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Warum sind Kosmetik-Tierversuche überflüssig?

Die kosmetische Industrie führt als Grund für die Durchführung von Tierversuchen die Verbrauchersicherheit an. Angeblich können nur Tierversuche die Unbedenklichkeit der Substanzen garantieren und vor möglichen Schäden durch ein neues Produkt schützen. Doch in Wahrheit tragen Tierversuche nichts zur Sicherheit der Verbraucher bei. Die Ergebnisse der Experimente lassen sich wegen der vielfältigen anatomisch-physischen Stoffwechsel-Unterschiede zwischen Mensch und Tier sowie zwischen Tieren untereinander nicht auf den Menschen übertragen. Tierversuche bieten niemals eine Gewähr dafür, ein sicheres Produkt in den Händen zu halten. Erst wenn sich ein Produkt jahrzehntelang bewährt hat, ohne dass es beim Menschen zu Schäden gekommen ist, kann von einer Unbedenklichkeit gesprochen werden.Dass Tierversuche nichts zur Sicherheit der Verbraucher beitragen, zeigen unabhängige Kosmetiktests. 

Creme

Ende 2019 sowie Anfang 2020 findet Öko-Test in 2 verschiedenen Handcremes sowie in einem Creme-Peeling und einer Gesichtsmaske zweier sehr beliebter Marken den Duft Lilial. Dieser hat sich als fortpflanzungsschädigend erwiesen und wird daher vom Verbraucherschutzkomitee für Kosmetik der Europäischen Union als nicht sicher bewertet. Trotzdem wird er eingesetzt – trotz der vorangegangen, angeblich so wichtigen Tierversuche, deren Ergebnisse dann plötzlich doch ignoriert werden. (1,2) 

2016 wird ein Apothekenprodukt kritisiert, welches einen Konservierungsstoff (PHMB, Polyaminopropylbiguanid) enthält, der auch für Desinfektion eingesetzt wird. Dieser ist laut EU zwar bis zu einem gewissen Prozentsatz als sicher eingestuft, kann aber starke Hautirritationen hervorrufen. Was so ein Stoff in Apotheken-Kosmetik, welche oft vertrauensvoll speziell von Menschen mit empfindlicher Haut gekauft werden, zu suchen hat, ist mehr als fraglich. Eine „sichere Untergrenze“, was den Einsatz in Kosmetikprodukten angeht, ist offenbar Ansichtssache. (3, 4) 

Diese Fälle sind weder ein neues Phänomen noch eine Ausnahme. 1986 wurden in diversen Shampoos und Badezusätzen große Mengen des krebsfördernden Dioxan gefunden. Wenig später fand die Stiftung Warentest zum Teil die fünffache Menge der zugelassenen Höchstkonzentrationen von krebserzeugenden Schwermetallen wie Arsen, Barium, Blei und Quecksilber in vielen Lippenstiften, Wimperntuschen und Lidschatten. Das Verbrauchermagazin Öko-Test fand im Jahr 2001 in 18 von 22 Blondierungsmitteln gesundheitsbedenkliche Farbstoffe und krebsverdächtige Konservierungsmittel. 

Dies sind nur wenige Beispiele von vielen, die zeigen, dass trotz nachgewiesener schädlicher Wirkung die Interessen der Konzerne ganz offenbar mehr Gewicht haben als die Sicherheit der Verbraucher. 

Wie viele Tiere sind von Kosmetik-Tierversuchen betroffen?

Kosmetik-Tierversuche für Fertigprodukte sowie Rohstoffe sind seit 2013 in der EU verboten. Als sie noch erlaubt waren, machten sie gegenüber der Anzahl der Tiere, die im Bereich der Grundlagenforschung, medizinische Forschung, Pharma- und Chemieindustrie leiden und sterben, nur einen sehr kleinen Teil aus. Den offiziellen Statistiken der EU zufolge wurden im Kosmetikbereich 0,05% aller Tierversuche durchgeführt (1999: 4.823 Tiere von ges. 9,8 Mio. und 2005: 5.571 Tiere von ges. über 12 Mio.).Auch wenn die Zahlen gering erscheinen, das Aus der Kosmetik-Tierversuche in der EU ist ein echter Meilenstein. Die Industrie wird so gezwungen, auf tierversuchsfreie Testmethoden oder bereits vorhandene Rohstoffe zurückzugreifen. Außerdem führten die 2003 in der Kosmetik-Richtlinie festgelegten Termine für den Ausstieg zu einer verstärkten Förderung und Entwicklung tierversuchsfreier Testmethoden in der EU. Diese können auch in anderen Bereichen, vor allem der Chemikalientestung, eingesetzt werden.Weiterhin übt das Verbot in der EU Druck auf Länder wie China aus, wo Tierversuche für Kosmetika vorgeschrieben sind. China hat ein Interesse daran, dass globale Kosmetikkonzerne auf seinen Markt streben, macht es diesen aber mit seiner Tierversuchspolitik schwer. Erste Anzeichen, dass sich das Land der Mitte für tierversuchsfreie Testmethoden öffnet, gibt es bereits.Letztendlich dürfen wir nicht vergessen: Zahlen sagen nichts über das Leid des einzelnen Tieres aus. Jede Maus, jede Ratte, die nicht in einem Tierversuch zu Tode gequält wird, ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. 

