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Ärzteverein begrüßt moderne Forschung

Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche zeigt sich erfreut, dass die Nationalen Gesundheitsinstitute in den USA (NIH) für umgerechnet rund 60 Millionen Euro (70 Millionen Dollar) die Entwicklung von Modellen menschlicher Organe auf Biochips fördern. Damit lassen sich genaue Untersuchungen zur Schädlichkeit von Arzneimitteln anstellen. Die deutsche Politik hingegen sei gegenüber einer solch anwendungsorientierten Forschung wenig aufgeschlossen und halte trotz der mangelnden Aussagekraft weiter am Tierversuch fest.

Die NIH gewähren in einem auf fünf Jahre ausgelegten Förderprogramm 17 amerikanischen Forschergruppen Mittel für die Entwicklung verschiedener dreidimensionaler Biochips, mit denen sich mittels lebenden Gewebes die Funktion und Struktur menschlicher Organe wie Herz, Niere oder Lunge lebensecht nachbilden lassen. An diesen Modellen lassen sich dann schnell, zuverlässig und kostengünstig potentielle Arzneiwirkstoffe oder schädliche Auswirkungen für den Menschen erkennen.

„Mit auf menschlichen Zellen basierenden Modellen wie Biochips ist es nahe liegend, genaue Ergebnisse zu erhalten. Mit Tests am Tier wird dagegen von vornherein der falsche Organismus erforscht. Tier und Mensch unterscheiden sich grundlegend in Körperfunktion und Stoffwechsel“ , kommentiert Dipl.-Biol. Silke Bitz, Sprecherin der Ärztevereinigung.

An der Harvard Universität wurde bereits das menschliche Darmsystem auf einem Chip simuliert. Dieses Modell ermöglicht unter anderem die Untersuchung von Darmerkrankungen wie Morbus Crohn. Insgesamt sollen zehn Organe auf einem Chip entwickelt werden, die so miteinander kombiniert werden können, dass der komplette menschliche Organismus nachvollzogen werden kann.

An der Vanderbilt Universität wird an einem Hirnmodell gearbeitet, das der Frage nachgeht, wie das menschliche Gehirn Wirkstoffe aufnimmt und verarbeitet. Mit Hilfe von auf einem Biochip angesiedelten Zellen fettleibiger Patienten wird die Rolle und Funktion des Gehirns beim Schlaganfall untersucht.

Bereits 2008 hatten die amerikanische Umweltschutzbehörde EPA und die NIH angekündigt, Chemikalien und andere Stoffe in Zukunft mit automatisierten Zellsystemen und Computermodellen testen zu wollen. Grund sei die schlechte Übertragbarkeit der Ergebnisse, die hohen Kosten und die lange Dauer von Tiertests.

„Es ist fantastisch zu sehen, dass Behörden anderer Länder das Potential der tierversuchsfreien Forschung erkannt haben und intensiv nutzen. Ebenso bedrückend ist es, dass Deutschland noch immer weitgehend an antiquierten und qualvollen Tierversuchen festhält“ , so Bitz abschließend.