Tierversuchsstatistik
Tierversuchszahlen 2024
Das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R), Bestandteil des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR), hat die Tierversuchszahlen für das Jahr 2024 veröffentlicht (1). Nachdem diese Aufgabe jahrelang dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) oblag, ging sie 2021 in die Zuständigkeit des BfR über. Seither werden nicht nur Tiere erfasst, die für Tierversuche oder Organentnahmen genutzt wurden, sondern auch solche, die zwar gezüchtet, jedoch nicht verwendet und anschließend als „Überschusstiere“ getötet wurden. Insgesamt umfasst die Statistik 3.063.569 Tiere.
Gesamtzahl der Tiere
Die Definition dessen, was als „Gesamtzahl“ gilt, variiert erheblich: Während ÄgT und andere Tierschutzorganisationen unter der Gesamtzahl sämtliche Tiere subsumieren, die für Experimente leiden und sterben – insgesamt 3.063.569 –, führt die Ausklammerung von Überschusstieren in der Veröffentlichung des Bf3R zu einer niedrigeren und vermeintlich weniger alarmierenden Zahl von unter 2 Millionen Tieren.
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Zweck |
Anzahl 2024 |
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In Tierversuchen verwendet (§7 Abs. 2 TSchG) |
1.327.931 |
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...davon erstmalig verwendet |
1.297.092 |
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...davon mehrfach verwendet |
30.839 |
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Zu wiss. Zwecken getötet (z.B. Organentnahme) |
626.538 |
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Tierversuche + zu wiss. Zwecken getötet |
1.954.469 |
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„Überschusstiere“: aus weiteren Gründen getötete Tiere (z.B. nicht gewünschte |
1.109.100 |
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Gesamt |
3.063.569 |
Tabelle 1: Übersicht über die Gesamtzahl der im Bereich Tierversuche verwendeten Tiere
Entwicklung der Tierversuchszahlen
Seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1989 sank die Zahl der Tiere im Versuch zunächst von 2,6 Millionen auf ihren bisherigen Tiefpunkt von 1,5 Millionen im Jahr 1997. Dabei ist zu berücksichtigen, dass zunächst wurde nur die Zahl der im Tierversuch verwendeten Tiere erfasst wurde. Seit dem Jahr 2000 kamen die zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere hinzu. Die Übersicht bezieht sich ab dem Jahr 2000 auf die Summe aus beiden Kategorien.
Seit dem Tiefpunkt setzte ein kontinuierlicher Anstieg ein, der 2012 mit 3,1 Millionen Tieren seinen Höhepunkt erreichte. Seither stagnierte die Zahl mit leichten Schwankungen auf einem ähnlich hohen Niveau. Ab 2020 zeichnet sich jedoch ein leichter Rückgang ab, der sich in den letzten drei Jahren zu verstetigen scheint.

Grafik 1: In der Verlaufsgrafik ist die Anzahl der Tiere, die in Tierversuchen verwendet und zu wissenschaftlichen Zwecken getötet wurden, dargestellt.
Tierarten, die in Versuchen leiden
Wie bereits in den Vorjahren stellen Mäuse mit 956.636 Individuen (72 %) die mit Abstand am häufigsten in Versuchen eingesetzte Tierart dar. An zweiter Stelle folgen Fische mit 176.778 Tieren (13,3 %), gefolgt von Ratten mit 83.369 (6,3 %). Darüber hinaus werden weiterhin Kaninchen (57.966) in Tierversuchen eingesetzt. Von diesen Tieren werden beinahe 88 % in der Routineproduktion verwendet, worunter die Herstellung von polyklonalen Antikörpern fällt (2). Auch Vögel (16.304), Schweine (6.009), Meerschweinchen (5.157), Hunde (2.220), Affen (1.088), Katzen (698) und weitere Tierarten wurden verwendet.
Die genannten Zahlen beziehen sich auf „in Tierversuchen verwendete Tiere“.

