Chance für humanbasierte Osteoporose-Forschung ohne Tierversuche
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In-vitro-Testsystem mit menschlichen Knochenzellen
Die Volkskrankheit Osteoporose betrifft in Deutschland mehrere Millionen Menschen und stellt Forschung und Therapie vor große Herausforderungen. Das vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderte Projekt InViTOP will neue In-vitro-Testverfahren mit menschlichen Knochenzellen nutzen, um die Entwicklung wirksamer Therapien zu beschleunigen – eine bedeutende Chance für tierversuchsfreie Forschungsansätze.
Osteoporose, auch bekannt als Knochenschwund, ist eine weit verbreitete Volkskrankheit, die in Deutschland sechs bis acht Millionen Menschen betrifft und von der Weltgesundheitsorganisation WHO mit dringendem Forschungsbedarf eingestuft wurde. In Folge der Erkrankung werden die Knochen porös und instabil, was schon bei leichten Stürzen schwere Knochenbrüche verursachen kann. Neben Bewegungseinschränkungen und chronischen Schmerzen spielt auch die psychische Belastung eine erhebliche Rolle in der Lebensqualität der Betroffenen.
Die Entwicklung neuer, wirksamer Therapien zur Verlangsamung oder sogar Umkehr des Knochenschwunds ist von zentraler Bedeutung. Bisher konzentrierte sich die Wirkstoffforschung jedoch vor allem auf Tierversuche – ein Ansatz, der nicht nur kosten- und zeitintensiv ist, sondern auch keine Ergebnisse liefert, die zuverlässig auf den Menschen übertragbar sind. Der Grund: Viele Medikamente wirken auf molekulare Zielstrukturen, die beim Menschen zwar vorhanden sind, bei Tieren jedoch teils stark abweichen oder gar nicht existieren. Vor diesem Hintergrund fördert das Bundesforschungsministerium das Projekt „InViTOP“, das eine neuartige In-vitro-Testbatterie zur Erforschung und Bewertung potenzieller Therapien entwickelt. Diese Testbatterie kombiniert mehrere Laborverfahren mit menschlichen Knochenzellen in zwei- und dreidimensionalen Zell- und Gewebekulturen. Ziel ist es, die Effekte potenzieller Medikamente auf die Balance zwischen knochenaufbauenden und knochenabbauenden Zellen realitätsnäher und effizienter zu prüfen. Zugleich sollen unerwünschte Nebenwirkungen, die Osteoporose begünstigen können, schneller erkannt werden.
Die Bedeutung des Projekts zeigt sich auch darin, dass bereits mehrere große Pharmaunternehmen ihr Interesse an der Anwendung der Testbatterie signalisiert haben. Ein erfolgreicher Abschluss des Forschungsvorhabens könnte einen wichtigen Durchbruch im Kampf gegen Osteoporose bedeuten. Davon würden nicht nur Patientinnen und Patienten profitieren, sondern es eröffnen sich auch neue Perspektiven für die Entwicklung sicherer und wirksamer Therapien. In Deutschland werden jedes Jahr mehr als 4 Milliarden Euro in tierversuchsbasierte Forschung investiert, während tierversuchsfreie Ansätze lediglich mit rund 26 Millionen Euro gefördert werden. Vor diesem Hintergrund ist die Unterstützung des auf menschlichen Zellen basierenden Testsystems InViTOP durch das BMFTR von besonderer Bedeutung: Sie trägt dazu bei, Patientinnen und Patienten sichere und wirksame Therapien bereitzustellen – und könnte zugleich ein wichtiger Impuls sein, die Forschung in Deutschland künftig auf humanrelevante Methoden auszurichten.
Quellen
Neue Testverfahren für wirksamere Therapien bei Osteoporose. Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt, 20.10.2025 >>
Was kosten Tierversuche? Ärzte gegen Tierversuche e.V., Stand 23.01.2024 >>