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Neue Studie veröffentlicht

Eine neue wissenschaftliche Veröffentlichung, mitverfasst von Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) und der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (European Coalition to End Animal Experiments, ECEAE), zeigt auf, dass trotz verfügbarer moderner, tierversuchsfreier Methoden weiterhin Mäuse für Botox-Tests in Europa leiden müssen. Die Studie entstand im Rahmen des SAFE-Konsortiums (Safety Assessment Through Animal Free Evolution) in den Niederlanden, das den Übergang zu humanrelevanten Testmethoden vorantreibt.

Botulinumtoxin (BoNT), bekannt unter dem Markennamen Botox, wird sowohl für ästhetische als auch für medizinische Zwecke eingesetzt. Üblicherweise werden jedoch alle Produktionseinheiten (Chargen) mit dem sogenannten LD50-Test geprüft, bei dem Mäuse unterschiedlichen Konzentrationen des Nervengiftes BoNT in die Bauchhöhle gespritzt werden, um die Dosis zu ermitteln, bei der die Hälfte der Tiere sterben. Diese Tests finden an mehreren Produktionsschritten statt. Die neue Studie, mitverfasst von Dr. Dilyana Filipova, wissenschaftliche Referentin bei ÄgT, und Dr. Katy Taylor, Mitarbeiterin bei ECEAE, zeigt, dass immer noch jährlich europaweit mehr als 200.000 Mäuse qualvoll in grausamen Botox-Versuche sterben – oft bei vollem Bewusstsein (1). Dem LD50-Test stehen mittlerweile validierte, humane Zelltestverfahren gegenüber, die tierversuchsfrei sind.

ÄgT und ECEAE kämpfen für ein Ende der Botox-Tierversuche

Bereits 2007 hat ÄgT die Kampagne gegen Botox-Tierversuche gestartet, die zwei Jahre später mit der ECEAE europaweit ausgeweitet wurde (2).

Im Rahmen einer internationalen Petition gegen Botox-Tierversuche hat die ECEAE über 164.000 Unterschriften aus ganz Europa gesammelt und 2023 der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) übergeben – ein klares Signal aus der Öffentlichkeit, dass Tierversuche für Botox beendet werden müssen (3).

Einige Fortschritte in Deutschland und viele Herausforderungen

Die aktuelle Studie analysiert öffentlich zugängliche Daten aus Großbritannien, Irland sowie Deutschland. Auffallend ist, dass in Deutschland der LD50-Test für Botox-Produkte inzwischen vermutlich weitgehend eingestellt wurde. Zumindest gibt es seit 2021 keine entsprechenden Einträge mehr in der Datenbank animaltetinfo.de. Aufgrund der mangelnden Transparenz kann jedoch nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob alle derartigen Tests tatsächlich ersetzt oder lediglich in andere Länder ausgelagert wurden. Dennoch wird deutlich, dass in Ländern wie Großbritannien und Irland die grausamen LD50-Tests weiterhin durchgeführt werden.

Trotz vorhandener, anerkannter Zell-basierter Testmethoden werden LD50-Tests weiterhin für z.B. Referenz- und Validierungsprüfungen sowie regulatorische Anforderungen eingesetzt. Die Umsetzung tierfreier Verfahren erfolgt uneinheitlich und schleppend, was die Dringlichkeit regulatorischer Reformen unterstreicht.

Forderungen und Ausblick

Die Studie spricht sich deutlich für die Streichung des veralteten LD50-Tests aus der Europäischen Pharmakopöe (Arzneibuch) aus und fordert die verpflichtende Einführung humanrelevanter, tierversuchsfreier Zelltestverfahren als gesetzlichen Standard. Ebenfalls nötig sind einheitliche regulatorische Vorgaben und verbesserte Unterstützung der Hersteller beim Umstieg.

Für ÄgT und ECEAE steht fest: Tierversuche bei Botox sind überflüssig und müssen dringend beendet werden. Wir setzen uns weiterhin mit Nachdruck dafür ein, dass Deutschland und ganz Europa tierversuchsfreie Testmethoden konsequent umsetzen und den LD50-Test endgültig abschaffen.

Quellen

  1. Watkins J.C. et al. Botulinum neurotoxin: Tracking the transition from lethal dose to in vitro models. NAM Journal 2025; doi: 10.1016/j.namjnl.2025.100040:100040
  2. Taylor K. et al. Botulinum toxin testing on animals is still a Europe-wide issue. ALTEX - Alternatives to animal experimentation 2019; 36(1):81–90
  3. 165.000 Unterschriften gegen Botox-Tierversuche übergeben. Ärzte gegen Tierversuche, Pressemitteilung, 20.04.2023