Grafik 1: Die Grafik veranschaulicht, wie viele Tiere einzelner Tierarten und -gruppen 2024 in Tierversuchen und zu wissenschaftlichen Zwecken getötet wurden.
Affen in Tierversuchen
Die Zahl der in Versuchen eingesetzten Affen ist von 1.676 im Jahr 2023 um 35 % auf 1.088 im Jahr 2024 gesunken. Ob es sich um einen nachhaltigen Rückgang der in Tierversuchen eingesetzten Affen handelt, bleibt dabei unklar. Besonders in diesem Bereich unterliegen die Zahlen erheblichen Schwankungen.
222 der 1.088 im Jahr 2024 verwendeten Affen wurden erneut verwendet. Bei den Affen war der Anteil von mehrfach verwendeten Tieren bereits im Vorjahr mit 11 % vergleichsweise hoch und ist 2024 auf 20 % gestiegen. Gerade im Bereich der Grundlagenforschung werden Affen in Versuchen wie invasiver Hirnforschung mehrfach verwendet – oft über Jahre oder Jahrzehnte hinweg (3).
Von den erstmals in Versuchen eingesetzten Affen stammten 730 aus Nicht-EU-Ländern, und zwar aus Staaten in Asien oder Afrika. Zum Vergleich: Nur 146 Tiere wurden von registrierten Züchtern innerhalb der EU bezogen.
Der Großteil der Affen (870 Tiere, 80 %) wurde für regulatorische Zwecke wie Giftigkeitsprüfungen verwendet. Die meisten Affen in Deutschland werden im Labor „Lapcorp“ (früher Covance) verbraucht (4).
Zweckfreie Grundlagenforschung ist größter Tierverbraucher
Die Zahl der Tiere, die für die per Definition zweckfreie Grundlagenforschung eingesetzt werden und dabei leiden und sterben müssen, bleibt seit Jahren auf einem konstant hohen Niveau. Diese Tierversuche machen seit Jahren mehr als die Hälfte aller Tierversuche aus.
1999 wurden 438.000 Tiere in der Grundlagenforschung eingesetzt, vier Jahre später waren es schon rund doppelt so viele Tiere (851.000 Tiere). 2016 erreichte die Grundlagenforschung mit 1.175.664 Tieren den bisherigen Höchststand.
2023 wurden 852.209 Tiere Rahmen der Grundlagenforschung verwendet, was einem Anteil von 58,5 % entspricht und einen Anstieg von 3 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. 2024 ist die Zahl auf 758.244 Tiere leicht zurückgegangen, entspricht aber immer noch einem Anteil von 57 %. Die Zahlen beziehen sich auf in Tierversuchen verwendeten Tiere.
Gesetzlich vorgeschriebene Tierversuche gehen weiter zurück
In den frühen 1990er Jahren hatten die regulatorischen Tierversuche mit um die 36 % einen sehr großen Anteil, die absoluten Zahlen bewegten sich um eine halbe Million Tiere pro Jahr. Diese Daten sanken kontinuierlich auf 224.000 Tiere (11 %) im Jahr 2013. Danach erfolgte ein Anstieg, der allerdings auf eine neue Zählweise zurückzuführen war. Die zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere wurde nun nicht mehr als extra Spalte aufgeführt, sondern den Zwecken zugeordnet. 2014 lagen die regulatorischen Tierversuche mit über 660.000 Tieren bei 20 %. Seither gibt es einen Abwärtstrend im Bereich der gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuche, der sich auch 2024 fortsetzt. Sowohl die absolute Zahl als auch der Prozentanteil sind weiter gesunken, von 246.650 (16,9 %) im Jahr 2023 auf 221.157 (16,7 %) im Jahr 2024.
Zu den gesetzlich vorgeschriebenen Tests zählen Verfahren wie Medikamententests für Mensch und Tier sowie Prüfungen für Medizinprodukte, Biozide, Pflanzenschutzmittel und auch Lebens- und Futtermittel.
