Das Herz aus Stein 2017 für den schlimmsten Tierversuch des Jahres vergeben
„Preis“ geht an Nacktmullforscher des Max-Delbrück-Zentrums
„Wie lange können Nacktmulle ohne Sauerstoff auskommen?“ - für Tierversuche zu dieser Fragestellung hat der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche gestern einen Preis für den schlimmsten Tierversuch des Jahres 2017 – das „Herz aus Stein“ – verliehen. Die Negativauszeichnung erhielten Tierexperimentatoren des Max-Delbrück-Zentrums für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin-Buch.
„Unlängst war ein Versuchsvorhaben in die Schlagzeilen geraten, bei dem eine Berliner Forscherin wild gefangenen Nachtigallen Elektroden ins Gehirn zementieren wollte, vorgeblich, um autistischen Kindern zu helfen. Dabei hat Berlin noch andere absurde Tierversuche zu bieten“, so Dr. med. vet. Corina Gericke, Vorstandsmitglied der Ärzte gegen Tierversuche.
MDC-Experimentatoren untersuchten die Überlebensrate von Mäusen und Nacktmullen bei verschiedenen Sauerstoff- und Kohlendioxidkonzentrationen in der Luft. Bei 0% Sauerstoff erstickten die Mäuse nach 45 Sekunden, Nacktmulle hielten 18 Minuten aus, wenn ihre Körpertemperatur normale 30°C betrug. Bei erhöhter Temperatur von 37°C erstickten sie nach 6 Minuten. Damit wolle man Strategien zur Behandlung von Schlaganfall und Herzinfarkt entwickeln.
„Regelmäßig werden solche angeblichen Behandlungsaussichten zur Rechtfertigung von Tierversuchen vorgeschoben“, erklärt Dr. Gericke. „Tatsächlich handelt es sich um reine Neugierforschung ohne jeglichen Bezug zum kranken Menschen. Niemand braucht solche abstruse Forschung.“
Der Verein Ärzte gegen Tierversuche hatte fünf im Jahr 2017 in Fachzeitschriften veröffentlichte Tierexperimente auf seiner Webseite zur Abstimmung für das „Herz aus Stein“ vorgestellt. Fast die Hälfte (48%) der rund 3.500 Stimmen entfielen auf die Nacktmullversuche am MDC. Mit 29% kam ein Versuch aus Martinsried bei München auf den zweiten Platz. Dabei wurde bei Mäusen durch Stiche in den Blinddarm eine äußerst schmerzhafte Bauchfellentzündung ausgelöst, um die Todesrate zu beobachten.
Mit der erstmaligen Vergabe des „Herz aus Stein“ will der Ärzteverein auf besonders grausame und absurde Tierversuche aufmerksam machen, die in Deutschland durchgeführt wurden und in seiner Internet-Datenbank dokumentiert sind. Beim Übergabe-Termin am Donnerstag lehnte das MDC die Annahme des „Herz aus Stein“ ab. Eine vom MDC spontan vor Ort vorgeschlagene öffentliche Diskussionsrunde kam nicht zustande, weil sich das MDC nicht auf den Wunsch des Ärztevereins nach gleich verteiltem Kräfteverhältnis einlassen wollte.