Ohne Tierversuche: Lebendes Modell des menschlichen Gehirns entwickelt
Wissenschaftler der Aston Universität in Birmingham, England, haben einen neuen Weg gefunden, die Funktionen des menschlichen Gehirns zu erforschen. Das lebende Modell bestehend aus menschlichen Hirnzellen kommt vollständig ohne Tierversuche aus. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche hält den Vorstoß der britischen Forscher für wegweisend und verurteilt herkömmliche Hirnforschung mit Tieren als "mittelalterlich".
Das Wissenschaftlerteam um Professor Michael Coleman hat Zellen eines menschlichen Hirntumors so umprogrammiert, dass sie sich nicht mehr ungeordnet vermehren, sondern in Astrozyten und Nervenzellen, den am häufigsten im Gehirn vorkommenden Zellen, umwandeln. Diese Kulturen, bestehend aus den verschiedenen Zellarten des Gehirns, werden zu dreidimensionalen Zellhaufen, den sogenannten Neurosphären, aufgeschichtet.
Die Zellen in den winzigen Zellkugeln kommunizieren miteinander und leiten Signale weiter, wie im menschlichen Nervensystems. So können die Abläufe im menschlichen Gehirn im Reagenzglas studiert werden.
Coleman gibt zu bedenken, dass bisherige Behandlungsmethoden für Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen die Verfallsprozesse nicht aufhalten und außerdem häufig auch noch schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Sein Zellmodell soll Alzheimer-Forschern dazu dienen, die Krankheit besser zu verstehen, und neue Behandlungsstrategien zu entwickeln.
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche prangert insbesondere die Hirnforschung an Affen an, bei der den Tieren Elektroden in das Gehirn gebohrt werden und sie durch Wasserentzug gezwungen werden, stillzuhalten. Alzheimer oder Parkinson werden üblicherweise durch gentechnische Manipulation von Mäusen oder durch Einspritzen von Gift in das Gehirn von Ratten simuliert. "Mit solch mittelalterlichen Methoden wird man niemals kranken Menschen helfen können", ist sich Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche sicher. Die Forschung mit menschlichen Zellkulturen wie an der Aston University sei dagegen zielführend und zukunftsweisend.