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90.000 Mäuse sollen in zwei neuen Labors leiden

München ist bereits eine der schlimmsten Tierversuchshochburgen in Deutschland. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) und das Bündnis Bayerischer Tierrechtsorganisationen (BBT) prangern an, dass in zwei neuen Tierversuchslabors unter dem Vorwand des medizinischen Fortschritts noch mehr Tiere zum angeblichen Wohle des Menschen leiden und sterben sollen, finanziert vom Steuerzahler.

Am Klinikum rechts der Isar sollen im Forschungszentrum für Translationale Onkologie (TranslaTUM) genmanipulierte Mäuse und Ratten für die Krebsforschung verwendet werden. Vorgesehen sind Haltungskapazitäten von über 6.000 Käfigen für bis zu 36.000 Mäuse und 800 Ratten auf 700 qm. Mit dem Bau soll Anfang 2014 begonnen werden, eine Genehmigung gibt es nach dem Kenntnisstand der Ärztevereinigung noch nicht. Allein der Bau kostet den Steuerzahler 50 Millionen Euro.

Das neue BioMedizinische Zentrum (BMC) wird derzeit im Norden des Campus der Ludwig-Maximilians-Universität München in Großhadern/Martinsried gebaut. Im Untergeschoss entstehen auf 2.000 qm riesige Tierhaltungsbereiche mit allein 9.000 Käfigen für rund 54.000 Mäuse und andere Nagetiere, sowie Fische und Frösche. Die Tiere müssen für die zweckfreie Grundlagenforschung herhalten. Ende 2014 soll der Bau fertig gestellt sein, er wird mit 125 Millionen Euro aus öffentlichen Geldern finanziert.

„Da die Käfige mehrfach im Jahr neu besetzt werden, ist die Zahl der Tiere, die im Labor zu Tode experimentiert werden, in Wirklichkeit noch viel höher", gibt Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin der Ärztevereinigung zu bedenken. So ist in Berlin die tatsächliche Tierzahl mit 1,2 Millionen pro Jahr fast dreifach höher als in der offiziellen Statistik angegeben. Eine vergleichbar hohe Dunkelziffer gibt es auch in Bayern, sind sich die Tierversuchsgegner sicher.

„Forschen um des Forschens Willen" fasst die Ärztevereinigung das System Tierversuch kurz zusammen. Die Ergebnisse sind nicht vom Tier auf den Menschen übertragbar. So werden künstlich krebskrank gemachte Mäuse seit Jahrzehnten „geheilt", aber beim Menschen klappt es einfach nicht. „Genmanipulierte Mäuse können die komplexe Krankheit Krebs, die zum großen Teil durch unsere Lebensweise und Umwelteinflüsse verursacht wird, nicht abbilden", so Bitz weiter.

Der Ärzteverein fordert die Umwidmung der für den Neubau bereit gestellten Gelder zugunsten einer ethischen Medizin und Wissenschaft, bei der Ursachenforschung und Prävention von Krankheiten sowie tierversuchsfreie Tests mit menschlichen Zellen, Computersimulationen, Biochips sowie Bevölkerungsstudien zu aussagekräftigen Ergebnissen führen.

Angesichts der bevorstehenden Landtagswahl in Bayern appellieren die ÄgT und das BBT an ihre Mitbürger, sich genau zu informieren, ob sich die Parteien für den Tierschutz einsetzen und nur denen eine Chance zu geben, die zumindest ansatzweise für eine Abkehr vom Tierversuch eintreten. Der Ärzteverein hat auf seiner Internetseite eine Übersicht der Aussagen der Parteien bereit gestellt.

Die AG München der Ärzte gegen Tierversuche plant mit ihren Partnern im Bündnis Bayerischer Tierrechtsorganisationen ab Ende August regelmäßige Aktionen in der Münchner Innenstadt.