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Ärzte gegen Tierversuche fordert Kursanbieter auf, tierfreie Simulationen einzusetzen

Traurige Realität: mindestens ein Drittel der Kursanbieter für chirurgische Aus- und Weiterbildung verwendet nach wie vor Tiere oder Teile von getöteten Tieren, obwohl es zahlreiche hochentwickelte menschliche Simulationsmodelle gibt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Recherche des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT), der sich mit einer neuen Kampagne dafür einsetzt, dass Chirurgen nur noch an humanrelevanten Modellen und damit im richtigen System lernen.

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche hat 59 Anbieter von chirurgischen Aus- und Weiterbildungskursen recherchiert und ermittelt, dass 23 von ihnen immer noch Tiere nutzen, während 21 auf Simulationsmethoden setzen. Bei 15 Anbietern konnte eine Tiernutzung nicht eindeutig ausgeschlossen werden. Die meisten dieser Institutionen antworteten nicht, was Anlass zu der Vermutung gibt, dass der Tierschutz hier keinen hohen Stellenwert genießt.

In der Chirurgie gibt es viele gezielte Handgriffe, die sicher beherrscht und daher in Aus- und Weiterbildung gründlich geübt werden müssen. „Dass zu diesem Zweck von manchen Institutionen noch Tiere verwendet werden, macht sprachlos: Mediziner lernen in einem falschen System, was insbesondere im Hinblick auf die Patientensicherheit unverantwortlich ist“, so die klare fachliche Einschätzung von Dr. med. Wolf-Dieter Hirsch, Facharzt für Allgemeinchirurgie, Viszeralchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie und ehemaliger langjähriger Chefarzt in der chirurgischen Abteilung eines Krankenhauses im Raum Leipzig, der sich auch seit über 20 Jahren bei Ärzte gegen Tierversuche engagiert. „Kurse dieser Art sind aus ethischen und medizinischen Gründen abzulehnen, da sie aufgrund der völlig anderen ‚OP-Situation‘ und Anatomie den Kursteilnehmern oft eine falsche vermeintliche Sicherheit vermitteln.“

Seit Jahren steht eine Vielfalt tierfreier Modelle zur Verfügung, die die menschliche Anatomie exakt widerspiegeln. Neben freiwilligen Körperspenden von Verstorbenen existieren physische Modelle, also lebensechte Dummys, die an einen simulierten Blutkreislauf angeschlossen und an denen verschiedene Techniken beliebig oft wiederholt geübt werden können. Ein Beispiel hierfür ist der TraumaMan, der in dem von dem Ärzteverein produzierten Kurzfilm „Es sind doch nur Schweine – warum Tierversuche in der chirurgischen Aus- und Fortbildung unsinnig sind“ im Fokus steht. Insbesondere erlauben aber auch moderne virtuelle Simulationen realitätsgetreue Operationen, deren Schwierigkeitslevel und Komplikationsmöglichkeiten je nach Erfahrungsstand der Auszubildenden individuell angepasst werden können. Vorteilhaft ist dabei eine lebensechte Haptik, d.h. der Chirurg fühlt die individuellen Unterschiede im Kraftaufwand und im Widerstand, wenn er Gewebe verschiedener Art virtuell präpariert, schneidet oder näht.

Ärzte gegen Tierversuche hat alle Institutionen mit Tierverbrauch schriftlich aufgefordert, keine Tiere in den Kursen zu verwenden und stattdessen humanbasierte Methoden zu implementieren. Dr. Hirsch dazu: „Ich kann für diese dringend erforderliche Umstellung keine nachvollziehbaren Hindernisse erkennen, wenn man sich vergegenwärtigt, dass auch die operative Medizin inzwischen im 21. Jahrhundert angekommen sein sollte!“

Kurzfilm "Es sind doch nur Schweine - Warum Tierversuche in der chirurgischen Aus- und Fortbildung unsinning sind"

Mit einem 3-minütigen Kurzfilm (gespielte Szene, keine Tierversuchs-Aufnahmen) 
möchte ÄgT die Situation bekannt machen und Anschub zur Änderung leisten.