Ärzteverein verurteilt Abgasversuche an Affen aufs Schärfste
Kein trauriger Einzelfall
VW ließ 2014 Affen Dieselgase einatmen, um deren angebliche Harmlosigkeit zu beweisen. Leider sind diese Toxizitätstests an Tieren kein trauriger Einzelfall sondern grausamer Alltag in deutschen Laboren.
Zehn Javaneraffen wurden vier Stunden lang in einem engen Glaskäfig eines Labors in New Mexiko eingesperrt und mussten Auspuffgase eines VW Beetles und eines alten Ford Pick-ups einatmen. Der Versuch wurde im Rahmen einer Studie durchgeführt, die zeigen sollte, dass die Schadstoffbelastung dank moderner Technik abgenommen hat.
So erschreckend dieser Versuch auch ist, er ist legal und leider kein Einzelfall, auch nicht in Deutschland. Mehr als eine halbe Million der insgesamt 2,8 Millionen Tiere, litt 2016 in Giftigkeitstests und anderen regulatorischen Versuchen. „Diese sind meist nur anzeigepflichtig, d.h. es ist nicht einmal eine Genehmigung erforderlich. Der Experimentator muss lediglich ein Formular ausfüllen, bevor er mit den qualvollen Versuchen beginnen kann“, erläutert Dr. Corina Gericke, Veterinärmedizinerin und 2. Vorsitzende des Vereins Ärzte gegen Tierversuche. Zu diesen toxikologischen Tests gehören auch Inhalationsstudien wie die oben beschriebene. 2016 wurden 1.798 Affen für toxikologische Versuche verwendet. „In den allermeisten Fällen steht am Ende der Tod, um die Organe auf Schäden zu untersuchen“, weiß Gericke.
Dabei gibt es tierversuchsfreie Forschungsmethoden, die das Tierleid stoppen können und darüber hinaus auf den Menschen übertragbare Forschungsergebnisse liefern. So haben Forscher am Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering an der Harvard University eine künstliche Lunge auf einem Chip entwickelt, mit der sich Substanzen testen lassen. Ferner besteht die Möglichkeit, Lungenzellen direkt mit Stoffen zu bedampfen. Die Zellen werden menschlichen Patienten entnommen und auf einer Membran kultiviert. Es können Erkenntnisse über die akute und chronische Toxizität eines Stoffes gewonnen werden, ohne dass ein Lebewesen diese Substanz einatmen muss.
„Um auf den Menschen übertragbare Forschungsergebnisse zu erzielen und das Leiden der Tiere zu beenden, muss dringend auf tierversuchsfreie Forschungsmethoden umgestiegen werden.“, so Gericke abschließend.