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Ärztevereinigung rügt mangelndes Engagement der Bundesregierung in Sachen tierversuchsfreie Forschung

Zum diesjährigen Welttierschutztag resümiert die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche (Ägt), dass die Politik dem klarem Bürgerauftrag, tierversuchsfreie Testmethoden stärker zu berücksichtigen, nicht nachkommt. Viel mehr beharre die deutsche Regierung auf ihrer Pro-Tierversuchshaltung und blockiere damit innovative und ethische Forschung.

Nach Aussage der Ärztevereinigung hat sich die deutsche Politik in einigen zentralen Entscheidungen hinsichtlich der Stärkung der tierversuchsfreien Forschung äußerst unrühmlich verhalten. So befürwortet die Bundesregierung die Pläne der EU, die letzte Stufe des EU-weiten Ausstiegs aus Tierversuchen in der Kosmetik nicht wie geplant 2013 in Kraft treten zu lassen, sondern Tierversuche noch weitere zehn Jahre zuzulassen.

In den Abstimmungen um die EU-Tierversuchsrichtlinie bezeichnete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in einem internen Schreiben den Tierschutz als ‚lästiges Hindernis? und war damit maßgeblich dafür verantwortlich, dass der ursprüngliche Entwurf so verschlechtert wurde, dass es auch künftig für Tierversuche in der EU keine wirkungsvolle Einschränkung geben wird. »Als Ärztevereinigung stehen wir nun vor der schwierigen Aufgabe, bei der derzeit stattfindenden Umsetzung in deutsches Recht Sorge zu tragen, dass das Tierschutzgesetz nicht noch weiter verschlechtert wird«, erläutert Dipl.-Biol. Silke Bitz von der Ärztevereinigung.

In einer im Frühjahr 2009 vom Marktforschungsinstitut YouGov durchgeführten Umfrage forderten 79 % ein gesetzliches Verbot aller Tierversuche ohne konkreten medizinischen Bezug. In der politischen Realität wird diesem Wunsch jedoch nicht nachgekommen. »Schon allein die von Jahr zu Jahr steigende Zahl der Tieropfer, die im Labor für fragwürdige Forschungszwecke leiden und sterben, führt das Defizit der Politik, modernen Forschungsmöglichkeiten ohne Tierversuche den notwendigen Stellenwert einzuräumen, vor Augen«, kritisiert Bitz. »Über einen Zeitraum von nur fünf Jahren hat die Zahl der für Versuche verwendeten Tiere um rund 23 % zugenommen, von ca. 2,3 Millionen im Jahr 2004 auf aktuell rund 2,8 Millionen im Jahr 2009.«

In den USA gibt es hingegen wichtige Teilerfolge zu verzeichnen. Unlängst wurde dort eine Zellmethode zur Testung des Faltenglätters Botox behördlich anerkannt. Namhafte amerikanische Institute haben zudem erkannt, dass Tierversuche unzuverlässig, zeitaufwendig und teuer sind und setzen auf eine zukunftsfähige, tierversuchsfreie Forschung. So wollen die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA und das US-Nationalinstitut für Gesundheit (NIH) Chemikalien und andere Stoffe in Zukunft nur noch mit automatisierten Systemen auf Zellbasis testen. Der Ärzteverein fordert von der deutschen Politik, Entwicklungen wie diesen nicht weiter hinterherzuhinken, sondern im weltweiten Wettbewerb um die moderne, tierversuchsfreie Forschung einen der oberen Ränge einzunehmen.

Der Welttierschutztag geht auf den Heiligen Franziskus von Assisi zurück, der das Tier als lebendiges Geschöpf Gottes und als Bruder des Menschen ansah. Auch den kleinsten Wurm betrachtete er als gottgewollt und schützenswert. Zwei Jahre nach seinem Tod am 3. Oktober 1226 wurde er am 4. Oktober 1228 heilig gesprochen. An diesem Tag weisen jedes Jahr weltweit Tierschützer auf die Leiden der Tiere hin.