Draize-Test am Kaninchen

Schließt die Chemikalien-Verordnung REACH Kosmetik-Tierversuche aus?

Die Abkürzung REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals, zu Deutsch: Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Die EU-Verordnung REACH trat am 1. Juni 2007 in Kraft und sorgte für eine Vereinheitlichung der Chemikaliengesetze in der EU. Prinzipiell müssen alle chemischen Substanzen auf ihren Einfluss auf Mensch und Umwelt getestet und bewertet werden. Es geht hier nicht nur um Stoffe, die in der Industrie zum Einsatz kommen, sondern auch um Stoffe, die in alltäglichen Produkten zu finden sind, wie Wasch- und Reinigungsmittel, Farben und Lacke oder auch in Kleidung und Möbel. 

Viele der Stoffe, die unter die REACH-Verordnung fallen, werden auch in Kosmetika eingesetzt und daher ist es nicht verboten, diese an Tieren im Rahmen dieser Verordnung zu testen. Auch, wenn immer betont wird, dass man sich bemüht, auf Tierversuche wenn möglich zu verzichten, sieht es in der Realität leider oft anders aus. (mehr Infos hier >>)  

Die Stoffe aber, die ausschließlich in Kosmetika und nirgendwo sonst eingesetzt werden, wurden von REACH ausgenommen und müssen nicht getestet werden. Leider ist der Anteil dieser Stoffe in fast jedem kosmetischen Produkt recht gering. Nichtsdestotrotz ist es als großer Erfolg zu werten, dass hier ein Verbot von Tierversuchen erreicht wurde, da Firmen, Konzerne und Behörden dadurch gezwungen sind, sich mit tierfreien Methoden auseinander zu setzen und diese zu verbessern und zu validieren. 

Warum werden trotz des Verbots Tierversuche im Kosmetik-Bereich gemacht ?

Obwohl seit 2013 das Verbot für die Testung von kosmetischen Rohstoffen und fertigen Kosmetikprodukten gilt, kommt es immer wieder vor, dass manche Stoffe im Tierversuch getestet werden - auch wenn diese nur in Kosmetik eingesetzt werden.

Der Grund ist ein juristisches Schlupfloch: Behörden wie die europäische Chemikalienbehörde ECHA (European CHemicals Agency) können mit der Begründung der Arbeitssicherheit Tierversuche von den Firmen anfordern. Damit sollen die Menschen, die in den Fabriken die Rohstoffe verarbeiten, geschützt werden. Abgesehen davon, dass der Tierversuch aber keine verlässlichen Ergebnisse liefert, die die Reaktion des Menschen vorhersagen können, ist es in sehr vielen Fällen auch völlig absurd: So verlangte die Behörde von einer Rohstoff-Firma Tierversuche für zwei rein kosmetische Stoffe, die seit Jahren bzw. Jahrzehnten bereits schon verarbeitet und in Sonnencremes eingesetzt werden, neue Tierversuche! Dazu kommt, dass für beide Stoffe bereits Berichte der EU vorliegen, die nicht nur schon sehr viele Tierversuchsdaten, sondern auch Humandaten enthalten. Daher ist es völlig unverständlich, dass selbst in so einem Fall neue, qualvolle Tierversuche gemacht werden sollen. 

