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Vier neue Erfolge unseres Osteuropa-Projektes „Tiere retten mit Computern“

Während in der Ukraine täglich russische Bomben fallen, setzen Hochschulen im Land ein starkes Zeichen: Das Leben – und auch die Wissenschaft – geht weiter, und zwar mit mehr Ethik und Menschlichkeit. Der Wunsch, die grausamen Tierversuche aus Sowjetzeiten hinter sich zu lassen, ist bei vielen Dozentinnen und Dozenten ungebrochen. Allein im ersten Halbjahr 2025 konnten wir vier weitere Institute mit moderner, tierverbrauchsfreier Lehrtechnik ausstatten. Damit bewahren wir mehr als 1.300 Tiere vor einem sinnlosen Tod im Studium.

Ein Projekt mit Strahlkraft 

Seit 2008 läuft unser Osteuropa-Projekt „Tiere retten mit Computern“. Das Prinzip ist ganz einfach – und hocheffektiv: Wir stellen Laptops, Beamer und spezialisierte Simulationsprogramme zur Verfügung. Im Gegenzug verpflichten sich die Institutsleitungen vertraglich, auf Tierversuche in der Lehre zu verzichten. Um den Umstieg zu erleichtern, haben wir die Entwicklung russisch- und ukrainischsprachiger Lehrfilme und Computersimulationen finanziert, die genau auf die Bedürfnisse der Lehrpläne der Zielländer zugeschnitten sind.

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 80 Institute in 31 Städten – überwiegend in der Ukraine, aber auch in Bulgarien, Bosnien und Herzegowina, Kirgistan, Russland, Belarus und Usbekistan – machen inzwischen mit. Dadurch werden jährlich rund 60.000 Tiere verschont.

Vier neue Institute steigen aus 

Der erste Erfolg dieses Jahres kam vom Institut für Ichtyologie und Zoologie der Nationalen Agraruniversität Bila Zerkwa. Der bisherige Lehrplan umfasste anatomische Studien verschiedener Organe von Fischen und Fröschen. Zu diesem Zweck wurden jährlich etwa 300 Fische und 40 Frösche getötet. Ab dem neuen Semester ist Schluss damit. Institutsleiterin Prof. Nataliia Hrynyevych betont: „Die Einführung geeigneter tierversuchsfreier Lehrmittel rettet nicht nur Tierleben, sondern steigert auch die Qualität der Ausbildung durch moderne Technologien.“

Die Veterinärmedizinische Universität Lwiw setzt gleich doppelt ein Zeichen: Zwei ihrer Institute stellen auf tierversuchsfrei um. Am Institut für Normale und Pathologische Physiologie wurden bislang pro Jahr 238 Frösche und 186 Mäuse in der studentischen Ausbildung verwendet und getötet. Bei den Experimenten wurden die physiologischen Eigenschaften von Muskeln, Nerven und Herzen von Fröschen sowie das Blutsystem und die konditionierten Reflexe von weißen Mäusen untersucht. Am Institut für Pharmakologie und Toxikologie wurden bisher Experimente zu den Auswirkungen verschiedener Substanzen wie Adrenalin, Nikotin, Ethylalkohol, Säuren, Formalin an Tieren durchgeführt. Pro Jahr mussten dafür 168 Frösche und 216 Mäuse leiden und sterben. Die Institute erhielten von uns jeweils Laptop, Beamer und mehrere Simulationsprogramme und Filme.

Ein besonderer Fall ist die Staatliche Medizinische Universität Luhansk. Die Einrichtung war, wie der Name vermuten lässt, in Luhansk ansässig, musste jedoch infolge der russischen Besetzung in die westukrainische Stadt Riwne fliehen. Dr. Olena Skriabina Leiterin des Instituts für Anatomie und Physiologie wollte nun endlich die aus Sowjetzeiten stammenden Tierversuche abschaffen und nahm über unsere viersprachige Webseite Kontakt mit unserem ukrainischen Projektleiter Dimitrij Leporskij auf. Das Institut erhielt von uns einen Laptop, einen Beamer sowie mehrere Simulationsprogramme und Filme auf DVD. Jährlich 88 Frösche und 67 Ratten werden nun vor Experimenten in den Bereichen Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie bewahrt. Beispielsweise wurden bislang Mikrozirkulationsstörungen bei Entzündungen an Fröschen und Sauerstoffmangel an Ratten untersucht.

Hoffnung trotz Krieg 

Alle vier Institute haben sich vertraglich verpflichtet, die tierverbrauchenden Praktiken spätestens mit Beginn des neuen Semesters am 1. September 2025 einzustellen. Tatsächlich erfolgte die Umstellung aber umgehend, so begeistert waren die Dozenten von den modernen Lehrmitteln. Alle Projekte erfolgten in enger Zusammenarbeit mit dem Internationalen Netzwerk für Humane Ausbildung InterNICHE.

Unser vor mehr als 17 Jahren gestartetes Projekt „Tiere retten mit Computern“ ist eine einzigartige Erfolgs-Story. Insbesondere, dass sich ukrainische Hochschullehrer trotz der fortwährenden Angriffe durch Russland für ein ethisch vertretbares Studium entscheiden, macht Mut und gibt Hoffnung.

Tierversuchsfrei Studieren in der Ukraine 
Professor Nataliia Hrynyevych und Professor Oleksandr Melnychenko vom Institut für Ichtyologie und Zoologie der Nationalen Agraruniversität Bila Zerkwa freuen sich über die fruchtbare Kooperation mit uns.

Tierversuchsfrei Studieren in der Ukraine 
Veterinärmedizinische Universität Lwiw: Leiter des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie Vasyl Hunchak (links) und die Leiterin des Instituts für Normale und Pathologische Physiologie Iryna Kovalchuk unterzeichnen die entsprechenden Verträge.

Tierversuchsfrei Studieren in der Ukraine 
Am Institut für Normale und Pathologische Physiologie wird nun unter anderem das von uns finanzierte Computerprogramm „Virtuelle Pathophysiologie“ verwendet, anstatt Tiere in Experimenten zu verwenden und zu töten.

Tierversuchsfrei Studieren in der Ukraine
Müssen keine Tiere mehr töten: Tiermedizinstudenten an der Veterinärmedizinischen Universität Lwiw.

Tierversuchsfrei Studieren in der Ukraine
Die Pharmakologie und Toxikologie wird an der Veterinärmedizinischen Universität Lwiw jetzt mit Hilfe von Computerprogrammen gelehrt, anstatt an Tieren zu experimentieren und sie zu töten.

 Tierversuchsfrei Studieren in der Ukraine
Dr. Olena Skriabina, Leiterin des Instituts für Anatomie und Physiologie der Staatlichen Medizinischen Universität Luhansk in Riwne, mit dem unterzeichneten Vertrag.