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Seit 2018 vergeben wir jedes Jahr den Negativpreis „Herz aus Stein“. In diesem Jahr wollten wir erstmals die besonders absurden Tierversuche in den Vordergrund rücken und haben daher den Preis entsprechend genannt. 

Die Auswahl der Kandiaten beruht auf Einträgen in unserer Datenbank-Tierversuche und diese basieren auf Fachartikeln der Experimentatoren selbst. Für den Preis 2024 haben wir Publikationen ausgewählt, die in den Jahren 2022/2023 veröffentlicht wurden. 

In dieser Datenbank dokumentieren wir exemplarisch Tausende von in Deutschland durchgeführten Tierversuchen - einer sinnloser und grausamer als der andere. Natürlich haben alle Tierversuche, bzw. tierexperimentelle Institutionen einen solchen Preis verdient. Doch mit dem Herausgreifen einzelner Beispiele wollen wir der Öffentlichkeit zeigen, was Tieren in deutschen Laboren angetan wird und wie unsere Steuergelder für sinnfreie Forschung verschwendet werden. 

Der „Gewinner“

Das Regensburg Center for Neuroscience (RNC) der Universität Regensburg ist unrühmlicher Gewinner des Preises für den absurdesten Tierversuch des Jahres 2024. Von den 5.431 abgegebenen Stimmen entfielen rund 26 % auf den Versuch, bei dem Mäusen Elektroschocks verabreicht wurden, um bei ihnen Angst vor Artgenossen auszulösen. Das RNC hat diesen Negativpreis definitiv verdient, denn zu glauben, dass sich mit einem solchen grausamen und abstrusen sogenannten Tiermodell soziale Ängste beim Menschen erforschen lassen, ist völlig absurd. Pressemitteilung >>

Das Abstimmungsergebnis

  • 1.432 Stimmen (26,3%) für Regensburg (Mäuse) 
  • 1.391 Stimmen (25,6%) für Planegg-Martinsried (Kaulquappen)
  • 1.217 Stimmen (22,4%) für Dresden (Axolotl)
  • 904 Stimmen (16,6%) für Frankfurt/M. (Fledermäuse)
  • 487 Stimmen (8,9%) für Planegg-Martinsried (Rennmäuse)

Gesamt 5.431 Stimmen 

Vielen Dank an alle, die sich beteiligt haben! 

Die Kandidaten

Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 1

Planegg-Martinsried (München): 95 Krallenfosch-Kaulquappen werden geköpft. Dann wird untersucht, welchen Einfluss eine durch sich bewegende Streifen simulierte Bewegung auf die Augenbewegungen der Tiere hat. 

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Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 2

Frankfurt am Main: Es soll festgestellt werden, ob sich die Verarbeitung akustischer Reize im Gehirn von wachen und narkotisierten Fledermäusen unterscheidet. Dafür werden 14 Fledermäusen Elektroden in das Gehirn eingelassen.

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Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 3

Planegg-Martinsried (München): 8 Gerbils (Rennmäuse) müssen in ein Geschirr gehängt auf einer Kugel laufen. So soll ein Versuch entwickelt werden, mit dem man die Fähigkeit zur Abschätzung kurzer Zeitspannen für Nagetiere untersuchen kann. 

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Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 4

Regensburg: Bei mindestens 192 Mäusen wird durch Verabreichung von Elektroschocks Angst vor Artgenossen ausgelöst. So soll der Einfluss eines bestimmten Proteins auf das Er- und Verlernen ergründet werden. Ziel ist die Entwicklung einer medikamentösen Behandlungsmöglichkeit für Menschen mit sozialen Ängsten. 

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Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 5

Dresden: Einer unbekannten Anzahl Axolotl werden Zehen und Vorderbeine abgeschnitten, um die Prozesse beim Nachwachsen zu untersuchen.  

