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Unser Negativpreis hat einen neuen Namen. „Der goldene Holzweg“ macht deutlich, dass Tierversuche nicht nur grausam und absurd, sondern vor allem auch wissenschaflich der falsche Weg sind. Natürlich haben alle Tierversuche einen solchen Preis verdient. Doch mit dem Herausgreifen von fünf Beispielen wollen wir der Öffentlichkeit zeigen, was Tieren in deutschen Laboren angetan wird und wie unsere Steuergelder für sinnlose Forschung verschwendet werden. 

Die Auswahl der Kandiaten beruht auf Einträgen in unserer Datenbank-Tierversuche und diese basieren auf Fachartikeln der Experimentatoren selbst. Für den Preis 2025 haben wir Publikationen ausgewählt, die in den Jahren 2023/2024 veröffentlicht wurden. 

Der „Gewinner“

Ein Versuch, den die Firma BASF in Ludwigshafen durchgeführt hat, ist der unrühmliche Gewinner des Preises für den absurdesten Tierversuch des Jahres 2025. Dabei wurden Ratten qualvoll an einem Farbstoff erstickt. Es handelt sich um einen gesetzlich vorgeschriebenen Tierversuch, bei dem bekannt ist, dass die Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragbar sind. Die Studienautoren selbst fordern daher eine Anpassung der regulatorischen  Vorgaben. Somit hat dieser Versuch – stellvertretend für zahlreiche weitere regulatorisch vorgeschriebene Tierversuche – den Negativpreis ‚Der goldene Holzweg 2025‘ mehr als verdient. Pressemitteilung >>

Das Abstimmungsergebnis

  • 1.588 Stimmen (40,3%) für Ludwigshafen (Mäuse) 
  • 823 Stimmen (20,8%) für Tübingen (Krähen)
  • 585 Stimmen (14,8%) für Rostock (Mäuse)
  • 518 Stimmen (13,1%) für Düsseldorf (Ratten)
  • 426 Stimmen (10,8%) für Bremen (Heurschrecken))

Gesamt 3.940 Stimmen 

Vielen Dank an alle, die sich beteiligt haben! 

Die Kandidaten

Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 1

Rostock: Bei Menschen mit Magersucht ist bekannt, dass das Gehirnvolumen abnimmt. Hier sollen die Mechanismen an hungernden Mäusen untersucht werden. Die Tiere verlieren 20% ihres Gewichts und es wird gemessen, wie oft die Tiere ein Laufrad benutzen. Schließlich werden die 60 Mäuse getötet.

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Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 2

Bremen: Es wird untersucht, ob sich das Außenskelett von Insekten an erhöhte Schwerkraft anpassen kann. Dazu werden Wanderheuschrecken für zwei Wochen in einer Zentrifuge unter drei-, fünf- oder achtfacher Schwerkraft gehalten. Dabei sterben bis zu 93 % der Tiere. Mit einem Gewicht auf dem Rücken liegt die Todesrate bei bis zu 96 %. Insgesamt werden mindestens 1.154 Tiere hierfür gequält und getötet. 

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Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 3

Ludwigshafen: Ratten werden in eine enge Röhre gezwängt, aus der nur ihre Nase herausschaut. So bewegungsunfähig gemacht, müssen sie 4 Stunden lang Luft einatmen, der ein puderförmiger blauer Farbstoff beigefügt ist. Alle Tiere, die der höheren Menge des Farbstoffs ausgesetzt sind, sterben nach ein oder zwei Tagen.

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Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 4

Düsseldorf: Es soll untersucht werden, wie sich Druck auf Zahnimplantate beim Menschen auswirkt. Dazu werden Ratten jeweils zwei Löcher in die Schwanzwirbel gebohrt, in die Mini-Implantate geschraubt werden. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten werden die 61 Ratten getötet.  

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Abstimung zum absurdesten Tierversuch

Kandidat 5

Tübingen: Es wird untersucht, was in den Gehirnzellen von Krähen passiert, wenn die Tiere farbige Quadrate auf einem Monitor sehen oder nicht sehen. Gleichzeitig werden über Elektroden, die durch Bohrlöcher im Schädel in das Gehirn eingelassen sind, Hirnströme gemessen.  

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Die Details

Kandidat 1

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Institut für Anatomie, Universitätsmedizin Rostock

Tiere: 60 Mäuse

Versuchsbeschreibung: Die Mäuse werden einzeln in Käfigen gehalten, in denen sich ein Laufrad befindet. Die Tiere erhalten 10 Tage lang Futter zur freien Verfügung. In einem ersten Versuch erhalten Mäuse dann eine Woche lang nur noch 40 % der Futtermenge, die sie zuvor zu sich genommen haben. Dadurch verlieren sie 20 % ihres Körpergewichts. Im zweiten Versuch werden Mäuse ebenfalls für eine Woche ausgehungert. Dann wird ihre Futtermenge so angepasst, dass sie ihr um 20 % verringertes Gewicht halten. Während der Versuche wird gemessen, wie viel die Mäuse das Laufrad nutzen. Am Versuchsende werden die Mäuse getötet, ihr Gehirn wird entnommen und untersucht.  

Hintergrund: Bei Menschen mit Magersucht ist bekannt, dass das Gehirnvolumen abnimmt. Hier sollen die Mechanismen an hungernden Mäusen untersucht werden. Die korrespondierende Autorin führt vergleichbare Versuche bereits seit Jahren durch.

