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Ärztevereinigung veröffentlicht Infoschrift über Tierversuche in Münster

Als „“Symbol für das Grauen der Tierversuche“ bezeichnet die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) das Auftragslabor Covance in Münster. In ihrem aktuellen Faltblatt über Tierversuche in Münster prangert der Verein nicht nur die Affenversuche bei Covance an, sondern auch Experimente mit Mäusen, Hamstern und Weißbüscheläffchen an verschiedenen Instituten der Universität. Anhand von Beispielen aus wissenschaftlichen Veröffentlichungen beschreibt die ÄgT Experimente, die bei Covance und an der Uni durchgeführt wurden und beleuchtet sie kritisch.

Die amerikanische Firma Covance führt im Auftrag der Pharma- und Chemieindustrie Tierversuche durch und gilt als der weltgrößte Konzern dieser Branche. Die Covance-Niederlassung in Münster ist auf Fortpflanzungs-Giftigkeitstests an Affen spezialisiert und das größte Affenlabor in Deutschland. An Langschwanzmakaken und anderen Affen werden Arzneimittel und Chemikalien auf ihre erbgut- und fruchtschädigende Wirkung getestet. Meist mehrmals täglich werden die Testsubstanzen schwangeren Affen mit einem Schlauch in den Magen gepumpt oder in die Blutbahn injiziert, um die Auswirkung auf ihre Nachkommen zu beobachten. Die Folge können Totgeburten oder Missbildungen sein. Am Ende der Versuche werden alle Affen getötet.

Im Jahr 2009 mussten den Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge in Deutschland 1.264 Affen in Giftigkeitsprüfungen leiden – gut die Hälfte der insgesamt 2.313 Affen, die in deutschen Labors verwendet wurden.

„Die Tiere stammen aus Ländern wie Mauritius, China oder Vietnam, wo sie mit brutalen Methoden aus der freien Wildbahn gefangen und unter unsäglichen Bedingungen gezüchtet werden“ , weiß Dr. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Ärzte gegen Tierversuche. Ihre Jungen und mitunter auch Wildfänge werden an Labors wie Covance verkauft. „Allein schon Fang, Haltung und Transport sind für die Tiere eine Tortur, die viele nicht überleben“ , erklärt die Tierärztin.

Im Jahr 2003 gelang es einem Undercover-Journalisten der britischen Union zur Abschaffung der Tierversuche (BUAV) Filmaufnahmen des Laboralltags bei Covance zu veröffentlichen. Die Bilder zeigten schwer verhaltensgestörte Affen in Einzelhaft, qualvolle Giftigkeitsversuche und brutale Behandlung durch das Personal. Die Firma ging massiv gegen die Veröffentlichung des Bildmaterials vor, verlor aber vor Gericht. Im Jahr 2005 von der amerikanischen Tierrechtsorganisation PeTA verdeckt gemachte Aufnahmen in einem Covance-Labor in Virginia, USA, zeigen ähnliche Zustände.

Nach Recherchen der Ärztevereinigung wurden für ein im Jahr 2010 veröffentlichtes Experiment bei Covance in Münster Affen mindestens 12 Wochen lang einzeln ohne Blickkontakt zu ihren Artgenossen in kleinen Käfigen gehalten. Tierärztin Gericke spricht von „psychischer Folter“ .

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche hält Giftigkeitsprüfungen und andere Tierversuche wegen der großen Unterschiede zwischen Mensch und Tier für wissenschaftlich unsinnig. „Ein und dieselbe Substanz kann zu völlig unterschiedlichen Reaktionen führen, weswegen die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf den Menschen übertragbar sind“ , sagt Tierärztin Gericke.

Die ÄgT fordert daher im Interesse von Mensch und Tier eine moderne Medizin und Wissenschaft ganz ohne Tierversuche. „Forschung mit menschlichen Zellkulturen und klinische Studien liefern im Gegensatz zum Tierversuch für den Menschen relevante Aussagen“, ist die promovierte Tiermedizinerin sicher.

Das Flugblatt über Tierversuche in Münster ist Teil 14 einer Städte-Reihe. Bisher erschienen sind Infoschriften zu: Homburg/Saar, Mannheim, Regensburg, Hannover, Würzburg, Düsseldorf, Magdeburg, Hamburg, Erlangen, Bochum, Bonn, Freiburg, Köln sowie nun Münster.