Weitere Gründe für Tierversuche für Kosmetika können sein, dass manche Firmen Märkte außerhalb der EU erschließen möchten und damit mehr Geld verdienen wollen. Beispielsweise sind in China oder Russland Tierversuche für Kosmetik nicht verboten, sondern in vielen Fällen sogar vorgeschrieben. Möchte eine Firma ihre Produkte dort verkaufen, müssen sie entweder Tierversuche durchführen oder in Auftrag geben – oder sie nehmen zumindest in Kauf, dass in diesen Ländern erneut welche für ihre Produkte durchgeführt werden.

Gibt es überhaupt tierversuchsfreie Kosmetik?

Lidschatten

Fakt ist, dass die chemische Industrie erst mit Beginn des vorigen Jahrhunderts ihre Entwicklung begonnen hat, der Mensch aber schon seit Tausenden von Jahren Körperpflege, das Färben von Haaren (mit Henna) und Kleidungsstücken beherrschte. Solche seit Jahrtausenden in der menschlichen Alltagskultur verwendeten Stoffe im Tierversuch zu testen, ist genauso abwegig, als wenn man die Giftigkeit von Wasser ermitteln wollte. Denn Wasser – das weiß jedes Kind – ist ungiftig, obwohl die Erfahrung lehrt, dass man auch in Wasser ertrinken kann. Doch die chemische Industrie testete selbst anerkannt ungiftige Substanzen, wie Jojobaöl oder Olivenöl. Im Grunde sind alle Inhaltsstoffe von kosmetischen Erzeugnissen irgendwann einmal im Tierversuch auf ihre Giftigkeit hin untersucht worden. Insofern kann streng genommen nicht von „tierversuchsfreien“ Produkten gesprochen werden. 

Warum Positivlisten, wenn doch alle Kosmetik-Tierversuche verboten sind?

Die Einfuhr und der Verkauf von neuen an Tieren getesteten Kosmetikprodukten und -inhaltsstoffen sind seit 11. März 2013 verboten. Die Industrie ist nun gezwungen, auf vorhandene Inhaltsstoffe bzw. tierversuchsfreie Testmethoden umzusteigen. Damit sind theoretisch gesehen alle neuen Shampoos, Lippenstifte und Haarsprays tierversuchsfrei. Wozu braucht es dann noch die Positivlisten?

Die Kosmetikkonzerne können nach wie vor Tierversuche durchführen für Inhaltsstoffe und Produkte, die sie nicht in die EU einführen. In manchen Ländern wie China sind Tierversuche sogar verpflichtend vorgeschrieben. Solange es kein weltweites Verbot von Kosmetik-Tierversuchen gibt, werden weiterhin Tierversuche durchgeführt. 

Es gibt innerhalb der EU Unstimmigkeiten, was unter „Kosmetikinhaltsstoffen“ zu verstehen ist. So fallen Rohstoffe, die auch anderweitig als im Kosmetikbereich eingesetzt werden unter „Chemikalien“ und können als solche auch an Tieren getestet werden. 

Das Verkaufsverbot muss von den einzelnen EU-Staaten durchgesetzt und kontrolliert werden. Manche Länder haben möglicherweise nicht das Wissen und die Mittel, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Tierqualkosmetik kann so weiterhin in unsere Läden gelangen. 

Firmen, die seit Jahren auf eine tierversuchsfreie Politik setzen, sollten belohnt und nicht denen gleichgestellt werden, die erst durch ein gesetzliches Verbot auf Tierversuche verzichten. Das Vermarktungsverbot gilt außerdem nur für zukünftige Tierversuche, d.h. an den allermeisten Produkten klebt nach wie vor Blut. 

Sind in China Kosmetik-Tierversuche vorgeschrieben?

Verschiedene Meldungen kursierten die letzten Jahre durch die Medien: alle Kosmetik-Produkte würden in China an Tieren getestet werden, dann hieß es, dass darauf in manchen Fällen verzichtet wird und keine Tierversuche vonnöten sind. Eine große Neuerung steht für den 01. Mai 2021 an – hier beleuchten wir den Weg dahin.

