden in Deutschland 956.933 Tiere (55,5 %) in der Grundlagenforschung verforscht. Mit 205.870 Tieren (21,51 %) hat Nordrhein-Westfahlen die meisten der bundesweit in diesem Bereich verwendeten Tiere eingesetzt, gefolgt von Bayern mit 161.228 Tieren (16,85 %), Baden-Württemberg mit 131.550 Tieren (13,74 %) und Sachsen mit 95.871 Tieren (10,02 %).

Bei den sogenannten Überschusstieren haben Nordrhein-Westfalen mit 323.655Tieren (18,29 %), Bayern mit 315.343 Tieren (17,82 %) und Baden-Württemberg mit 283.365 Tieren (16,01 %) die höchsten Tierzahlen im Ländervergleich gemessen an der bundesweiten Gesamtzahl von 1.76.9437 sog. Überschusstieren. Im Verhältnis zur jeweiligen Tierzahl im Land sticht Berlin mit 59,65 % (256.402 Tiere) Anteil an sog. Überschusstieren hervor, im Saarland sind es 58,67 % ( 31.110 „Überschusstiere“), in Sachsen-Anhalt 55,30 % (37.196 „Überschusstiere“).

Tierversuche in den Bundesländern

Bayern

Bayern nimmt seit Jahren einen der vorderen Ränge in der bundesweiten Negativ-Rangliste ein. 774.874 Tiere und damit 18,42% der bundesweiten Gesamttierzahl von 4.207.231 gehen auf das Konto bayerischer Tierversuchslabore. In Augsburg wurden bislang keine Tierversuche durchgeführt. Doch jetzt wird das Klinikum umgebaut. Was eine Modernisierung sein soll, ist aber zumindest im Forschungsbereich ein großer Rückschritt. Denn es werden auch Tierställe für „Versuchstiere“ gebaut.

In den letzten Jahren sind allein in München drei Tierversuchslabors mit Haltungskapazitäten für rund 100.000 Mäuse und andere Tiere entstanden. An der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU) finden noch immer grausame Xenotransplantationsversuche statt, bei denen Herzen genmanipulierter Schweine in die Bauchhöhle von Pavianen verpflanzt werden. Die Tiere sterben nach Minuten oder wenigen Tagen qualvoll an Organversagen aufgrund der Abstoßungsreaktion des Körpers.

Nordrhein-Westfalen

Auf dem zweiten Platz der Negativ-Rangliste liegt Nordrhein-Westfalen mit 755.773 Tieren bzw. 17,96 %.

Die amerikanische Firma Covance hat sich mit seiner Filiale in Münster auf Giftigkeitstests bei schwangeren Affen spezialisiert. Da 2022 fast alle in Nordrhein-Westfalen „verbrauchten“ Affen (1.933 Tiere von 1.970) für regulatorische Tests, zu denen auch die Prüfung auf Giftigkeit einer Substanz gehört, eingesetzt wurden, ist davon auszugehen, dass das Leid dieser Tiere in Münster stattgefunden hat. Leider gibt es auch in Nordrhein-Westfalen Städte, die in einer Zeit, in der tierversuchsfreie Methoden einen enormen Boom erleben, auf Methoden des vorletzten Jahrhunderts setzen. So bekommt die Bielefelder Universität eine neue Medizinische Fakultät. Auch hier ist der Bau von Tierställen vorgesehen.

Baden-Württemberg

Auch Baden-Württemberg trägt mit einem Anteil von 644.408 Tieren bzw. 15,32 % an der Gesamttierzahl zur unethischen und unwissenschaftlichen tierexperimentellen Forschung bei und belegt damit Negativ-Platz drei. In Mannheim beispielsweise werden Ratten alkoholabhängig gemacht, um zu untersuchen, welche Nervenzellverbände bei Suchtverhalten aktiviert werden. In Tübingen müssen weiter Affen für die Hirnforschung leiden, obwohl Studien belegen, dass sich das Gehirn von Affen stark vom menschlichen Gehirn unterscheidet. 2022 ist es unserem Verein gelungen, das amtlich dokumentierte schwerstes Leid der Affen, das aus internen Informationen hervorgeht, öffentlich zu machen, was bundesweit für Aufsehen gesorgt hat. An der Uni Hohenheim gibt es einen Neubau mit zwei Versuchsställen für Schweine, Schafe, Hühner und Mäusen und in Freiburg das IMITATE (Institut für Krankheitsmodelle und gezielte Therapie) mit Käfigen für 10.000 Mäuse. Ein Ende des Aufwärtstrends der Tierversuche in Baden-Württemberg ist demnach bei weitem nicht in Sicht.

Stand: 14. Dezember 2023
Dipl. Biol. Silke Strittmatter

Weitere Informationen

  • Übersichtstabelle Bundesländervergleich 2018-2022 als PDF >>
  • Übersichtstabelle Bundesländervergleich zu sogenannten Überschusstieren als PDF >>
  • Stellungnahme 02.08.2021: 4 Millionen Tiere als „Überschuss“ in Tierversuchslaboren getötet: Neue Auswertung zu „überschüssigen“ Tieren in den Bundesländern >>
  • Tierversuchsstatistik 2022 und vergangener Jahre >>
  • Tierversuche in Deutschland >>
  • Datenbank Tierversuche >>