„Initiative Transparente Tierversuche“ ist eine Mogelpackung
- Pressemitteilung
Ärzte gegen Tierversuche kritisiert PR-Masche der Tierversuchslobby
Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche kritisiert die aus Steuergeldern finanzierte „Initiative Transparente Tierversuche“ als „perfide PR-Masche auf Kosten von Mensch und Tier“. Die von der Tierversuchslobby am 1. Juli gestartete Plattform ist eine Art Petition pro Tierversuche, der sich eine Anzahl Forschungseinrichtungen und Firmen angeschlossen hat. Die auf die eigenen Fahnen geschriebene Transparenz sucht man laut Ärzte gegen Tierversuche jedoch vergebens.
Einige Zahlen zu Tierversuchen zu nennen, ist eine Selbstverständlichkeit und keinesfalls besonders transparent. „Der typische Tierversuch wird weiterhin mit einer Blutentnahme verglichen und damit in der Öffentlichkeit wissentlich massiv verharmlost“, kritisiert Claus Kronaus, Geschäftsführer von Ärzte gegen Tierversuche. „Tierexperimentatoren behaupten z.B., dass bei der Vergiftung von schwangeren Affen bei der Firma Covance in Münster die Tiere nicht leiden würden“, nennt Kronaus als Beispiel. Transparenz hieße auch, das Leid der Tiere zu benennen, dazu zu stehen und nicht zu bagatellisieren.
Die deutschen Wissenschaftsorganisationen seien der Gesellschaft gegenüber stattdessen verpflichtet, alles zu tun, den Tierversuch abzuschaffen und sich in Richtung tierversuchsfreier und personalisierbarer Forschung mit Mini-Organen, Multi-Organ-Chips, Computerprogrammen mit künstlicher Intelligenz etc. zu bewegen. Als Beispiel nennt der Verein die Brustkrebsforschung, an der die Fülle an bereits vorhandenen tierversuchsfreien Verfahren veranschaulicht werden kann. Aus 120.000 Publikationen zu diesem Gebiet hat das Europäische Referenzlabor EURL ECVAM die 935 vielversprechendsten tierversuchsfreien Systeme für einen Bericht ausgewählt. „Zu solchen Erkenntnissen schweigen die Pro-Tierversuchs-Initiativen natürlich, weil sie ihnen nicht in die Kommunikationsstrategie passen“, kommentiert Kronaus.
Insbesondere kritisiert der Ärzteverein die mangelnde Transparenz bei den Angaben zur finanziellen Förderung von Tierversuchen und tierversuchsfreier Forschung. Der Verein recherchiert und veröffentlicht dazu seit Jahren regelmäßig aktualisierte Übersichten. Von offiziellen Seiten gibt es zu dieser Frage nur völlig unzureichende Informationen und irreführende Aussagen. Ärzte gegen Tierversuche zufolge fließen in Deutschland weniger als 1 % der öffentlichen Gelder in die Entwicklung effizienter, tierversuchsfreier Methoden, während mehr als 99 % für als gescheitert zu geltende Tierversuche ausgegeben werden. Der Verein fordert alle der neuen Transparenzinitiative angeschlossenen und aus Steuergeldern finanzierten Organisationen – insbesondere jedoch die DFG – unmissverständlich auf, endlich konkret zu beziffern, welche Summen jeweils in die beiden genannten Töpfe fließen. „Vermutlich wird dies aber weiterhin nicht geschehen, denn damit würde deutlich werden, dass auch mit der Verteilung der Fördergelder alles getan wird, das falsche System Tierversuch lukrativ für alle daran Beteiligten zu erhalten. Dann braucht es aber auch keine die öffentliche Meinung beeinflussende Transparenzinitiative, die diesen Namen nicht verdient“, erklärt Kronaus abschließend in seinem Kommentar.
Ein Kommentar von Claus Kronaus zur „Initiative Transparente Tierversuche“
Die Tierversuchslobby in Deutschland hat eine erneute Offensive gestartet und die „Initiative Transparente Tierversuche“ am 01. Juli ins Leben gerufen. Wer nun aber hoffnungsfroh denkt, endlich die seit 2016, dem Jahr der Gründung der weiteren Initiative „Tierversuche verstehen“, versprochenen Fakten zu erhalten, wird erneut enttäuscht. Es handelt sich wie immer um „alten Wein in neuen Schläuchen“, eine lediglich neue Verpackung um weiterhin inhaltslose und falsche Behauptungen.
Letztlich verbirgt sich hinter der neuen Initiative eine Art Petition pro Tierversuche, die von verschiedenen Organisationen und Firmen unterzeichnet wird. Dort verpflichtet man sich scheinbar zur Transparenz, deren Ausgestaltung und Tiefe man aber selbst bestimmt. Dabei handelt es sich um eine längst überfällige und ganz gewiss nicht zu honorierende Selbstverständlichkeit, denn es geht bei Tierversuchen neben den Tieren auch um menschliche Gesundheit und den Einsatz von Milliarden Euro Steuergeld – jedes Jahr!