Tatsächlich ist es so, dass in China bisher für so gut wie alle Kosmetikprodukte und deren Inhaltsstoffe Tierversuche gesetzlich vorgeschrieben sind. 2014 wurden einige Regularien bezüglich Kosmetik-Tierversuchen gelockert – allerdings geht es hier um in China produzierte Kosmetika für den normalen Gebrauch (z.B. Shampoo, Seife, bestimmte Gesichtspflegeprodukte). Wird also eine pflegende Gesichtscreme auf chinesischem Boden hergestellt und in China verkauft, sind gesetzlich keine Tierversuche vorgeschrieben. Hier aber ist zu betonen, dass Tierversuche zwar nicht zwingend verlangt werden, aber immer noch erlaubt sind. Diese neue Regelung verbietet also keine Tierversuche. (5) 

Zudem sind für alle anderen Kosmetikprodukte, die unter „special purpose products“ (Produkte mit speziellen funktionellen Eigenschaften wie z.B. Haarwachstum, Haarfarbe, Deodorants, Sonnenschutz) fallen sowie für Rohstoffe Tierversuche nach wie vor vorgeschrieben. (6,7) 

Bis dato werden auch alle Kosmetika, die importiert werden, also aus anderen Ländern nach China eingeführt werden, in Tierversuchen getestet. Die chinesischen Behörden trauen nämlich Tierversuchsergebnissen aus dem Ausland nicht und testen importierte Produkte „vorsichtshalber“ an Tieren. Hier ist es nicht von Bedeutung, ob die Produkte in einen der beiden Bereiche fallen, sondern es wird jedes Produkt getestet. 

In der Vergangenheit schien auch bei Kosmetikfirmen, die in China ihre Produkte verkaufen, ein gewisses Maß an Verwirrung bzw. Unwissenheit zu herrschen, ob deren Produkte nun in China an Tieren getestet werden oder nicht.

Der Grund lag an dem chinesischen Importsystem: dieses schreibt vor, dass Firmen, die nach China importieren wollen, sich eine chinesische sogenannte Juristische Gesellschaft suchen müssen. Diese berät die Firma in allem Import-Fragen und ist auch für den Registrierungsprozess verantwortlich bzw. organisiert diesen. Diese geben auch die Tierversuche in Auftrag. Da dies anscheinend in der Vergangenheit nicht klar kommuniziert wurde, wussten viele Firmen (angeblich) nichts davon. (8,9) 

Vieles ist undurchsichtig, doch es ist klar, dass Firmen, deren Firmenpolitik Tierversuche ausschließt, sich nicht mit unklaren und nicht eindeutigen Stellungnahmen abfertigen lassen dürften. 

Als es publik wurde, dass alle Produkte in China im Tierversuch getestet werden, haben sich einige (vor allem Naturkosmetik-) Firmen aus dem chinesischen Markt zurückgezogen. Dies bedeutet einen nicht unerheblichen Verlust an Umsatz – insbesondere der chinesische Kosmetik-Markt wächst stark und ist lukrativ. Viele Kosmetikfirmen und Konzerne nehmen Tierversuche billigend in Kauf, da ihnen der Profit wichtiger ist als Tierwohl. (9) 

Es gibt aber auch gute Nachrichten und positive Strömungen. In den letzten Jahren wurden in China einige Tierversuche durch tierleidfreie Methode ersetzt, was als großer Erfolg gewertet werden kann. Beispielsweise sind nun der 3T3-Neutralrot-Test, der Keratinozyten-Assay und ein Eimembran-Test als alternative Testungen zugelassen. (10) 

Ein wichtiger Motor für diese erfreulichen Entwicklungen ist die EU-Kosmetik-Richtlinie. Durch das Verbot, in Europa tiergetestete Kosmetikprodukte und –inhaltsstoffe zu verkaufen, stehen die weltweit agierenden Konzerne vor dem Problem zweigleisig für Europa und China fahren zu müssen. China hat ein großes Interesse daran, dass globale Kosmetikkonzerne auf seinen Markt streben, macht es diesen aber mit seiner Tierversuchspolitik schwer. Ein langsames Öffnen geschieht nicht aus Tierschutz-, sondern aus wirtschaftlichen Gründen. 

Es gibt weitere Indizien, die zeigen, dass sich der Einsatz gegen Tierversuche in China gelohnt hat – und sich auch weiterhin lohnen wird. 2017 und 2018 gab es eine Art vorübergehende Testphase: für importierte Kosmetikprodukte, die über den Flughafen Hongkong ins Land gebracht wurden, mussten keine Tierversuche durchgeführt werden. Allerdings war diese Testphase auf den 21.12.2018 begrenzt. (11) 

In Hongkong gelten im wahrsten Sinne des Wortes etwas andere Regeln als im Rest des Landes, da die Stadt 156 Jahre lang britische Kolonie war und erst 1997 von Großbritannien an China zurückgegeben wurde. Die verwaltungstechnischen und politischen Strukturen sind weitestgehend erhalten geblieben, so dass einiges gegenüber dem Rest des Landes anders gehandhabt wird.

