OB-Wahl in Tübingen - So stehen die Kandidaten zur Affenhirnforschung
Anlässlich der am kommenden Sonntag stattfindenden Oberbürgermeisterwahl in Tübingen appelliert der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche an die Wähler, bei ihrer Stimmvergabe zu berücksichtigen, ob die Kandidaten sich gegen die „qualvolle Affenhirnforschung“ positionieren.
Der Tübinger Verein Act for Animals hat die vier Kandidaten zu ihrer Einstellung gegenüber der Primatenhirnforschung gefragt, die an mehreren Instituten in Tübingen noch immer praktiziert wird. Erst kürzlich sorgten am Tübinger Max-Planck-Institut von dem Verein SOKO-Tierschutz mit versteckter Kamera gemachte Aufnahmen für einen Aufschrei in der Bevölkerung. Zu sehen ist das alltägliche Leid der Affen, unter anderem wie sie brutal aus ihren kargen Käfigen gezerrt und gewaltsam in Affenstühle gezwungen werden, in denen sie sich kaum bewegen können. Die Ärzte gegen Tierversuche hatten bereits vor sechs Jahren eine Kampagne gegen die Primatenhirnforschung an mehreren Tübinger Instituten ins Leben gerufen.
Der amtierende Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer führt in seiner Antwort gebetsmühlenartig die angebliche Notwendigkeit der Affenhirnforschung an, die zu 100% der Position der Tierversuchslobby entspricht. Kandidatin Beatrice Soltys umgeht eine konkrete Beantwortung und spricht sich nicht für ein Ende der Grundlagenforschung am Affenhirn aus. Marcus Vogt bekennt sich zum grünen Wahlprogramm, in dem explizit ein Ausstieg aus diesen Versuchen angestrebt war. Hermann Sassmannshausen fordert ein sofortiges Ende der Primatenhirnforschung, da er sie für Tierquälerei hält.
Die Ärztevereinigung kritisiert die Tübinger Primatenhirnforschung als besonders grausame und klinisch irrelevante Forschung, die nur dem Ausleben der Forscherneugier dient. Den Primaten werden Geräte auf dem Kopf installiert und Messelektroden in das Gehirn eingeführt, weil sich die Experimentatoren dafür interessieren, wie ein Affe zählt oder auf bestimmte Gesichter reagiert. Hierfür werden die Tiere durch Durst gefügig gemacht und gezwungen, mit angeschraubtem Kopf täglich stundenlang im Primatenstuhl zu sitzen und Aufgaben am Bildschirm zu erfüllen.
Der Verein hatte 2011 der Landesregierung über 60.000 Unterschriften von Bürgern überreicht, die eine Abkehr von der unethischen Primatenhirnforschung fordern. Er ermuntert die Bürger Tübingens, mit ihrer Stimme auch der Kommunalpolitik zu signalisieren, dass sie sich von ihr ein klares Bekenntnis zu einer vollständig tierversuchsfreien Forschung wünschen.