Der Abwärtstrend der letzten Jahre in diesem Bereich ist auf die zunehmende Verfügbarkeit tierversuchsfreier Methoden zurückzuführen. Dazu gehören Verfahren, die ohne den Einsatz lebender Tiere auskommen, wie etwa Organchips, Zellkulturen und computergestützte Rechenmodelle. Auch die klinische und epidemiologische Forschung zählt zu diesen tierversuchsfreien Ansätzen. Es ist dringend erforderlich, diese modernen Forschungsmethoden weiter zu fördern. Im Gegensatz zu Tierversuchen liefern tierversuchsfreie Testsysteme verlässliche, auf den Menschen übertragbare Ergebnisse.
Die vom Bf3R angegebenen Zahlen in diesem Bereich beziehen sich nur auf direkt in Versuchen verwendete Tiere.
Genmanipulation für Tierversuche weiter auf dem Vormarsch
Im Jahr 2024 wurden 658.559 der in Versuchen eingesetzten Tiere genetisch manipuliert, was einem Anteil von 49,6 % entspricht (Vorjahr: 50,5 %). Die am häufigsten genetisch veränderten Tiere sind Mäuse und Fische.
Zwar ist die Zahl der genetisch manipulierten Tiere, die in Tierversuchen eingesetzt wurden, im Jahr 2024 mit 658.559 niedriger als im Vorjahr (738.066), jedoch liegt die tatsächliche Zahl deutlich höher, da diese Zahl nur die Tiere in Tierversuchen berücksichtigt. Hinzu kommen die sogenannten Überschusstiere, die ebenfalls genetisch manipuliert sind. Insgesamt wurden 931.874 genetisch veränderte Tiere, vorwiegend Mäuse und Fische, als Überschuss getötet, was 84 % aller Überschusstiere ausmacht.
Auch die Zahlen der „zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere“ mit genetischer Veränderung werden nun detailliert aufgeschlüsselt: Von 358.281 Tieren, die genetisch manipuliert wurden, wurden Organe oder Gewebe für wissenschaftliche Zwecke entnommen.
Insgesamt liegt somit die in der Statistik erfasste Zahl genetisch veränderter Tiere bei 1.9487.714 Tieren.
47.708 Tiere erlitten „schweres“ Leid
Mit einem prozentualen Anteil von 3,6 % bleibt der Anteil der Tierversuche im Schweregrad „schwer“ nahezu gleich im Vergleich zum Vorjahr. Absolut ist die Zahl von 50.741 (2023) auf 47.708 (2024) gesunken, was einen erfreulichen Rückgang darstellt. Dennoch muss berücksichtigt werden, dass auch im Jahr 2024 weiterhin über 47.000 Tiere laut offizieller Schweregrad-Klassifizierung schweres Leid erfahren haben.
Versuche mit geringer Belastung machen 63,0 % (Vorjahr: 63,8 %) aus, Versuche mit mittlerer Belastung 28,4 % (Vorjahr: 27,5 %). Die Versuche, die „keine Wiederherstellung der Lebensfunktion“ vorsehen, lagen 2024 bei 5,0 % (Vorjahr: 5,3 %). Letzteres bedeutet, dass der Versuch darauf ausgelegt ist, dass die Tiere z. B. unter Narkose getötet werden.
Mit der Neureglung der EU-Tierversuchsrichtline werden seit 2014 auch die Schweregrade erfasst, denen die Tiere im Labor ausgesetzt sind. Es ist jedoch zu beachten, dass die Einteilung der Schweregrade von den Forschern selbst vorgenommen wird – also von denjenigen, die das größte Interesse daran haben, dass diese Versuche genehmigt werden. Eine Auswertung von ÄgT zeigt, dass die Schweregrade häufig zu gering angegeben werden.
Verschwiegenes Tierleid
Eine grundlegende Neuerung bei den Tierversuchszahlen seit 2021 ist, dass nun auch Tiere erfasst werden, die für wissenschaftliche Zwecke in Laboren gezüchtet, jedoch nicht verwendet und daher als sogenannte Überschusstiere getötet wurden (5).