Somit ist es möglich, tierversuchsfreie Kosmetik in Hongkong zu verkaufen, was sich viele Webshops zunutze machen, die sich in der Stadt befinden und ihre Produkte somit auch im Rest von China verkaufen können. Daher ist es durchaus möglich, tierversuchsfreie Kosmetik in China zu erstehen – aber eben immer über den „Umweg“ Hongkong. (9,12,13,14) 

Noch weiter geht ein Bündnis, das geschickt die Gesetze nutzt, ohne diese zu brechen: Einige Kosmetik-Firmen haben sich zusammengeschlossen mit einer dort ansässigen Zertifizierungsfirma (Knudsen&CRC), Cruelty Free International und einem Business District, in dem Kosmetik auf Lohnherstellerbasis hergestellt, abgefüllt und verpackt werden kann (Oriental Beauty Village). Kosmetische Rohware von (tierversuchsfreien) Kosmetikfirmen wird dorthin exportiert und dort erst auf chinesischem Boden produziert – so erfüllen die Firmen die chinesischen Regeln für im Land produzierte Kosmetik und weil es sich in diesen Fällen um Standard-Kosmetik handelt, müssen nach chinesischem Recht mit diesen beiden Voraussetzungen dafür keine Tierversuche durchgeführt werden.

So können diese Produkte seit einiger Zeit mit dem Springenden Kaninchen (Leaping Bunny) ausgezeichnet werden. (15, 16)

Ab dem 01. Mai 2021 wird es einen weiteren, wichtigen Schritt Richtung tierversuchsfreier Kosmetik in China geben: ab diesem Datum sollen importierte Kosmetika, die unter den normalen Gebrauch (also pflegende Kosmetik) fallen, nicht mehr verpflichtend im Tierversuch getestet werden müssen. (17)

Die im Juni 2020 verabschiedete Kosmetik-Richtlinie CSAR (Cosmetics Supervision and Administration Regulation) ist in vielen Punkten überarbeitet worden. (18) Die von der Fachwelt gespannt erwartete finalisierte Regularien für Tierversuche wurde am 4. März verabschiedet. Die Anforderungen für importierte, pflegende Kosmetik, die nicht an Tieren getestet werden muss, sind nichtsdestotrotz hoch – so muss der Hersteller ein GMP Zertifikat (Good Manufacturing Practice: Gute Herstellungspraxis) einreichen. Für Firmen, die in der EU produzieren, dürfte dies kein besonderes Hindernis darstellen, da die EU-Kosmetik-Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 Art. 8 Abs. 1 ohnehin regelt, dass die Herstellung kosmetischer Mittel „[…] im Einklang mit der Guten Herstellungspraxis [..]“ erfolgt. Zudem werden umfangreiche Daten von Sicherheitstestungen verlangt. Darüber hinaus unterziehen die chinesischen Behörden die Firmen einem Bewertungssystem. Je nach Ergebnis werden manche Firmen unter besondere Überwachung gestellt – die Produkte dieser Hersteller werden dann weiterhin in Tierversuchen getestet, bevor sie in China verkauft werden dürfen. Gleiches gilt für Produkte, die für Babys und Kinder gedacht sind sowie Kosmetika, die neue Inhaltsstoffe enthalten. (19)

Leicht gemacht wird es Firmen somit nicht – Frankreich ist daher aktuell dabei, ein Online-Portal aufzubauen, um französische Firmen, die unter den tierversuchsfreien Bedingungen ihre Produkte in China registrieren und vertreiben möchten, auf ihrem Weg dahin zu unterstützen. (19) Da China ein lukrativer Markt mit hohem Wachstumspotenzial ist, werden die meisten Firmen diese Hürden nicht scheuen. Gut, denn auf diese Weise vergrößert sich für die chinesischen Konsumenten die Auswahl an tierversuchsfreier Kosmetik. Greifen viele Menschen dann vermehrt zu diesen Produkten, ist dies eine wichtige Botschaft an die chinesischen Behörden, an die Regierung und auch an die inländischen Produzenten: der Verbraucher möchte nicht, dass Tiere für Kosmetik leiden. Das führt dann – hoffentlich – in naher Zukunft dazu, dass weitere Tierversuchsvorgaben fallen gelassen werden, denn von einem Verbot wie in der EU ist China, trotz der positiven Tendenzen, noch weit entfernt.

