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Düsseldorf ist vor allem für furchtbare Tierversuche an Beaglehunden bekannt. An der Heinrich-Heine-Universität (HHU) werden Hunden bis zu 20 Zähne gezogen und Implantate in den Kiefer eingesetzt. Oftmals werden dabei Kieferknochen oder Zahnfleisch zusätzlich geschädigt. Im Jahr 2022 hat unser Verein das „Herz aus Stein“ an die HHU für einen derartigen Versuch verliehen. An der HHU und anderen Einrichtungen in Düsseldorf müssen aber auch Mäuse, Ratten, Katzen, Schafe, Schweine und Affen sowie weitere Tierarten leiden und sterben. Seit 2018 führt die HHU eigenen Angaben zufolge die Versuche an den Hunden nicht mehr durch.

Auseinandersetzung mit der HHU in 2023

Seit Jahren kritisieren wir die sehr schmerzhaften Versuche an Hunden im Bereich der Zahnmedizin an der HHU. In 2023 ließ die Uni ein Plakat, das über eine Werbefirma in einem Uni-Gebäude gezeigt wurde mit dem Text „Wussten Sie, dass in Düsseldorf Hunde im Tierversuch leiden und sterben?“ nach 3 Monaten abhängen. Im folgenden Schriftverkehr, sowohl über Anwälte als auch zwischen unserer AG Düsseldorf und der HHU, teilte diese mit, bereits seit 2018 keine Versuche mehr an Hunden durchzuführen. Sogar anwaltlich wurden wir aufgefordert, entsprechende Texte, die vermitteln, dass diese Versuche auch derzeit noch stattfinden, zu entfernen.

Noch Mitte 2023 gab die Uni jedoch in einem Artikel in der Rheinischen Post an, dass eine nicht genannte Anzahl Hunde in ihren Tierversuchslaboren gehalten werden, derzeit jedoch keine Projekte mit Hunden stattfinden würden (1). Publikationen, in denen Forschungen an Hunden beschrieben werden, wurden bis zum Jahr 2021 veröffentlicht (2-5).

Unerklärlicherweise werden die Hunde trotz fehlender Versuche seit 2018 weiterhin gehalten. Leider liefert die HHU auch auf Nachfrage keine Erklärung dafür. Vermitteln wolle man die Tiere laut Angabe der HHU nicht. Solange die Tiere gehalten werden, kann dies nur darauf hindeuten, dass weitere Projekte mit den Tieren geplant sind. Zudem ist es verwunderlich, dass Tiere über Jahre gehalten werden, ohne dass Forschungen an ihnen stattfinden. Die Versorgung der Hunde, zumeist über öffentliche Gelder finanziert, ist schließlich kostenintensiv.

Fragen über die Haltung der Tiere wurden ebenso wenig beantwortet wie weitere Fragen zu Tierversuchen an anderen Tierarten. Die Universität schreibt noch in ihrem Zeitungsartikel von Juli 2023, dass die Öffentlichkeit Fragen per Mail stellen kann.  

Obwohl die HHU sich der „Initiative transparente Tierversuche“ angeschlossen hat, gibt es keine öffentlichen Daten zu der Anzahl gehaltener Tiere, im Rahmen der Versuche getöteten Tieren oder laufenden Forschungsprojekten. So wird man auch in Zukunft nur über oft Jahre später erscheinende Publikationen von Tierversuchen erfahren. Gescheiterte Projekte werden gar nicht bekannt.

Welche Tierlabore gibt es in Düsseldorf?

Bei dieser Frage herrscht völlige Intransparenz. Von offiziellen Stellen wird keine Auskunft gegeben. So verwenden wir Artikel in Fachzeitschriften und Stellenangebote als Quellen, aus denen wir unsere Adressliste der Tierlabore Deutschlands zusammengestellt haben. Dort listen wir 11 Institute und Kliniken der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie 2 Leibniz-Institute, die für Tierversuche verantwortlich sind. 

Welche Tierversuche werden in Düsseldorf gemacht?

Einige Beispiele von Experimenten, die in Fachzeitschriften veröffentlicht worden, sollen einen kleinen Einblick geben. Weitere Versuchsbeschreibungen aus Düsseldorf und ganz Deutschland sind in unserer Datenbank Tierversuche >> sowie in unserem Städte-Flyer Düsseldorf (PDF) zu finden. 

Universitätsklinikum Düsseldorf

Universitätsklinikum Düsseldorf

Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Wie läuft der Versuch ab? Vier Beagle-Hunden werden unter Narkose jeweils 10 Backenzähne aus dem Unterkiefer gezogen. Zusätzlich werden je Tier 6 Löcher in den Unterkiefer gebohrt. 12 Wochen später werden 2 Backenzähne des Oberkiefers gezogen. Die Zähne werden zurrechtgeschnitten, in die in der ersten Operation geschaffenen Löcher verpflanzt und mit einer Schraube befestigt. Weitere 12 Wochen danach werden die Schrauben entfernt und Zahnimplantate aus Titan eingeschraubt. 3 Wochen später werden die Tiere getötet. Ziel war es, zu testen, ob sich Zähne als Knochenaufbaumaterial eignen. (2)

Was wird gemacht – in einem Satz: Beagle-Hunden werden viele Zähne gezogen und Löcher in den Kieferknochen gebohrt, die mit Zahnteilen gefüllt werden. Am Ende werden die Hunde getötet.

