Nobelpreis für Tierquälerei
Ärzteverein verurteilt „Neugierforschung auf Kosten von Tieren"
Der diesjährige Nobelpreis für Medizin geht an ein norwegisches Forscherpaar, das die räumliche Orientierung von Ratten und Mäusen erforscht. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche verurteilt die Arbeit als „reine Neugierforschung auf Kosten von Tieren“ und fordert, den Nobelpreis nur noch an tierversuchsfreie Forschung zu vergeben.
May-Britt und Edward Moser schrauben Ratten und Mäusen ein oder zwei Antriebsgeräte auf den Kopf. Über ein Bohrloch im Schädel treiben die Geräte am unbetäubten Tier Elektroden in das Gehirn, um Nervenströme zu messen. So erforschen die Norweger, welche Zellen im Gehirn aktiviert werden, während sich die Tiere in einer Box orientieren.
„Es mag wissenschaftlich interessant sein, herauszufinden, welche Hirnbereiche für die räumliche Orientierung von Ratten, die ein Gerät auf dem Kopf haben, zuständig sind. Die wissenschaftliche Neugier darf aber kein Rechtfertigungsgrund für grausame Tierversuche sein“, so Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Zudem erlauben diese Ergebnisse keine Aussage für Menschen ohne Bohrloch im Schädel und Gerät auf dem Kopf.“
Die norwegische Partnerorganisation der Ärzte gegen Tierversuche, Dyrevernalliansen, geht seit Jahren gegen die Tierversuche der Mosers vor und macht die Grausamkeiten öffentlich. So dokumentierte der Verein Experimente, bei denen Tieren Teile des Gehirns zerstört wurden, und es kamen Tests zum Einsatz, bei denen Tiere schwimmen mussten, bis sie kurz vorm Ertrinken waren.
„Wenn Tiere und Menschen einander ähnlich sind, verbieten sich solche Versuche aus ethischen Gründen, wenn sie sich nicht ähnlich sind, machen sie wissenschaftlich keinen Sinn“, erklärt Tierärztin Gericke.
„Dass die höchste Auszeichnung in der Medizin wieder einmal an Tierexperimentatoren vergeben wurde, ist erschreckend und enttäuschend“, so Gericke weiter. Dies bedeute aber keineswegs, dass Tierversuche nobelpreiswürdig seien, sondern sei nur ein Zeichen dafür, wie tief verankert diese archaische Methode der Erkenntnisgewinnung in der medizinischen Forschung ist. Der Ärzteverein fordert seit Jahren die Abkehr vom tierexperimentellen System, bei dem Tiere zu Messinstrumenten degradiert werden. Die Zukunft gehört der tierversuchsfreien Forschung, etwa mit menschlichen Zellkulturen und Biochips. Das menschliche Gehirn kann sehr viel besser mit modernen bildgebenden Verfahren direkt am Menschen untersucht werden. Diese ethisch einwandfreien Forschungsmethoden müssten gerade auch bei der Vergabe des Nobelpreises berücksichtigt werden.
Weitere Infos
Stellungnahme von Dr. med. Karen Gellner, Mitglied bei Ärzte gegen Tierversuche >>