Tiere, die diesem Bereich zugeordnet werden, sind beispielsweise solche, die genetisch manipuliert wurden, aber nicht die gewünschte Veränderung tragen und daher für die Forschung wertlos sind. Da für diese Tiere keine Verwendung im Labor besteht, werden sie getötet. Ebenso kann es vorkommen, dass Tiere das falsche Alter oder Geschlecht aufweisen, sodass sie nicht in das vorgegebene Raster der geplanten Versuche passen und somit ebenfalls für die Forschung wertlos werden.
Beim Vergleich mit den Vorjahren fällt eine starke Reduktion dieser Überschusstiere auf, deren Zahl innerhalb von nur zwei Jahren von 2,5 Millionen (2021) auf 1,4 Millionen Tiere (2023) sank. Diese Entwicklung wirft die grundsätzliche Frage auf, wie ernsthaft das Problem der Überschusstiere in der Vergangenheit behandelt wurde.
Im Jahr 2024 wurde erneut ein Rückgang dieser Tiere um fast 20 % auf 1,1 Millionen Tiere gemeldet.
Dunkelziffer
Die Zahlen weisen bezüglich der Transparenz eine weitere erhebliche Schwäche auf: All die Tiere, die bereits in den Zuchteinrichtungen, beim Transport zum Labor oder vor Eingang bzw. nach Beendigung in ein Versuchsvorhaben unabsichtlich versterben, sind keine sogenannten Überschusstiere und werden somit bislang in keiner Statistik erfasst. (5)
Eine weitere Lücke in der Statistik gibt es bei den wirbellosen Tieren. Außer Kopffüßern (wie Tintenfischen und Kraken) werden wirbellose Tiere wie Insekten und Krebse überhaupt nicht erfasst. Im Jahr 2023 wurden 70 Kopffüßer verwendet, 2024 waren es 127.
Tierversuchsstatistiken des BMEL/Bf3R
2024 Bf3R: Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2024 >>
2023 Bf3R: Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2023 >>
2022 Bf3R: Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2022 >>
2021 Bf3R: Verwendung von Versuchstieren im Jahr 2021 >>
2020 ÄgT-Zusammenstellung (PDF) / Tabelle des Bf3R (PDF)
2019 Tabelle (PDF)
2018 Tabelle (PDF)
2017 Tabelle (PDF)
2016 Tabelle (PDF)
2015 Tabelle (PDF)
2014 Tabelle (PDF)
2013 Tabelle (PDF)
2012 Tabelle (PDF)
2011 Tabelle (PDF)
2010 Tabelle (PDF)
2009 Tabelle (PDF)
2008 Tabelle (PDF)
2007 Tabelle (PDF)
2006 Tabelle (PDF)
2005 Tabelle (PDF)
2004 Tabelle (PDF)
Tierversuchstatistik der EU
Ausführliche Berichte der EU finden sich hier >> Unten haben wir die Zahlen im Ländervergleich zusammengefasst. Dabei sind nur die Tiere erfasst, die in Tierversuchen leiden und sterben, nicht aber die zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere. Für Deutschland sind hier daher niedrigere Zahlen als in der Statistik des BMEL angegeben.
Tabelle 2019 (PDF)
Tabelle 2018 (PDF)
Tabelle 2017 (PDF)
Tabelle 2011 (PDF)
Tabelle 2008 (PDF)
Tabelle 2005 (PDF)
15.12.2025
Dr. Johanna Walter
Quellen
- Deutsches Zentrum zum Schutz von Versuchstieren: Verwendung von Versuchstieren im Berichtsjahr 2024
- Erschütternde Aufdeckung auf Bauernhof. Ärzte gegen Tierversuche, Pressemitteilung, 24.09.2025
- Gericke C. Affenhirnforschung – Großes Leid für Affen, kein Nutzen für Menschen. 16.12. 2024
- Gericke C. Lapcorp (Covance) - das größte Affenlabor Deutschlands. 15.08.2024
- Strittmatter S. 4 Millionen Tiere als „Überschuss“ in Tierversuchslaboren getötet. 02.08.2021