Warum ist das sinnlos - und wie geht’s besser? Das Gebiss von Hunden mit seinen Fang- und Reißzähnen sowie ihre Knochenstruktur sind völlig anders aufgebaut als beim Menschen. Zudem sind die Vorgänge bei der Wundheilung ganz anders. Alleine schon die Bakterienzusammensetzung im Mund- und Rachenbereich der Hunde unterscheidet sich deutlich von jener des Menschen. Somit können Versuche dieser Art nicht vorhersagen, wie der Mensch darauf reagiert. Erst, wenn dies im Menschen angewendet wird, kann man feststellen, ob die Methode funktioniert. Ob vorher Tierversuche gemacht werden oder nicht, ist also irrelevant; es ist und bleibt ein Menschenversuch.

Ob Materialien sich für die Knochenheilung eignen, lässt sich beispielsweise mit Knochenorganoiden erforschen – aus menschlichen Zellen hergestellten Miniorganen. (3) 

Derartige Versuche werden laut Angaben der HHU seit 2018 nicht mehr an Hunden durchgeführt.

Universitätsklinikum Düsseldorf

Universitätsklinikum Düsseldorf

Forschungsgruppe Molekulare Neurobiologie, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf 

Wie läuft der Versuch ab? Um Heilungsprozesse nach durchtrenntem Rückenmark zu beobachten, werden bei 24 Ratten unter Narkose zwei Wirbel aufgeschnitten und das Rückenmark wird mit einer Schere durchgeschnitten. Zwölf Tiere werden nicht weiter behandelt, die anderen zwölf erhalten ein kleines Gerät zwischen die Enden des durchtrennten Rückenmarks implantiert. Die Wunden werden zugenäht. Die Ratten sind nach der Operation querschnittsgelähmt, können nicht selbständig urinieren und man muss ihnen den Bauch zwei bis drei Mal täglich drücken, um ihre Blase zu entleeren. Vier Tiere sterben an schweren Komplikationen innerhalb der ersten zwei Wochen, ein Tier bekommt eine Blasenentzündung und muss sieben Wochen nach der Operation getötet werden und ein Tier stirbt nach 18 Wochen. Einigen Ratten werden über in den Schädel implantierte Schrauben Stromstöße verabreicht. Bei drei Ratten wird drei Tage vor der Tötung das Rückenmark erneut in der Nähe des alten Schnitts durchtrennt. Fünf Monate nach der ersten Operation werden alle überlebenden Tiere unter Narkose getötet. (4) 

Was wird gemacht – in einem Satz: Ratten wird das Rückenmark durchgeschnitten, manchen wird an der Stelle ein Gerät implantiert und sie bekommen Stromstöße ins Gehirn. 

Warum ist das sinnlos - und wie geht’s besser? Von querschnittsgelähmten Ratten, die angeblich wieder laufen können, wird seit Jahren immer mal wieder berichtet. Doch was hat eine durch einen Unfall verursachte Schädigung des Rückenmarks des menschlichen Patienten mit dem künstlich gesetzten Schnitt bei der Ratte zu tun? Es verwundert nicht, dass man von den angeblichen Wundermitteln nie wieder etwas hört. Denn: Was beim Tier funktioniert, klappt beim Menschen noch lange nicht. Im obigen Beispiel geht es zudem nur um das bessere Verständnis der Heilungsprozesse bei der Ratte – also reine Neugierforschung, die nicht auf konkrete Heilung eines Menschen abzielt.

Dass tierfreie, humanbasierte Forschung genau das aber leisten kann, zeigte sich sensationell in Berlin: An der Charité haben Forscher ein Medikament gegen das Leigh Syndrom, eine bislang unheilbare Erkrankung des Zentralen Nervensystems, gefunden. Und das nicht etwa dank Tierversuchen, sondern dank moderner, patientenspezifischer Forschung. Ein 15-jähriger Patient, der bereits gelähmt war, das Bewusstsein verloren hatte und künstlich beatmet werden musste, wurde mit einer neuartigen Methode behandelt. Er kann inzwischen wieder im Rollstuhl am normalen Leben teilnehmen. In der Meldung heißt es „Das Spektakuläre daran war nicht nur der Behandlungserfolg: Sämtliche Tierversuche waren in der Vergangenheit gescheitert, eine Therapie gegen das Leigh Syndrom zu finden.“ (5)

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Arbeitsgruppe Vergleichende Psychologie, Institut für Experimentelle Psychologie, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsstraße 1, 40225 Düsseldorf

