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Rund 115 Millionen Tiere wurden im Jahr 2006 weltweit in Tierversuchen verwendet. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie aus Großbritannien. Die kürzlich im Wissenschaftsjournal ATLA* veröffentlichte Arbeit wirft erstmals ein Licht auf den weltweiten Tierverbrauch in den Labors. Nur 37 der 179 berücksichtigten Länder (21%) führen überhaupt Tierversuchsstatistiken, davon 25 in der EU. Für weitere 142 Länder wurde ein statistisches Modell entwickelt, das auf der Publikationsrate des jeweiligen Landes beruht.

Für die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche ist kein einziger dieser Tierversuche gerechtfertigt. Der Verband kritisiert außerdem die mangelnde Transparenz. Selbst in Deutschland werden längst nicht alle Tiere, die für Tierversuche sterben, erfasst. So fehlen Tiere, die für den Erhalt von gentechnisch veränderten Linien und bei der Zucht als "Überschuss" getötet werden. 

Die Autoren der Studie fanden heraus, dass es bei den Ländern mit Statistik eine Korrelation zwischen der Anzahl der Tiere und der Veröffentlichungen in Fachzeitschriften gibt. Je mehr an Tieren experimentiert wird, desto mehr Artikel werden geschrieben. Auf dieser Grundlage wurden Berechnungen für 142 Länder vorgenommen. Die offiziellen Statistiken aus den 37 Ländern, die Tierversuche zählen, unterliegen oftmals unterschiedlichen Zählweisen. So werden in Deutschland und fünf anderen Ländern auch Tiere erfasst, die für wissenschaftliche Zwecke getötet werden. Dieses wurde für die weltweite Übersicht berücksichtigt. 

Danach werden 50 Millionen Tiere in 37 Ländern verwendet und weitere 8 Millionen in 142 Ländern. Hinzu kommen Hochrechnungen für Tiere, die nur in manchen Ländern statistisch erfasst werden: Tiere, die für wissenschaftliche Zwecke getötet werden, Tiere, die für die Erstellung gentechnisch veränderter Linien getötet werden sowie Tiere, die bei der Zucht als Überschuss getötet werden. Zusammen mit diesen zusätzlichen 57 Millionen ergibt sich eine Gesamtzahl von 115 Millionen Tieren. 

Die USA liegen beim Verbrauch von Versuchstieren mit geschätzten 17 Millionen Tieren an erster Stelle. Selbst für dieses Land sind die offiziellen Angaben äußerst ungenau. Nagetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische werden dort nicht gezählt. Japan und die EU schlagen mit jeweils 11 Millionen Tiere zu Buche. In Deutschland litten und starben im Jahr 2006 mehr als 2,5 Millionen Tiere in den Labors. 

Die britischen Autoren errechneten mit Hilfe des mathematischen Modells außerdem die weltweiten Zahlen für einzelne Tierarten. Danach entfielen auf die 115 Millionen rund 105 Millionen Nagetiere, 1 Million Kaninchen, 175.000 Schweine, 140.000 Hunde, 35.000 Katzen und 87.500 Affen. 

»Es ist erschreckend, dass nur so wenige Länder Tierversuchsstatistiken führen«, so Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche. »Die Erfassung der Tierzahlen ist absolut nötig für ein Minimum an Transparenz und als Grundlage, um Entwicklungen beim Einsatz fortschrittlicher, tierversuchsfreier Forschungsmethoden dokumentieren zu können.« 

* Katy Taylor, Nicky Gordon, Gill Langley and Wendy Higgins: Estimates for Worldwide Laboratory Animal Use in 2005. ATLA 2008: 36; 327-342