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Kaninchen aus Skandalbetrieb sterben für die Herstellung von Antikörpern

Aktuell sorgt eine Undercover-Recherche des Deutschen Tierschutzbüros über grauenhafte Zustände in einem Kaninchenzuchtbetrieb in Baden-Württemberg für mediales Aufsehen. Aufgedeckt wurde auch, dass der Skandalbetrieb Kaninchen an Siemens Healthineers liefert. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) weiß, was dort mit den Tieren geschieht.

Mitte Juli wurden durch das Deutsche Tierschutzbüro skandalöse Zustände bei einer Kaninchenzuchtfirma in Baden-Württemberg aufgedeckt. Umfangreiches Bild- und Filmmaterial dokumentierte katastrophale Haltungsbedingungen und unsachgemäße Nottötungen, welche mittlerweile durch das Veterinäramt zur Anzeige gebracht wurden. Das Team des Deutschen Tierschutzbüros deckte zudem auf, dass die Kaninchenzucht auch Siemens Healthineers in Marburg mit Tieren beliefert. Doch was geschieht bei Siemens mit den Kaninchen?

„Bei Siemens werden die Kaninchen zur Produktion von Antikörpern eingesetzt“, antwortet Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. Dazu wird den Tieren das Antigen, also die Substanz gegen die ein Antikörper entwickelt werden soll, mehrfach gespritzt. Aus dem Blut der Tiere werden dann Antikörper gewonnen, welche von Siemens in Diagnostik-Produkten verwendet werden.

Die Anzahl der in der Antikörperproduktion verwendeten Tiere ist dabei enorm, so wurden im Jahr 2016 bei Siemens Healthineers 47.746 Kaninchen eingesetzt. „Dieser massenhafte Missbrauch von Kaninchen als lebende Bioreaktoren zur Antikörperproduktion findet statt, obwohl es leistungsfähige Verfahren gibt, mit denen Antikörper vollständig tierfrei entwickelt und hergestellt werden können“, erläutert Walter. Daher sprach sich auch das EU-Referenzlabor für Alternativen zu Tierversuchen (EURL ECVAM) in einer Empfehlung bereits 2020 klar gegen den weiteren Einsatz von Tieren für die Herstellung von Antikörpern aus.

Auch Siemens weiß von diesen neuen leistungsfähigen Methoden und arbeitet derzeit daran, einen Teil der in Kaninchen produzierten Antikörper durch tierfreie Antikörper zu ersetzen - wie ein Vor-Ort-Termin von ÄgT bei der Firma ergab. Bis diese Antikörper tatsächlich in den Diagnostik-Produkten eingesetzt werden, können jedoch nach Aussage des Konzerns Jahre vergehen, was neben den Entwicklungsarbeiten auch den langwierigen Zulassungsverfahren für In-vitro-Diagnostika geschuldet ist.

„Wir fordern von Siemens die Intensivierung der Arbeiten zur Umstellung auf tierfreie Antikörper mit dem Ziel einer vollständig tierfreien Entwicklung und Produktion. Hier sollte das Unternehmen ein Vorbild für den Ausstieg der Diagnostikbranche aus tierischen Antikörpern sein und seinen Einfluss auch nutzen, um bei Politik und Behörden auf eine Beschleunigung der Zulassungsverfahren hinzuwirken“, fordert Dr. Walter. Dass dies – wenn der Druck nur groß genug ist – möglich ist, hat die rasche Zulassung der Corona-Impfstoffe bewiesen.

Der Verein bittet alle Bürgerinnen und Bürger, durch Unterzeichnen der aktuellen Europäischen Bürgerinitiative ein Zeichen zu setzen dafür, dass die Bevölkerung Tierversuche ablehnt und die Verwendung moderner tierfreier Verfahren verlangt.

Weitere Infos

Hier kann die Bürgerinitiative unterschrieben werden: www.europa-ohne-tierversuche.de

Zur Recherche des Deutschen Tierschutzbüros >>

 

Kaninchen leiden für Antikörperproduktion
Foto: Deutsches Tierschutzbüro e.V.