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Kaum ein Haustier erfreut sich einer größeren Beliebtheit wie der Hund. Dabei ist es den wenigsten Menschen bewusst, dass Hunde in Tierversuchen entsetzlich leiden müssen. Die beliebtesten „Versuchs“hunde sind Beagles und Foxhounds, die als besonders gutmütig gelten. Aber auch Mischlingshunde werden herangezogen. In speziellen Einrichtungen werden sie gezüchtet und können je nach Bedarf wie Katalogware bestellt werden. Das Schicksal der Tiere beginnt also bereits lange vor dem Versuch. 

Vergiftet für eine vermeintliche Sicherheit

Hunde werden in Giftigkeitsprüfungen eingesetzt, um beispielsweise Chemikalien für den Menschen angeblich sicher zu machen. So wird einer europaweit gültigen Vorschrift entsprechend an Hunden untersucht, ob und wie giftig es ist, bestimmte Substanzen wiederholt zu verschlucken. Über 90 Tage hinweg bekommen die Tiere täglich eine Chemikalie per Magensonde verabreicht. Je nach Art und Menge der Substanz kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen wie Erbrechen, Durchfall, Abgeschlagenheit, Lähmungen, Krämpfe und Tod. Viele Versuche an Hunden finden auch im Bereich der Herz-Kreislaufforschung, Chirurgie, Zahnmedizin und Kieferchirurgie statt. 

Grundlegend unterschiedlich

Schon die grundlegenden Unterschiede in Körperbau, Stoffwechsel und Lebensweise zwischen Hunden und Menschen legen nahe, dass Ergebnisse aus Versuchen an Hunden nicht auf den Menschen anwendbar sind. So ist es vollkommen absurd, einen Herzinfarkt beim Hund zu simulieren, denn die Ursachen für den Herzinfarkt beim künstlich geschädigten Tier und beim Menschen sind ganz unterschiedlich. Übergewicht, zu fleisch- und fettreiche Ernährung, Rauchen und Bewegungsmangel wurden längst als Hauptfaktoren für den Herzinfarkt beim Menschen identifiziert. Die in der Zahnmedizin durchgeführten Versuche scheitern schon daran, dass das Gebiss bei Hund und Mensch anders aufgebaut ist und sich die unterschiedliche Mundflora auf den Heilungsprozess auswirken kann. Bei kieferchirurgischen Experimenten wird außer Acht gelassen, dass der Aufbau des Hundeknochens sehr viel härter und ganz anders strukturiert ist.

Im Tierversuch werden zudem Einflussfaktoren wie Stress, ungesunde Ernährung oder Sucht (Rauchen, Alkohol), die maßgeblich für die Entstehung vieler Krankheiten beim Menschen verantwortlich sind, nicht berücksichtigt. Schon die Unterschiede in der Reaktion auf ein und dieselbe Substanz sind groß. Bei Hunden zählen versehentlich aufgenommene humanmedizinische Medikamente zu den Hauptursachen für Vergiftungen. Zum Beispiel können schon geringe Mengen Ibuprofen oder Diclofenac beim Hund tödlich wirken. Hunde können schwere Vergiftungserscheinungen auch von Schokolade, Weintrauben, Rosinen, Zwiebeln oder Knoblauch bekommen.

Das Leid der Hunde im Labor

Beagle im Versuchslabor

In Deutschland wurden im Jahr 2022 laut offizieller Statistik des Bundesinstituts für Risikoforschung rund 2,4 Millionen Tiere für Versuche verwendet. 2.877 davon waren Hunde. Über die Hälfte, nämlich 1.190 Hunde, mussten für gesetzlich vorgeschrieben Versuche, z.B. im Bereich der Giftigkeitsprüfungen leiden und sterben. 323 Hunde wurden in der Grundlagenforschung, 606 in der angewandten Forschung und 105 für die Hochschulausbildung verwendet.

2022 wurden 1.440 Hunde erstmals verwendet und 1.433 erneut verwendet, d.h., sie waren schon im Vorjahr in einem Versuch gewesen. 

Einzelne Hunde werden manchmal nach Ablauf einer Versuchsreihe nicht getötet, sondern an private Hände vermittelt. Dies darf jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass in der Regel kein Tier ein Labor lebend verlässt. Die wenigen vermittelten Tiere sind zudem meist schwer traumatisiert und finden kaum in ein normales Leben. 

Hundeversuche in Deutschland

Jahr

2013

2014

2015

2016

2017

2018

2019

2020

2021

2022

Anzahl Hunde

2.542

24.636

4.491

3.977

3.334

3.993

3.527

2.560

2.657

2.877

Tabelle: Hundeversuche in Deutschland pro Jahr. Die Zahlen beziehen sich auf erstmalig + wiederholt verwendete Tiere. 

