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Der weltgrößte Pharma-Konzern Pfizer brach am Samstag alle Studien zu seinem neuen Cholesterin-Senker Torcetrapib ab. Bei Testpatienten war es zu vermehrten Todesfällen und erhöhtem Blutdruck gekommen. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche kritisiert, dass bei der Arzneimittelentwicklung immer noch Tierversuche die Basis bilden würden. Diese könnten jedoch unerwartete Nebenwirkungen beim Menschen und Arzneimittel-Katastrophen nicht verhindern.

Der Cholesterin-Senker Torcetrapib sollte für Pfizer ein Verkaufsschlager werden. Ein Umsatzpotential von mehr als zehn Milliarden Dollar war zu erwarten. Doch in der klinischen Erprobung mit 15.000 Patienten, von denen die eine Hälfte den Wirkstoff, die andere ein Scheinpräparat erhielt, zeigten sich jetzt vermehrt Todesfälle. Die Aktien des Unternehmens fielen um 28 Milliarden Dollar.

»Sorgfältige Sicherheitsprüfungen in der klinischen Phase sind eine wichtige Voraussetzung für eine Verbesserung der Arzneimittelqualität. Doch eine Abkehr vom Tierversuch in der vorklinischen Phase wäre noch wichtiger,« ist Dr. med. Werner Autenrieth, Vorsitzender der Ärzte gegen Tierversuche überzeugt. »Pharmaunternehmen und Behörden verlassen sich auf den Tierversuch zur Beurteilung von Wirksamkeit und Gesundheitsrisiko, obwohl dieser Ansatz vollkommen ungeeignet ist.« Sowohl bei der Entstehung von Krankheiten als auch bei der Wirksamkeit von Arzneimitteln spielen beim Menschen zahllose Faktoren eine Rolle. Jeder Mensch ist ständig wechselnden Einflüssen wie Ernährung, Stress, Umweltreizen, Verwendung von Suchtmitteln sowie psychischen und sozialen Faktoren ausgesetzt. »Diesen Aspekten wird in der Tierversuchsforschung keinerlei Beachtung geschenkt«, erklärt der Arzt weiter.

Die Folge seien nebenwirkungsträchtige Medikamente, die oftmals mehr Schaden als Nutzen bei Patienten anrichten. Jedes Jahr sterben allein in Deutschland rund 60.000 Menschen an unerwünschten Wirkungen von Arzneimitteln. Cholesterin-Senker Lipobay und Schmerzmittel Vioxx sind die bekanntesten Beispiele von Medikamenten, die wegen unvorhergesehener schädlicher Wirkungen vom Markt zurückgezogen werden mussten.

Die Ärzte gegen Tierversuche plädieren für ein grundlegendes Umdenken in der Medizin. Vorbeugung, d.h. die Verhinderung von Krankheiten, müsse im Mittelpunkt der Medizin stehen. So sind rund Zweidrittel aller Krebstodesfälle auf Rauchen und ungesunde Ernährung zurückzuführen und wären damit vermeidbar. Weiterhin setzt die Ärztevereinigung bei der Erprobung von Medikamenten auf tierversuchsfreie Testmethoden, die sehr viel zuverlässigere Ergebnisse liefern, als Tiere, die anders reagieren, als Menschen.