So werden Tiere in Düsseldorf gequält
Ärztevereinigung prangert archaische Forschung an Tieren an
Düsseldorf zählt laut der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche zu den Tierversuchshochburgen Deutschlands. Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt sei besonders berüchtigt für qualvolle zahnmedizinische Tierversuche an Beaglehunden sowie neurologische Forschung an Ratten. Der Verein bezeichnet diese Forschung als wissenschaftlich unsinnig und fordert, öffentliche Gelder nicht länger in »archaische Methoden aus dem vorletzten Jahrhundert« zu stecken, sondern eine zukunftsorientierte, ethische Medizin und Forschung ohne Tierversuche zu etablieren.
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche betreibt eine Internet-Datenbank mit mehr als 4.000 aus Fachzeitschriften stammenden Beschreibungen von Tierversuchen. Die Sammlung ist ein Spiegel der tierexperimentellen Forschung in Deutschland. Dieser Übersicht zufolge rangiert Düsseldorf auf Platz 7 der Tierversuchshochburgen Deutschlands und in Nordrhein-Westfalen sogar auf Platz 1. »Ein trauriger Rekord«, findet Dr. med. vet. Corina Gericke, stellvertretende Vorsitzende des Vereins.
Angaben zu Tierversuchen in einzelnen Städten gibt es von Seiten der Bundes- oder Landesregierung nicht. »Die Unis selbst hüllen sich aus Angst vor öffentlichem Entsetzen in Schweigen, obwohl Tierversuche größtenteils mit unseren Steuergeldern bezahlt werden«, erläutert Gericke. »Mit unserer Datenbank machen wir publik, was niemand wissen soll«.
Düsseldorf ist besonders für Tierversuche mit Implantaten an Beaglehunden berüchtigt. Im Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Heinrich Heine Universität (HHU) Düsseldorf werden Beagles bis zu 20 Backenzähne gezogen, um Implantate einer Schweizer Firma mit herkömmlichen Materialien zu vergleichen. Dabei werden bei den Tieren oftmals Teile des Kieferknochens zerstört, um Knochenschäden beim Menschen nachzuahmen. »Abgesehen von dem schrecklichen Leid der Hunde, sind die Ergebnisse aus solchen Tierversuchen von vornherein unbrauchbar, weil die Knochenbeschaffenheit bei Hunden ganz anders ist als beim Menschen«, weiß die Tierärztin. »Das geben die Autoren in den Fachartikeln sogar selbst zu, dennoch wird an den archaischen Methoden festgehalten«.
Am Institut für Physiologische Psychologie der HHU werden laut Ärztevereinigung seit Jahren qualvolle neurologische Experimente an Ratten durchgeführt. Unter anderem sollen Symptome der Parkinson-Krankheit nachgeahmt werden, indem durch Injektion einer Substanz in das Gehirn bestimmte Nervenzellen zerstört werden. In einem anderen Experiment wird der Zusammenhang zwischen dem männlichen Geschlechtshormon Testosteron und Depression getestet. Die Tiere müssen in einem Wasserbassin schwimmen. Eine Ratte, die aufgibt und sich treiben lässt, wird als depressiv gewertet.
Dr. Corina Gericke hält derartige Forschung für absurd. »Sowohl Parkinson als auch Depression sind komplexe menschliche Krankheiten, deren Ursachen vielfältig und zum Teil noch gar nicht bekannt sind. Es ist vollkommen abwegig zu glauben, man könne mit so primitiven Mitteln zu sinnvollen Ergebnissen für kranke Menschen gelangen«.
Die Ärzte gegen Tierversuche fordern eine Forschung ohne Tierversuche, bei der Ursachenforschung und Bevölkerungsstudien sowie moderne tierversuchsfreie Systeme mit menschlichen Zellkulturen, Mikrochips und Computermodellen zu für den Menschen relevanten Ergebnissen führen.
Quellen
Implantate:
Frank Schwarz, Ronald E. Jung, Tim Fienitz, Marco Wieland, Jürgen Becker, Martin Sager: Impact of guided bone regeneration and defect dimension on wound healing at chemically modified hydrophilic titanium implant surfaces: an experimental study in dogs. Journal of Clinical Periodontology 2010: 37, 474-485
Datenbank-ID: 4127
Frank Schwarz, Martin Sager, Daniel Ferrari, Monika Herten, Marco Wieland, Jürgen Becker: Bone regeneration in dehiscence-type defects at non-submerged and submerged chemically modified (SLActive ®) and conventional SLA titanium implants: an immunhistochemical study in dogs. Journal of Clinical Periodontology, 2008: 35; 64-75
Datenbank-ID: 3955
Parkinson:
O.Y. Chao, J.P. Huston*, A. von Bothmer, M.E. Pum: Chronic progesterone treatment of male rats with unilateral 6-hydroxydopamine lesion of the dorsal striatum exasperates parkinsonian symptoms. Neuroscience 2011: 196, 228-236
Datenbank-ID: 4252
M.E. Pum, S. Schäble, H.E. Harooni, B. Topic, M.A. De Souza Silva, J.-S. Li, J.P. Huston, C. Mattern: Effects of intranasally applied dopamine on behavioral asymmetries in rats with unilateral 6-hydroxdopamine lesions of the nigro-striatal tract. Neuroscience 2009: 162, 174-183
Datenbank-ID: 4253
Depression und Testosteron:
T.E. Buddenberg, M. Komorowski, L.A. Ruocco, M.A. de Souza Silva, B. Topic: Attenuating effects of testosterone on depressive-like behavior in the forced swim test in healthy male rats. Brain Research Bulletin 2009: 79, 182-186
Datenbank-ID: 4242