Sprache auswählen

To Homepage

Pferde leiden immer noch für billige Schnitzel

Neue, verdeckt gemachte Filmaufnahmen belegen das fortwährende Leid der sogenannten Blutstuten in Island. Den schwangeren Tieren werden für die Massentierhaltung von Schweinen zwei Monate lang 5 Liter Blut pro Woche abgezapft. Der deutsche Verein Animal Welfare Foundation (AWF) und der Schweizer Tierschutzbund Zürich (TSB) dokumentieren seit 2019 Gewalt und Misshandlungen, die dabei an der Tagesordnung sind. Das neuste Filmmaterial von September 2024, im Mai 2025 veröffentlicht, belegt, dass sich nichts verbessert hat. Nachdem die zuständige Veterinärbehörde nichts unternommen hat, um die Missstände abzustellen, stellten die Vereine nun zusammen mit dem isländischen Tierschutzverband Dýraverndarsamband Íslands (DÍS) Strafanzeige gegen die verantwortlichen Personen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche unterstützt die Forderung der AWF nach einem sofortigen Verbot des Tierqualproduktes PMSG.

In Island werden Stuten geschwängert, um aus ihrem Blut das Fruchtbarkeitshormon PMSG (Pregnant Mare Serum Gonadotropin, auch Equine Chorionic Gonadotropin (eCG) genannt) zu gewinnen. Das Hormon ist in der industriellen Schweinezucht weit verbreitet und dient der Arbeitserleichterung, indem der Zyklus der Sauen beeinflusst wird, sodass alle Tiere zur gleichen Zeit Ferkel bekommen. Island ist der größte PMSG-Produzent in Europa und Deutschland der größte Abnehmer.

Auf der Atlantikinsel gab es 2024 rund 90 Blutfarmen mit über 4.200 Stuten. Das isländische Pharmaunternehmen Ísteka kauft das Blut auf und machte mit der PMSG-Produktion 2024 rund 11,5 Millionen Euro Umsatz.

Die regelmäßigen Blutentnahmen zur Herstellung von Blutprodukten sind rechtlich gesehen ein Tierversuch. Dies wurde auch durch die Überwachungsbehörde der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA bestätigt, die im Mai 2023 erste Schritte zu einem Vertragsverletzungsverfahren gegen Island eingeleitet hat. Denn nach der EU-Tierversuchsrichtlinie sind Tierversuche nur zulässig, wenn keine tierversuchsfreien Methoden verfügbar sind. Diese sind in diesem Fall aber vorhanden, etwa in Form von synthetischen Hormonen und ganz hormonfreie Maßnahmen wie Eberkontakt.

Von AWF und TSB seit 2019 verdeckt gemachte Filmaufnahmen belegen wiederholt den brutalen Umgang mit den halbwilden Pferden. Sie werden geschlagen und getreten, um sie in Fixierboxen zu treiben, wo ihnen der Kopf hochgebunden und eine dicke Nadel in die Halsvene gestochen wird. Das Blut läuft direkt in einen Kanister. Die Fohlen werden als „Abfallprodukt“ des grausamen Geschäftes meist getötet. „Auf den Aufnahmen sieht man die hochgradige Angst und Panik bei den Stuten, die halbwild leben und den Kontakt mit Menschen nicht gewohnt sind“, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. „Auch der neueste Film zeigt die rohe Gewalt, mit der die Blutfarmer ihre Tiere gefügig machen und wie Tierärzte oft wieder und wieder versuchen, die Nadel in die völlig zugeschwollenen Venen zu stechen.“

AWF, TSB und DÍS hatten die erneut belegten Tierschutzverstöße der zuständigen isländischen Veterinärbehörde MAST vorgelegt, die jedoch nichts unternahm. So entschieden sich die Vereine Ende Mai 2025, selbst bei der Polizei Strafanzeige gegen die in den Videos gezeigten Blutfarmbetreiber, Mitarbeiter und verantwortlichen Tierärzte zu stellen. „Die Lizenz des Unternehmens Ísteka läuft im Oktober 2025 aus und muss neu beantragt werden. Die Blutsaison beginnt im Spätsommer, d.h. jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für die isländische Regierung, vorprogrammierte Tierschutzverstöße und weitere Tierqual zu verhindern“, so Tierärztin Gericke. Ärzte gegen Tierversuche unterstützt die Petition der Animal Welfare Foundation für ein Verbot der PMSG-Gewinnung in Island.

Blood mare in Iceland
Sichtbare Angst und Panik bei einer Stute, der mit roher Gewalt Blut abgenommen wird.  
© Animal Welfare Foundation/Tierschutzbund Zürich)