Wie läuft der Versuch ab? Ratten werden unter Narkose vier Löcher in den Schädelknochen gebohrt. Durch die Löcher werden Kanülen, die mit Mikropumpen verbunden sind, in das Gehirn gestochen. Darüber wird bei der Hälfte der Tiere eine zellzerstörende Säure ins Hirngewebe gespritzt. Die restlichen Ratten bekommen eine wirkungslose Flüssigkeit injiziert. Die zerstörte Hirnregion ist die Amygdala, die für sozialrelevante Wahrnehmung, Verhalten und Belohnung zuständig ist. Zehn Tage später werden Verhaltenstests mit den Ratten gemacht, bei denen die Tiere auf verschiedene Töne reagieren sollen. Ziel der Studie ist es, herauszufinden, welches Hirnareal für das bereits bekannte Verhalten von Ratten verantwortlich ist, auf bestimmte Tonfrequenzen positiv oder negativ zu reagieren. (6) 

Was wird gemacht – in einem Satz: Ratten werden Löcher in den Schädel gebohrt und mit einer Flüssigkeit wird eine Gehirnregion zerstört, später müssen sie Verhaltenstests machen. 

Warum ist das sinnlos? Müssen für solche Erkenntnisse Tiere gequält und getötet werden? Das Beispiel zeigt, Tierversuche werden nicht zum Wohle des Menschen durchgeführt, sondern es geht um Neugier, Karriere und Forschungsgelder. Die Qualität der Forschung wird nämlich nicht daran gemessen, wie vielen Menschen geholfen werden konnte, sondern an der Anzahl und Wertigkeit der Publikationen in Fachzeitschriften. Davon ist die Höhe der Forschungsgelder abhängig. Diese werden für neue Tierversuche verwendet. Etwas Sinnvolles für kranke Menschen kommt dabei nicht heraus und ist auch nicht das Ziel dieser Neugierforschung. 

Weitere für Tierversuche verantwortliche Einrichtungen der HHU

  • Cécile und Oskar Vogt-Institut für Hirnfoschung, Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf
  • Institut für Experimentelle Psychologie, Arbeitsgruppe Vergleichende Psychologie, Universitätsstr. 1, Gebäude 23.02 und 23.03, 40225 Düsseldorf
  • Institut für Molekulare Medizin II, Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf
  • Institut für Physiologische Psychologie, Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf
  • Klinik für Herzchirurgie und Research Group for Experimental Surgery, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Klinik für Herz- und Thoraxchirurgie, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Klinik für Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Klinik für Klinische Anästhesiologie, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Klinik für Neurologie, Forschungsgruppe Molekulare Neurobiologie, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie und Aufnahme, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Universitätsklinikum für Neurologie, Molekularbiologisches Labor, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Universitätsklinikum, Klinische Neurowissenschaften und Medizinische Psychologie, Universitätsstr. 1, 40225 Düsseldorf
  • Westdeutsche Kieferklinik, Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
  • Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Weitere verantwortliche Einrichtungen außerhalb der HHU

  • Ceva Tiergesundheit GmbH, Kanzlerstr. 4, 40472 Düsseldorf
  • Leibniz-Institut für Diabetes-Forschung, Oskar-Minkowski-Laboratorium (Tierhaus), Auf'm Hennekamp 50, 40225 Düsseldorf
  • Leibniz-Institut für Umwelt-Medizinische Forschung gGmbH, Abteilung Molekulare Immunologie, Auf'm Hennekamp 50, 40225 Düsseldorf

Tierversuchsfrei Forschen

Die erwähnten tierleidfreien, humanbasierten Forschungsmethoden sind nur wenige Beispiele. Eine große Vielfalt ist in unserer NAT-Datenbank zu finden: die NAT Database für moderne tierversuchsfreie Technologien >> - einfach mal reinschauen! Es gibt schon viele faszinierende Möglichkeiten in diesem Bereich!

18.10.2023
Dipl. Biol. Julia Radzwill

Quellen

  1. Ünli S. Tierversuche an der Uni Düsseldorf. „Wir stellen uns hinter unsere Forscherinnen und Forscher“. Rheinische Post. 07.07.2023
  2. Parvini P. et al. Microstructural volumetric analysis of vertical alveolar ridge augmentation using autogenous tooth roots. Clin Implant Dent Relat Res. 2020; 22(5):647–53
  3. Ärzte gegen Tierversuche. Mini-Knochen: ein innovatives Forschungsmodell. Journal 01/2021
  4. Estrada V. et al. Low-pressure micro-mechanical re-adaptation device sustainably and effectively improves locomotor recovery from complete spinal cord injury. Commun Biol. 2018; 1(1):1–11
  5. Gesundheitsstadt Berlin. Stammzellen statt Tierversuche: Charité-Forscher finden erstmals Medikament gegen das unheilbare Leigh Syndrom. 2.3.2021
  6. Schönfeld L.-M. et al. Lesions of the rat basolateral amygdala reduce the behavioral response to ultrasonic vocalizations. Behav. Brain Res. 378(112274)