Was ist die Europäische Bürgerinitiative (EBI) zum Thema Kosmetik?

Im August 2022 wurde die Europäische Bürgerinitiative (EBI) „Save cruelty free cosmetics – für ein Europa ohne Tierversuche“ erfolgreich beendet: es wurde das Quorum von einer Million gültigen Unterschriften übertroffen und insgesamt 1.217.916 Millionen Unterzeichnungen von Unterstützern aus der ganzen EU erreicht!

Anlass war das Verlangen der europäischen Chemikalienbehörde ECHA (European CHemicals Agency) nach Tierversuchen für zwei Stoffe, die ausschließlich in Kosmetik eingesetzt werden – was nach europäischem Kosmetikrecht eigentlich seit 2009 bzw. 2013 verboten ist. Unter dem gesetzlichen Schlupfloch der Arbeitssicherheit verlangt die ECHA weitere, neue Tierversuchsdaten und das, obwohl die beiden Stoffe schon seit Jahren bzw. Jahrzehnten in Kosmetik eingesetzt werden und jede Menge Daten bereits vorliegen! Das ist nicht nur absurd und führt zu völlig überflüssigem Tierleid, es ist auch gefährlich: gibt die EU dem statt, untergräbt sie ihr eigenes Gesetz und es öffnet sich die Tür für viele weitere qualvolle Tierversuche in den nächsten Jahren.

Um das zu verhindern, wurde die EBI ins Leben gerufen und erfolgreich abgeschlossen – nun muss die EU-Kommission sich mit dem Anliegen auseinandersetzen. Im besten Fall mündet dies in einer Gesetzesänderung, mit der weiteres Tierleid verhindert wird. Der aktuellen Stand zur EBI kann hier aufgerufen werden.

Dipl. Biol. Julia Radzwill
Stand: 17. März 2023 

Quellen

(1) Öko Test. Warum wir von Nivea abraten. 13.02.2020 [abgerufen am 24.03.2020]
(2) Öko Test. Zu viele Schadstoffe: Douglas-Gesichtsmaske fällt im Test durch. 13.01.2020 [abgerufen am 24.03.2020]
(3) Apotheke adhoc. L’Oréal: „Begründete Zweifel“ an Öko-Test. 04.07.2016 [abgerufen am 24.03.2020]
(4) EU-Kommission. SCCS/1581/16 Opinion on PHMB, 07.04.2017 (PDF) [abgerufen am 24.03.2020]
(5) SFDA China. China considering to end mandatory animal testing for some cosmetics [aufgerufen am 23.03.2020]
(6) SFDA China. New rules for cosmetic products registration in China [aufgerufen am 23.03.2020]
(7) SFDA China. Classes of import cosmetics in China [aufgerufen am 23.03.2020]
(8) SFDA China. Chinese regulation about cosmetic registration [aufgerufen am 23.03.2020]
(9) Schrot & Korn. Tierversuche für China. Ausgabe 03/2014 [aufgerufen am 17.03.2023]
(10) SFDA China. Safety, applicability and efficacy test of cosmetics in China [aufgerufen am 23.03.2020]
(11) Chemical Watch Asia Hub. Chinese changes „real opportunity“ to end animal testing of cosmetic imports [aufgerufen am 23.03.2020]
(12) South China Morning Post. Hong Kong ban on cosmetic animal tests sought as example to mainland. 19.11.2012 [aufgerufen am 23.03.2020]
(13) Cosmetics Design Asia. Hong Kong urged to set an example in banning animal testing in cosmetics. 03.05.2013 [aufgerufen am 23.03.2020]
(14) Chroniken. Hong Kong 2015 [aufgerufen am 23.03.2020]
(15) Chemical Watch. Non-animal tested cosmetics to go on sale in China via pilot project [aufgerufen am 23.03.2020]
(16) Knudsen & CRC. Leaping Bunny [aufgerufen am 23.03.2020]
(17) China animal testing: Exemptions for testing on ‘ordinary’ cosmetics start in May. Cosmetics design-asia.com, 08.03.2021
(18) Chemical Inspection and Regulation Service (CIRS). Breaking News: Cosmetic supervision and administration regulations brings the era of chinese cosmetics 2.0. 14.07.2020
(19) In-cosmetics connect. Europe takes action against animal testing. 05.03.2021