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Am Magdeburger Leibniz-Institut finden Hirnversuche an Affen statt, die dem gleichen Schema folgen wie bereits in den 1970er Jahren. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche kritisiert diese Praktik als »außerordentlich quälerisch« und fordert deren Verbot.

Den Magdeburger Affen wird eine besonders große Vorrichtung dauerhaft auf dem Kopf verankert. Das helmartige Konstrukt besteht aus drei Bögen und wird mit sechs durch Haut und Muskel gedrillten Stahlschrauben am Schädelknochen fixiert. Außerdem wird auf dem Schädel ein Metallzylinder über einem zwei Zentimeter großen Bohrloch angebracht, durch den Elektroden in das Hirngewebe eingeführt werden. Für die eigentlichen Experimente wird der Kopf der Tiere mit Hilfe des Halteapparates unbeweglich an einem Gestell angeschraubt. Den Affen werden über einen Lautsprecher Tonfolgen vorgespielt, während mit den Elektroden die Nervenaktivitäten gemessen werden. Die Tiere werden durch Flüssigkeitsentzug zur Kooperation gezwungen. Nur wenn sie tun, was von ihnen verlangt wird, erhalten sie ein paar Tropfen Saft. Wenn sie etwas falsch machen, sowie außerhalb der Experimente, gibt es nichts zu trinken. Manche Affen in Magdeburg müssen diese Torturen mehr als zehn Jahre ertragen. Dies gehe laut Ärzte gegen Tierversuche aus Veröffentlichungen des Leibniz-Instituts hervor.*

In München, Berlin und in der Schweiz wurden vergleichbare Versuche am Affenhirn untersagt, da nach Ansicht der Genehmigungsbehörden das Leid der Tiere höher wog als ein bloß in Aussicht gestellter medizinischer Nutzen. In Bremen dürfen die Affenhirnversuche vorläufig bis zu einem endgültigen Gerichtsurteil fortgeführt werden.

Bei solchen Versuchen reicht normalerweise zur Fixierung des Kopfes der Tiere ein Metallbolzen, der auf den Schädelknochen geschraubt wird. Dies ist nach Ansicht des Vereins zwar ebenso eine Tortur für die Tiere, der Versuchsaufbau in Magdeburg sei jedoch noch eine Steigerung des ohnehin schon hochgradig quälerischen Vorgehens. »Die an sechs Stellen in den Kopf geschraubte Kopfhalterung ist eine zusätzliche, völlig überflüssige und aus rechtlicher Sicht besonders fragwürdige Belastung für die Tiere«, kommentiert Diplombiologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärztevereinigung und fordert von der Genehmigungsbehörde, solche Versuche künftig zu verbieten.

Die Ärzte gegen Tierversuche fordern eine moderne Medizin und Wissenschaft ohne Tierversuche, anstatt an antiquierten Methoden festzuhalten, die nach Ansicht des Vereins ethisch verwerflich und medizinisch zum Scheitern verurteilt sind. »Bei Hirnversuchen an Affen geht es um die reine Befriedigung der Forscherneugier«, erläutert Bitz. »Bei Menschen werden so Hoffnungen auf Heilung geweckt, die mit Tierversuchen jedoch niemals erfüllt werden können.«

Der Verein will die Magdeburger Öffentlichkeit mit Informationsblättern über das Leid der Tiere in ihrer Stadt aufklären. Im Jahr 2008 wurden offiziellen Angaben zufolge in Deutschland rund 2,7 Millionen Tiere in Tierversuchen verwendet, davon 2.285 Affen.

Weitere Infos

Tierversuche an Affen >>

Affenversuche in Magdeburg >>

Infoblatt »Tierversuche im Brennpunkt: Magdeburg« als PDF >>

Unter www.datenbank-tierversuche.de findet sich der oben beschriebene Versuch sowie Tausende weitere Experimente an Tieren, die in Deutschland durchgeführt wurden.

 
Das Bild eines Affen in der Hirnforschung stammt aus den 70er Jahren. Seither hat sich in Magdeburg nichts geändert. Affen werden immer noch auf die gleiche Weise gefoltert. Die im Jahr 2008 aus dem Magdeburger Leibniz-Institut veröffentlichte Zeichnung* (rechts) zeigt die Vorrichtung, die Affen dauerhaft auf den Kopf geschraubt wird.*

Michael Brosch, Henning Scheich: Tone-sequence analysis in the auditory cortex of awake macaque monkeys. Experimental Brain Research 2008: 184, 349-361