Überarbeitete Tierversuchsrichtlinie bietet Chance für Millionen von Tieren:
Ärzteverein fordert Ausstieg aus dem Tierversuch
Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche fordert von der Politik, sich im Zuge der Überarbeitung der veralteten Tierversuchsrichtlinie klar für eine Forschung ohne Tiere einzusetzen. Die in den nächsten Wochen anstehenden Abstimmungen auf EU- und Bundesebene entscheiden über das Schicksal von Millionen von fühlenden Lebewesen.
Anlässlich der derzeit stattfindenden Abstimmungen auf EU- und Bundesebene über die Inhalte der Tierversuchsrichtlinie* fordern die Ärzte gegen Tierversuche von der Politik ein klares Bekenntnis zur tierversuchsfreien Forschung und eine Abkehr vom Tierversuch. »Die Politik hat jetzt die Chance, ihre Bringschuld zu begleichen und konsequent ethisch und wissenschaftlich korrekte Wege ohne Tierleid zu gehen«, erklärt Diplombiologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Ärztevereins.
Die Ärzte gegen Tierversuche fordern in ihrer Stellungnahme an die Politik unter anderem, dass die Tierversuchsanträge der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen sowie eine Qualitätskontrolle in Form einer rückwirkenden Bewertung aller Tierversuchsprojekte. Weiter soll nach Ansicht des Ärztevereins der tierversuchsfreien Forschung höchste Priorität eingeräumt werden. Experimente an Affen sollen ausnahmslos verboten werden. »Im Zuge der Überarbeitung der Richtlinie muss eine klare Linie für den zeitnahen Ausstieg aus dem gesellschaftspolitisch untragbaren Tierversuch festgelegt werden«, so Bitz weiter.
Erst vor wenigen Tagen hatte sich der Bundesrat in einer Empfehlung an die Bundesregierung für eine deutliche Abschwächung des Kommissionsentwurfs zu Lasten der Tiere ausgesprochen. Der Ärzteverband fordert Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner auf, sich nicht der vom Tierversuch profitierenden Lobby zu beugen und keine Aufweichung zu Gunsten der Zementierung unethischer und unwissenschaftlicher Methoden zuzulassen.
Derzeit wird der Kommissionsentwurf zur Änderung der Richtlinie im Europäischen Parlament und im EU-Ministerrat, in dem Ministerin Isle Aigner die Bundesregierung vertritt, abgestimmt. Der Umwelt- und der Industrieausschuss des Parlamentes übermitteln in diesen Tagen ihre Position an den Landwirtschaftsausschuss, der für die Erarbeitung der Stellungnahme des Europäischen Parlaments zum Entwurf der Kommission zuständig ist. Die Abstimmung im Umweltausschuss am 18.02.09 war nach Ansicht der Ärzte gegen Tierversuche ernüchternd, da etliche Verbesserungen für die Tiere keine Mehrheit fanden. Am 31.03.09 wird im Agrarausschuss über die Positionen der beiden Ausschüsse abgestimmt und am 04.05.09 schließlich im Plenum.
Im Jahr 2005 wurden in der EU mehr als 12 Millionen Tiere in Experimenten verwendet, in Deutschland waren es bei der letzten Zählung im Jahr 2007 mehr als 2,6 Millionen Tiere.
* Richtlinie des Rates 86/609/EWG vom 24. November 1986 zum Schutz der für Versuche und andere wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere