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Der Herbert-Stiller-Förderpreis wird vom Verein Ärzte gegen Tierversuche e.V. verliehen und ist mit 20.000 Euro dotiert. Ausgezeichnet werden herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die durch innovative, vollständig tierfreie Forschungsmethoden wichtige Fortschritte für die medizinische Forschung ermöglichen. Im Mittelpunkt stehen dabei Innovation, wissenschaftliche Exzellenz und eine klare Ausrichtung auf humanbasierte Ansätze.

Der Preis

Der Preis trägt den Namen des Vereinsgründers Dr. Herbert Stiller (1923–1985), Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, der sich früh für eine Medizin ohne Tierversuche eingesetzt hat. Nach mehreren Vergaben in den 1990er und 2000er Jahren konnte dank zweckgebundener Sponsorengelder im Jahr 2019 eine Neuauflage etabliert werden, die seither regelmäßig alle zwei Jahre erfolgt.

Gefördert werden zukunftsweisende Forschungsprojekte im Bereich Medizin und Biowissenschaften mit Standort in Deutschland oder im deutschsprachigen Ausland. Die geplanten Arbeiten müssen vollständig ohne Tierversuche und tierische Materialien auskommen; zugelassen sind etwa In-vitro-Modelle, In-silico-Analysen sowie klinische oder epidemiologische Studien. Voraussetzung ist, dass die Forschung ein neuartiges Thema aufgreift oder einen innovativen methodischen Ansatz verfolgt. Bewerberinnen und Bewerber sollen sich mit den Zielen und Werten von Ärzte gegen Tierversuche e.V. identifizieren.

In jedem Ausschreibungsjahr erreichen uns zahlreiche beeindruckende Bewerbungen, die eindrucksvoll zeigen, wie vielfältig und bedeutend die tierversuchsfreie, humanrelevante Forschung inzwischen ist. In den vergangenen Jahren konnten jeweils zwei Preise vergeben werden. 

In diesem Jahr haben wir die Förderung der tierversuchsfreien Forschung auch an anderen Stellen forciert und deshalb auf einen zweiten Preis verzichtet. So ergänzen sich unsere Aktivitäten in diesem Bereich bestmöglich.

Der Gewinner

Menschliches Blase-auf-dem-Chip-Modell

Dr. Pedro Caetano Pinto, Universitätsmedizin Greifswald

Titel: The human micro-physiology bladder: alternative to chemical carcinogenesis and xenotransplantation in animals (Die menschliche mikrophysiologische Blase: Alternative zur chemischen Karzinogenese und Xenotransplantation bei Tieren)

Zusammenfassung: Blasenkrebs gehört zu den besonders herausfordernden Krebsarten: Er verursacht schwerwiegende Erkrankungen, hat eine hohe Rückfallrate und nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten. Die Forschung zu dieser Krebsart ist bisher stark von Tierversuchen geprägt, bei denen Mäusen oder Ratten durch chemische Substanzen Tumore induziert oder menschliche Tumoren in Tiere transplantiert werden – Verfahren, die nicht nur ethisch problematisch, sondern auch nicht aussagekräftig für den Menschen sind. Für Blasenkrebs existieren bislang kaum komplexe, tierfreie Modelle, die die menschliche Krankheitsbiologie realistisch abbilden können.

Der diesjährige Preisträger Dr. Pedro Pinto von der Universitätsmedizin Greifswald entwickelt einen innovativen Blase-auf-dem-Chip-Modell, das die drei wichtigen Gewebeschichten der menschlichen Harnblase nachbildet. Dieses komplett frei von tierischen Materialien aufgebaute System integriert menschliche Zelltypen aus Epithelschicht, Bindegewebe, Immunzellen und Muskelgewebe in einer dynamischen Umgebung, die Echtzeit-Untersuchungen des Tumorwachstums und -metastasierung ermöglicht.

Das Modell von Dr. Pinto soll dabei helfen, besser zu verstehen, wie sich Blasenkrebs von einem frühen, eher harmlosen Stadium zu einer gefährlichen Form entwickelt, die in die Muskelwand eindringt. Außerdem ermöglicht das System, neue Therapien – auch solche, die auf den einzelnen Patienten zugeschnitten sind –tierversuchsfrei zu testen. Mit seiner Kosteneffizienz und Benutzerfreundlichkeit bietet dieses Modell eine vielversprechende Möglichkeit, tierversuchsbasierte Blasenkrebsforschung künftig vollständig zu ersetzen. 

Die Preisverleihung

Die Preisverleihung des Herbert-Stiller-Preises 2025 fand am 13. Oktober an der Universitätsmedizin Greifswald statt. Die Veranstaltung begann mit einer festlichen Ansprache von Univ.-Prof. Dr. med. Martin Burchardt, dem Leiter der Klinik und Poliklinik für Urologie der Universitätsmedizin Greifswald. Dr. Katharina Feuerlein, Vorstandsmitglied von Ärzte gegen Tierversuche, hielt eine Laudatio, in der sie die Arbeit und Ziele der Organisation vorstellte. Anschließend gratulierte Dr. Dilyana Filipova, wissenschaftliche Referentin bei ÄgT und Jurymitglied, dem Gewinner im Namen der wissenschaftlichen Jury. Schließlich präsentierte der Preisträger Dr. Pedro Caetano Pinto sein innovatives Projekt, das bei den Anwesenden großes Interesse fand.

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Von links: Dr. Arnt Ebinger (Leitung Lokale Stabsstelle NUM, Universitätsmedizin Greifswald), Dr. Katharina Feuerlein (Vorstandsmitglied Ärzte gegen Tierversuche), Dr. Dilyana Filipova (Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche), Preisträger Dr. Pedro Pinto (Universitätsmedizin Greifswald) und Univ.-Prof. Dr. Martin Burchardt (Leiter der Klinik und Poliklinik für Urologie der Universitätsmedizin Greifswald).

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Der Herbert-Stiller-Preis 2025.

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Preisträger Dr. Pedro Pinto (Mitte) mit ÄgT-Vertreterinnen und seiner Arbeitsgruppe.