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Landespressekonferenz der Linken

Auf Initiative der Fraktion Die Linke in Hessen wurde gestern in einer Pressekonferenz im Landtag die Primatenhirnforschung thematisiert und deren Ende gefordert.

Besondere Brisanz ergab sich aus der Antwort des Umweltministeriums auf eine Anfrage der Linken, in der pauschal negiert wird, dass auch in Hessen ähnlich schweres Leid und pathologische Befunde wie bei dem Affen Jara in Baden-Württemberg vorliegen, wo Veterinärpathologen schwerste Verletzungen festgestellt hatten. Vor einigen Wochen hatte Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) den zuständigen Ministerien und Genehmigungsbehörden anonym erhaltene Hinweise auf Missstände gemeldet, die am Ernst-Strüngmann-Institut (ESI) in Frankfurt auf tierschutzrechtliche Verstöße hindeuten. Einen Tag vor der Pressekonferenz räumte das Wissenschaftsministerium in seiner Antwort Missstände ein: „Im Mittelpunkt der weiteren Befassung werden die vollständige Transparenz der Vorgänge, die sofortige Beendigung der Missstände, sowie notwendige Konsequenzen stehen“.

In einem aktuellen Antrag fordert die Linke ein Ende dieser Versuche. Elisabeth Kula, wissenschaftspolitische Sprecherin und Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Hessischen Landtag, begründet den Antrag: „Qualvolle Versuche an Affen sind durch nichts zu rechtfertigen. Sie sind ethisch nicht vertretbar und wissenschaftlich führen sie in eine Sackgasse. Wir müssen diesen Versuchen – so wie auch allen anderen Tierversuchen - endlich ein Ende setzen und wir wollen heute den Anstoß dazu geben.“

Als Gast legte Dipl. Biol. Silke Strittmatter von ÄgT die wissenschaftliche und ethische Notwendigkeit dar, für derartige Versuche keine Genehmigungen mehr zu erteilen. In Hessen wird an der Universität Marburg und am Ernst-Strüngmann-Institut in Frankfurt am Main Hirnforschung an Affen betrieben. ÄgT hat derartige Versuche schon lange im Fokus und fordert deren Ende, da das Leid für die Tiere belegt extrem hoch ist, während ein Nutzen nie nachgewiesen wurde.

Bei korrekter Berücksichtigung des Tierschutzgesetzes und der Vorgaben der EU-Tierversuchsrichtlinie, kann es nach Aussage von ÄgT keine Genehmigungsfähigkeit für derartige Versuche geben. Die Affen werden durch Entzug lebensnotwendiger Flüssigkeit gezwungen, nach Forscherwunsch Aufgaben am Bildschirm zu lösen. Dabei ist ihr Kopf an einem zuvor mit Schrauben fixierten Haltebolzen bewegungslos fixiert. Über einem Bohrloch im Schädelknochen wird eine Elektrodenkammer befestigt, um Messelektroden einzuführen.

Derzeit sind in Hessen 8 Versuchsprojekte an insgesamt 47 Affen genehmigt. In Marburg werden 4 Affen gehalten, genehmigt sind jedoch 2 Projekte mit 5 bzw. 10 Affen. Es ist laut ÄgT anzunehmen, dass die Hirnforschung womöglich ausgeweitet werden soll. Am ESI werden derzeit 43 Affen gehalten. Für ein Projekt am ESI endet die Genehmigung am 18.7.2023. ÄgT fordert, dass keine Neugenehmigung erteilt wird.

Die Bild-Zeitung hatte bereits im Vorfeld das Thema aufgegriffen und über die gestrige Presskonferenz berichteten regionale Medien wie die Landesnachrichten von RTL Hessen.

Pressekonferenz im Hessischen Landtag "Affenhirnforschung verbieten"
Von li.: Elisabeth Kula (Die Linke, Hessen), Dipl. Biol. Silke Strittmatter (ÄgT), Thomas Klein (Die Linke, Hessen)