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Mäuse sterben leidvoll für fragwürdige Krebsforschung

Am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) werden Mäusen menschliche Knochenkrebstumore implantiert. Sie leiden wochenlang und sterben qualvoll an den Folgen der Krebserkrankung. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche verurteilt die Versuche, zumal die an den Mäusen getestete Therapie bereits in menschlichen Zellkulturen als wirksam befunden und in Patienten als sicher eingestuft worden war. In der Maus-Studie konnte keine Wirksamkeit gezeigt werden.

Das Ewing-Sarkom ist eine bösartige und schwerwiegende Krebserkrankung, die meist die Knochen befällt und vor allem bei Kindern und Jugendlichen auftritt. Die Überlebenschancen der Patienten sind gering. Laut Ärzteverein bedarf es dringend einer zielgerichteten Forschung, um diese schlimme Erkrankung zu verstehen und zu heilen. „Essenziell für eine erfolgreiche Forschung ist jedoch das richtige Modellsystem“, erklärt Dr. Tamara Zietek, Wissenschaftlerin bei Ärzte gegen Tierversuche. Bis heute werden für die Erforschungen des Ewing-Sarkoms jedoch Tierversuche eingesetzt, obwohl selbst renommierte Wissenschaftler in der Fachliteratur auf die Problematik der mangelnden Übertragbarkeit auf den Menschen hinweisen.

In einer aktuellen Forschungsarbeit des DKFZ Heidelberg werden Nacktmäusen menschliche Tumore eingepflanzt, die rasant wachsen. Es soll eine Virus-basierte Therapie untersucht werden, die bereits in humanen Ewing-Sarkom-Zelllinien erforscht wurde und sogar bei erkrankten Menschen angewendet wird. „Dabei konnte noch nicht einmal eine Wirkung der Virus-basierten Therapie gezeigt werden“, kritisiert Zietek. „Obwohl eine Wirksamkeit in humanen Zellkulturen nachgewiesen wurde und Patienten bereits behandelt werden, ist die Hauptaussage der gescheiterten Maus-Studie, dass es u.a. weiterer „Tiermodelle“ bedürfe, um die Wirksamkeit dieses Therapieansatzes nachzuweisen. Das entzieht sich jeder wissenschaftlichen Logik.“

Die Mäuse in der Heidelberger Studie durchleiden wochenlang eine schwere Krebserkrankung, die mit großen Schmerzen verbunden ist. Zudem wird den Tieren, z.T. täglich, das Virus in die Tumore gespritzt. Fast alle Tiere sterben innerhalb von 36 bis 50 Tagen. Die Mäuse werden nicht einmal getötet, wenn sie im Sterben liegen, sondern man wartet, bis sie dem Krebsleiden erliegen.

Laut EU-Tierversuchsrichtlinie sind solche „schwerst belastenden“ Tierversuche, bei denen Tiere erheblichen Leiden und Schmerzen ausgesetzt sind, die länger anhalten und nicht gelindert werden können, grundsätzlich verboten. Deutschland hat diesen Passus falsch zulasten der Tiere umgesetzt. „Aber selbst mit dem laschen deutschen Gesetz hätte die Behörde den Versuchsantrag ablehnen müssen“, fordert Zietek.

Trotz der vielen Tierversuche sind die Ursachen des Ewing-Sarkoms noch lange nicht aufgeklärt. Laut aktuellem Wissenschaftsstand ist zu vermuten, dass diese in den sogenannten mesenchymalen Stammzellen liegen, erklärt die Expertin für tierversuchsfreie Forschung. Die moderne Stammzellforschung bietet gerade für die Untersuchung solcher Vorgänge exzellente humanbasierte In-vitro-Modelle. Dies sind ideale Werkzeuge für die Erforschung des Sarkoms, und man könnte direkt Zellkulturen von den erkrankten Patienten züchten, z.B. Knochen-Organoide. Das ist knochenartiges Gewebe, das im Labor aus Stammzellen eines Spenders gezüchtet wird und die Eigenschaften dieses Spenders in vitro widerspiegelt. Dies ermöglicht eine individuelle und personalisierte Analyse der Erkrankung und die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten.

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche hat das Regierungspräsidium Karlsruhe, das für die Genehmigung von Tierversuchen in Heidelberg zuständig ist, aufgefordert, derartige Tierversuchsanträge nicht mehr zu genehmigen.

Quellen

Lacroix J. et al. Preclinical testing of an oncolytic parvovirus in Ewing Sarcoma: Protoparvovirus H-1 induces apoptosis and lytic infection in vitro but fails to improve survival in vivo. Viruses 2018; 10(6). Doi: 10.3390/v10060302
Zusammenfassung unter www.datenbank-tierversuche.de (Datenbank-ID: 4914)
Scheinpflug J. et al. Journey into bone models: A review. Genes 2018; 9(5). Doi:10.3390/genes9050247