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Unnütz und qualitativ schlecht

In den letzten Jahren sind mehrere Studien und Artikel in Wissenschaftsmedien erschienen, die dem Tierversuch ein schlechtes Zeugnis ausstellen. "Schlechte Vorhersagbarkeit" und "ungenügender Erkenntnisgewinn" werden dem Tierversuch attestiert. Nun wurde auch noch ein bislang übersehenes Organ bei Mäusen entdeckt, was die Aussagekraft von Mäuseversuchen noch mehr in Frage stellt. Die Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche sieht sich durch den zunehmenden Trend zur Kritik am Tierversuch in ihrer Zielsetzung bestätigt.

Giftigkeitsprüfungen am Tier würden, obwohl "oft unnütz und schlecht übertragbar" in einer "Zeitschleife" stecken, heißt es im Wissenschaftsmagazin Nature (November 2005: 438, 144-145). Viele Tiertests, die heute noch durchgeführt werden, wurden vor Jahrzehnten aus der Not heraus geboren, aber nie auf ihre Zuverlässigkeit und Aussagekraft hin überprüft. So wurde der Draize-Test, bei dem Chemikalien in Kaninchenaugen geträufelt werden, 1944 in den USA entwickelt, nachdem eine Frau erblindete, die sich mit einem teerhaltigen Färbemittel die Wimpern gefärbt hatte. Auch die Contergan-Katastrophe zog eine ganze Palette von Tierversuchen nach sich, die heute für jedes Medikament und jede Chemikalie durchgeführt werden. Doch diese Tierversuche erwiesen sich als keineswegs verbraucherschützend. "Tiertests zur Embryogiftigkeit sind nicht zuverlässig auf den Menschen übertragbar", wird Prof. Horst Spielmann von der Zentralstelle zur Erfassung und Bewertung von Ersatzmethoden zum Tierversuch (ZEBET) in Berlin in der Fachzeitschrift Nature zitiert. Kortison ist embryoschädigend bei allen Tierarten außer beim Menschen. Bei Krebstests ist die Aussagekraft von Tierversuchen nicht besser. 50 Prozent der Ergebnisse sind positiv und davon 90 Prozent falsch positiv, das heißt, Ratten und Mäuse bekommen von den Testsubstanzen Krebs, obwohl dies beim Menschen nachweislich nicht der Fall ist.

"Erkenntnisgewinn ungenügend" titelte die Süddeutsche Zeitung in ihrem Wissenschaftsteil vom 1. März 2006. Der Artikel beschäftigt sich mit mehreren tierversuchskritischen Studien der letzten Jahre und stellt das "Pauschalargument" in Frage, "dass Tierversuche zentrale Erkenntnisse für die menschliche Gesundheit" liefern würden. In einer auf zehn Jahre angelegten Langzeitstudie aus Bayern konnte nachgewiesen werden, dass bei den untersuchten tierexperimentellen Arbeiten nicht eine einzige zu neuen Therapien beim Menschen geführt hatten.

In der Online-Ausgabe von Nature vom 2. März 2006 wurde über die Entdeckung eines bislang übersehenen Organs bei der Maus berichtet (www.nature.com). Ulmer Wissenschaftler fanden eine zweite Thymusdrüse im Hals der Tiere. "Wenn noch nicht einmal die Anatomie des häufigsten Versuchstiers abschließend bekannt ist, müssen sämtliche Ergebnisse aus Versuchen mit dieser Tierart in Frage gestellt werden, insbesondere bei Verwendung von Mäusen, denen die Thymusdrüse weggezüchtet wurde," kritisiert Dr. med. vet. Corina Gericke von Ärzte gegen Tierversuche.

Für die Ärztevereinigung, die seit Jahrzehnten den Tierversuch als unwissenschaftlich und unnötig anprangert, ist der kritische Trend in den Wissenschaftsmedien eine klare Bestätigung ihrer jahrzehntelangen Bemühungen, das völlig überholte tierexperimentelle Forschungssystem durch moderne Methoden zu ersetzen.

Erst vor einer Woche kam es bei sechs Testpersonen, die ein neues Medikament eingenommen hatten, zu lebensbedrohlichen Organausfällen. In zuvor durchgeführten Tierversuchen hatte es keine Probleme mit der Substanz gegeben.