Was ist von einem solchen „Transparenz“-Ansinnen zu halten, wenn von den Trägern der Initiative das Leid der Tiere im Labor als Mythos bezeichnet und der typische Tierversuch mit einer Blutentnahme verglichen wird? Wenn Tierexperimentatoren in Münster öffentlich konkret behaupten, im Labor Covance werden schwangere Affen in Giftigkeitsprüfungen mit Sicherheit nicht gequält? Wenn katastrophale Fehlerquoten von beispielsweise über 99 % in der Grundlagenforschung an Tieren, vorgeblich zum Nutzen des Menschen, die ca. die Hälfte aller Tierversuche ausmacht, regelmäßig schöngeredet werden? Und wenn Länder wie die Niederlande, mittlerweile prominent von anderen Ländern wie Schweden unterstützt, als wissenschaftsfeindlich denunziert werden, weil sie einen Ausstieg aus dem Tierversuch und die Förderung tierversuchsfreier Forschung forcieren?
Rein gar nichts!
Öffentlich mit Steuergeld finanzierte Initiativen zum Erhalt des bewiesenermaßen gescheiterten Systems Tierversuch sind eine perfide PR-Masche auf Kosten von Mensch und Tier. Und sogar eine große Gefahr, denn sie bremsen mögliche medizinische Fortschritte!
Die deutschen Wissenschaftsorganisationen sind der Gesellschaft gegenüber stattdessen verpflichtet, alles zu tun, den Tierversuch abzuschaffen und sich in Richtung tierversuchsfreier und personalisierbarer Forschung mit Mini-Organen, Multi-Organ-Chips, Computerprogrammen mit künstlicher Intelligenz etc. zu bewegen. Nur ein Beispiel: In Europa erkrankt jede elfte Frau an Brustkrebs. Das Referenzlabor der EU (EURL ECVAM) hat 2020 einen (von insgesamt sieben geplanten) Bericht über den Stand der tierversuchsfreien Brustkrebsforschung veröffentlicht. Dazu wurden unglaubliche 120.000 wissenschaftliche Publikationen gesichtet und daraus letztlich eine Zahl von 935 der vielversprechendsten Methoden ausgewählt. Zu solchen Entwicklungen schweigen sich die Initiativen pro Tierversuch natürlich aus, weil sie nicht in deren Kommunikationsstrategie passen. Das führt aber dazu, dass solche Erkenntnisse nicht die – letztlich lebens-rettende – Durchschlagskraft entwickeln, die möglich und nötig wäre.
Neben der Verharmlosung der Tierversuche und des Totschweigens tierversuchsfreier Forschung richtet sich ein weiterer, sehr gewichtiger Kritikpunkt an die fehlende Transparenz über die Verteilung der Fördergelder in Deutschland. Dieser Faktor ist deshalb so wichtig, weil Geld eine steuernde Wirkung hat. Unser Verein recherchiert dazu seit Jahren laufend und veröffentlich die uns bekannten Zahlen sehr detailliert in einem ständig aktualisierten Bericht. Die öffentlichen Gelder für Tierversuche und für tierversuchsfreie Forschung liegen seit jeher im Verhältnis 99,x % zu 0,y %, konkret aktuell mindestens 4 Milliarden Euro p.a. für Tierversuche und höchstens 29 Millionen Euro p.a. für humanbasierte Methoden. Die Tierversuchslobby stellt diese Zahlen in Frage, liefert aber seit Jahren keine anderen Zahlen. Und das, obwohl die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) mit einem Jahresetat von 3,3 Milliarden Euro (2019) zu den führenden Organisationen der genannten Initiativen zählt und problemlos über diese Zahlen verfügen dürfte bzw. müsste.
Wir fordern hiermit alle der neuen Transparenzinitiative angeschlossenen und aus Steuergeldern finanzierten Organisationen – insbesondere jedoch die DFG – unmissverständlich auf, endlich konkret zu beziffern, welche Summen jeweils in die beiden genannten Töpfe fließen.
Das wäre ein wirklich wichtiger und richtiger Schritt und damit tatsächliche Transparenz, zu der man sich öffentlichkeitswirksam verpflichtet hat. Vermutlich wird dies aber weiterhin nicht geschehen, denn damit würde deutlich werden, dass auch mit der Verteilung der Fördergelder alles getan wird, das falsche System Tierversuch lukrativ für alle daran Beteiligten zu erhalten. Dann braucht es aber auch keine die öffentliche Meinung beeinflussende Transparenzinitiative, die diesen Namen nicht verdient!