Plakataktion gegen Tierversuche in Berlin 2017
- Gemeinsame Pressemitteilung
Grausame Depressionsforschung an Tieren im Fokus
„Stell dir vor, du schwimmst in einem Eimer und es gibt kein Entrinnen“ – dazu das Bild einer Ratte, die mit ihren Pfötchen an der glatten Wand eines Wasserglases abrutscht. Mit diesem Plakat in 28 Berliner U-Bahn-Stationen machen drei bundesweite Vereine auf das Leid der Tiere im Labor und die wissenschaftliche Fragwürdigkeit von Tierversuchen aufmerksam und fordern zur Unterstützungsunterschrift auf. Ein neues juristisches Gutachten untermauert jetzt die Verbotsforderung für besonders leidvolle Tierversuche.
Ziel der Ärzte gegen Tierversuche, Bund gegen Missbrauch der Tiere und TASSO ist es, ein gesetzliches Verbot von Tierversuchen mit Schweregrad „schwer“ zu erreichen. Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums zufolge, fielen 2015 Versuche an etwa 154.000 Tieren – das sind 5,5% der insgesamt 2,8 Millionen Tiere – in diese Kategorie. Die EU sieht eine Schmerz-Leidens-Obergrenze bei Tierversuchen vor, die im deutschen Tierschutzrecht jedoch ignoriert wird. Diese mangelhafte Auslegung EU-Rechts zulasten der Tiere wird durch ein aktuelles juristisches Gutachten bestätigt.
Auch in Berlin werden Tierversuche durchgeführt, die die EU mit Schweregrad „schwer“ einstuft. So wird an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Charité bei Mäusen ein künstlicher Schlaganfall ausgelöst, indem mit einem Faden eine Hirnarterie verstopft wird. Um zu ergründen, ob dies bei den Tieren Depressionen auslöst, müssen sie in einem Wasserglas schwimmen. Es wird die Zeit gemessen, bis die Maus sich aufgibt und nicht mehr schwimmt. Dies wird als depressives Verhalten gewertet. Am Institut für Tierernährung der Tiermedizinischen Fakultät der FU werden Katzen 8 Tage lang einzeln in kleinen Käfigen gehalten, in denen sich die Tiere kaum bewegen können, um ihre Ausscheidungen auf Harnsteine zu untersuchen. Am Institut für Immunologie der Charité Campus Benjamin Franklin werden Mäuse mit einem Krebsmittel vergiftet, das zwar den Tumor eindämmt, aber die Tiere tötet.
Neben der offenkundigen Grausamkeit kritisieren die Verbände die wissenschaftlich mangelnde Relevanz solcher Versuche. So heißt es auf dem Plakat anschaulich: „Dir wird ein Antidepressivum gegeben. Schwimmst du im nächsten Versuch länger, gilt das Mittel als wirksam. So geht Medikamentenforschung!“
Die Forderung der Vereine wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland unterstützt. Einer repräsentativen Forsa-Umfrage vom März 2017 zufolge, sprechen sich 71 % der Befragten für ein gesetzliches Verbot der schlimmsten Tierversuche aus.
Weitere Infos
Kampagnen-Seite www.schwimmen-bis-zur-verzweiflung.de