Sprache auswählen

To Homepage

Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche wirft der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen Verschwendung von Steuergeldern vor. Das 2005 für 26 Millionen Euro errichtete Franz-Penzoldt-Zentrum sollte die über das ganze Stadtgebiet verstreuten Tierhaltungen ersetzen. Recherchen des Ärztevereins zufolge wurden viele der dezentralen Tierhaltungen aber nicht aufgelöst, sondern bestehen weiterhin. Der Verein kritisiert, dass damit Räumlichkeiten für noch mehr Tierversuche geschaffen wurden, anstatt die Gelder in eine moderne Forschung ohne Tierversuche zu investieren.

Die Tierversuchsanlage Franz-Penzoldt-Zentrum (FPZ) wurde mit dem Ziel gebaut, die verstreuten Tierhaltungen zu zentralisieren. So sagte Prof. Karl-Dieter Grüske, Rektor der Universität Erlangen, bei der Eröffnungsveranstaltung des Gebäudes am 20. Juni 2005, dass »eine Vielzahl kleiner und kleinster Tierhaltungen in verschiedenen Instituten und Kliniken … den modernen Anforderungen der Versuchstierhaltung« nicht mehr genügen würden. Diese »Inseln« würden nach der Fertigstellung des FPZ zusammengeführt werden. Prof. Dr. Michael Wegner, Vorsitzender des Leitungsgremiums, kündigte in seiner Eröffnungsrede an, dass »eine Reihe alter dezentraler Tierhaltungen« geschlossen werden würden.

Recherchen der Arbeitsgruppe Erlangen des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche haben jetzt ergeben, dass entgegen dieser Aussagen viele der dezentralen Tierhaltungen heute, sieben Jahre später, weiter bestehen. »Das bedeutet faktisch eine Ausweitung der Tierversuche, denn im FPZ werden zusätzlich zu den bestehenden Anlagen Tiere im Namen einer fragwürdigen Wissenschaft gequält und getötet«, moniert Dr. med. Joachim Wiedmayer, Neurologe und Mitglied der Arbeitsgruppe Erlangen des Ärztevereins.

Nicht einmal die Tierschutzbeauftragte hat ihren Arbeitsplatz im Franz-Penzoldt-Zentrum, sondern an der Peripherie auf dem Südgelände der Uni. An diesem Standort wird für ständigen Nachschub gesorgt: Dort werden Tiere genmanipuliert. An genetisch veränderten Mäusen beispielsweise wird die Verarbeitung von Schmerz untersucht. Hierfür wird Formalin in die Pfote injiziert und eine Stunde lang die Schmerzzuckungen beobachtet.

Vergeblich hatten Tierversuchsgegner jahrelang gefordert, die verfügbaren Steuergelder für innovative Forschung ohne Tierversuche einzusetzen. Umfangreiche Aufklärungskampagnen, 6.800 gesammelte Unterschriften, Demos und ein Tierschutzpreis konnten den Bau des High-Tech-Funktionsgebäudes nicht verhindern. Nun will die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche erreichen, dass ein Umdenken erfolgt, weg vom Tierversuch hin zur innovativen, tierversuchsfreien Forschung. Platz und Geld sind genügend vorhanden.

Quelle für die Zitate: Erlanger Universitätsreden 67/2005, 3. Folge »Einweihung des Franz-Penzoldt-Zentrums in Erlangen – Grußworte, Ansprache und wissenschaftliche Einführung am 20. Juni 2005«