Medizinnobelpreis für Krebsheilung bei Mäusen verliehen
Auszeichnung für eine Krebstherapie, die beim Menschen nur in Ausnahmefällen funktioniert
Zu Zeiten von Multi-Organ-Chips, Miniorganen und Computerprogrammen mit künstlicher Intelligenz setzt das Nobelpreis-Komitee auf Tierversuche und magere Ergebnisse aus 30 Jahren Forschung. Der Verein Ärzte gegen Tierversuche ist verwundert, dass moderne humanbasierte Forschung bei der Vergabe des Nobelpreises auch 2018 unberücksichtigt bleibt.
Jedes Jahr wird der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin an denjenigen verliehen, der „die wichtigste Entdeckung in der Domäne der Physiologie oder Medizin“ gemacht hat. 2018 geht dieser Preis an zwei Immunforscher, die eine Methode entwickelt haben, die Krebs beim Menschen durch das eigene Immunsystem bekämpfen will.
Was sich so innovativ anhört, funktioniert aber in der Realität kaum. Denn bisher konnte durch diese Immuntherapie nur einigen Patienten mit schwarzem Hautkrebs geholfen werden. Bei vielen Patienten schlägt die Therapie aber erst gar nicht an und/oder führt zu schweren Nebenwirkungen. Außerdem funktioniert die Therapie bei den häufigsten Krebsarten wie Darm-, Brust- oder Prostatakrebs fast gar nicht. Dabei waren frühere Versuche an Mäusen durchaus erfolgreich.
„Das ist wieder ein guter Beweis für die schlechte Übertragbarkeit der Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen.“ erklärt Dr. med. vet. Gaby Neumann von Ärzte gegen Tierversuche. „Der Krebs der Mäuse wird künstlich erzeugt. Außerdem unterscheidet sich die Immunreaktion von Mäusen nachgewiesenermaßen erheblich von der des Menschen.“
In der heutigen Zeit, wo personalisierte Medizin immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist es völlig unverständlich, dass ein Nobelpreis für die Entdeckung einer Krebstherapie verliehen wird, die zwar beim Tier funktioniert, beim Menschen aber nur in Ausnahmefällen Erfolg zeigt.
Dabei gibt es doch gerade in der Bekämpfung von Krebs wunderbare neue Entwicklungen. So können mittlerweile aus Tumorgewebe von Patienten kleine Minitumore hergestellt werden, an denen sich verschiedene Medikamente auf ihre individuelle Wirksamkeit testen lassen.
„Anhand dieser Methode hat man die Möglichkeit das passende Medikament gegen den Tumor bei einem bestimmten Menschen zu finden“ so Neumann, „und dass mit einer Erfolgsquote von weit über 90 % und nicht nur bei einigen wenigen ausgewählten Krebsarten.“