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Die Details

Kandidat 1

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Fakultät für Biologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Großhaderner Str. 2, 82152 Planegg-Martinsried

Tiere: 95 Krallenfrosch-Kaulquappen

Versuchsbeschreibung: Die Kaulquappen werden narkotisiert und geköpft. Der Unterkiefer der Köpfe wird entfernt, der Schädel geöffnet und das Vorderhirn wird abgetrennt. Die Augen werden intakt gelassen und bleiben über den Sehnerv mit dem Gehirn verbunden. Die nun als „semi-intakte Präparationen“ bezeichneten Köpfe werden auf einer Oberfläche fixiert. Um sie herum befindet sich eine Projektionsfläche, auf die schwarze und weiße Streifen projiziert werden, die sich abwechselnd nach links und rechts bewegen. Als Reaktion darauf bewegen sich die Augen der Kaulquappenköpfe und verfolgen das Muster.  

Hintergrund: Der Einfluss einer durch sich bewegende Streifen simulierten Bewegung auf die Augenbewegung von geköpften Kaulquappen wird untersucht.

Quelle: Forsthofer M. et al. Homeostatic plasticity of eye movement performance in Xenopus tadpoles following prolonged visual image motion stimulation. Journal of Neurology 2023; 270: 57-70

Datenbank-ID: 5530

Kandidat 2

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Institut für Zellbiologie & Neurowissenschaft, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Max-von-Laue-Str. 13, 60439 Frankfurt am Main

Tiere: 14 Fledermäuse (Brillenplattnase (Carollia perspicillata))

Versuchsbeschreibung: Die Fledermäuse aus der Zucht des Instituts für Zellbiologie & Neurowissenschaft der Goethe-Universität in Frankfurt werden narkotisiert, ihr Schädelknochen freigelegt und ein Metallstab am Schädel festgeklebt. In einer weiteren Operation werden Elektroden in das Gehirn der Fledermäuse eingelassen. Die Fledermäuse werden mit Hilfe des am Schädel befestigten Metallstabs und in einer speziellen Halterung fixiert. Den Tieren werden mit einem Lautsprecher verschiedene Geräusche vorgespielt. Über die Elektroden werden die Aktivitäten von Gehirnzellen gemessen. Ein Teil der Versuche findet mit narkotisierten Fledermäusen statt, in anderen Versuchen sind die Tiere wach. Jede Versuchseinheit dauert bis zu 4 Stunden, die Gesamtversuchsdauer beträgt bis zu 14 Tage. Zwischen den einzelnen Versuchseinheiten dürfen sich die Fledermäuse für mindestens einen Tag „erholen“. 

Hintergrund: Es soll festgestellt werden, ob sich die Verarbeitung akustischer Reize im Gehirn von wachen und narkotisierten Fledermäusen unterscheidet. 

Quelle: López-Jury L. et al. A neuron model with unbalanced synaptic weights explains the asymmetric effects of anaesthesia on the auditory cortex. PLoS Biology 2023; 21(2): e3002013 

Kandidat 3

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Fakultät für Biologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Planegg-Martinsried

Tiere: 8 Gerbils (Rennmäuse)

Versuchsbeschreibung: Den Gerbils wird ein Geschirr umgelegt und sie werden oberhalb einer Kugel so an dem Geschirr aufgehängt, dass ihre Füße die Kugel berühren. Sie sollen dann auf der Kugel „laufen“, wodurch die Kugel anfängt sich zu drehen. Um die Tiere herum befindet sich eine Fläche, auf die ein virtueller Gang projiziert wird, dessen Wände schwarz und weiß gestreift sind. Ein Computer misst die Drehung der Kugel und berechnet daraus den Weg, den die Gerbils im virtuellen Gang laufen. In einem weiteren Versuchsteil wird den Tieren eine Zeit vorgegeben, über welche sie sich durch den virtuellen Gang bewegen sollen, bevor sie stehen bleiben. Macht das Tier alles richtig erhält es etwas Futter. Damit die Gerbils bei den Versuchen mitmachen, erhalten sie außerhalb der Versuche nicht genügend Nahrung, so dass sie 5 – 15% ihres Gewichts verlieren.

