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Abstimmung über EU-Tierversuchsrichtlinie

Morgen wird im Agrarausschuss des EU-Parlamentes über den Neuentwurf der Tierversuchsrichtlinie abgestimmt. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche appelliert an die Abgeordneten, die historische Chance für eine Weichenstellung zugunsten einer zukunftsweisenden Forschung ohne Tierversuche zu nutzen.

Im Jahr 2005 wurden in der EU mehr als 12 Millionen Tiere in Experimenten verwendet, in Deutschland waren es bei der letzten Zählung im Jahr 2007 mehr als 2,6 Millionen Tiere. Die Richtlinie 86/609*, die Tierversuche in der EU regelt, wird derzeit komplett überarbeitet. Am morgigen Dienstag entscheidet der federführende Agrarausschuss des Parlaments über den von der EU-Kommission vorgelegten Entwurf.

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche appelliert an die Parlamentarier, sich nicht der Lobby der milliardenschweren Tierversuchsindustrie zu beugen, sondern Medizin und Forschung auf einen modernen Kurs zu bringen. »Tierversuche sind eine grausame und unzuverlässige Forschungsmethode, die im 21. Jahrhundert keinen Platz mehr haben darf«, so Dr. med. vet. Corina Gericke, Sprecherin von Ärzte gegen Tierversuche, »Den tierversuchsfreien Testmethoden gehört hingegen die Zukunft«.

Selbst Minimalverbesserungen im Kommissionsentwurf werden laut der Ärztevereinigung von Seiten der Tierversuchslobby torpediert. So sollen nach dem Willen der Forschung auch Experimente, die schwerste Leiden und Schmerzen bei den Tieren hervorrufen sowie Versuche an Affen ohne Einschränkung weiterhin erlaubt sein. »Die Tierversuchsforschung wird größtenteils durch Milliarden unserer Steuergelder subventioniert, verweigert sich aber jeglicher Transparenz und Kontrolle sowohl bei der Genehmigung von Tierversuchen als auch einer nachträglichen Überprüfung«, empört sich Gericke.

Den Parlamentariern muss als Volksvertreter bewusst sein, dass Tierversuche nicht mehr gesellschaftlich akzeptiert werden. Bei einer Anfang März 2009 in sechs EU-Ländern durchgeführten Umfrage wollten 84% der Befragten, dass die neue Richtlinie alle Tierversuche - unabhängig von der Tierart - verbieten soll, die mit schweren Schmerzen oder Leiden für die Tiere einhergehen. 80% der Befragten sprachen sich für eine Veröffentlichung von Informationen zu Tierversuchen aus.

*Richtlinie des Rates 86/609/EWG vom 24. November 1986 zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere