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Kaum ist die Vogelgrippe-Panikwelle ein wenig abgeebbt, rollt schon die nächste Flut an Hysterie an und eine filmreife Marketingkampagne für Pharmaprodukte wird in Szene gesetzt. Diesmal sind nicht Vögel als krankmachende Übeltäter auserkoren, sondern Schweine, auch wenn bisher fast nur Menschen an der neuartigen Grippe erkrankt sind. Die Symptome sind in den meisten Fällen ähnlich einer normalen schwachen Grippe.

Zuverlässige Zahlen über die weltweiten Todesfälle gibt es nicht. Schätzungen zufolge sind es rund 1000 Schweinegrippe-Tote bei einer Weltbevölkerung von 6,8 Milliarden Menschen. Im Vergleich: die Zahl der Menschen, die allein in Deutschland an einer normalen Grippe sterben, wird auf 10.000 bis 30.000 pro Jahr geschätzt. (7, 11) Dennoch hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Schweinegrippe zwischenzeitlich die höchste Pandemiewarnstufe ausgesprochen – wenngleich es dafür gar keinen Grund gibt. Sieht man sich jedoch die Zusammensetzung der Entscheidungsträger an, wird deutlich, dass weniger gesundheitliche Aspekte ausschlaggebend waren, als vielmehr solche wirtschaftlicher Art. An der Sitzung der WHO im Juli 2009 (1), in der über die weitere Impfstrategie beraten wurde, waren Vertreter von Pharmafirmen und -dachverbänden in großer Zahl vertreten. Praktischerweise funktionieren Politik und Behörden vorbildlich als Handlanger derer, für die der immense Absatz an neuen Pharmaprodukten ein Riesengeschäft ist – die Rechnung zahlen Menschen, die zur Einnahme unsicherer und überflüssiger Arzneien oder Impfstoffe getrieben werden, und die Tiere, die für unsinnige Tierversuche geopfert werden.

Die großen Profiteure der Grippen-Paniken sind zweifelsohne die Pharmaunternehmen, denn durch die große Nachfrage an Impfstoffen und Medikamenten wie Tamiflu klingeln die Kassen. Wer glaubt, die Pharmariesen würden ihre Produkte auf den Markt bringen, um uns Menschen von Krankheiten zu heilen oder vor einer Grippe zu schützen, der irrt gewaltig. Vorrangiges Interesse ist das Einfahren großer Gewinne in möglichst kurzer Zeit. Schädliche Nebenwirkungen von Wirkstoffen werden unter den Tisch gekehrt, z.B. indem nur »positive« Studien veröffentlicht werden, die »negativen« aber nicht. (2) Werden schwerwiegende oder gar tödliche Nebenwirkungen eines Präparates bekannt, versuchen die Pharmaunternehmen meist das Ungeschick so lange wie möglich zu vertuschen oder schön zu reden. So beispielsweise im Fall des Herzmittels Trasylol von Bayer oder des Antidepressivums Zoloft der Firma Pfizer, das zu einer Steigerung der Selbsttötungsabsicht führt. (3) In den USA wurden entsprechende Warnungen ausgesprochen. Obwohl die tödliche Nebenwirkung auch in Deutschland längst bekannt war, wurde sie in der Packungsbeilage jahrelang bewusst verschwiegen.

Leidtragende dieser Firmenphilosophie sind zum einen die Menschen, die - in gutem Glauben an Heilung - Opfer von Arzneimittelnebenwirkungen werden. Die zahllosen, wegen schwerer, oft sogar tödlicher Nebenwirkungen vom Markt genommenen und allesamt ausführlich an Tieren getesteten Medikamente lassen sich nicht wegdiskutieren. Lipobay®, Vioxx®, Trasylol®, Acomplia® und TGN1412 sind nur einige Beispiele für folgenschwere Pharmaskandale. Allein in Deutschland gehen Hochrechnungen zufolge 58.000 Todesfälle auf das Konto von Arzneimittelnebenwirkungen. (4)

Was mögliche Impfstoffe gegen Schweinegrippe betrifft, so weiß niemand, ob und wie sie beim Menschen wirken werden und welche negativen Erscheinungen sie mit sich bringen. Möglicherweise kam die Weltgesundheitsorganisation daher auf die Idee, die Wirkung flächendeckend am Menschen auszuprobieren und die Ergebnisse auszuwerten. Sie empfiehlt: »Da neue Technologien bei der Produktion von einigen Impfstoffen zur Anwendung kommen, die bisher nicht umfassend hinsichtlich ihrer Sicherheit für bestimmte Bevölkerungsgruppen ausgewertet wurden, ist die bestmögliche Beobachtung nach der Vermarktung wichtig.« (6) Es ist bemerkenswert, wie eine behördliche Einrichtung, die, wie der Name suggeriert, für die Gesunderhaltung der Weltbevölkerung zuständig sein sollte, durch Einflussnahme der Pharmalobby zum Erfüllungsgehilfen für die Massenvermarktung von Impfstoffen oder Medikamenten wird und sich ihrer ureigenen Aufgaben längst entzogen hat. Dass der WHO recht wenig am Gesundheitsschutz ihrer Schutzbefohlenen liegt, sondern die reine Vermarktung im Vordergrund steht, zeigt auch die Empfehlung, die sie für die Erprobung von neuen Schweinegrippeimpfstoffen gibt. Vorrangig sollen Schwangere und Kinder mit chronischen Erkrankungen als Testpersonen dienen. (6) Offensichtlich haben Katastrophen wie Contergan noch nicht genug Opfer gefordert, als dass die Entscheidungsträger daraus verantwortungsvoll Konsequenzen ziehen würden.

Zum anderen müssen Tiere für das unaufhaltsame Gewinnstreben der Pharmafirmen herhalten. Jedes neue Medikament – auch wenn dieses schon in gleicher Zusammensetzung unter anderem Namen auf dem Markt ist – und jeder neue Impfstoff durchläuft eine ganze Testbatterie an Tierversuchen. Die Prüfung von Immunologischen Arzneimitteln, wie Impfstoffe und Immunseren, verursacht ein besonders großes Ausmaß an Tierversuchen. Denn aufgrund von natürlichen Schwankungen beim Herstellungsprozess, wird jede einzelne Produktionseinheit (Charge) eines Impfstoffs erneut einer Prüfung unterzogen. Dies geschieht großteils in Tierversuchen. Mäuse, Meerschweinchen oder Hamster werden mit dem Impfstoff einer Charge geimpft, ein Teil der Tiere bleibt als Kontrolle ungeimpft. Häufig erfolgt die Injektion des Krankheitserregers direkt in das Gehirn, was für die Tiere eine immense Qual ist. Die mangelhaft oder ungeimpften Tiere erleiden zudem einen qualvollen Tod. Diese Art der Impfstofftestung wird aufgrund der Ungenauigkeit selbst in Fachkreisen kritisiert.

Obwohl Tierversuche unnütz sind und die Schweinegrippe als globale Bevölkerungsbedrohung unbedeutend ist, sehen manche Forscher darin die Chance, auf einen fahrenden Zug der in Mode geratenen Hysteriemasche aufzuspringen und sich mit – wenngleich unbrauchbaren – Ergebnissen aus Tierversuchen in der Medienwelt und in Fachzeitschriften zu profilieren und sich an dafür offenen Geldquellen zu bedienen. US-amerikanische Wissenschaftler haben eigens Schweine gezüchtet, um an ihnen sowie an Mäusen, Frettchen und Makakenaffen den Verlauf der Schweinegrippe zu untersuchen. In Deutschland wurde von Forschern des Friedrich-Löffler-Instituts auf der Insel Riems, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Schweinen das Virus H1N1 über die Nase eingeschleust. Die künstlich krankgemachten Tiere erlitten schwache Grippeerscheinungen wie Schnupfen, Fieber und Durchfall. Dann wurden die kranken Schweine mit gesunden Schweinen sowie Hühnern zusammengebracht. Während die Schweine wenig überraschend Grippesymptome entwickelten, blieben die Vögel gesund. Ob dies ein missglückter Versuch war, neue, artübergreifende Mutanten eines »gefährlichen« Virus entstehen zu lassen, gegen den dann schnell eine gewinnbringende Maschinerie zur Produktion heilversprechender neuer Impfstoffe in Gang gesetzt worden wäre, ist nicht bekannt. Dass manche Krankheiten wie beispielsweise Erkältungen ansteckend sein können, weiß man aus eigener Erfahrung. Auch zu dieser Erkenntnis haben Tierversuche nichts beigetragen.

Dass die Pharmaindustrie keine Mittel und Wege scheut, ihre Kassen zu füllen, zeigt eine Recherche der Fernsehsendung Kontraste. So verschickte die Pharmafirma Roche E-Mails an die Gesundheitsministerien mit dem »Angebot«, nur an diesem Tag bis zu einer bestimmten Uhrzeit das Grippenmittel Tamiflu kaufen zu können. Danach könne keine Lieferung garantiert werden (5) - eine unseriöse Masche, die man von Werbeverkaufsfahrten kennt, bei denen potentielle Kunden ganz bewusst und massiv unter Druck gesetzt werden. Unterstützend zur Schaffung eines Verkaufsschlagers kam sicher hinzu, dass die WHO in Zusammenhang mit der Schweinegrippe eigens ihre Pandemie-Definition geändert hat. Demnach muss es sich nun nicht mehr um eine Krankheit mit hoher Sterberate handeln (7). So wird die im Vergleich zu einer normalen Grippe wenig verbreitete, in aller Regel harmlos verlaufende Schweinegrippe, die an sich kaum der Rede wert ist, plötzlich zur ultimativen globalen Seuchenbedrohung erhoben, die die Weltbevölkerung dahinraffen könnte.

Die eigentlichen Ursachen der raschen Ausbreitung von Krankheitserregern sind nicht wirklich neu. So weiß man heute, dass verbesserte hygienische Bedingungen beim Menschen zu einem starken Rückgang von Todesfällen geführt haben – ganz ohne Nebenwirkungen. Auch eine von der EU-Kommission finanzierte Studie erkannte schon 1998, dass die Entstehung von Schweinegrippen eng mit der Bestandsgröße und -dichte in der kommerziellen Tierhaltung zusammenhängt. (8) Die staatlichen U.S. National Institutes of Health (NIH), das größte klinische Forschungszentrum der Welt, haben bereits 2006 im Hinblick auf mögliche Pandemien vor Massentierhaltung gewarnt. (9, 10) Mit Wissen um die drangvolle Enge in der Intensivtierhaltung, die oft katastrophalen hygienischen Bedingungen und das Herumkarren von Tieren quer über den Globus, verwundert es nicht, dass Krankheitserreger schneller gestreut werden können, worauf wiederum mit erhöhtem Medikamenteneinsatz reagiert wird, anstatt Ursachenbekämpfung zu betreiben.

Für die Gesunderhaltung des Menschen wäre es zudem zielführend, auf tierisches Eiweiß zu verzichten oder den Verzehr zumindest einzuschränken. Denn in den Industrieländern verursacht der massenhafte Fleischverzehr Jahr für Jahr viele Millionen Todesfälle. Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen Zivilisationskrankheiten wie Herzinfarkt und Herz-Rhythmus-Störungen und Fleisch und verdeutlichen ferner den Einfluss von übermäßigem Konsum an Suchtmitteln wie Alkohol oder Zigaretten. Erstaunlicherweise hat die WHO trotz der durch so genannte Zivilisationskrankheiten verursachten viel höheren Todesraten im Vergleich zu den als Pandemie ausgerufenen Grippen, noch nie Alarm geschlagen.

Als Fazit lässt sich sagen: der beste Schutz vor Krankheiten ist immer noch, die Ursachen zu bekämpfen und Krankheitserregern den Nährboden zu entziehen. Im Klartext heißt das, die (Massen)tierhaltung muss abgeschafft werden. Und für Tierversuche gilt: sie tragen weder zum relevanten Verständnis der Entstehung von Krankheitserregern bei, noch helfen sie, die wirklichen Ursachen der Krankheiten zu bekämpfen, was sie sowohl ethisch als auch wissenschaftlich gleichsam entbehrlich als auch untragbar macht. Würden der inszenierten Panikmache nicht so viele Menschen und Tiere zum Opfer fallen, könnte man sagen: Viel Lärm um nichts.

13.08.2009
Dipl. - Biol. Silke Bitz

Quellen

(1) WHO Extraordinary Strategic Advisory Group of Experts on Immunization (SAGE) meeting on Influenza A (H1N1) vaccines, 7. Juli 2009, Genf

(2) Paulus J: Kranke Machenschaften. Bild der Wissenschaft, 10/2005, S. 27-31

(3) Das Pharma-Kartell – Wie wir als Patienten betrogen werden, ZDF Frontal 21, Sendung vom 09.12.2008

(4) Schnurrer JU, Frölich JC: Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Der Internist, 2003, 44: 889-895

(5) ARD-Fernsehsendung »Kontraste«: Das Geschäft mit der Schweinegrippe – Wem hilft Tamiflu? Sendung vom 18.06.2009

(6) WHO recommendations on pandemic (H1N1) 2009 vaccines, Pandemic (H1N1) 2009 briefing note 2

(7) Spiegel-Gespräch: »Sehnsucht nach der Pandemie«, Der Spiegel 30/2009, S. 114 – 116

(8) Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt: Entstehung der Schweinegrippe, 16.07.2009 

(9) Forscher warnen vor Massentierhaltung, Focus Online, 05.05.2009

(10) Züchten wir vor der Haustür die nächste Pandemie? Report Mainz, Das Erste, 04.05.2009

(11) 20 000 Grippetote in Deutschland, Hamburger Abendblatt, 14.08.2003