Für eine ethische Forschung ohne Tierversuche

Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, ist es erforderlich, eine Forschung zu etablieren, die sich am Menschen orientiert. Durch Bevölkerungsstudien mit vergleichender Beobachtung von gesunden und kranken Menschen sowie Ursachenforschung können wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. Wirkstoffe können an schmerzfreier Materie wie menschlichen Zellen und Gewebe getestet werden. Mit Hilfe von Multi-Organchips, die ähnlich wie ein Minimensch funktionieren, oder Computersimulationen, die auf menschlichen Daten basieren, wird das Verhalten von Substanzen im menschlichen Körper detailliert dargestellt, was für den Menschen relevante Aussagen über möglicherweise schädliche Auswirkungen erlaubt. Im Sinne von Mensch und Tier muss das System Tierversuch auf schnellstem Wege abgeschafft werden und innovativer tierversuchsfreier Forschung, die höchste ethische und wissenschaftliche Ansprüche erfüllt, der Vorrang gegeben werden.

Tierversuche an Hunden - Beispiele

Die nachfolgenden, in unserer Internetdatenbank www.datenbank-tierversuche.de dokumentierten Beschreibungen sind Beispiele typischer Versuche, die in jüngster Zeit in Deutschland durchgeführt und in internationalen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. 

Löcher in Kieferknochen gefräst

Tiere: 4 Beagle-Hunde

Experiment: In einer ersten Operation werden den Hunden unter Narkose im Unterkiefer insgesamt 10 Zähne gezogen. Mit einem Metallfräser werden je Tier 6 Löcher in den Knochen gebohrt. Nach 12 Wochen werden in einer zweiten OP zwei Backenzähne im Oberkiefer gezogen. Die Zähne werden durchgeschnitten und entweder einer Hitze- und Druckbehandlung unterzogen oder nicht weiter behandelt. Diese Zahnteile werden in die in der ersten OP geschaffenen Löcher im Unterkiefer verpflanzt und mit einer Schraube verankert. 12 Wochen später werden die Schrauben entfernt. Die halben Zähne sind inzwischen angewachsen. Hierhinein werden nun kommerziell erhältliche Zahnimplantate aus Titan eingeschraubt. Nach 3 Wochen Heilungszeit werden alle Hunde getötet, um Gewebeproben aus den Kiefern zu untersuchen.

Bereich und Hintergrund: Implantologie, Kieferchirurgie. Es wird an Hunden untersucht, inwieweit sich Zähne mit unterschiedlicher Behandlung als Knochenaufbaumaterial im Kieferknochen eignen.

Quelle: Parvini P et al.: Microstructural volumetric analysis of vertical alveolar ridge augmentation using autogenous tooth roots. Clinical Implant Dentistry and Related Research 2020; 1-7. Doi:10.1111/cid.12947

Federführendes Institut: Poliklinik für Kieferorthopädie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40255 Düsseldorf

Herzversagen am unbetäubten Hund

Tiere: 6 Beagles

Experiment: 

Unter Narkose wird bei den Hunden ein Herzschrittmacher implantiert. Das Gerät wird zwischen den Schulterblättern unter der Haut vernäht. Ein Kabel führt durch die rechte Halsvene bis in die rechte Herzkammer. Außerdem werden ein Drucksensor in die Brustaorta eingeführt, ein Katheter in die linke Herzkammer und verschiedene Kabel werden am Herzen und auf dem Herzbeutel positioniert.

Nach der Wundheilung werden Tests unter Belastung durchgeführt. Dazu müssen die Hunde 2 x 5 Minuten mit steigender Geschwindigkeit auf einem ansteigenden Laufband laufen. Währenddessen werden die Herzfunktionen über die implantierten Sensoren gemessen.

Nach zwei Wochen wird der implantierte Herzschrittmacher zunächst für 28 Tage auf 220 Schläge pro Minute und dann für 14 Tage auf 180 Schläge pro Minute eingestellt. Normalerweise liegt die Herzfrequenz bei Hunden dieser Größe bei etwa 90. So soll ein Herzversagen beim Menschen simuliert werden.

Im Anschluss wird der Herzschrittmacher ausgestellt und die Hunde werden für 49 weitere Tage über die implantierten Sensoren überwacht. Am Ende der Versuchsreihe durchlaufen die Hunde erneut den Belastungstest und ihre Herzen werden mit Ultraschall untersucht. Die Hunde werden am Ende des Versuchs nicht getötet. Vermutlich werden sie in weiteren Versuchen eingesetzt.

Bereich und Hintergrund: Herz-Kreislauf-Forschung. Es soll ein sogenanntes Tiermodell entwickelt werden, mit dem die Rolle des autonomen Nervensystems bei Herzschwäche untersucht werden kann. Dafür wird bei Hunden mit Hilfe eines Herzschrittmachers das Herz zum Rasen gebracht, was eine Herzschwäche nachahmen soll.

