Bau des Tierversuchslabors in Augsburg verzögert sich
Ärzte gegen Tierversuche fordert Zeitverzug sinnvoll zu nutzen
Während weltweit die tierversuchsfreie Forschung etwa mit Miniorganen aus menschlichen Stammzellen boomt, will Augsburg ein Tierlabor bauen, das erst in 8-9 Jahren fertig ist. Laut bundesweitem Verein Ärzte gegen Tierversuche macht sich die Stadt so selbst zum Schlusslicht im Bereich der innovativen Forschung.
Seit Gründung des Klinikums Augsburg vor fast 40 Jahren wird dort klinische Forschung auf hohem Niveau betrieben und es wurden keinerlei Tierversuche durchgeführt. Durch die 35 Millionen Euro teuren Neubauten von Tierversuchslaboren und „Versuchstier“haltung“ für 23.400 Mäuse auf dem geplanten Medizincampus ist dieses Alleinstellungsmerkmal gefährdet. Die Inbetriebnahme war bisher für 2027/2028 geplant.
Laut Medienberichten verzögert sich der Baubeginn jetzt um über ein Jahr auf Anfang 2024. Schuld für diesen Zeitverzug seien Umplanungen im Zuge des üblichen Planungsprozesses und das Corona-Virus. Der Beginn der Nutzung wird jetzt für 2028/2029 anvisiert.
„Diese Zeitverzögerung ist eine Chance für Augsburg, aktiv nach echten Spitzenforschern aus dem Bereich der Entwicklung humanrelevanter tierversuchsfreier Methoden zu suchen“, mahnt Dr. med. Rosmarie Lautenbacher, Ärztin aus Augsburg und Mitglied des erweiterten Vorstands von Ärzte gegen Tierversuche. „So rasant, wie sich weltweit sogenannte Non Animal Technologies entwickeln, ist Augsburg als Forschungsstandort bis zur Inbetriebnahme des neuen Campus komplett abgehängt, wenn an dem Plan, ein Tierlabor zu bauen, weiterhin festgehalten wird.“
Die Anfang der Woche vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft veröffentlichten Tierversuchszahlen für 2019 belegen, dass nicht nur in Augsburg akuter Handlungsbedarf besteht. Denn mit über 2,9 Millionen konnte im Vergleich zu 2018 ein Anstieg von fast 80.000 Tieren verzeichnet werden.
Dabei hat selbst der Bund jetzt auf die rasante Entwicklung tierversuchsfreier Methoden reagiert, indem er die Entwicklung einer nationalen Plattform für Tierversuchs“ersatz“methoden mit zunächst 3 Millionen Euro fördert. Dr. Lautenbacher begrüßt diesen zukunftsweisenden Schritt, schränkt jedoch ein „Mit unserer im Sommer gestarteten NAT-Datenbank sind wir der Bundesregierung einen Schritt voraus. Dort findet man nämlich bereits Hunderte Einträge zu modernen tierversuchsfreien Methoden.“
Mit einer Online-Petition, Demos und regelmäßigen Mahnwachen im Rahmen der Kampagne „Augsburg muss tierversuchsfrei bleiben!“ fordert der Verein Ärzte gegen Tierversuche die Umwidmung der 35 Millionen Euro für ein Tierversuchslabor am Universitätsklinikum in eine Einrichtung für innovative tierversuchsfreie Forschung.
Weitere Infos
Tierversuchszahlen gehen in die Höhe. Ärzte gegen Tierversuche e.V., 8.12.2020 >>
Bund fördert nationale Plattform für Tierversuchsersatzmethoden für 3 Millionen Euro. Pressemitteilung Svenja Stadler, MdB vom 27.11.2020
NAT-Database (Non animal technologies) www.nat-database.de