Affenversuche in der Hirnforschung – ein Auslaufmodell
Ärzte gegen Tierversuche begrüßen Entwicklung
In den letzten Monaten lehnten drei Genehmigungsbehörden Tierversuche an Affen im Bereich der Hirnforschung ab. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche begrüßt die Entwicklung als "längst überfällig".
"Endlich haben auch einzelne Behörden verstanden, dass Affenversuche im Bereich der Hirnforschung grausam sind, so grausam, dass sie nicht genehmigt werden können," so Sprecherin Dr. med. vet. Corina Gericke von Ärzte gegen Tierversuche.
Rhesusaffen müssen bei dieser Art von Versuchen täglich stundenlang mit angeschraubtem Kopf in einem Affenstuhl ausharren. Gleichzeitig werden Hirnströme über in das Gehirn eingeführte Elektroden gemessen. Flüssigkeitsentzug macht die Tiere gefügig. Für eine richtig erledigte Aufgabe, z.B. das Drücken eines Hebels, bekommen die Tiere einen Tropfen Saft. Außerhalb der Experimente erhalten sie nichts zu trinken. Es bleibt den Tieren nichts anderes übrig, als zu kooperieren, um ihren Durst zu stillen.
Die mit diesen Experimenten verbundenen Durstqualen waren ausschlaggebend für die Genehmigungsbehörde neue Hirnversuche an der Charité Berlin nicht zu genehmigen. Der zurzeit in England tätige Hirnforscher Alexander Thiele hatte beantragt, seine Versuche an der Charité fortzuführen. Die Ablehnung durch den Berliner Senat wurde Anfang März 2007 rechtskräftig.
Einem Antrag auf praktisch identische Versuche am Klinikum Großhadern in München wurde Ende 2006 ebenfalls die Genehmigung durch die zuständige Behörde verweigert. Im Unterschied zu Berlin wurden die Münchner Versuche seit Jahren genehmigt und durchgeführt. Der Antragsteller hat dagegen Einspruch erhoben. Eine entgültige Entscheidung steht in diesem Fall noch aus.
Im November vergangenen Jahres wurden zwei Affenversuche an der Universität Zürich und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) nicht mehr genehmigt. Die Züricher Tierversuchskommission begründete ihre Entscheidung damit, dass die Versuche und insbesondere der Wasserentzug, die Würde der Tiere verletze. Das Gremium argumentiert erstmals mit der Tierwürde. Diese ist im novellierten Schweizer Tierschutzgesetz festgeschrieben, das allerdings erst 2008 in Kraft tritt. Eine sorgfältige Güterabwägung habe ergeben, dass das Leid der Tiere den zu erwartenden Erkenntnisgewinn nicht rechtfertige.
Die Ärzte gegen Tierversuche dokumentieren seit Jahren in Deutschland durchgeführte Tierversuche in einer Internetdatenbank (www.datenbank-tierversuche.de). Hirnforschung an Affen wird demzufolge in Deutschland noch in folgenden Städten betrieben: Bochum, Bremen, Marburg, Magdeburg und Tübingen.