Quelle: Zimmermann A. et al. Glial cell changes in the corpus callosum in chronically‑starved mice. Journal of Eating Disorders 2023; 11(1): 227

Datenbank-ID: 5664

Kandidat 2

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Bionik-Innovations-Centrum, Hochschule Bremen

Tiere: über 1154 Wanderheuschrecken

Versuchsbeschreibung: Wanderheuschrecken werden für zwei Wochen in einer speziellen Zentrifuge unter drei-, fünf- oder achtfacher Schwerkraft gehalten. Dabei sterben bis zu 93 % der Tiere. Damit die Tiere fressen können wird in einem weiteren Versuch die Zentrifuge einmal am Tag für eine Stunde gestoppt – die Experimentatoren nennen das „Mittagspause“. Weiteren Heuschrecken werden Gewichte auf den Rücken geklebt, um erhöhte Schwerkraft zu simulieren. Je nach Gewicht sterben bis zu 96 % der Tiere. Nach zwei Wochen werden die Unterschenkel der überlebenden Heuschrecken abgeschnitten und untersucht.

Hintergrund: Es wird untersucht, ob sich das Außenskelett von Insekten an erhöhte Schwerkraft anpassen kann.

Quelle: Stamm K et al. Insect exoskeletons react to hypergravity. Proceedings of the Royal Society B 2023; 290: 20232141

Datenbank-ID: 5651

Kandidat 3

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: BASF, Experimentelle Toxikologie und Ökologie, Ludwigshafen

Tiere: 20 Ratten

Versuchsbeschreibung: Die Ratten werden in eine enge Röhre gezwängt, in der sie sich nicht bewegen können und aus der nur ihre Nase herausschaut. Über die Nase müssen sie 4 Stunden lang Luft einatmen, der ein puderförmiger blauer Farbstoff beigefügt ist. Alle Tiere, die der höheren Menge des Farbstoffs ausgesetzt sind, sterben nach ein oder zwei Tagen. Auch die Ratten, die die geringere Menge Farbstoff einatmen mussten, zeigen tagelang Störungen der Atmung. Die überlebenden Tiere werden nach 14 Tagen getötet. Gewebe aus dem Atmungssystem wird entnommen und untersucht.

Hintergrund: In der EU sind für Nanomaterialien Tests vorgeschrieben, bei denen Tiere eine Konzentration von 5 mg/l einatmen müssen. Es ist bekannt, dass solch hohe Konzentrationen die Partikeleigenschaften ändern und zur Erstickung führen können.

Quelle: Stratmann H. et al. Refinement of the acute inhalation limit test for inert, nano-sized dusts by an in silico dosimetry-based evaluation: case study for the dissolution of a regulatory dilemma. Frontiers in Toxicology 2023; 5: 1258861

Datenbank-ID: 5655

Kandidat 4

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Düsseldorf

Tiere: 61 Ratten

Versuchsbeschreibung: (Es werden Daten aus einem früheren Versuch verwendet) Bei Ratten werden unter Narkose zwei Löcher in einen Schwanzwirbel gebohrt. In diese werden Mini-Implantate aus Titan geschraubt. Die beiden Schrauben werden mit einer Feder aus Metall verbunden, die Druck auf die Implantate ausübt. Unmittelbar nach der Operation sowie zu verschiedenen Zeitpunkten danach werden die Implantate mit einem bildgebenden Verfahren untersucht. Die Tiere werden anschließend auf nicht genannte Weise getötet. Insgesamt 6 Tiere sterben vorzeitig, d.h. sie leben nicht bis zum vorgesehenen Tötungszeitpunkt.

Hintergrund: Es soll untersucht werden, wie sich Druck auf Zahnimplantate beim Menschen auswirkt – anhand von Implantaten in Rattenschwänzen.

Quelle: Kerberger R. et al. Micro finite element analysis of continuously loaded mini-implants – A micro-CT study in the rat tail model. Bone 2023; 177: 116912

Datenbank-ID: 5676

Kandidat 5

Abstimmung zum absurdesten Tierversuch

Institut: Lehrstuhl Tierphysiologie, Institut für Neurobiologie, Universität Tübingen

Tiere: 2 Rabenkrähen

Versuchsbeschreibung: Die Krähen werden narkotisiert und es wird ihnen ein Loch in den Schädel gebohrt. Durch die Öffnung werden Elektroden in das Gehirn der Tiere geschoben. Die Krähen werden vor einen Monitor gesetzt. Darauf erscheint ein graues Quadrat, das sich mehr oder weniger stark vom schwarzen Hintergrund abhebt oder der Bildschirm bleibt schwarz. Dann erscheint ein farbiges Quadrat. Der Vogel soll durch Nicken anzeigen, ob er zuvor ein graues Quadrat gesehen hat oder nicht. Je nach Farbe des zuletzt gezeigten Quadrates muss er entweder nicken, wenn er das graue Quadrat gesehen hat, oder wenn er es nicht gesehen hat. Macht er alles richtig, erhält er etwas Futter als „Belohnung“. Vor den Versuchen erhalten die Tiere keine Nahrung.

Hintergrund: Es wird untersucht, was in den Gehirnzellen von Krähen passiert, wenn die Tiere bewusst Symbole auf einem Monitor sehen oder nicht sehen.

Quelle: Wagener L et al. Conscious experience of stimulus presence and absence is actively encoded by neurons in the crow brain. Journal of Cognitive Neuroscience 2024; 36(3): 1-14

Datenbank-ID: 5704