Hintergrund: Es soll ein Versuch entwickelt werden, mit dem man die Fähigkeit zur Abschätzung kurzer Zeitspannen für Nagetiere untersuchen kann.

Quelle: Henke J. et al. A virtual reality time reproduction task for rodents. Frontiers in Behavioral Neuroscience 2022; 16: 957804

Datenbank-ID: 5533

Kandidat 4

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Regensburg Center for Neuroscience, Universität Regensburg, Regensburg

Tiere: Mindestens 192 Mäuse

Versuchsbeschreibung: Bei einem Teil der Mäuse werden in Narkose Nadeln ins Gehirn geschoben, über die Wirkstoffe oder Viren in das Gehirn injiziert werden. Die Mäuse werden einzeln in eine Beobachtungskammer gesetzt, deren Boden aus einem Metallgitter besteht. Dann wird ein kleiner Drahtkäfig mit einer anderen Maus in die Kammer gesetzt. Ein Teil der Mäuse erhält über den Drahtboden einen elektrischen Schock, sobald sie sich dem Artgenossen nähern. Dadurch entwickeln die Tiere Angst vor Artgenossen. Am nächsten Tag wird den Mäusen jeweils 3 Minuten ein Drahtkäfig mit 6 verschiedenen unbekannten Artgenossen präsentiert. Es wird beobachtet, ob und für wie lange sich die Mäuse ihren Artgenossen nähern. Daraus wird auf die Angst der Tiere vor Artgenossen geschlossen und darauf, ob sie diese Angst bei Ausbleiben des Elektroschocks „verlernen“. Auch an Tag 3 und Tag 32 wird die Reaktion der Mäuse auf Artgenossen getestet. Die Tiere werden mit Kohlendioxid betäubt und auf nicht genannte Art getötet. Das Gehirn wird entnommen und untersucht.

Hintergrund: Der Einfluss eines bestimmten Proteins auf das Er- und Verlernen von sozialer Angst wird an Mäusen getestet, bei denen durch Verabreichung von Elektroschocks Angst vor Artgenossen ausgelöst wurde. Ziel ist die Entwicklung einer medikamentösen Behandlungsmöglichkeit für Menschen mit sozialen Ängsten.

Quelle: Bludau A. et al. HDAC1-mediated regulation of GABA signaling within the lateral septum facilitates long-lasting social fear extinction in male mice. Translational Psychiatry 2023; 13: 10

Datenbank-ID: 5612

Kandidat 5

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Zentrum für Regenerative Therapien (CRTD), Dresden

Tiere: Axolotl (viele)

Versuchsbeschreibung: Axolotl sind im Wasser lebende mexikanische Schwanzlurche (Salamander), bei denen abgeschnittene Körperteile nachwachsen. Einem Teil der Tiere eine Zehe abgeschnitten, anderen Tieren wird ein Vorderbein am Unterschenkel amputiert. Bei einem Teil der Axolotl wird nach der Amputation Haut über den Stumpf gezogen und vernäht. Es ist bekannt, dass diese Behandlung der Wunde dazu führt, dass sich abgetrennte Gliedmaße nicht regenerieren können. Einer anderen Gruppe wird 15 Tage lang jeden dritten Tag ein Wirkstoff in die Bauchhöhle gespritzt, der bei Osteoporose des Menschen eingesetzt wird. Die Amputationsstümpfe werden zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Amputation abgeschnitten und untersucht. Bei mehreren Tieren ist es zu Missbildungen gekommen.

Hintergrund: Es werden die Prozesse untersucht, die bei der Regeneration von abgetrennten Gliedmaßen beim Axolotl ablaufen.

Quelle: Riquelme-Guzmán C. et al. Osteoclast-mediated resorption primes the skeleton for successful integration during axolotl limb regeneration. eLife 2022; 11: e79966

Datenbank-ID: 5562