Quelle: Boden K. et al.: Telemetric long-term assessment of autonomic function in experimental heart failure. Journal of Pharmacological and Toxicological Methods 2023; 124: 107480

Federführendes Institut: Bayer AG, Research & Development, Pharmaceuticals, Cardiovascular Precision Medicine 2, Aprather Weg 18a, 42096 Wuppertal

Experimente mit einem seit 50 Jahren verwendeten Medikament

Tiere: 8 Beagle-Hunde

Experiment: Die Versuche werden durch LPT Hamburg und Charles River Laboratories Edinburgh durchgeführt. Den Hunden wird das Antibiotikum Vancomycin zunächst in eine Vene gespritzt und dann oral eingeflößt. 9 Mal wird Ihnen in den nächsten 24 Stunden Blut für Analysen abgenommen. Das weitere Schicksal der Tiere wird nicht beschrieben.

Bereich und Hintergrund: Pharmakologie. Mit dem Antibiotikum Vancomycin werden seit über 50 Jahren Menschen behandelt. In diesem Experiment soll herausgefunden werden, wie sich das Mittel im Körper von Hunden verhält, wenn es oral eingenommen wird.

Quelle: Sauter M et al.: New insights into the pharmacokinetics of Vancomycin after oral and intravenous administration: An investigation in Beagle dogs. Journal of Pharmaceutical Sciences; 2020; 109; 2090-2094

Durchführendes Institut: LPT, Redderweg 8, 21147 Hamburg 

20 % des Blutes abgelassen

Tiere: 6 Foxhounds

Experiment: Um einen Blutungsschock herbeizuführen, wird den narkotisierten Hunden innerhalb von 5 Minuten ca. 20% des geschätzten Gesamtblutvolumens aus dem Körper abgeführt. Das entspricht etwa einem halben Liter. Um so viel Blut so schnell abzulassen, werden zwei Venenkatheter und ein Arterienkatheter gleichzeitig verwendet. 30 Minuten nach dem Blutungsschock wird Melatonin auf die Schleimhaut von Mund und Magen aufgetragen. Nach 30 Minuten wird das abgezapfte Blut wieder in den Körper zurückgepumpt. Weitere 60 Minuten werden Messungen durchgeführt. Jeder der sechs Hunde durchläuft 4 verschiedene Varianten des Experiments jeweils mit einer Pause von 3 Wochen dazwischen. Was danach mit den Hunden passiert, wird nicht erwähnt.

Bereich und Hintergrund: Intensivmedizin, Schockforschung. Der Einfluss von Melatonin auf die Mikrodurchblutung von Mund- und Magenschleimhaut bei einem Blutungsschock soll analysiert werden.

Quelle: Truse R et al.: Topical melatonin improves gastric microcirculatory oxygenation during hemorrhagic shock in dogs but does not alter barrier integrity of Caco-2 monolayers Frontiers in Medicine 2020; 7(510)

Federführendes Institut: Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Schmerzversuche zu einem längst etablierten Schmerzmittel

Tiere: 7 Beagle-Hunde

Experiment: Über einen Katheter in einer Vene wird den Hunden für 72 Stunden kontinuierlich das Medikament Methadon verabreicht. Mit einer Manschette wird ein Metallstift mit ansteigender Kraft auf das Vorderbein gedrückt, um einen mechanischen Schmerz auszulösen. Die Reaktion der Tiere wird beobachtet. Das Temperatur-Schmerzempfinden wird über stufenweises Aufheizen einer Manschette um den Brustkorb getestet. Die Temperaturerhöhung stoppt, wenn der Hund eine Schmerzreaktion zeigt; spätestens aber bei 50 °C. Diese Schmerzreize werden 32 Mal in bestimmten Abständen wiederholt. Neben verschiedenen Messungen werden 17 Mal Blutproben genommen. Die Hunde erleiden verschiedene Nebenwirkungen: ein Hund frisst nicht, 4 Hunde übergeben sich, es kommt zu Abfall der Körpertemperatur, Verlangsamung des Herzschlags und Benommenheit. Jeder Hund durchläuft das Experiment zweimal. Nach Abschluss der Testreihe werden die Hunde in ihre Gruppen zurückgesetzt.

Bereich und Hintergrund: Schmerzforschung. Es soll untersucht werden, ob sich Nebenwirkungen bei konstanter Methadon-Gabe verringern und ein Schmerzmodell für gesunde Hunde soll etabliert werden. Methadon ist seit den 1940er Jahren weltweit u.a. als Schmerzmittel in Gebrauch.

Quelle: Amon T et al.: Plasma levels of a methadone constant rate infusion and their corresponding effects on thermal and mechanical nociceptive thresholds in dogs. BMC Veterinary Research 2021; 17: 35

Durchführendes Institut: Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Bünteweg 9, 30559 Hannover

 

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26. Februar 2024
Dr. med. vet. Corina Gericke