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Menschliche Haut statt lebender Kaninchen

Vor wenigen Tagen wurde auf internationaler Ebene ein menschliches Hautmodell offiziell anerkannt, mit dem Substanzen auf ihre Haut schädigende Wirkung untersucht werden. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) wertet die Anerkennung der tierversuchsfreien Methode als wichtiges Etappenziel, betont jedoch die Dringlichkeit, mit der die Politik endlich den gänzlichen Ausstieg aus dem Tierversuch besiegeln sollte.

Derartige Testsysteme, die unter Namen wie EpiDerm oder EpiSkin seit Jahren im Handel sind, verwenden menschliche Haut, um zu prüfen, ob Chemikalien oder Kosmetika hautreizend sind. Künftig könnte so nach Aussage der Ärztevereinigung zahlreichen Kaninchen eine qualvolle Verätzung der Haut erspart bleiben. Im herkömmlichen Tierversuch wird den Tieren eine Substanz auf den geschorenen Rücken gerieben, um dann anhand der Schädigungen vage Rückschlüsse für das Risiko des Menschen zu ziehen.

»Die Verwendung von menschlicher Haut verspricht von vornherein im Gegensatz zum Versuch an Kaninchen eine zuverlässige Aussagekraft für den Menschen«, meint Diplombiologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ärztevereins. »Um so verantwortungsloser Mensch und Tier gegenüber ist es, nachweislich bessere tierversuchsfreie Verfahren nur so träge zuzulassen, wohingegen Tierversuchen nie ein Beweis für ihre angebliche Tauglichkeit abverlangt wurde«, so Bitz weiter. Nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche ist es zudem unverständlich, dass diese tierversuchsfreien Methoden zur Testung auf Haut schädigende Wirkung seit langem international anerkannt sind, es dem Anwender jedoch frei gestellt ist, sie anzuwenden oder aber zur vorgeblichen Absicherung zusätzlich die Testung am lebenden Kaninchen verlangt wurde.

Die neue Prüfvorschrift war bereits seit 2009 auf EU-Ebene anerkannt, bis sie nun endlich auch Eingang in offizielle OECD-Prüfkataloge gefunden hat und damit weltweit verbindlich angewandt werden muss. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der die 32 größten Industrienationen der Welt angehören, legt in ihren Richtlinien fest, wie Chemikalien für die globale Vermarktung getestet werden müssen. Im Regelfall dauert die behördliche Anerkennung einer tierversuchsfreien Methode zehn bis 15 Jahre, moniert die ÄgT.

Die bundesweit tätige Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche setzt sich für eine moderne Teststrategie ein, die sich die große Bandbreite intelligenter tierversuchsfreier Prüfmethoden konsequent zu Nutze macht. Um auf dem Weg der Abschaffung des unethischen und überholten auf Tierversuchen basierenden Systems schneller voranzukommen, fordert die Ärztevereinigung die prioritäre Förderung tierversuchsfreier Tests, deren zügige Anerkennung sowie die Streichung von Tierversuchen aus gesetzlichen Vorschriften.

Die Aufnahme der neuen tierversuchsfreien Testvorschrift in die OECD-Vorschriften wurde durch die Expertise von ICAPO erreicht, ein Zusammenschluss von Tierversuchsgegnervereinen aus Nordamerika, Europa und Japan, der einen Sitz bei der OECD hat. Die ÄgT ist durch ihre Mitarbeit bei der Europäischen Koalition zur Beendigung von Tierversuchen (ECEAE) an der Arbeit von ICAPO beteiligt.