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Uni Münster setzt weiter auf den Tierversuch

Die Universität Münster hat ein Leitbild für die Ethik im Umgang mit Tieren in der wissenschaftlichen Forschung und Lehre formuliert. Es soll als Orientierungsrahmen dienen und eine Sensibilisierung aller am Tierversuch beteiligten Personen bewirken. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche bezeichnet es als „LEIDbild“, da das Prinzip Tierversuch nicht ansatzweise infrage gestellt wird und die Formulierungen lediglich der Verfeinerung (Refinement) und Reduzierung (Reduction) von Tierversuchen dienen.

Im Leitbild der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) wird festgehalten, dass im Sinne einer Selbstbeschränkung Tierversuche, die eine bestimmte Belastungsobergrenze übersteigen, nicht durchgeführt werden sollen. Darunter fielen Versuche, die langanhaltende starke Schmerzen, schwere Leiden oder Ängste hervorrufen. Ferner soll nach dem Versuchsende abgewogen werden, „ob den Tieren eine Lebensperspektive ermöglicht werden kann“. Die WWU möchte sich mit ihrem Leitbild für einen Ersatz, eine Verfeinerung und eine Reduktion (sogenannte 3R) von Tierversuchen in der Forschung und Lehre einsetzen. Formuliert wurde es von einer Kommission und Vertretern verschiedener Fachrichtungen.

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche moniert, dass viele entscheidende Fragen offen bleiben. Was bedeutet „langanhaltend“? Ist es „langanhaltend“, wenn eine Ratte im Wasserglas 2, 5 oder 10 Minuten schwimmen muss, bis sie vor Verzweiflung aufgibt? Wer bestimmt, ob die Versuchstiere nach dem Versuchsende weiterleben dürfen und anhand welcher Kriterien wird diese Entscheidung getroffen? Hier bleiben die Formulierungen des Leitbildes wage und lassen einen großen Interpretationsspielraum zu. „Das Leitbild erfüllt nicht mehr als eine Alibifunktion“, so Tierärztin Julia Schulz, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Vereins. „Einmal mehr wird die sogenannte 3R-Forschung unterstützt, die letztendlich dazu dient, Tierversuche unter dem Vorwand des Tierschutzes zu zementieren, jedoch keineswegs auf diese zu verzichten“, erklärt Schulz. Zwar wird eine Vision formuliert, in der eine wissenschaftliche Forschung und Lehre ohne Versuche an empfindungsfähigen Tieren auskommt, doch ist dem Ärzteverein angesichts verfügbarerer moderner Verfahren wie Multiorganchips eine Vision zu wenig.

Tierärztin Schulz äußert sich dementsprechend kritisch: „Das Leitbild bietet keine positiven Neuerungen in Hinblick auf eine zukunftsorientierte tierversuchsfreie Forschung. Vielmehr dient es dazu, den Tierversuch in der Öffentlichkeit hoffähig zu machen.“

Der Ärzteverein war im Vorfeld von der Uni Münster angefragt worden, an dem Papier mitzuarbeiten, hätte aber nur ein Leitbild mittragen können, das sich an einer fortschrittlichen Forschung und Lehre ohne Tierversuche orientiert.